• Keine Ergebnisse gefunden

juelich_horizons Nachwuchsförderung im Forschungszentrum Jülich

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "juelich_horizons Nachwuchsförderung im Forschungszentrum Jülich"

Copied!
48
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

juelich_horizons

Nachwuchsförderung im Forschungszentrum Jülich

(2)

2 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Vorwort 4

Nachwuchsförderung entlang

der gesamten Bildungskette: juelich_horizons 5

Kinder und Jugend liche früh

für Wissenschaft begeistern: juelich_impulse 7

Experimente für Schüler 8

Jüngere Kinder erfahren ein Thema über ihre Sinne – Oberstufenschüler finden Lösungen

„Probiert es aus! Versuch macht klug“ 14 Interview mit Dr. Norbert Drewes

Berufsausbildung und duales

Studium mit Zukunft: juelich_tracks 17

Exzellente Perspektiven 18

Fachkräfte, die am Forschungszentrum ausgebildet wurden, sind sehr begehrt

„Die Summe meiner Fehler und Erfolge 24 bildet meine Berufserfahrung“

Interview mit Thomas Muckenheim

INHALT

(3)

Studium und Dissertation

als Karrieresprungbrett: juelich_chances 27

Strukturierte Graduiertenausbildung 28 Graduate Schools, Fortbildungsprogramme, Institutsseminare: Promovenden werden intensiv begleitet

„Wir verfolgen eine Kultur des

frühzeitigen Hinsehens“ 34

Interview mit Prof. Dr. Uwe Rascher

Spitzenkräften Karriereoptionen

bieten, Mobilität fördern: juelich_heads 37

Das Beste herausholen 38

Beim Start in die Forscherlaufbahn werden Postdocs durch verschiedene Förderprogramme unterstützt

„Das Wichtigste ist immer, den

Betrieb am Laufen zu halten“ 44

Interview mit Dr. Markus Boner

Impressum 47

(4)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Nachwuchsförderung entlang der gesamten Bildungskette:

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich freue mich, Ihnen mit der vorliegenden Broschüre ein The­

ma vorstellen zu können, das am Forschungszentrum einen besonderen Stellenwert genießt: die Nachwuchsförderung.

Ziel ist es, wissenschaftliches Interesse auf allen Stufen der Bildungskette zu unterstützen. So verfügt Jülich unter dem Dach des Konzeptes „juelich_horizons“ über ein breites Ange­

botsspektrum: von Projekten für Schüler über Ausbildungs­

berufe bis hin zu Programmen für Doktoranden und Postdocs.

Dabei engagieren sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Forschungszentrums quer über alle Institute und Verwal­

tungsbereiche: Wissenschaftler erklären Schülern ihre For­

schung, betreuen Auszubildende im Labor und gestalten Doktorandenprogramme. Fachleute aus der Administration sorgen für gute Rahmen bedingungen und stellen ebenfalls Ausbildungsplätze zur Verfügung. In vielen Fällen ist das Engagement sehr zeitintensiv und geht auch über die eigent­

liche Arbeitszeit hinaus.

Umso mehr Anlass, stolz auf die Zahlen zu sein: etwa 4.500 Kinder und Jugendliche, die jährlich ins Forschungszentrum kommen, circa 350 Auszubildende in mehr als 20 verschie­

denen Berufen, über 870 Doktoranden und rund 300 Post­

docs – eine gute Grundlage, um unser Angebot in Zukunft noch weiter auszubauen.

Vorerst wünsche ich Ihnen jedoch viel Freude bei der Lektüre!

Vorsitzender des Vorstands, Forschungszentrum Jülich

4

(5)

Im Rahmen von „juelich_horizons“ bietet das Forschungszentrum entlang der gesamten Bildungskette zahlreiche Perspektiven. Ziel ist es, in allen Bildungs­ und Karrierestufen Exzellenz zu generieren und im interna­

tionalen Wettbewerb die besten Köpfe von morgen zu gewinnen. Als multi­

programmatisch aufgestellte Forschungseinrichtung kann Jülich von einer besonderen Dynamik profitieren, die sich an vielfältigen Schnittstellen zu Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Förderorganisationen ergibt.

Das kommt auch den Nachwuchskräften zugute.

Durch verschiedene Aktivitäten werden junge Talente gefördert und begleitet.

Dabei umfasst das Nachwuchsdach vier Bereiche: juelich_impulse spricht Kinder und Jugendliche ab dem Kindergartenalter über alle Schulformen hinweg an. juelich_tracks richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene in der Ausbildungs­ und frühen Erwerbstätigkeitsphase. juelich_chances ist Studierenden und Graduierten gewidmet und juelich_heads adres­

siert Nachwuchswissenschaftler* in der Postdoc­Phase.

juelich_horizons

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Personenbezeichnungen gelten für beide Geschlechter.

(6)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

6

Kinder und Jugend liche früh für Wissenschaft

begeistern:

(7)

Jährlich besuchen rund 4.500 Kinder und Jugend liche das Forschungszentrum: Im Rahmen von Schulklassen­

besuchen erleben sie Forschung in den Instituten oder nutzen die Angebote des Jülicher Schülerlabors JuLab.

Rund 320 Schüler und Schülerinnen erhalten da rüber hinaus pro Jahr im Rahmen eines Praktikums in Insti­

tuten und Geschäftsbereichen einen ersten Eindruck der Berufswelt auf dem Campus. Mit verschiedenen Aktivitäten, wie „Girls Days“ und der Kooperation mit dem Mädchengymnasium Jülich, soll das Interesse von Mädchen für die sogenannten MINT­Fächer geweckt werden – also für Mathematik, Informatik, Naturwissen­

schaften und Technik.

Das Forschungszentrum ist zudem Gastgeber des jährlichen „Jugend forscht“­Regionalausscheids und engagiert sich mit Ferienschulen für besonders inter­

essierte und begabte Kinder und Jugendliche.

8 bis 10 sowie 10 bis 12 beziehungsweise 13, deren Interesse an den MINT­Fächern bereits erfolgreich geweckt wurde. Ihnen wird in gemeinsamen Aktivitäten von JuLab, Zentraler Berufsausbildung und Instituten eine differenzierte Auseinandersetzung mit aus­

gewählten Inhalten und deren beruflicher Re levanz er­

möglicht. Mit der Einführung des Jülicher Konzepts für Berufsfindungspraktika JuBOP werden neue, flexible Orientierungs angebote eröffnet. Die Praktikumsdauer reicht von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen und kann schulbegleitend oder am Stück gestaltet wer­

den. Dabei sind sowohl Einblicke in ein ganzes Berufs­

feld als auch in einen konkreten Aus bildungsberuf möglich. Allen Praktikums formen ist gemeinsam, dass sie ein persönliches Beratungsgespräch und ein Be­

werbungstraining (Vorbereitung auf Einstellungstest und Tipps zum Vorstellungsgespräch) beinhalten.

Zukünftig wird die Jülicher Nachwuchsarbeit verstärkt auch Kinder aus dem Kindergarten­ und Grundschul­

bereich in den Blick nehmen. Bereits Kleinkinder und Vorschulkinder entwickeln mathematische und natur­

wissenschaftliche Kompetenzen, die es frühzeitig zu fördern gilt.

Dementsprechend wird auch die geplante Kinder­

tagesstätte als ein Modul in der Jülicher Bildungskette konzipiert. Angestrebt wird eine Anbindung an das pädagogisch­didaktische Konzept der Stiftung „Haus der Kleinen Forscher“.

Ein weiterer wichtiger Abschnitt innerhalb der Bildungs­

biographie ist das Zeitfenster, in dem die berufliche Orientierung stattfindet. Unter dem Motto „Talente erkennen, Weichenstellungen begleiten“ bietet das Forschungszentrum Projekte zur Berufsorientierung.

Angesprochen werden Schüler der Jahrgangsstufen

juelich_impulse

(8)

8

Experimente für Schüler

Jüngere Kinder erfahren ein Thema über ihre Sinne – Oberstufenschüler finden Lösungen

eurer Mit schüler.“ Am heutigen Tag beschäftigen sich die Schüler mit der Frage: „Wie viel Ethanol kann Hefe aus verschiedenen Zuckern produzieren?“. Es gibt mehrere Tische mit Experimentieranordnungen, um die herum sich jeweils vier Teilnehmer gruppieren. Auf den Tischen befinden sich die Versuchs materialien:

Zucker, Hefe, Geräte. Dabei erhalten die verschiede­

nen Gruppen unterschiedliche Zuckerarten – Glucose, Fructose und Saccharose. Die Jugendlichen machen sich mit Eifer ans Werk. Sie hantieren souverän mit den verschiedenen Geräten; es ist erkennbar, dass sie nicht zum ersten Mal im Labor stehen. Da ihr Gymna­

sium zu den Kooperationsschulen des Forschungszen­

trums gehört, sind sie regelmäßig in Jülich.

Die Experimentierphasen nehmen einige Zeit in An­

spruch, wobei die Schüler gehalten sind, den Ablauf im Laborbuch festzuhalten. Dabei gilt: Fehlerhafte Auf­

zeichnungen nie ausradieren, immer nur ausstreichen.

Wenn ein Versuch nach einigen Wochen wiederholt wird, lassen sich Fehlerquellen so leichter aufspüren.

Für Kinder und Jugendliche – und auch für Lehrer – gibt es am Forschungszentrum ein besonderes Angebot: das Schülerlabor JuLab. Die Einrichtung verfügt über modernste Ausstattung, mit der sich Experimente in den Bereichen Physik, Technik, Chemie und Biologie durchführen lassen. An den Veranstaltungen des JuLabs nehmen Schüler und Schülerinnen aller Jahrgangsstufen teil: von der Grundschule bis zum Abitur. Inhaltlich stehen alle Aktivitäten in Bezug zur Jülicher Forschung.

