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Der Weg zum eigenen Obstbaum

Im Dokument Ein Rundgang durch den Obstgarten (Seite 101-105)

Die beste Pflanzzeit

Ab Mitte Oktober füllen sich die Verkaufs-quartiere der Obstbaumschulen und die Pflanzzeit für Gehölze beginnt. Wer vor dem Winter pflanzen möchte, sollte damit bis Ende November fertig sein. Im Früh-jahr beginnt die Pflanzsaison mit den stei-genden Temperaturen ab Anfang März und endet mit dem Austrieb der Blätter Mit-te April. Falls Pflanzen im Container zur Verfügung stehen, können diese auch noch bis Mai gepflanzt werden. Beim Pflanzen gilt die Faustregel: Je früher ge-pflanzt, desto besser die Anwachsrate.

Obstgehölzkauf

Beim Einkauf von Obstgehölzen ist auf das Markenetikett des Bundes Deut-scher Baumschulen am Obstbaum zu achten. Darauf befinden sich alle wichtigen

Informationen wie Sortenname, Veredelungsunterlage, Reifezeit und even-tuell auch Angaben zur Baumform. Dieses Schlaufenetikett hat bei Obstgehölzen aus virusfreier Vermehrung die Farbe orange und garantiert Sortenechtheit. Der Preis für einen Obstbaum in Buschform liegt bei ca.

15,-E, als Halbstamm bei ca. 20,-E und als Hochstamm bei ca. 25,-E. Für Gehölze von besonderer Form oder Obstbäume in Töp-fen sowie andere Neuheiten werden auch höhere Preise verlangt. Ein passender Baumpfahl sorgt für den nötigen Halt in der Anwachsphase und sollte beim Pflanzen-einkauf nicht vergessen werden.

Welche Obstart/-sorte ist die richtige?

Um sich diese Frage selbst beantworten zu können, sollte der/die künftige Obst-baumbesitzer/in folgende Punkte prüfen:

Die Qual der Wahl

Vor dem Kauf des Obstgehölzes ist ein Gespräch mit einem/einer benachbarten Gartenbesitzer/in oder mit Mitgliedern des ansässigen Gartenbauvereins rat-sam. Man sollte sich Klarheit darüber ver-schaffen, welche Obstarten bzw. -sorten im eigenen und in Nachbars Garten vor-handen sind, die als Befruchtersorte für das etwaige Obstgehölz in Frage kom-men, und welche Obstsorten an das ört-liche Klima und die regionalen Boden-verhältnisse am besten angepaßt sind.

Empfehlenswerte Sorten für die hiesige Region sowie geeignete Befruch-tersorten werden im Kapitel „Die Obst-route“ bzw. “Wissenwertes” vorgestellt.

„Alte“ oder „neue“ Sorten?

Prinzipiell sollten nur robuste Sorten ge-pflanzt werden. Das können alte Sorten

wie die Birne ‘Köstliche aus Charneaux’, Regionalsorten wie der Apfel ‘Dülmener Rosenapfel’, aber auch Neuzüchtungen wie die schorfresistente Apfelsorte ‘Teser’

sein. Es ist nicht immer erstrebenswert, großfruchtige Sorten zu pflanzen. So be-vorzugen Kinder mittelgroße Apfelsorten wie ‘Ingrid Marie’. Bei der Wahl von Pflau-men sind selbstfruchtbare Sorten wie

‘Hauszwetsche’ oder ‘Königin Viktoria’ zu empfehlen. Als Spalierobst eignen sich fast alle Birnensorten aber nur wenige Apfels-orten (vgl. “Apfel-Spalier”, (Areal V), S. 35).

Die Frage nach dem Geschmack kann nur jeder für sich selbst beantworten (vgl.

“Fruchtqualität”, S.98). Falls Apfel- oder Birnensorten ausgewählt werden, die nach der Ernte einige Wochen lagern müssen, um die Genußreife zu erlangen (wie zum Beispiel ‘Ontarioapfel’ oder ‘Gräfin von Pa-ris’), so muß bedacht werden, daß für die Nachreife ein kühler, feuchter Lagerraum zur Verfügung stehen sollte.

Alte Apfelsorte ‘Goldparmäne’

Wie groß wird ein ‘Roter Boskoop’?

Vor dem Pflanzen informiere man sich, wie groß der ausgewählte Baum tatsächlich wird, um den notwendigen Standraum ein-planen zu können. Da alle Apfelbäume ver-edelt werden, stehen sie nicht auf ihrer ei-genen Wurzel, sondern auf einer fremden Wurzelunterlage. Diese Veredelungsunter-lage bestimmt Größe, Wüchsigkeit, Alter, Standfestigkeit und Ertragsbeginn des Obstbaumes. Gerade bei den Äpfeln gibt es eine Vielzahl von Unterlagen, die in be-liebigen Kombinationen mit den Edelsorten angeboten werden (vgl. “Apfel-Halb-stämme” (Areal VIII) zum Thema

“Veredelungsunterlagen” bzw. “Pflanzab-stand”, S. 51). So gibt es den ‘Roten Bos-koop’ auf einer schwachwachsenden Wur-zel, die dafür sorgt, daß die Krone im Alter nicht breiter als 2,50 Meter wird oder auf einer starkwachsenden Wurzel, die einen Kronendurchmesser von 12 Metern erwar-ten läßt. Es sind aber auch alle Zwischen-größen im Handel erhältlich. Fehler bei der Auswahl der Wurzelunterlage können spä-ter durch den Obstbaumschnitt kaum noch ausgeglichen werden.

