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3.2.1 Gruppenvergleiche

Die Hypothese über die Leistungen der Probanden in den neuropsychologischen Ver-fahren sagte schlechtere Leistungen der Probanden mit einer PTBS im Vergleich zu den trau-matisierten Probanden ohne eine PTBS und den gesunden Kontrollprobanden voraus. Die beiden störungsfreien Gruppen sollten sich diesbezüglich nicht voneinander unterscheiden.

Die Leistungen der drei Gruppen wurden mittels Kruskal-Wallis-Rangvarianzanalysen mit-einander verglichen. Die Leistungen der drei Gruppen in den Verfahren zur Überprüfung des intellektuellen Funktionsniveaus, der Gedächtnis- und der Informationsverarbeitungsfunk-tionen und die Ergebnisse der Vergleiche sind der Tabelle 6 zu entnehmen. Die Daten der Verfahren zur Prüfung des intellektuellen Funktionsniveaus und der Gedächtnisleistungen standen von allen 45 Probanden zur Verfügung. Im Funktionsbereich der Informationsver-arbeitung standen die Daten sämtlicher 45 Probanden in den Verfahren der WMS-R (Digit Span und Visual Memory Span) und des Trail Making Tests zur Verfügung. Die Daten der Untertests der TAP zur Überprüfung der Geteilten Aufmerksamkeit, des Reaktionswechsels und des Arbeitsgedächtnisses standen von allen 30 störungsfreien Probanden und von 14 Pro-banden mit einer PTBS zur Verfügung. Das festgelegte Signifikanzniveau für einen Overall-Effekt betrug α = 0.05. Im Funktionsbereich Informationsverarbeitung indizieren höhere Werte in den Untertests der TAP und des Trail Making Tests schlechtere Leistungen der Pro-banden. Die Ergebnisse der Vergleich sind aus Tabelle 6 ersichtlich.

Bei der Überprüfung des intellektuellen Funktionsniveaus ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in den Verfahren des HAWIE-R Allgemeines Wissen und Gemeinsamkeitenfinden (siehe Tabelle 6). Post hoc-Einzelvergleiche der Gruppen mittels Mann-Whitney-U-Test zeigten auf dem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau von α* = 0.017 in dem Verfahren Allgemeines Wissen signifikant geringere Leistungen der

47 Tabelle 6: Neuropsychologische Testergebnisse der drei Gruppen

Probandengruppen

Kontroll-probanden Prüfgröße 1 Signifikanz (n = 15)2 (n = 15) (n = 15)

Informationsverarbeitung

Mental Control Mental Control 5.2 (1.0) 5.1 (0.9) 5.6 (0.6) χ2[2]= 2.901 0.235

Legende: M: Mittelwert; SD: Standardabweichung; 1 Kruskal-Wallis-Rangvarianzanalyse ( χ2[df]); 2 in den Untertests der TAP: Arbeitsgedächtnis, Geteilte Aufmerksamkeit und Reaktionswechsel n = 14; a signifikant unterschiedlich zur Kontrollgruppe nach Bonferroni Korrektur, (Mann-Whitney-U-Test), p < 0.017

Traumatisierten Probanden ohne eine PTBS im Vergleich zu den gesunden Kontrollproban-den (U = 36.00; p = 0.001). Die Leistungen der ProbanKontrollproban-den mit einer PTBS in diesem Test unterschieden sich auf diesem Niveau nicht signifikant von den Leistungen der gesunden Kontrollprobanden (U = 62.00; p = 0.035). Im Verfahren Gemeinsamkeitenfinden erreichten die gesunden Kontrollprobanden signifikant höhere Werte als die Probanden mit einer PTBS (U = 45.00; p = 0.004) und als die traumatisierten Probanden ohne eine PTBS (U = 41.50; p = 0.002). Die Leistungen der Probanden mit einer PTBS unterschieden sich in keinem der Ver-fahren von denen der traumatisierten Probanden ohne eine PTBS (Allgemeines Wissen: U = 75.00; p = 0.126; Gemeinsamkeitenfinden: U = 100.50; p = 0.616).

Innerhalb des Funktionsbereichs der Gedächtnisleistungen ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in den Untertests der WMS-R Logical Memory II und Figural Memory (siehe Tabelle 6). Post hoc-Einzelvergleiche der Gruppen mittels Mann-Whitney-U-Tests zeigten auf dem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau von α* = 0.017 für den Untertest Logical Memory II signifikant höhere Leistungen der gesunden Kon-trollprobanden im Vergleich zu den Probanden mit einer PTBS (U = 36.00; p = 0.001) und den traumatisierten Probanden ohne eine PTBS (U = 48.00; p = 0.007). Die Gruppen der traumatisierten Probanden unterschieden sich in ihren Leistungen in diesem Verfahren nicht voneinander (U = 106.50; p = 0.803). Im Untertest Figural Memory zeigten die gesunden Kontrollprobanden auf diesem Signifikanzniveau bessere Leistungen als die Probanden mit einer PTBS (U = 46.50, p = 0.005) und unterschieden sich nicht signifikant von den trauma-tisierten Probanden ohne eine PTBS (U = 78.50, p = 0.144). Die Probanden mit einer PTBS unterschieden sich nicht von den traumatisierten Probanden ohne eine PTBS (U = 76.50; p = 0.123) in dem Test Figural Memory.