„Im Labor bitte nichts essen, nichts trinken, nicht Kaugummikauen. Denn auf den Arbeitsflächen könn­

ten Bakterien oder Chemikalienreste sein, mit denen ihr euch sonst kontaminieren würdet“, so weist Florian Herff, Studen tische Hilfskraft im JuLab, eine Gruppe von Oberstufenschülern des Kreisgymnasiums Heinsberg ein. „Für den Schutz der Augen tragen wir Schutzbrillen. Wenn ein Notfall eintritt und dennoch etwas ins Auge spritzt, ist die Augendusche zu benut­

zen! Achtet auf eure Sicherheit, aber auch auf die

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Im JuLab: Schüler brüten über der Frage des Tages.

(9)

Schließlich sind alle Arbeitsgruppen fertig und verglei­

chen ihre Ergebnisse untereinander. Schnell wird klar, welcher Zucker für die Ethanolproduktion aus ökono­

mischer Perspektive am besten ist: Saccharose, der gewöhnliche Haushaltszucker.

Angebote für alle Altersklassen Etwa die Hälfte aller Veranstaltungen im JuLab sind Besuche von Schulklassen, die sich einen Tag lang mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Weitere 30 bis 40 Pro zent entfallen auf die Arbeit mit Koope ­ ra tionsschulen. Das JuLab arbeitet mit mehreren Schulen aus der Region zusammen, die regelmäßig ausgewählte Schüler ins Forschungszentrum schicken.

Zu den übrigen Aktivitäten zählen neben den Forscher­

und Berufsfindungswochen für Schüler in den Ferien auch Fortbildungen für Erzieher und Grundschul lehrer, Lehramtsanwärter und Lehrer der Sekundar stufen 1 und 2.

Insgesamt bietet das JuLab Experimente für Schüler von der vierten Klasse bis zur Oberstufe an. Wissen­

schaftliche Themen werden dafür didaktisch auf­

bereitet. „Ein Beispiel ist das Thema Boden. Das erforschen die Kleinen mithilfe einfacher Versuche auch über ihre Sinne“, erläutert Karl Sobotta, Leiter des Schüler labors, „sie untersuchen, woraus Boden besteht, wie er riecht oder wie viel Wasser er spei­

chern kann. Die Großen wiederum konzentrieren sich auf einzelne Aspekte des Bodens und beschäftigen sich mit Fragen wie ‚Welchen Einfluss hat saurer Regen auf Eisen im Boden?‘“ Die Antwort lautet dann:

Saurer Regen ist für Böden so kritisch, weil er Eisen und andere Spuren elemente, die für Pflanzen wichtig sind, herauswäscht.

„Generell geht es darum, dass die Jugendlichen lernen, experimentell Antworten zu finden. Sie stellen eine Hypothese auf, führen den Versuch durch, verifizieren, falsifizieren und präsentieren das Ergebnis – so wie die Wissenschaftler das auch machen. Voraussetzung

„Das wünscht man sich für die Schule“

Verteilung auf Schulformen Im Jahr 2014 wurden 4.104 Schü­

ler im JuLab betreut. Davon waren 1.709 Jungen und 2.395 Mädchen.

Sie verteilten sich auf folgende Schul formen:

Gymnasium 44

Realschule 1

Gesamtschule 24

Hauptschule 1

Grundschule 13

Andere Schulen 17

Gesamt 100

Formate

Tagestermine 133

Kooperationen 24

Projekte 30

Sonderveranstaltungen 3

(10)

10 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

„Zu den Zielen unserer Kindertagesstätte gehört es, die Kinder spielerisch an Wissenschaft und Technik heranzu­

führen. Wir wollen, dass sie lernen, Fragen zu stellen, und dann herausfinden, wie sie Antworten erhalten können. Von Zeit zu Zeit laden wir Forscher ein – in der Regel Eltern von Kindern –, sich Experimente für uns auszudenken. Eine Gelegenheit, sich intensiver mit einem Gegenstand auseinanderzusetzen, bieten Projektwochen. Ein Beispiel ist der Kurs zum Thema Wasser. Hier beschäftigen sich die Kinder mit verschiedenen Fragen: Wo kommt das Wasser her? Wo geht es hin? Wofür braucht man es? Sie lernen dann beispielsweise, dass der Regen in den Boden sickert und dort von den Pflanzen aufgenommen wird. Ein Experiment besteht darin, zu messen, wie viel Regen an einem bestimmten Tag fällt. Ein anderer Versuch zeigt, wie Pflanzen trinken. Dafür färben die Kinder Wasser, füllen es in ein Glas und stellen eine Tulpe hinein. Der Stengel der Blume wird dann farbig.“

Petra Jerrentrup, Vorsitzende des Vereins Kleine Füchse e. V.

dafür ist, dass sie sich im Labor zurechtfinden und mit Messgeräten umgehen können“, erklärt Sobotta. „In der Regel haben Schüler jedoch wenige Berührungs­

ängste, was die Handhabung von modernen Laborgerä­

ten betrifft. Sie schalten sie ein und probieren sie aus.“

Florian Herff, der seit drei Jahren Schülergruppen im Labor anleitet, studiert die Fächer Biologie und Che­

mie auf Lehramt an der RWTH Aachen. Aus der Arbeit im JuLab nimmt er viel mit. „Hier habe ich Interdiszi­

plinarität kennen und schätzen gelernt. Unsere Experi­

mente decken verschiedene Aspekte eines Themas

ab: biologische, chemische und physikalische. Das entspricht den Gegebenheiten in der Natur besser als die Aufteilung in einzelne Fächer.“ In seine spätere Berufstätigkeit als Lehrer möchte er seine Erfahrungen aus dem Schülerlabor einfließen lassen: „Bei uns kön­

nen sich Versuche über mehrere Tage erstrecken, während sie in der Schule oft auf 45 Minuten begrenzt sind. Grundsätzlich denke ich, in den Schulen sollte mehr Projektarbeit gemacht werden. Sich eine Woche lang mit einem Thema zu beschäftigen, hat einen ganz anderen Charakter als ein­ bis zweimal pro Woche eine Stunde Chemieunterricht zu haben. Wenn man

sieht, wie die Schüler hier arbeiten – wie selbstver­

ständlich und professionell – dann wünscht man sich genau das doch für die Schule.“

Das Kreisgymnasium Heinsberg, dessen Oberstufen­

schüler Herff unter anderem betreut, ist eine Koopera­

tionsschule des Schülerlabors. Bei ihren regelmäßigen Besuchen werden die Schüler von Marion Maybaum begleitet, die Biologie, Chemie und Mathematik unter­

richtet. Maybaum hat mit dem JuLab gute Erfahrungen gemacht: „Den Schülern macht das sehr viel Spaß; sie fragen schon zu Beginn des Schuljahres, wann wir

(11)

wieder nach Jülich fahren.“ Jährlich werden etwa 56 (jeweils 14 aus den Jahrgangsstufen 7 bis 10) Teilneh­

mer ans Forschungszentrum geschickt. „Wir wählen die guten Schüler aus, weil sie zum einen mehr mitnehmen und es für uns eine gute Möglichkeit der Spitzenförde­

rung darstellt. Zum anderen fällt es diesen Schülern auch leichter, den versäumten Unterrichtsstoff eigen­

ständig nachzuarbeiten“, erklärt Maybaum. „Es gibt im­

mer mehr Interessenten als Plätze. Insgesamt haben wir für jede Jahrgangsstufe etwa vier Termine pro Schul­

jahr.“ Als besonderen Vorteil empfindet Maybaum, dass die Schüler Themen in einem anderen Kontext erfahren.

„Sie erhalten auf diese Weise eine breitere Perspektive.

Außerdem gelingt es dem JuLab gut, Aktualitätsbezüge herzustellen.“

Ferienkurse Neben den Angeboten für Schulen gibt es am For­

schungszentrum auch ein Programm für die Ferien, mit einem besonderen Angebot für Mitarbeiterkinder.

So wird jedes Jahr im Sommer eine Themenwoche für Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren veran­

Schüler und Schülerinnen aus ganz Deutschland nehmen die Angebote des JuLab gerne in Anspruch; die meisten kommen jedoch aus Nord rhein-West falen, unter anderem aus den folgenden Orten:

Aachen Bad Honnef Bonn Duisburg Düren Düsseldorf Grevenbroich Gummersbach Heinsberg Hilchenbach Jülich Kamp­Lintfort Köln

Leverkusen Mönchengladbach Monheim Neuss Pulheim Schwalmtal Solingen Voerde Wiehl Willich Wuppertal Zülpich

„Jugend forscht“: Der Regionalausscheid des Wett­

bewerbs findet regelmäßig am Forschungszentrum statt. Hier ein Projekt zum Einfluss von Beleuchtung auf Gartenkresse.

(12)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

12

staltet; ein Beispiel ist das Thema „Energiedetektive“.

Hier lernen die Kinder Energiekreisläufe der Natur ken­

nen und beschäftigen sich mit der Frage, wo Energie herkommt und welche Auswirkungen verschiedene Technologien der Energiewandlung auf unsere Umwelt haben.

