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diesem Bereich so gut gefällt, habe ich an den Master mittlerweile eine Promotion angeschlossen.“

Betreuungsangebote Von den rund 870 Jülicher Doktoranden und Doktoran­

dinnen sind etwa 80 Prozent in Jülich angestellt. Die Übrigen setzen sich aus Stipendiaten oder externen Doktoranden, die Anlagen und Geräte für ihr For­

schungsvorhaben nutzen, zusammen. Da die Jülicher Institutsleiter parallel zu ihrer Position am Forschungs­

zentrum immer auch an einer Hochschule tätig sind, bestehen besonders enge Verbindungen zu den Uni­

versitäten in Nordrhein­Westfalen. Von daher ist auch der größte Teil der Doktoranden an den umliegenden Universitäten eingeschrieben, die meisten (mit etwa 400 im Jahr 2014) an der RWTH Aachen, gefolgt von

den Universitäten Düsseldorf (155), Köln (74) und Bonn (58). Insgesamt verteilten sich die Promovenden im Jahr 2014 auf 54 Heimathochschulen, davon befinden sich rund fünf Prozent im Ausland.

„Ich halte die Doktorandenbetreuung für eine der wichtigsten Aufgaben des Forschungszentrums“, erklärt Prof. Dr. Uwe Rau, Direktor des Instituts für Energie­ und Klimaforschung, Bereich Photovoltaik, und wissenschaftlicher Direktor der Helmhotz­Gra du­

iertenschule HITEC – Helmholtz Interdisciplinary Doc­

toral Training in Energy and Climate Research. „Außer­

dem ist Jülich ein sehr guter Ort für Promotionsvorhaben:

Wir haben die Infrastruktur, um Wissenschaft auf höchstem Niveau zu betreiben, und wir haben Bedarf an Nachwuchs. Die Doktoranden bringen ihre gute Ausbildung mit und wir bieten ihnen die Chance, ihr Können in relevanten und anspruchsvollen Aufgaben weiterzuentwickeln“. Um die Promovenden strukturell

„Was ich mache, ist Neuland“

Miriam Menzel entwickelt Simulationen, die es ermöglichen, die Rekonstruktion von Nervenfaserrichtungen im Gehirn zu verbessern.

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zu unterstützen und einheitliche Rahmen bedingungen zu gewährleisten, wurde in Jülich ein eigenes Gremium eingerichtet: der Doktorandenausschuss, dessen Vor­

sitz Rau mehrere Jahre innehatte. „Die Promotion ist für junge Wissenschaftler die einmalige Gelegenheit eine wissenschaft liche Frage in aller Tiefe auszuloten und damit nicht zuletzt die eigenen Fähigkeiten aus­

zutesten und weiter zu entwickeln. Somit ist jede Pro­

motion eine sehr individuelle Angelegenheit, die sich aber gleichzeitig an all gemeinen wissenschaftlichen

Standards orientiert. Der Doktorandenausschuss will beiden Aspekten gerecht werden, indem er für alle Jülicher Doktoranden eine gemeinsame Grundlage schafft.“ Als eine besondere Leistung auf Instituts­

ebene empfindet Rau das Engagement der wissen­

schaftlichen Betreuer, die sich intensiv für die Dokto­

randen einsetzen.

Graduiertenschule Begleitend zur Promotion werden am Forschungszen­

trum Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Dazu gehören institutsinterne Seminare ebenso wie Kurse auf Zentrumsebene. Darüber hinaus ist Jülich über Kooperationen mit den umliegenden Hochschulen in Marco Prill bei der Vorbereitung von Proben. Die soge ­

nannte „Glove Box“ verhindert eine Verun rei ni gung der Materialien und schützt vor dem Kontakt mit giftigen Stoffen.

„Wichtig ist aus meiner Sicht, die Doktoranden nicht als Studenten, sondern als erwachsene Menschen mit einem abgeschlossenen Studium zu betrachten, die in einem wissen­

schaftlichen Projekt mitarbeiten. Wenn wir die Tendenz der Universitätsausbildung zur Verschulung in die nächste Stufe tragen, erhöhen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Doktoran­

den nicht. Dennoch ist eine begleitende Qualifikation natürlich sinnvoll. Für besonders relevant halte ich, Seminare in den Bereichen „Good Scientific Practice“ und „Projektma­

nagement“ abzuhalten, wie wir sie an unserem Institut bereits anbieten. Gute wissenschaftliche Praxis bedeutet unter anderem, die Reproduzierbarkeit der eigenen Forschungsergebnisse gewährleisten zu können. Daten sollten adäquat aufbereitet und gespeichert werden, was allerdings auch eine Frage der Ressourcen ist. Die Weiterbildung in „Projektmanagement“ wiederum schärft die Sensibilität für die Arbeit in komplexen Zusammenhängen. Jülicher Doktoranden sind in der Regel Teil eines Teams, das an einem größeren Projekt mit verschiedenen Kooperationspartnern arbeitet, oft auch an unterschiedlichen Standorten. Hier geht es darum, auf Fähigkeiten zu achten wie effektive regelmä­

ßige Kommunikation, ausreichende Dokumentation und den Aufbau einer guten Fehlerkultur.