In den Verfahren zur Prüfung der Informationsverarbeitungsleistungen ergaben sich auf dem Niveau von α = 0.05 keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen (siehe Tabelle 6).

3.2.2 Analyse der neuropsychologischen Leistungen unter Berücksichtigung möglicher Störfaktoren

Siebzehn der brandverletzten Probanden waren mittels Analgosedierung behandelt wor-den. Um einen möglichen Effekt der Behandlung mittels Analgosedierung zu überprüfen, wurden die Gesamtgruppe der Probanden geteilt in eine Untergruppe mit Probanden, die nicht

analgosediert worden waren, und eine Untergruppe mit Probanden, die mittels Analgosedie-rung behandelt worden waren. Diese beiden Gruppen unterschieden sich nicht in den sozio-demographischen Daten, der seit dem Trauma vergangenen Zeit, dem Ausmaß der von der Verbrennung betroffen Körperoberfläche, den Werten im BDI und der allgemeinen psychi-schen Belastung (SCL-GSI). Die Probanden, die analgosediert worden waren, zeigten in allen Clustern der PTBS Symptomatik höhere Ausprägungen als die Probanden, die nicht analgo-sediert worden waren (Intrusionen: M = 4.76, SD = 3.71 vs. M = 1.90, SD = 1.181; U = 49.50; p = 0.037; Vermeidung: M = 5.94, SD = 4.96 vs. M = 2.18, SD = 2.52; U = 47.50; p = 0.029; erhöhtes Erregungsniveau: M = 3.94, SD = 3.63 vs. M = 1.63, SD = 2.38; U = 46.00; p

= 0.025) und in der Gesamtausprägung der PTBS (M = 14.65, SD = 10.76 vs. M = 5.72, SD = 5.72, U = 44.50; p = 0.019).

Der Vergleich der neuropsychologischen Leistungen dieser so aufgeteilten Gruppen und der Kontrollgruppe in den HAWIE-R Tests Allgemeines Wissen, Gemeinsamkeitenfinden und den WMS-R Untertests Logical Memory II und Figural Memory mittels Kruskal-Wallis-Rangvarianzanalysen ergab Unterschiede zwischen den Gruppen in allen vier Tests:

Allgemeines Wissen (χ2[2] = 9.307, p = 0.010), Gemeinsamkeitenfinden (χ2[2] = 11.051; p = 0.004), Logical Memory II (χ2[2] = 11.230, p = 0.004) und Figural Memory (χ2[2] = 8.735, p

= 0.013). Post hoc-Einzelvergleiche der Gruppen mittels Mann-Whitney-U-Test ergaben keine Unterschiede zwischen den traumatisierten Probanden, die analgosediert worden waren und denen, die nicht analgosediert worden waren: Allgemeines Wissen (M = 24.47, SD = 3.66 vs. M = 15.17, SD = 4.41; U = 104.00; p = 0.784), Gemeinsamkeitenfinden (M = 24.47, SD = 3.66 vs. M = 24.62; SD = 4.45; U = 104.50; p = 0.800), Logical Memory II (M = 21.47, SD = 6.90 vs. M = 22.33, SD = 8.73; U = 100.00; p = 0.948) und Figural Memory (M = 6.53, SD = 1.77 vs. M = 7.42, SD = 1.38; U = 59.00; p = 0.059). Es zeigten sich auf dem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau von α* = 0.017 höhere Leistungen der gesunden Kontrollpro-banden im Vergleich zu den ProKontrollpro-banden, die analgosediert worden waren, in den Tests Allgemeines Wissen (U = 53.50; p = 0.004), Gemeinsamkeitenfinden (U = 43.50; p = 0.001), Logical Memory II (U = 46.50; p = 0.002) und Figural Memory (U = 57.50; p = 0.007). Die gesunden Kontrollprobanden erbrachten auf diesem Niveau höhere Leistungen als die Pro-banden, die nicht analgosediert worden waren, in den Tests Allgemeines Wissen (U = 41.50; p

= 0.016), Gemeinsamkeitenfinden (U = 43.00; p = 0.011) und Logical Memory II (U = 36.00;

p = 0.007) und nicht in dem Test Figural Memory (U = 67.50; p = 0.149).

Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß der von der Verbrennung betroffenen Körperoberfläche, der Erkrankungsdauer, der psychopathologischen Symptomatik (BDI, SCL-GSI, MALT-S) und den beeinträchtigten neuropsychologischen Leistungen mittels Spearman-Rangkorrelationen ergab weder in der Gruppe der Probanden mit einer PTBS (n = 15) noch in der Gesamtgruppe der 30 traumatisierten Probanden auf dem Niveau von α = 0.05 signifikante Korrelationen.

3.2.3 Zusammenhänge zwischen der PTBS-Symptomatik und den neuropsychologischen Leistungen

Die Hypothese 1b sagte stärkere Beeinträchtigungen der Probanden mit einer PTBS in den neuropsychologischen Verfahren im Zusammenhang mit einer höheren Ausprägung ihrer PTBS-Symptomatik voraus. Aufgrund der signifikant geringeren Leistungen der Probanden mit einer PTBS im Vergleich zu den gesunden Kontrollprobanden in den Verfahren Allgemeines Wissen, Gemeinsamkeitenfinden, Logical Memory II und Figural Memory wur-den diese Tests in die Analyse einbezogen. Die Zusammenhänge wurwur-den mittels der Spear-man-Rangkorrelation berechnet. Die Korrelationen wurden aufgrund des erwarteten negativen Zusammenhangs einseitig auf ihre statistische Bedeutsamkeit geprüft. Die Ergebnisse sind in Tabelle 7 ersichtlich.

Tabelle 7: Zusammenhänge zwischen den PTBS-Symptomausprägungen und den neuropsycho-logischen Leistungen der Probanden mit einer PTBS (n = 15)

Neuropsychologische Verfahren

Posttraumatic Diagnostic Scale Symptomausprägungen

Korrelation 1

Intrusionen Vermeidung Erregungsniveau Gesamtscore

intellektuelles Funktionsniveau

Allgemeines Wissen -0.536* -0.230 -0.230 -0.362

Gemeinsamkeitenfinden -0.426 0.110 -0.143 -0.070

Gedächtnisleistungen

verbale Logical Memory II -0.245 -0.152 -0.171 -0.216 visuelle Figural Memory -0.507* -0.435 -0.121 -0.455 * Legende: 1 Spearman-Rangkorrelation (einseitig getestet); * p < 0.05

Eine höhere Ausprägung der Intrusionssymptomatik der Probanden mit einer PTBS ging signifikant einher mit niedrigeren Leistungen in dem Verfahren Figural Memory und

mit niedrigeren Leistungen in dem Subtest des HAWIE-R Allgemeines Wissen (siehe Tabelle 7). Weder die Ausprägung der Vermeidungssymptomatik, noch die Ausprägung des erhöhten Erregungsniveaus standen mit den Leistungen der Probanden auf dem Niveau von α = 0.05 in einem Zusammenhang.

Die Hypothese 1b sagte global einen negativen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der PTBS-Symptome der Probanden mit einer PTBS und ihren Beeinträchtigungen in den neuropsychologischen Verfahren voraus, ohne einzelne Zusammenhänge zu spezifizieren.

Daher soll über die Annahme oder Ablehnung der Hypothese in Abhängigkeit von der Über-schreitungswahrscheinlichkeit P entschieden werden, nach der k von x durchgeführten Tests signifikant werden. Von den zwölf untersuchten Zusammenhängen ergaben sich zwei signi-fikante Korrelationen zwischen der Ausprägung der PTBS-Symptome der Probanden mit einer PTBS und ihren Leistungen in den neuropsychologischen Verfahren, so dass sich eine Überschreitungswahrscheinlichkeit von P = 0.099 > α = 0.05 ergab.

Eine höhere Gesamtausprägung der PTBS der Probanden mit einer PTBS ging erwar-tungskonform mit niedrigeren Leistungen im Untertest Figural Memory einher (siehe Tabelle 7). Kein weiterer Test korrelierte signifikant mit der Gesamtausprägung der PTBS.

Auch die traumatisierten Probanden ohne eine PTBS zeigten einzelne Symptome der PTBS und erbrachten in den Tests Allgemeines Wissen, Gemeinsamkeitenfinden, Logical Memory II ebenfalls signifikant geringere Leistungen als die gesunden Kontrollprobanden, ohne sich von den Probanden mit einer PTBS zu unterscheiden. Eine Analyse der Zusam-menhänge zwischen den Ausprägungen der PTBS-Symptomatik und den Leistungen in diesen Testverfahren über alle 30 traumatisierten Probanden mittels Spearman-Rangkorrelationen ergab auf dem Niveau von α = 0.05 keine Zusammenhänge.