Bei einem der letzten Ferienkurse gehörte unter an­

derem das Pflanzen von Apfelbäumen zum Rahmen­

programm. Tatkräftig geholfen hat dabei auch Lean­

der, sechs Jahre alt und von der Aktion begeistert:

„Da war schon ein Loch und wir haben noch ein biss­

chen weitergegraben“, berichtet er. „Man darf das Loch nicht zu breit und nicht zu tief machen. Nicht

sparen ermöglicht. Um den Vorgang der Müllent sorgung aus der Nähe zu beobachten, durfte die Gruppe sogar die Steuerungszentrale der Anlage betreten. „Da ist eine Maschine und zwei Männer steuern, die kippt Müll in ein Loch und dann holen Greifarme den Müll und tun ihn in den Ofen. Wenn man da drin wäre und der Greifer packt einen, dann hätte man ein Problem“, gruselt sich Leander. „Es gibt drei Öfen: In eine Klappe kommt der Krankenhausmüll, in eine kommt Geschäfts­

müll und eine ist für Abfall. Ich habe eine Netto­ und eine Kauflandtüte gesehen und eine Bananenschale.“

„Löten, Schrauben, Muttern festziehen – das hat mir Spaß gemacht. Ich habe mein berufsorientierendes Praktikum am Forschungszentrum gemacht, nach dem Abi dann weitere. Die Erfahrungen, die ich dabei gewonnen habe, haben dazu beigetragen, dass ich Physik als Leistungskurs gewählt habe. Mein Gymnasium war eine Kooperationsschule des JuLab und deswegen waren wir mit dem Leistungskurs oft im Forschungszentrum. Jeden zweiten Monat hatten wir vier Termine. Wir haben uns alle immer gefreut, hierher zu kommen. Unser Abschlussprojekt bestand darin, ein Radio zu bauen. Das Gehäuse haben wir selbst gebohrt. Die Platine haben wir zwar am PC entworfen, haben dann aber eine fertige Platine bekommen. Das Selberlöten enthielt ein zu großes Fehlerpotenzial. Zum Schluss haben wir das Ganze verkabelt. Ich habe damit einen holländischen Radiosender gefunden.“

Selina Granderath­Miegel, Studentin der Physik an der RWTH Aachen und als Studentische Hilfskraft im JuLab tätig

zu tief, sonst ist der Baum kleiner als man selber.

Und nicht zu breit, denn dann hat man hinterher nicht genug Gras, um es um den Baum herum zu legen.“

Den Energieaustausch zwischen Pflanzen und Men­

schen hat der Junge gut verstanden: „Apfelbäume brau­

chen Energie. Sie verbrauchen Kohlendioxid und dann produzieren sie Luft und dann atmen wir das ein und dann produzieren wir Kohlendioxid und dann atmen die Bäume das ein und so geht das immer weiter.“

Ein völlig anderes, aber ebenfalls sehr beeindruckendes Erlebnis war für die Kinder der Besuch einer Müllver­

brennungsanlage. Hier sollte anschaulich erfahren werden, dass das Recycling von Wertmüll Energie­

(13)

Aus dem europäischen Ausland haben bisher Schulen aus folgenden Ländern Angebote des JuLab wahrgenommen:

Italien Niederlande Belgien Österreich Schweiz Frankreich

Lehrerfortbildungen Lehrer waren insgesamt zu Fortbildungen im JuLab.

Berufsorientierung Auch wenn es bei den Veranstaltungen des Schüler­

labors in erster Linie darum geht, den Forscheralltag kennenzulernen, bilden sich doch auch vielfältige Anknüpfungspunkte zu anderen Arbeitsfeldern. Um diese vorzustellen, bietet das JuLab für 15­ bis 16­jäh­

rige Jugendliche Berufsfindungswochen an, beispiels­

weise zum Thema Brennstoffzelle. Anhand einer über­

geordneten Forschungsfrage lernen die Jugendlichen verschiedene Berufe kennen: den des Ingenieurs, des Mechanikers oder des Elektrikers. Die Teilnehmer erhalten ein Brennstoffzellen­Modellauto, das noch nicht ganz fertig ist. Eine Lampe funktioniert nicht, ein

Kotflügel fehlt und einen Antrieb hat es auch nicht. Hier sind die Beiträge unterschiedlicher Fachleute erforder­

lich, von deren Tätigkeit die Schüler beim Fertigbauen einen Eindruck gewinnen.

Für Jugendliche, die mehr Zeit investieren wollen, bie­

tet sich ein Praktikum im Forschungszentrum an. Hier sind verschiedene Varianten möglich: von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen. Die Einsatzfelder für Schülerpraktikanten erstrecken sich über ein breites Spektrum: von der Glasbläserei über die Biotechno­

logie bis zur Geräte­ und Feinwerktechnik. Vermittelt werden die Praktikumsstellen über die Zentrale Berufs­

ausbildung.

784

Oberstufenschülerinnen bei einem Experiment in Biologie

(14)

14 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

„Probiert es aus! Versuch macht klug“

Interview mit Dr. Norbert Drewes, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmens entwicklung und Vater zweier Kinder im Alter von 9 und 7 Jahren.

Beide Jungen besuchten die Kindertagesstätte Kleine Füchse, die in den Räumen des Forschungszentrums untergebracht ist.

In welchem Alter haben Ihre Kinder die ersten Experimente durchgeführt?

Norbert Drewes: Unsere Söhne haben schon in der Krabbelgruppe Versuche gemacht. Beispielsweise haben sie sich einen kleinen Kompass gebaut. Dazu wird eine Büroklammer auf ein Blatt Papier gelegt, das in einer Wasserschale schwimmt. Die Büroklammer richtet sich dann am Magnetfeld in Nord­Süd­Richtung aus. Im Detail verstehen die Kinder diesen Zusammen­

hang vielleicht nicht, aber sie sehen, dass sich dort ohne Einwirkung von außen etwas bewegt. Das macht neugierig auf das, was dort passiert.

Waren Ihre Kinder auch bereits im Schülerlabor?

Dr. Norbert Drewes: Unsere Kinder waren jeweils im Rahmen des Vorschulunterrichts der Kita im JuLab.

Dort haben sie ein Kleeblatt gelötet mit vier Leucht­

dioden und einer Batterie. Das hat dann geblinkt. Beide fanden das ganz großartig – es musste abends mit ans Bett. Wir haben als Familie auch an einem Tag der offenen Tür in der Kita teilgenommen und meine Frau, die Chemikerin ist, hat gemeinsam mit interessierten Kindern eine Gurken­Batterie gebastelt. Dafür benötigt man Alufolie, eine Salzgurke, ein Kupfergeldstück und einen Kopfhörer. Von der Gurke wird eine Scheibe

(15)

abgeschnitten und auf die Alufolie gelegt. Darauf kommt ein 5­Cent­Stück. Dann wird der Kopfhörer auf­

gesetzt und der Stecker neben der Gurkenscheibe auf die Alufolie gestellt. Wenn nun das Geldstück so ver­

schoben wird, dass es in Kontakt mit dem Stecker gerät, hört man ein Knistern durch den Kopfhörer. Die Verbindung der beiden Metalle bewirkt, dass Elektro­

nen von der Alufolie durch den Elektrolyten Gurke zum Kupfer fließen. Dieser Stromfluss wird als Knacken wahrgenommen. Die Gurkenscheibe sollte man aller­

dings nicht mehr essen. Auch andere Eltern haben im Vorschulunterricht mit den Kindern experimentiert;

das ist immer super angekommen.

Den physikalischen Hintergrund verstehen Kinder ja noch nicht. Was nehmen sie trotzdem aus sol- chen Experimenten mit?

Dr. Norbert Drewes: Sie finden es spannend, etwas zu machen, mit dem ein Effekt erzielt wird. Beim Zusam­

menlöten des Kleeblatts war es für sie zum Beispiel aufregend, selbstständig Werkzeuge zu handhaben.

Wichtig ist, dass Kinder sich selber trauen, etwas zu versuchen und herauszufin­

den, was funktioniert und was nicht.

Zuhause sagen wir dann: Probiert es aus! Versuch macht klug.

Basteln mit elektronischen Bauteilen: Schülerinnen und Schüler erkunden den Stromkreis, finden heraus, wie eine elektrische Eisenbahn funktioniert und löten kleine blinkende Schaltungen, die sie anschließend mit nach Hause nehmen dürfen.

(16)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

16

Berufsausbildung und duales

Studium mit Zukunft:

(17)

In der beruflichen Erstausbildung ist Jülich ein wichtiger und gut vernetzter Partner in der Region. Seit seiner Gründung hat das Forschungszentrum mehr als 4.600 junge Menschen ausgebildet und einen guten Grund­

stein für ihre persönliche Entwicklung und berufliche Zukunft gelegt. Gleichzeitig sichert Jülich so seinen Bedarf an motivierten und hochspezialisierten Fach­

kräften.

Aktuell gibt es circa 350 Auszubildende in mehr als 20 verschiedenen Berufen, davon zählt der überwiegende Teil zum naturwissenschaftlich beziehungsweise ge­

werblich­technischen Bereich. Ein besonderes Ange­

bot ist die Verbundausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme, die von der RWTH Aachen und vom Forschungszentrum im Rahmen von JARA, der Jülich Aachen Research Alliance, organisiert wird.

Zum Teil besteht die Möglichkeit, die Ausbildung mit einem Studium zu kombinieren. Dabei findet der prak­

tische Teil im Forschungszentrum statt und der wissen­

für die Qualität der Berufsausbildung ist zudem die kontinuierliche Schulung der Ausbilder und Betreuer.

Mit speziellen Programmen werden neue Methoden der Wissensvermittlung vorgestellt, Kenntnisse auf­

gefrischt und Führungskompetenzen entwickelt. Darü­

ber hinaus wird gegenwärtig an der Einrichtung eines Online­Kurssystems gearbeitet. Dieses wird zeit­ und ortsunabhängiges Lernen sowie eine individuelle För­

derung ermöglichen.

schaftliche an einer Hochschule. Derzeit werden im Forschungszentrum Duale Studiengänge in sechs Bereichen – Wissenschaft liches Programmieren, Ange wandte Chemie, Physik ingenieurwesen, Maschi­

nenbau, Elektrotechnik und Betriebswirtschaft – ange­

boten. Zusammen mit der niederländischen Fach­

hochschule Heerlen wird zudem den Biologie­ und Chemielaboranten ein verkürztes, berufsbegleitendes Studium nach der Ausbildung ermöglicht.