Pflege

Zu den pflegeleichten Obstgehölzen zäh-len bezüglich der Schnittmaßnahmen fast alle Wildobstgehölze, Kultur-preiselbeeren und Kulturheidelbeeren, da sie nur selten geschnitten werden müs-sen. Ebenfalls relativ anspruchslos sind Brombeeren und Himbeeren, die mit ei-nem einfachen Rückschnitt nach der Ern-te auskommen. Um Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Sauerkirschbäume dau-erhaft gesund zu erhalten, benötigen sie einen jährlichen Rückschnitt mit Schere und Säge vom Pflanzjahr an. Noch mehr Schnittarbeiten verlangt das pflege-intensive Spalierobst. Hier muß neben dem Winterschnitt zwei- bis dreimal im Sommer geschnitten werden. Auch bei Kiwi und Weinrebe ist der Sommerschnitt direkt nach der Blüte ebenso wichtig wie der Winterschnitt im Februar (vgl. “Die Pflege des Obstbaumes” zum Thema

“Der Gehölzschnitt”, S. 104).

Obstgehölze sind Sonnenanbeter Mit ca. 800 Litern Regen pro Quadrat-meter und Jahr leiden besonders pilzan-fällige Obstsorten in unserer Region un-ter den Niederschlagsmengen in den Frühjahr- und Sommermonaten.

Obstbaumkrebs und Schorf vermehren sich vorzugsweise bei feuchtem Wetter und verursachen an Frucht und Holz gro-ße Schäden. Dementsprechend sollten bei der Standortwahl luftige, sonnige La-gen für Obstbäume bevorzugt werden.

Dadurch kann ein Obstbaum nach einem Regenschauer schneller abtrocknen und ist somit gegenüber den genannten Krankheiten robuster. Wärmebedürftige Obstarten wie Pfirsich, Weinrebe und Kiwi sollten jedoch geschützt gepflanzt werden.

Die idealen Bodenverhältnisse Ideal für Obstgehölze sind sandige Lehm-und lehmige Sandböden. Aber auch hu-mose Sandböden sind gut geeignet, da sie durch den Zusatz von Kompost, orga-nischen Düngern, Ton- und Gesteins-mehlen leicht verbessert werden können.

Nachteilig wirken sich Bodenver-dichtungen und ein hoher Grundwasser-stand aus. Böden mit steinigem, durch-lässigem Untergrund stellen für die meis-ten Obstgehölze kein Problem dar; der-artige Standorte werden von der Süß-kirsche sogar bevorzugt. Saure Moorbö-den werMoorbö-den lediglich von Kultur-preiselbeeren und Kulturheidelbeeren gerne angenommen. Eine Bodenanalyse kann u. a. Aufschluß über den vorherr-schenden Säuregrad geben. Er liegt für Sandböden im Bereich von pH 5,5 bis 6,0, während lehmige Sand- und sandige Lehmböden einen optimalen pH-Wert von 6,5 aufweisen sollten. Um niedrige pH-Werte zu neutralisieren, können Dünge-kalke verwendet werden. Vorsicht ist beim Einsatz derartiger Dünger bei Heidel- und Preiselbeeren geboten. Ebenfalls emp-findlich reagieren Birnen und Quitten auf zu hohen Kalkgehalt im Boden, da die Blätter dann schnell zur Chlorose (Gelb-färbung) neigen (vgl. “Die Pflege des Obstbaumes” zum Thema “Naturgemä-ßer Pflanzenschutz”, S. 105).

Anleitungen zur Entnahme von Boden-proben erhält man im Kreislehrgarten. Die Proben werden bei den Landwirtschaftli-chen Untersuchungs- und Forschungsan-stalten analysiert.

Standorte, an denen bereits Obstgehölze kultiviert wurden, sind weniger gut für den nachfolgenden Anbau mit der gleichen Obstart geeignet. Der Grund hierfür liegt in der Bodenmüdigkeit. Bodenmüdigkeit

bewirkt den Rückgang der Ertragsbildung.

Das Erdreich zeigt an den bewirtschafte-ten Stellen eine einseitige Nährstoff-verarmung in bestimmten Boden-schichten. Pflanzliche und tierische Krank-heitserreger haben sich im Laufe der Jah-re im Boden angeJah-reichert, und wachs-tumshemmende Wurzelausscheidungen der zuvor kultivierten Pflanze bewirken, daß nachfolgende Obstkulturen der glei-chen Art nicht recht gedeihen. Die negati-ven Folgen der Bodenmüdigkeit können durch einen Artenwechsel gemindert wer-den. Gute Erfahrungen wurde im Lehr-garten mit dem Nachpflanzen von Stein-obst an ehemaligen Apfelstandorten ge-macht. Hier wurde also von Kern- auf Steinobst umgestellt. Zudem sind auf der Quittenunterlage veredelte Birnen gut in einem ehemaligen Apfelquartier gewach-sen. Bei dem Nachpflanzen kann auf eine gute Bodenvorbereitung durch Humuszu-fuhr (Kompost, Gründünger) nicht verzich-tet werden. Hilfreich ist auch ein Boden-austausch im Bereich des Pflanzloches (ca. 1 - 2 Schubkarren).

Im Dokument Ein Rundgang durch den Obstgarten (Seite 101-105)