Prof. Dr. Markus Diesmann, Direktor des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Computational and Systems Neuroscience, Forschungszentrum Jülich; Professor für Computational and Systems Neuroscience an der RWTH Aachen;

Vorsitzender des Doktorandenausschusses des Forschungszentrums

Insgesamt wurden im Jahr 2014 295 internationale und 582 natio­

nale Dokto r anden aus 51 Nationen im Forschungszentrum betreut.

Die meisten kamen aus China (102) gefolgt von Indien (23) und Russland (22).

“For my phd project I look at a certain class of magnetic materials called ‘multiferroics’ that have great potential for applications in information technology. My research often takes me to experiments at large scale facilities all over the world. Working at the Jülich Centre for Neutron Science is a great privilege as I can actually conduct a majority of my research in­house, from synthesis to characterization, as well as using internal beamtime at our outstation in Munich, the Heinz Maier­Leibnitz Zentrum; – My future? I would like to work on a space programme. I want to be the first scientist on mars. Mars could well hold secrets to naturally occurring multiferroic compounds based on its iron abun­

dance. After finishing my PhD I will start to scout out projects in this area as well as postdoc opportunities on neutron instruments. Eventually my dream is to work with NASA or the European Space Agency. In any case I will always be a scientist.”

Hailey Williamson, PhD student of Physics at Jülich Centre for Neutron Science and at RWTH Aachen University

verschiedene Graduiertenschulen und ­kollegs ein ge­

bunden, zurzeit insgesamt 20. Bei zweien davon hat das Forschungszentrum die Federführung: HITEC und BioSoft – International Helmholtz Re search School of Biophysics and Soft Matter.

„Das Schöne an HITEC ist der Kontakt zu Doktoranden aus anderen Instituten. Auf diese Weise lernt man nochmal andere Perspektiven der Energieforschung kennen, beispielsweise volkswirtschaftliche Ansätze oder Themen, die die Materialverarbeitung betreffen“, meint Marco Prill, der am Institut für Energie­ und Klimaforschung, Bereich Werkstoffstruktur und ­eigen­

schaften, auf dem Gebiet der Batteriematerialien pro­

moviert. Was Prill an der Graduiertenschule ebenfalls

sehr schätzt, ist das Mentorenprogramm. „Ich habe mir die Mentoren danach ausgesucht, dass sie Indus­

trieerfahrung haben, denn ich will später in einem Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten.“ Das Forschungszentrum empfindet Prill als sehr guten Ort für sein Promotionsprojekt: „Zum einen besteht hier das geeignete Umfeld dadurch, dass am Institut schon seit Jahrzehnten zu Materialien, unter an­

derem zu Stahlsorten, geforscht wird. Zum anderen ist die Ausstattung hervorragend. Die Glaswerkstatt bei­

spielsweise nutze ich regelmäßig. Eine sehr interes­

sante Infrastruktur ist auch der Institutsbereich des Zentrums für Engineering, Elektronik und Analytik, der chemische Analysen durchführt. Generell hatte ich

noch nie Probleme damit, Materialien oder Geräte zu National 582 (66 %) International 295 (34 %)

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bekommen. Ich fühle mich durch meine Tätigkeit hier für die Industrie gut gerüstet.“

Zusätzlich zu seiner Promotionstätigkeit ist Prill im Studium Universale aktiv, einer Organisation der Jülicher Doktoranden, die sich um die Belange der Promovie­

renden kümmert. Neben der Vertretung in relevanten Gremien des Forschungszentrums fördert die Vereini­

gung den Austausch untereinander und veranstaltet Fachvorträge.