Seit 2011 gibt es in der Bundesrepublik mehr Lehr­

stellen als Bewerber. Für das Forschungszentrum Jülich bedeutet dies, dass es seine überregionale und internationale Nachwuchsgewinnung intensivieren und ein proaktives Recruiting und Ausbildungsmarke­

ting betreiben muss, um geeignete Bewerber zu finden und seinen exzellenten Ausbildungsstandard halten zu können. Insbesondere die Vernetzung der Ausbildung im Euregio­Raum, etwa durch Austauschprogramme oder die Teilnahme an internationalen Ausbildungs­

wettbewerben, spielen eine wichtige Rolle. Wesentlich

juelich_tracks

(18)

18 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Exzellente Perspektiven

Fachkräfte, die am Forschungszentrum ausgebildet wurden, sind sehr begehrt

Pro Jahr werden in Jülich maximal 115 neue Bewerber und Bewerberinnen – von circa 2000 Kandidaten – aufgenommen. Dabei erstreckt sich das Spektrum der Berufsbilder von den Biologie­, Physik­ und Chemie­

laboranten über Industriemechaniker und Elektroniker bis hin zu Kaufleuten und Systemgastronomen.

Trends: Mehr Heterogenität, flache Hierarchien Zu den Trends, die Ivens über die Jahre hinweg beob­

achtet hat, gehört eine größere Diversität von Bewer­

bern. „Einerseits kommen immer mehr Ältere, anderer­

seits vermehrt Jüngere, die noch nicht volljährig sind.

Auch besteht eine große Nachfrage nach Teilzeitaus­

bildung, Umschulung und Einstiegsqualifizierung. Bei Letzterem handelt es sich um Praktika, die von der Agentur für Arbeit gefördert werden, und schwäche­

ren Bewerbern den Einstieg in den Ausbildungsmarkt erleichtern sollen. Wir erhalten Anfragen von Studien­

abbrechern oder Umschulungswilligen im Alter zwi­

Am Forschungszentrum Jülich sind regelmäßig rund 350 Auszubildende beschäftigt; etwa ein Drittel davon sind Frauen. Rund 30 Prozent der Auszubil- denden sind für einen Dualen Studiengang ein- geschrieben. Mit Unternehmen und Hochschulen der Region kooperiert das Forschungszentrum außerdem in Ausbildungsverbünden oder in Form von Auftragsausbildung.

„Wer heute bei uns anfängt, hat exzellente Chancen.

Die Nachfrage nach Fachkräften war noch nie so hoch, zumindest nicht bei uns in der Region. Gesucht werden unter anderem Fachleute in der Elektrotech­

nik, im Maschinenbau und in der Informationstech ­ no logie“, berichtet Ulrich Ivens, Leiter der Zentralen Berufsausbildung am Forschungszentrum. „Der Arbeits­

markt verändert sich, weswegen es auch zunehmend schwierig wird, geeignete Auszubildende zu finden.

Früher konnten sich die Betriebe die Kandidaten aussuchen – heute ist es für viele fast schon um­

gekehrt.“

(19)

schen 25 und 45 Jahren“, erklärt Ivens. Auch die Vor­

kenntnisse, die die Kandidaten mitbringen, haben sich im Laufe der Zeit verändert. „Die Jugend lichen sind definitiv nicht dümmer geworden, aber sie haben an­

dere Kompetenzfelder. So sind sie beispielsweise sehr IT­kompetent, haben aber teilweise Lücken, was Kom­

munikation und Umgang betrifft. Generell erwarten die Auszubildenden inzwischen eine Kommunikation auf Augenhöhe – ganz im Gegensatz zu meiner eigenen Lehrzeit, in der der Meister auch mal sehr grob sein konnte.“

Heute ist das Verhältnis zwischen Ausbildern und Aus­

zubildenden durch eher flache Hierarchien geprägt.

„Wir bekommen alles ganz entspannt beigebracht.

Wenn jemand etwas falsch macht, wird er nicht her­

unter gemacht, sondern ihm wird gezeigt, wie er es richtig machen soll“, erzählt Laura Becker, Auszubil­

dende zur Elektronikerin für Geräte und Systeme. Für den Beruf, den sie erlernt, sind technisches Verständnis und handwerkliches Geschick erforderlich. Elektro niker

für Geräte und Systeme bauen kleinere Geräte zusam­

men, warten und reparieren sie. „Eine unserer Aufgaben ist die Fehlersuche. Wenn ein Gerät nicht funktioniert, müssen wir alles durchmessen. Ich habe schon Fehler­

suche in Netzteilen gemacht. Ein Netzteil wandelt die Netzspannung aus der Steckdose in die Spannung um, die das Gerät – beispielsweise ein Laptop oder ein Beamer – braucht. Je öfter man solche Prüfungen durchführt, desto einfacher wird es, den Fehler zu finden.

Das ist ziemlich cool“, meint Becker. Am Forschungs­

zentrum gefällt es der Auszubildenden gut: „Es ist eine super Arbeitsatmosphäre. Ich will hier bleiben.“

„Die Nachfrage war noch nie so hoch“

Anzahl Auszubildender anderer Firmen im Forschungszentrum Jülich

2010 19 2011 21 2012 34 2013 33 2014 31

2015 21

(20)

20 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

„Während der Ferien habe ich vier Tage lang ein Praktikum im Forschungszentrum gemacht. Dabei habe ich verschiedene Arbeitsfelder kennengelernt: Metall­

bearbeitung, Glasbläserei und die Kunststoff­Keramik­Abteilung. Am ersten Tag war ich in der Werkstatt für die Industriemechaniker. Dort habe ich eine Zeich­

nung als Vorgabe erhalten und dann dementsprechend ein Stück Metall gefeilt. Als nächstes habe ich in der Glasbläserei Christbaumkugeln geblasen. Die durfte ich mit nach Hause nehmen; allerdings sind sie etwas deformiert geraten. Zum Schluss habe ich in der Kunststoff­Keramik­Abteilung Platten mit Kunst­

stoff beschriftet. Spaß gemacht hat mir alles, aber was mir am besten gefallen hat, war das Metallfeilen. Nächstes Jahr mache ich Abitur und danach werde ich mich beim Forschungszentrum für einen Ausbildungsplatz als Industriemechanikerin bewerben.“

Leonie Etzel, 18 Jahre, Schülerin am Gymnasium Hückelhoven

Duales Studium Bei etwa einem Drittel der Auszubildenden handelt es sich um dual Studierende: Parallel zu ihrer Ausbildung am Forschungszentrum sind die Teilnehmer in einem Studiengang eingeschrieben. Am Ende des Dualen Studiums verfügen sie dann sowohl über einen Berufs­

abschluss als auch über einen anerkannten Bachelor.

Insgesamt ist Jülich an sechs Dualen Studiengängen beteiligt.

Einer davon ist der Mathematisch­Technische Soft­

wareentwickler/Bachelor of Science in Scientific Pro­

gramming, der gemeinsam mit der Fachhochschule Aachen, Campus Jülich, angeboten wird. Ausbildung und Studium sind eng aufeinander abgestimmt. „Wir haben jede Woche Vorlesungen, zu denen die Profes­

soren direkt zu uns ins Forschungszentrum kommen“, berichtet Andreas Müller, Teilnehmer des Studien­

gangs. „Die restliche Zeit verbringen wir mit der Arbeit an praktischen Projekten in unseren Instituten.“

Erlernt werden soll die Fähigkeit, mathematische Ver­

fahren auf wissenschaftliche Probleme anzuwenden und diese in Programmsysteme umzusetzen. „Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Mathe machen, aber nur theo­

retisch studieren und die Inhalte auf mich einwirken lassen, wie in der Schule, fand ich nicht so anspre­

chend. Da bot sich ein Duales Studium an. Auf diese Weise kann ich das, was ich in den Vorlesungen lerne, auch praktisch anwenden.“ Müllers aktuelles Projekt ist Teil einer Kooperation des Jülich Supercomputing Centre mit den Neurowissenschaftlern des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin: „Dabei geht es um die Modellierung der Nervenfasern eines Post­

(21)

Die derzeitigen Angebote Dualer Studiengänge im Überblick:

Gesamt­

dauer

IHK­

Prüfung

Bachelor­

Abschluss

Partner ­ hochschule Bachelor of Science in Scientific Programming +

Mathematisch­Technische/r Softwareentwickler/­in (MATSE), IHK

3 Jahre nach 3 Jahren nach 6 Semestern FH Aachen, Campus Jülich

Bachelor of Science + Chemielaborant/in, IHK 4 Jahre nach 3 Jahren nach 8 Semestern FH Aachen, Campus Jülich Bachelor of Engineering in Physikingenieurwesen +

Physiklaborant/­in, IHK

4,5 Jahre nach 3,5 Jahren nach 9 Semestern FH Aachen, Campus Jülich Bachelor of Mechanical Engineering +

Industriemechaniker/in, IHK 4 Jahre nach 2,5 Jahren nach 6 Semestern FH Aachen, Campus Jülich Bachelor of Electrical Engineering +

Elektroniker/in für Betriebstechnik, IHK 4 Jahre nach 2,5 Jahren nach 6 Semestern FH Aachen, Campus Jülich Bachelor of Arts Business Administration +

Kauffrau/­mann für Bürokommunikation, IHK 3,5 Jahre 1) nach 3 Jahren nach 7 Semestern

FOM Essen, Campus Köln/

Leverkusen Bachelor of Applied Sciences,

nach IHK Abschluss Biologielaborant/­in

2 Jahre 2) 2 Jahre berufsbegleitend, beginnend nach der Berufsausbildung

Hogeschool Zuyd, Campus Heerlen, Niederlande Bachelor of Applied Sciences,

nach IHK Abschluss Chemielaborant/­in

2 Jahre 2) 2 Jahre berufsbegleitend, beginnend nach der Berufsausbildung

Hogeschool Zuyd, Campus Heerlen, Niederlande Die Ausbildung zur

Chemie laborantin kann mit einem Stu dium an der Fachhochschule Aachen, Standort Jülich, kom biniert werden.

(22)

22 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Mortem­Gehirns. Meine Aufgabe ist die Berechnung der Neigungswinkel von Nervenfasern in Gehirnschnit­

ten.“ Müller ist bereits im dritten Jahr seines Studiums und immer noch sehr angetan: „Ich bin vollauf zufrie­

den. Das Umfeld im Forschungszentrum ist gut, die Leute sind supernett.“ Seine Ausbildung bekommt er entsprechend dem Tarifvertrag vergütet: „Ich erhalte derzeit knapp 930 Euro brutto. Für einen Studenten eine Menge Geld.“

Ausbildungskooperationen Betreut werden die Auszubildenden am Forschungs­

zentrum von rund 30 haupt­ und nebenamtlichen Aus­

bildern sowie rund 200 Ausbildungsbeauftragten. „Die wichtigste Aufgabe besteht für mich darin, Vorbild zu

sein, und die Auszubildenden auch hinsichtlich ihres weiteren Werdegangs zu beraten“, erklärt Stefan Turo­

bin, Ausbilder für Industriemechaniker und für techni­

sche Produktdesigner. „So empfehle ich ihnen bei ent­

sprechender Eignung beispielsweise, nach dem ersten Abschluss weiterzumachen und im Sinne des lebens­

langen Lernens weitere Fortbildungen oder ein Stu dium anzuschließen.“

Die Tätigkeit von Industriemechanikern besteht darin, Geräte und Apparaturen zu bauen und zu warten.

Zunächst werden in den Ausbildungswerkstätten an verschiedenen Werkstoffen Bearbeitungsverfahren wie Bohren, Fräsen und Drehen geübt. „Eine Reihe von Fähigkeiten vermitteln wir anhand des Ausbildungs­

projektes ‚Stirling­Heißluftmotor‘. Den bauen unsere Auszubildenden selbst. Die Handfertigkeiten, die sie

„Ich mache eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in Teilzeit, also in 30 Wochenstunden. Die Anregung dazu habe ich durch das TEP­Projekt – Teilzeitberufsausbildung, Einstieg begleiten, Perspektiven eröffnen – erhalten, das vom Verein für Allgemeine und Beruf­

liche Weiterbildung e. V. Alsdorf betrieben wird. Damit werden Eltern unterstützt, die Ausbildung und Familie verbinden möchten. Meine Kinder sind jetzt sieben und zwölf Jahre alt und ich möchte arbeiten, um ein Vorbild für sie zu sein. Mit 33 Jahren ist man noch nicht zu alt für eine Ausbildung. Insgesamt habe ich 69 Bewerbungen verschickt. Die Zusage von Jülich war dann wie ein Sechser im Lotto. Die Arbeits­

zeitmodelle, die das Forschungszentrum anbietet, sind für mich und die Kinder das absolute Optimum. Meine Freunde fragen mich, ob es nicht merkwürdig sei, wieder zur Schule zu gehen. Aber das empfinde ich gar nicht so. Es macht mir unglaublich viel Spaß.“

Melanie Plum, Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement in Teilzeit

Mit dem Bau von Stirling­Motoren üben Auszubildende verschiedene Handfertigkeiten wie Bohren, Fräsen und Drehen.

(23)

sich dabei aneignen, sind später im Berufsleben im­

mer wieder gefragt“, meint Turobin. „Darüber hinaus ist es wichtig, auch solche Arbeiten zunächst von Hand ausführen zu können, für die später im Betrieb Maschinen eingesetzt werden. Dadurch erschließt sich ein besseres Verständnis des Gesamtvorgangs.“

Im zweiten und dritten Jahr folgen unter anderem Lehrgänge in Schweißverfahren, Hartlöten und Pneu­

matik. Bei den dual Studierenden besteht eine Beson­

derheit darin, dass die Ausbildung im Verbund mit verschiedenen Firmen organisiert wird. Die dual Stu­

dierenden des Forschungszentrums und der Unter­

nehmen besuchen die gleichen Schulungseinheiten, wobei jede Einrichtung andere Inhalte anbietet. So werden in der einen Firma Montageprozesse gezeigt, in einer anderen finden wiederum Pneumatikkurse statt. „Auf diese Weise lernen sie den Alltag in ver­

schiedenen Firmen kennen. Das ist das Beste, was ihnen passieren kann“, so Turobin.

Generell gilt: „Oberstes Ziel ist es, die Auszubildenden so zu qualifizieren, dass sie sich in wechselnden

Arbeitsfeldern zurechtfinden und in der Lage sind, selbstständig komplexe Arbeitsaufträge durchzufüh­

ren“, wie Ivens erläutert. Den Anforderungen der Wirt­

schaft sind Fachkräfte aus dem Forschungszentrum gut gewachsen. „Einige Unternehmen rufen bei uns an und fragen, ob wir Auszubildende haben, die wir nicht übernehmen können. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, bilden wir auch weiterhin über den Bedarf aus. Die umliegenden Unternehmen sind teilweise unsere Zulieferer, an guten Fachkräften in der Region haben wir somit ganz klar ein Interesse.“ Für Firmen, die geringe eigene Kapazitäten haben, bietet das For­

schungszentrum Ausbildungseinheiten an. „Kleinere Betriebe brauchen ihre Maschinen für die Fertigung und können sie nicht für die Ausbildung blockieren.

Deswegen vertrauen sie uns ihre Auszubildenden an“, erklärt Ivens. „Wir haben auch Unternehmen, für die wir quasi eine Auftragsausbildung durchführen. So arbeiten wir mit einer sehr kleinen Firma in Jülich zu­

sammen. Die ist Weltmarktführer für ein bestimmtes Segment der Messtechnik und braucht Physiklaboran­

ten und Mathematisch­Technische Softwareentwickler.

Hier übernehmen wir die zentralen Ausbildungs ab­

schnitte komplett.“

Neben der hohen Übernahmequote zeigt sich die Qua­

lität der Ausbildung in Jülich auch im landes­ und bun­

desweiten Vergleich. Bei der Ermittlung der besten Auszubildenden durch die Industrie­ und Handelskam­

mern schneidet das Forschungszentrum regelmäßig gut ab. Bis jetzt wurde Jülich bereits mehrfach Bun­

dessieger und bringt regelmäßig Landessieger hervor.

Im Lehrgang Industriemechaniker bietet das Forschungszentrum auch Ausbildungseinheiten für Betriebe aus der Region an.

(24)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

„Die Summe meiner Fehler und Erfolge bildet meine Berufserfahrung“

Thomas Muckenheim, nebenamtlicher Ausbilder für Biologie ­ laboranten, erklärt im Interview die Rolle von Schlüsselqualifikationen wie Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit und interkultureller Kompetenz.

Neben den Lerninhalten sollen bei einer Ausbildung auch übergreifende Fähigkeiten vermittelt werden.

Was ist hier besonders wichtig?

Thomas Muckenheim: Besonders wichtig ist es, sich im Labor gut zu organisieren und sorgfältig arbeiten zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, mit Fehlern offen umzugehen. Wer im Labor Fehler macht, muss dies kommunizieren und sich der Kritik stellen. Fehler, die verschwiegen werden, können zum Scheitern gan­

zer Projekte führen. Kultivieren lässt sich die Kritikfähig­

keit, indem die Ausbilder in solchen Situationen nicht überreagieren, sondern sich konstruktiv verhalten. Es hilft, sich zu vergegenwärtigen, dass Fehler den eigenen Erfahrungsschatz bereichern. Die Summe meiner Feh­

ler und Erfolge bildet meine Berufserfahrung.

Welche weiteren Schlüsselqualifikationen spielen eine Rolle?

Thomas Muckenheim: Themen wie Teamfähigkeit und Flexibilität in den Berufsfeldern schreiben wir ganz groß. Denn Laboranten arbeiten meist im Team mit Wissenschaftlern und müssen sich in ihrer Ausbildung mit diversen Themen, vom Tierversuch über die Mole­

kularbiologie bis hin zu botanischen Arbeiten, in den verschiedensten Instituten auseinandersetzen. Außer­

dem möchten wir unseren Auszubildenden ein umfas­

sendes Verständnis für die Biologie vermitteln und auch zu ihrer Allgemeinbildung beitragen. Der Spruch

‚Moderne Biologen erkennen ein Lebewesen nur am genetischen Code‘ soll bei uns nicht gelten. In der Um­

setzung sieht das so aus, dass wir Exkursionen in

24

Biologielaboranten an der französischen Atlantikküste:

Die Exkursionen ermöglichen den Auszubildenden, das Ökosystem extremer Lebensräume kennenzulernen.