Eine Aufgabe, die in Jülich traditionell den Doktoranden zufällt, ist die der Gästeführer, am Forschungszentrum

„Bärenführer“ genannt. Diese begleiten Besuchergrup­

pen über das Gelände und geben Auskunft zu Geräten, Anlagen und Forschungsschwerpunkten. „Ich halte es für wichtig, der Öffentlichkeit Forschung näherzu­

bringen. Darum habe ich das sehr gerne gemacht“,

erzählt David Minossi, der mehrere Jahre als Bären­

führer tätig war: „Außerdem war es eine Chance, über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs zu schauen und andere Institute kennenzu lernen.“ Minossi hat am Institut für Kernphysik des Forschungszentrums erst seine Diplomarbeit geschrieben und dann eine Promotion angeschlossen. Für seine Dissertation in der theoretischen Physik, die eine Vielzahl von Rech­

nungen erforderte, benötigte er auch den Zugang zum Jülicher Höchstleistungsrechner. Die Arbeitsbedingun­

gen hat er als sehr gut erlebt: „Meinen Betreuer konnte

“The German Research School for Simulation Sciences is very well organized by both the outstanding university RWTH Aachen and the prominent research center Forschungszentrum Jülich. Simulation is always such an exciting subject that through computers we discover and predict new phenomena. The lectures I like most are Quantum Mechanics and Parallel Computing. In the future I would like to do research involving high performance computing and physics.

I hope I can apply what I have learned to make interesting and powerful applications.”

Qian Zhang, Master student at the German Research School for Simulation Sciences and at RWTH Aachen University

Wechsel in die Wirtschaft: David Minossi führt inzwi­

schen Risikoanalysen für Banken durch – seine Erfah­

rungen im Umgang mit großen Datenmengen sind ihm dabei sehr von Nutzen. Das Bild zeigt ihn mit JUQUEEN, dem schnellsten Jülicher Superrechner.

ich jederzeit fragen, das war schon hervorragend. Man kann sich nichts Besseres wünschen.“ Bereits in der Endphase der Promotion hat sich Minossi entschieden, in die Wirtschaft zu gehen, um nochmal einen anderen Bereich jenseits der Forschung kennenzulernen: „Ich arbeite jetzt in einer Consultingfirma. Wir machen Fachberatung für Banken, konkret geht es um Risiko­

analyse und Modellierung. Hier werden die grund­

legenden Fähigkeiten eines Physikers benötigt:

Erfahrung mit Rechnungen aller Art und Problem­

lösungsbewusstsein.“

Qualifizierte Kandidaten gesucht Welche Qualitäten sollten Doktoranden, die sich in Jülich um eine Promotionsstelle bewerben, nun mit­

bringen? „Gute Englischkenntnisse sind wichtig, weil wir internationale Arbeitsgruppen haben, und wir

suchen Leute, die interdisziplinär arbeiten können.

In unserem Institut sind zudem Kenntnisse in den Neu­

rowissenschaften erforderlich. Insbesondere wenn jemand schon mit bildgebenden Verfahren gearbeitet hat, hat sie oder er gute Chancen“, erläutert Prof.

Dr. Peter Weiss­Blankenhorn, der die Arbeitsgruppe

„Motorische Kognition“ am Institut für Neurowissen­

schaften und Medizin, Bereich Kognitive Neurowissen­

schaften, leitet und als Professor für Kognitive Neuro­

logie an der Universität Köln tätig ist. Außerdem ist er im Jülicher Doktorandenausschuss aktiv. Das Institut bemüht sich aktiv um wissenschaftlichen Nachwuchs durch Ausschreibungen in Online­Börsen oder via Mail­

inglisten an den Universitäten. Weiss­Blankenhorn hat beobachtet, dass es schwieriger geworden ist, gute Kandidaten zu finden. „Es liegt nicht daran, dass die Ausbildung schlechter geworden ist; stattdessen hat die Zahl der Stellen in unserem Bereich so zugenom­

men, dass die Leute dort bleiben können, wo sie sind.

Meistens ist bereits an der Hochschule eine An­

schlussfinanzierung möglich. Mobilität ist nicht mehr notwendig, sondern eine freie Entscheidung.“ Um den wissenschaftlichen Nachwuchs noch weiter zu för­

dern, wird am Institut auch darüber nachgedacht, welche Zusatzangebote von Interesse wären. Denk­

bar sind beispielsweise Fortbildungen, die methodi­

sche Kenntnisse der Kandidaten – sei es in Statistik oder in Programmierung – weiter vertiefen, so Weiss­

Blankenhorn.

Insgesamt ist geplant, die Studierenden­ und Dokto­

randenbetreuung am Forschungszentrum in den kom­

menden Jahren auszubauen. Die Kooperationen mit den Universitäten sollen weiterentwickelt und die unterstützenden Strukturen für Nachwuchswissen­

schaftler verstärkt werden.

Querschnittswissen: Doktoranden, die am Jülicher Institut für Energie­ und Klimaforschung promovieren, erhalten ein zusätzliches Fortbildungsangebot durch die Graduiertenschule HITEC.

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„Wir verfolgen eine Kultur des