(25)

extreme Lebensräume unternehmen, bei denen wir uns als Team bewähren müssen und zugleich beson­

dere Ökosysteme kennen lernen. So verbringen wir zum Beispiel eine Woche in Frankreich an der Atlantik­

küste. Dort sind wir im Felswatt unterwegs – einem felsigen Plateau, in dem bei Ebbe das Wasser in kleinen Bassins stehen bleibt. Darin finden sich viele interes­

sante Lebewesen wie Seesterne, Krabben, Seeanemo­

nen oder Meerhasen. Zu den Themenbereichen, die wir auf der Exkursion behandeln, gehören Ornithologie, Botanik oder Ökosysteme im Atlantik. Diese werden durch die Azubis in Vorträgen vorbereitet, die dann in der Gruppe vor Ort gehalten werden. Schulungsort und Unterkunft bietet ein Ferienhaus, in dem wir uns

selbst versorgen. Jeder hat mal Küchen­ und Ord­

nungsdienst. Diejenigen, die für das Essen zuständig sind, gehen gemeinsam einkaufen und dann werden landestypische Gerichte wie Muscheln und Makrelen gekocht. Auch das fördert den Teamgeist und die Flexi bilität. Eine zweite Exkursion führt uns ins Hoch­

gebirge mit ähnlicher Ausrichtung: in die Hohe Tatra nach Polen.

Zu den weiteren Querschnitts-Qualifikationen, die in internationalen Teams erforderlich sind, gehört die interkulturelle Kompetenz. Mit welchen Projek- ten wird diese gefördert?

Thomas Muckenheim: Gemeinsam mit dem Berufs­

kolleg Stolberg organisieren wir einen Auslandsaufent­

halt in der meeresbiologischen Forschungsstation der Universität Göteborg: dem Sven Lovén Centre Kristine­

berg in Schweden. Hier sammeln unsere Azubis Erfah­

rungen in internationalen Teams und arbeiten an ver­

schiedenen meeresbiologischen Themen. Sie fahren mit dem Forschungsschiff auf den Fjord hinaus und sammeln dort Lebewesen wie Quallen, Seesterne oder Krebstiere, die dann in Aquarien gehalten und unter­

sucht werden. Zu den bearbeiteten Themen gehören unter anderem die Regenerationsbiologie, der Einfluss von Umwelt parametern oder Auswirkungen des Klima­

wandels. Dabei leben und arbeiten die Azubis auf der

Forschungsstation gemeinsam mit internationalen Wissenschaftlern. Um sie auf den Aufenthalt vorzu­

bereiten, besuchen sie eine Fortbildung zum Thema Interkulturelle Kompetenz und erhalten ein Fremd­

sprachentraining.

Wie viele Auszubildende werden nach dem Abschluss vom Forschungszentrum über- nommen?

Thomas Muckenheim: Zurzeit werden etwa 80 Prozent der Absolventen übernommen.

Die verbleibenden 20 Prozent verlassen das Forschungszentrum und gehen in andere For­

schungseinrichtungen oder in Unter nehmen.

Ein geringerer Anteil beginnt ein Vollzeit­

studium an einer Universität oder Fach­

hochschule. Ein Großteil der „Jungen Fachkräfte“ nimmt nach der Ausbildung ein berufsbegleitendes Studium an der Zuyd Hogeschool in Heerlen in den Niederlanden auf. Hier werden ihnen ihre Aus bildungsinhalte ange rechnet und deswegen erlangen sie den Ab schluss als Bachelor innerhalb von zwei Jahren!

Danach steht ihnen auch der Weg in eine wissenschaft liche Karriere offen.

Auszubildende bei einem Höhlenbesuch in der Hohen Tatra – auf dieser Wanderung durch die Berge wurde unter anderem das Thema „Was lebt im Gebirgsbach?“

behandelt.

(26)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

26

Studium und Dissertation

als Karriere sprungbrett:

(27)

Studierende und Doktoranden erhalten in Jülich schon früh die Möglichkeit, an interessanten Projekten zu forschen und zu arbeiten. Zahlreiche Institute betreu­

en Studenten und Studentinnen – etwa im Rahmen von Praktika oder auch längerfristig im praktischen Teil der Studienabschlussarbeiten. Über Förder­

programme werden internationale Studierende nach Jülich geholt. So kommen beispielsweise im Rahmen des China Scholarship Council­Stipendienprogramms (CSC) jedes Jahr 10 bis 15 Doktoranden oder Post­

docs für einen Aufenthalt ans Forschungszentrum.

Das RISE­Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ermöglicht jährlich rund zehn Stu­

dierenden aus Nordamerika oder Großbritannien einen bis zu drei Monate dauernden Aufenthalt in den Jülicher Instituten. Ferienschulen, beispielsweise die seit über 45 Jahren regelmäßig stattfindende IFF­Ferienschule, vertiefen Kooperationen zu Forschungseinrichtungen und ermöglichen individuelle Kontakte. Viele der Teil­

nehmer kehren für einen späteren Karriereabschnitt nach Jülich zurück.

Veranstaltungen zu fachlichen Themen organisiert wie auch zu Präsentationstechniken oder zum Verfassen wissenschaftlicher Texte.

Das Helmholtz­Kolleg BioSoft – International Helm­

holtz Research School of Biophysics and Soft Matter wiederum bietet aus gezeichnete Möglichkeiten für Doktorarbeiten im Grenzbereich von Biologie, Chemie und Physik.

Bei der Ausbildung und Betreuung von Doktoranden arbeiten das Forschungszentrum und die Universitäten eng zusammen. Im Laufe des Jahres 2014 waren über 870 Doktoranden am Forschungszentrum tätig, dar­

unter rund 35 Prozent Frauen. Knapp ein Drittel aller Graduierten sind internationale Nachwuchswis­

senschaftler.

Dank verlässlicher Rahmenbedingungen und struktu­

rierter Ausbildungsangebote schließt ein Großteil der Doktoranden in der vorgesehenen Regelzeit ab. Dabei profitieren die Nachwuchskräfte von der intensiven Betreuung in den Instituten wie auch vom Monitoring ihres Forschungsprojekts durch den Doktoranden­

ausschuss. Fachspezifische und überfachliche Aus­

bildungsangebote erfolgen zudem durch Graduierten­

kollegs und ­schulen.

Der Großteil der Doktoranden des Energie­ und Um­

weltbereichs gehört der Helmholtz­Graduiertenschule HITEC – Helmholtz Interdisciplinary Doctoral Training in Energy and Climate Research an. Hier werden sowohl

juelich_chances

(28)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

Strukturierte Graduiertenausbildung

Graduate Schools, Fortbildungsprogramme, Institutsseminare:

Promovenden werden intensiv begleitet

zu informieren, habe ich verschiedene Arbeitsgrup­

penleiter per E­Mail angeschrieben. Sie haben mir alle sofort geantwortet, da war ich sehr positiv über­

rascht“, berichtet Miriam Menzel, die an der RWTH Aachen Physik studiert und am Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Struktu­

relle und funktionelle Organisation des Gehirns, ihre Masterarbeit geschrieben hat. „Dann habe ich mehre­

re Tage im Forschungszentrum verbracht, mit den Wis­

senschaftlern über ihre Forschung geredet und mir die Geräte angesehen. Schließlich habe ich mich für die Gruppe ‚Faserbahnarchitektur‘ entschieden.“ In dieser Arbeitsgruppe beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem bildgebenden Verfahren ‚Polarized Light Ima­

ging‘, das es ermöglicht, Nervenfasern im menschli­

chen Gehirn in ihrem räumlichen Verlauf darzustellen.

„Meine Aufgabe ist es, Berechnungen durchzuführen und Simulationen zu entwickeln, um die Rekonstruk­

tion der Nervenfaserrichtungen zu verbessern. Ich bin Die Wege, die von der Hochschule ins Forschungs-

zentrum führen, sind zahlreich. Für Studierende gibt es Einstiegsmöglichkeiten über Praktika, Ferien- schulen, Praxissemester und Bachelor-, Master- oder Diplomarbeitsprojekte; für Graduierte werden Promotionsstellen angeboten. Dabei ist das Spekt- rum der Disziplinen breit gefächert und reicht von den Ingenieur- über die Naturwissenschaften bis hin zu den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Im Karriereportal des Forschungszentrums finden sich in der Regel um die 60 bis 80 Angebote für Studie- rende und etwa 30 bis 40 offene Positionen für Dok- toranden. Auch die direkte Kontaktaufnahme mit den Instituten hat gute Erfolgschancen.

„Ich habe mich entschieden, meine Masterarbeit in Jülich zu schreiben, weil mich Anwendungen der Physik in der Medizin interessieren und das Forschungszent­

rum hier breit aufgestellt ist. Um mich vorzustellen und

28

(29)

Promovierende Universität

Die 877 im Jahr 2014 betreuten Jülicher Doktoranden waren an 54 Universitäten eingeschrieben, von denen sich 95 % in Deutschland befinden.

Nachfolgend sind die sechs Universitäten mit den meisten Doktoranden aufgeführt.

RWTH

Aachen 285 120

Universität Düsseldorf 70 85

Universität Köln 45 29

Universität Bonn 29 29

Ruhr­Universität Bochum 33 13

Bergische Universität 21 9 Wuppertal

die einzige theoretische Physikerin in der Gruppe und was ich mache, ist Neuland. Weil mir die Forschung in diesem Bereich so gut gefällt, habe ich an den Master mittlerweile eine Promotion angeschlossen.“

Betreuungsangebote Von den rund 870 Jülicher Doktoranden und Doktoran­

dinnen sind etwa 80 Prozent in Jülich angestellt. Die Übrigen setzen sich aus Stipendiaten oder externen Doktoranden, die Anlagen und Geräte für ihr For­

schungsvorhaben nutzen, zusammen. Da die Jülicher Institutsleiter parallel zu ihrer Position am Forschungs­

zentrum immer auch an einer Hochschule tätig sind, bestehen besonders enge Verbindungen zu den Uni­

versitäten in Nordrhein­Westfalen. Von daher ist auch der größte Teil der Doktoranden an den umliegenden Universitäten eingeschrieben, die meisten (mit etwa 400 im Jahr 2014) an der RWTH Aachen, gefolgt von

den Universitäten Düsseldorf (155), Köln (74) und Bonn (58). Insgesamt verteilten sich die Promovenden im Jahr 2014 auf 54 Heimathochschulen, davon befinden sich rund fünf Prozent im Ausland.

„Ich halte die Doktorandenbetreuung für eine der wichtigsten Aufgaben des Forschungszentrums“, erklärt Prof. Dr. Uwe Rau, Direktor des Instituts für Energie­ und Klimaforschung, Bereich Photovoltaik, und wissenschaftlicher Direktor der Helmhotz­Gra du­

iertenschule HITEC – Helmholtz Interdisciplinary Doc­

toral Training in Energy and Climate Research. „Außer­

dem ist Jülich ein sehr guter Ort für Promotionsvorhaben:

Wir haben die Infrastruktur, um Wissenschaft auf höchstem Niveau zu betreiben, und wir haben Bedarf an Nachwuchs. Die Doktoranden bringen ihre gute Ausbildung mit und wir bieten ihnen die Chance, ihr Können in relevanten und anspruchsvollen Aufgaben weiterzuentwickeln“. Um die Promovenden strukturell

„Was ich mache, ist Neuland“

Miriam Menzel entwickelt Simulationen, die es ermöglichen, die Rekonstruktion von Nervenfaserrichtungen im Gehirn zu verbessern.

(30)

30 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

zu unterstützen und einheitliche Rahmen bedingungen zu gewährleisten, wurde in Jülich ein eigenes Gremium eingerichtet: der Doktorandenausschuss, dessen Vor­

sitz Rau mehrere Jahre innehatte. „Die Promotion ist für junge Wissenschaftler die einmalige Gelegenheit eine wissenschaft liche Frage in aller Tiefe auszuloten und damit nicht zuletzt die eigenen Fähigkeiten aus­

zutesten und weiter zu entwickeln. Somit ist jede Pro­

motion eine sehr individuelle Angelegenheit, die sich aber gleichzeitig an all gemeinen wissenschaftlichen

Standards orientiert. Der Doktorandenausschuss will beiden Aspekten gerecht werden, indem er für alle Jülicher Doktoranden eine gemeinsame Grundlage schafft.“ Als eine besondere Leistung auf Instituts­

ebene empfindet Rau das Engagement der wissen­

schaftlichen Betreuer, die sich intensiv für die Dokto­

randen einsetzen.

Graduiertenschule Begleitend zur Promotion werden am Forschungszen­

trum Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Dazu gehören institutsinterne Seminare ebenso wie Kurse auf Zentrumsebene. Darüber hinaus ist Jülich über Kooperationen mit den umliegenden Hochschulen in Marco Prill bei der Vorbereitung von Proben. Die soge ­

nannte „Glove Box“ verhindert eine Verun rei ni gung der Materialien und schützt vor dem Kontakt mit giftigen Stoffen.

„Wichtig ist aus meiner Sicht, die Doktoranden nicht als Studenten, sondern als erwachsene Menschen mit einem abgeschlossenen Studium zu betrachten, die in einem wissen­

schaftlichen Projekt mitarbeiten. Wenn wir die Tendenz der Universitätsausbildung zur Verschulung in die nächste Stufe tragen, erhöhen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Doktoran­

den nicht. Dennoch ist eine begleitende Qualifikation natürlich sinnvoll. Für besonders relevant halte ich, Seminare in den Bereichen „Good Scientific Practice“ und „Projektma­

nagement“ abzuhalten, wie wir sie an unserem Institut bereits anbieten. Gute wissenschaftliche Praxis bedeutet unter anderem, die Reproduzierbarkeit der eigenen Forschungsergebnisse gewährleisten zu können. Daten sollten adäquat aufbereitet und gespeichert werden, was allerdings auch eine Frage der Ressourcen ist. Die Weiterbildung in „Projektmanagement“ wiederum schärft die Sensibilität für die Arbeit in komplexen Zusammenhängen. Jülicher Doktoranden sind in der Regel Teil eines Teams, das an einem größeren Projekt mit verschiedenen Kooperationspartnern arbeitet, oft auch an unterschiedlichen Standorten. Hier geht es darum, auf Fähigkeiten zu achten wie effektive regelmä­

ßige Kommunikation, ausreichende Dokumentation und den Aufbau einer guten Fehlerkultur.

Prof. Dr. Markus Diesmann, Direktor des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Computational and Systems Neuroscience, Forschungszentrum Jülich; Professor für Computational and Systems Neuroscience an der RWTH Aachen;

Vorsitzender des Doktorandenausschusses des Forschungszentrums

(31)

Insgesamt wurden im Jahr 2014 295 internationale und 582 natio­

nale Dokto r anden aus 51 Nationen im Forschungszentrum betreut.

Die meisten kamen aus China (102) gefolgt von Indien (23) und Russland (22).

“For my phd project I look at a certain class of magnetic materials called ‘multiferroics’ that have great potential for applications in information technology. My research often takes me to experiments at large scale facilities all over the world. Working at the Jülich Centre for Neutron Science is a great privilege as I can actually conduct a majority of my research in­house, from synthesis to characterization, as well as using internal beamtime at our outstation in Munich, the Heinz Maier­Leibnitz Zentrum; – My future? I would like to work on a space programme. I want to be the first scientist on mars. Mars could well hold secrets to naturally occurring multiferroic compounds based on its iron abun­

dance. After finishing my PhD I will start to scout out projects in this area as well as postdoc opportunities on neutron instruments. Eventually my dream is to work with NASA or the European Space Agency. In any case I will always be a scientist.”

Hailey Williamson, PhD student of Physics at Jülich Centre for Neutron Science and at RWTH Aachen University

verschiedene Graduiertenschulen und ­kollegs ein ge­

bunden, zurzeit insgesamt 20. Bei zweien davon hat das Forschungszentrum die Federführung: HITEC und BioSoft – International Helmholtz Re search School of Biophysics and Soft Matter.

„Das Schöne an HITEC ist der Kontakt zu Doktoranden aus anderen Instituten. Auf diese Weise lernt man nochmal andere Perspektiven der Energieforschung kennen, beispielsweise volkswirtschaftliche Ansätze oder Themen, die die Materialverarbeitung betreffen“, meint Marco Prill, der am Institut für Energie­ und Klimaforschung, Bereich Werkstoffstruktur und ­eigen­

schaften, auf dem Gebiet der Batteriematerialien pro­

moviert. Was Prill an der Graduiertenschule ebenfalls

sehr schätzt, ist das Mentorenprogramm. „Ich habe mir die Mentoren danach ausgesucht, dass sie Indus­

trieerfahrung haben, denn ich will später in einem Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten.“ Das Forschungszentrum empfindet Prill als sehr guten Ort für sein Promotionsprojekt: „Zum einen besteht hier das geeignete Umfeld dadurch, dass am Institut schon seit Jahrzehnten zu Materialien, unter an­

derem zu Stahlsorten, geforscht wird. Zum anderen ist die Ausstattung hervorragend. Die Glaswerkstatt bei­

spielsweise nutze ich regelmäßig. Eine sehr interes­

sante Infrastruktur ist auch der Institutsbereich des Zentrums für Engineering, Elektronik und Analytik, der chemische Analysen durchführt. Generell hatte ich

noch nie Probleme damit, Materialien oder Geräte zu National 582 (66 %) International 295 (34 %)

179 116

(32)

32 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

bekommen. Ich fühle mich durch meine Tätigkeit hier für die Industrie gut gerüstet.“

Zusätzlich zu seiner Promotionstätigkeit ist Prill im Studium Universale aktiv, einer Organisation der Jülicher Doktoranden, die sich um die Belange der Promovie­

renden kümmert. Neben der Vertretung in relevanten Gremien des Forschungszentrums fördert die Vereini­

gung den Austausch untereinander und veranstaltet Fachvorträge.

Eine Aufgabe, die in Jülich traditionell den Doktoranden zufällt, ist die der Gästeführer, am Forschungszentrum

„Bärenführer“ genannt. Diese begleiten Besuchergrup­

pen über das Gelände und geben Auskunft zu Geräten, Anlagen und Forschungsschwerpunkten. „Ich halte es für wichtig, der Öffentlichkeit Forschung näherzu­

bringen. Darum habe ich das sehr gerne gemacht“,

erzählt David Minossi, der mehrere Jahre als Bären­

führer tätig war: „Außerdem war es eine Chance, über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs zu schauen und andere Institute kennenzu lernen.“ Minossi hat am Institut für Kernphysik des Forschungszentrums erst seine Diplomarbeit geschrieben und dann eine Promotion angeschlossen. Für seine Dissertation in der theoretischen Physik, die eine Vielzahl von Rech­

nungen erforderte, benötigte er auch den Zugang zum Jülicher Höchstleistungsrechner. Die Arbeitsbedingun­

gen hat er als sehr gut erlebt: „Meinen Betreuer konnte

“The German Research School for Simulation Sciences is very well organized by both the outstanding university RWTH Aachen and the prominent research center Forschungszentrum Jülich. Simulation is always such an exciting subject that through computers we discover and predict new phenomena. The lectures I like most are Quantum Mechanics and Parallel Computing. In the future I would like to do research involving high performance computing and physics.

I hope I can apply what I have learned to make interesting and powerful applications.”

Qian Zhang, Master student at the German Research School for Simulation Sciences and at RWTH Aachen University

Wechsel in die Wirtschaft: David Minossi führt inzwi­

schen Risikoanalysen für Banken durch – seine Erfah­

rungen im Umgang mit großen Datenmengen sind ihm dabei sehr von Nutzen. Das Bild zeigt ihn mit JUQUEEN, dem schnellsten Jülicher Superrechner.

(33)

ich jederzeit fragen, das war schon hervorragend. Man kann sich nichts Besseres wünschen.“ Bereits in der Endphase der Promotion hat sich Minossi entschieden, in die Wirtschaft zu gehen, um nochmal einen anderen Bereich jenseits der Forschung kennenzulernen: „Ich arbeite jetzt in einer Consultingfirma. Wir machen Fachberatung für Banken, konkret geht es um Risiko­

analyse und Modellierung. Hier werden die grund­

legenden Fähigkeiten eines Physikers benötigt:

Erfahrung mit Rechnungen aller Art und Problem­

lösungsbewusstsein.“

Qualifizierte Kandidaten gesucht Welche Qualitäten sollten Doktoranden, die sich in Jülich um eine Promotionsstelle bewerben, nun mit­

bringen? „Gute Englischkenntnisse sind wichtig, weil wir internationale Arbeitsgruppen haben, und wir

suchen Leute, die interdisziplinär arbeiten können.

In unserem Institut sind zudem Kenntnisse in den Neu­

rowissenschaften erforderlich. Insbesondere wenn jemand schon mit bildgebenden Verfahren gearbeitet hat, hat sie oder er gute Chancen“, erläutert Prof.

Dr. Peter Weiss­Blankenhorn, der die Arbeitsgruppe

„Motorische Kognition“ am Institut für Neurowissen­

schaften und Medizin, Bereich Kognitive Neurowissen­

schaften, leitet und als Professor für Kognitive Neuro­

logie an der Universität Köln tätig ist. Außerdem ist er im Jülicher Doktorandenausschuss aktiv. Das Institut bemüht sich aktiv um wissenschaftlichen Nachwuchs durch Ausschreibungen in Online­Börsen oder via Mail­

inglisten an den Universitäten. Weiss­Blankenhorn hat beobachtet, dass es schwieriger geworden ist, gute Kandidaten zu finden. „Es liegt nicht daran, dass die Ausbildung schlechter geworden ist; stattdessen hat die Zahl der Stellen in unserem Bereich so zugenom­

men, dass die Leute dort bleiben können, wo sie sind.

Meistens ist bereits an der Hochschule eine An­

schlussfinanzierung möglich. Mobilität ist nicht mehr notwendig, sondern eine freie Entscheidung.“ Um den wissenschaftlichen Nachwuchs noch weiter zu för­

dern, wird am Institut auch darüber nachgedacht, welche Zusatzangebote von Interesse wären. Denk­

bar sind beispielsweise Fortbildungen, die methodi­

sche Kenntnisse der Kandidaten – sei es in Statistik oder in Programmierung – weiter vertiefen, so Weiss­

Blankenhorn.

Insgesamt ist geplant, die Studierenden­ und Dokto­

randenbetreuung am Forschungszentrum in den kom­

menden Jahren auszubauen. Die Kooperationen mit den Universitäten sollen weiterentwickelt und die unterstützenden Strukturen für Nachwuchswissen­

schaftler verstärkt werden.

Querschnittswissen: Doktoranden, die am Jülicher Institut für Energie­ und Klimaforschung promovieren, erhalten ein zusätzliches Fortbildungsangebot durch die Graduiertenschule HITEC.

(34)

34 Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

„Wir verfolgen eine Kultur des frühzeitigen Hinsehens“

Prof. Dr. Uwe Rascher leitet den Forschungsbereich Ecosystem Dynamics am Institut für Bio­ und Geowissen schaften, Bereich Pflanzenwissenschaften, und ist gleichzeitig als Professor für Quantitative Physiologie der Nutzpflanzen an der Universität Bonn tätig. Am Institut kümmert er sich außerdem um die Doktoranden.

Im Interview erläutert er das Betreuungskonzept seines Bereichs.

Was unterscheidet eine Promotion in Ihrem Insti- tutsbereich von einer Promotion an der Uni?

Prof. Dr. Uwe Rascher: Die Doktoranden haben bei uns mehr Zeit und auch das geeignete Umfeld, um sich ganz auf ihr Forschungsprojekt zu konzentrie­

ren. Die Themen sind zielgerichtet – wir wissen, wo wir mit ihnen hinwollen. Allerdings haben sie auch nicht die Vielfalt an Lehrangeboten, die sie an der Uni vorfinden. Ein weiterer Unterschied besteht bei den Arbeitszeiten: Die meisten beginnen zwischen 7.30 und 9.00 Uhr und arbeiten bis etwa 18 Uhr. Manche finden das gut, andere finden es fürchterlich. Viele der Doktoranden fangen zunächst im Uni­Rhythmus

an – von 10.30 Uhr bis Open End –, um dann jedoch festzustellen, dass es viel einfacher ist, zu arbeiten, wenn beispielsweise die Gewächshausbetreuer eben­

falls da sind.

Unter welchen Rahmenbedingungen findet die Pro- motion an Ihrem Institut statt?

Prof. Dr. Uwe Rascher: Wir stellen dem Doktoranden ein Team zur Seite, das aus einem Hauptbetreuer und zwei Co­Betreuern besteht. Diese unterstützen ihn bei allen Fragen, beginnend mit der Entwicklung eines For­

schungs­, Zeit­ und Arbeitsplans. Außerdem beraten sie

(35)

ihn bei Entscheidungen über seine weitere Ausbildung:

Welche Graduiertenschule, welche zusätz lichen Kurse wären noch interessant? Wo und in welcher Phase des Projekts wäre ein Auslandsaufenthalt anzustreben?

Wie lange dauert eine Promotion im Durchschnitt?

Prof. Dr. Uwe Rascher: Wir haben das Ziel, dass alle in drei Jahren die Dissertation bei der Uni eingereicht haben. Das schafft etwa die Hälfte. Bei den anderen dauert es ein paar Monate länger. Generell verfolgen wir eine Kultur des frühzeitigen Hinsehens. Hierfür haben wir mehrere Milestones festgelegt. Zum Bei­

spiel wird nach dem ersten Jahr eine gemeinsame, aber kritische Einschätzung vorgenommen, ob der Doktorand mit seinem Projekt auf dem richtigen Weg ist. Es kann vorkommen, dass ein Verfahren, von dem wir erst gedacht haben, es funktioniert, sich dann doch als nicht geeignet erweist. Vielleicht hat eine Methode bei Mais immer geklappt, aber bei Gerste geht es nicht. Dann ist Umsteuern erforderlich. Ein weiteres Thema ist die vorausschauende Planung ins­

besondere bei Freilandarbeiten. Das heutige Hoch­

leistungsgetreide schießt beispielsweise innerhalb von wenigen Monaten nach oben. Ab Februar rede ich mir den Mund fusselig und sage, Leute, ihr müsst die Messgeräte fertig machen und Euer Messprotokoll

wirklich im Griff haben. Das glauben mir etwa 80 Pro­

zent. 20 Prozent stehen im Feld und stellen fest, dass ihnen am Gerät doch noch etwas fehlt. Wenn diese teilweise kurzen Hauptwachstumsphasen verpasst werden, dann hat man unter Umständen ein Problem und braucht ein gutes Betreuerteam.

Was kann das Betreuerteam denn für Lösungen an- bieten, wenn Wachstumsphasen verpasst wurden?

Prof. Dr. Uwe Rascher: Die Lösung ist für jede Arbeit anders. Einmal haben wir einen Doktoranden nach Chile geschickt. Dort konnte er sein Freilandexperi­

ment noch einmal wiederholen. In Chile haben sie ähnliche Wachstumsbedingungen wie bei uns, nur fünf Monate verzögert.

Ist es leicht, gute Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen?

Prof. Dr. Uwe Rascher: Nach wie vor nicht leicht, aber wir erhalten immer mehr Bewerbungen von hochqua­

li fizierten Kandidaten, viele von sehr guten Unis. Die Tendenz ist steigend.

Prof. Dr. Uwe Rascher im Feld bei der Einstellung von drahtlosen Umweltsensoren.

(36)

Nachwuchs | Forschungszentrum Jülich

36

Spitzenkräften Karriereoptionen

bieten, Mobilität fördern:

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das geht bei Python zwar bei umfangreichen Pro- grammierungen auf Kosten der Schnelligkeit, lässt sich aber mit speziellen Zusatzmodulen auffangen – oder indem man Python mit

Jülicher Forscher von Institut für Energie­ und Klimaforschung untersuchen diese Keramiken zum Beispiel, um damit Sauerstoff aus der Umgebungsluft abzutrennen – das ist bisher nur

Winter ist daher davon überzeugt, dass die Akku- mulatorforschung in den nächsten 15 Jahren von der Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Tech- nologie getrieben wird: Benötigt

Die Gründe für ein Dipolmoment, sofern vorhanden, lassen sich wohl nur herausfinden, wenn man die Dipolmomente von zwei Teilchen vergleicht, die aus unterschiedlichen Quarks

Was indes schon funktioniert: Die Wissenschaftler kreieren eine Population von 20 bis 30 Nervenzellen, bei der sie zwar keine Kontrolle über die Signalübertragung innerhalb

Sie ist sehr durchdringend und kann deshalb auf alle Organe auch ohne direkten Kontakt einwirken, zum Beispiel aus einer radioaktiven Wolke oder durch radioaktive Stoffe, die auf

To derive the magnetic scattering cross section of thermal neutrons, we consider the situation shown in Figure 2.15: a neutron with the nuclear moment µ n is at position R

Der Planer muss für sämtliche elektrische Verteilungen und Schaltschränke beim Auftrag- geber (AG), Geschäftsbereich Planen und Bauen – Elektrotechnik (B-E), unter