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Nachhaltigkeit und Internationale Kooperation Rudolf Voller

Im Dokument Nachhaltig aus der Corona-Krise (Seite 39-42)

Internationale Kooperation im Gesundheitsbereich ist dringend erforderlich. Sind die Pandemien weltweit, müssen auch die Gegenmaßnahmen, Impfstoff- und Medikamentenentwicklung weltweit koordiniert werden und kooperativ umgesetzt werden. Bei aller Kritik ist dafür die WHO die geeignete Basis, sie muss reformiert und weiterentwickelt werden. Internationale Kooperation manifestiert sich auch in Handelsabkommen, sowohl bilaterale als auch multilaterale Freihandelsabkommen sehen einen Investorenschutz vor. Dieser muss bei Pandemiebekämpfung ähnlich wie bei Naturkatastrophen ausgesetzt werden. Das International Institute for Sustainable Development (IISD, https://www.iisd.org/blog/covid-19-support-litigation) hat hierzu Vorschläge erarbeitet, die dringend umgesetzt werden müssen. Nachhaltigkeit in der internationalen Kooperation erfordert nachhaltige und resiliente Lieferketten, die verbindliche Umsetzung der UN-Richtlinien "Wirtschaft und Menschenrechte" und ökologische Transformationen.

Nachhaltigkeitsmanagement muss ein entsprechendes Risikomanagement umfassen und die OECD Due Diligence Grundsätze beachten.

Der Beitragende verweist zudem auf folgende Dokumente:

Lorenz Berzau (2017). Prozessschritte nachhaltiges Lieferkettenmanagement. Praxisorientierter Leitfaden für Unternehmen mit Entscheidungsmatrix, econsense – Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. V. (Hrsg.). Verfügbar unter:

https://econsense.de/app/uploads/2018/06/econsense_Prozessschritte-nachhaltiges-Lieferkettenmanagement_2017.pdf (letzter Zugriff: 24.7.2020).

GIZ (2014). Trend zum Dialog entlang der Lieferkette – ein Einblick in die Praxis. Verfügbar unter:

https://www.amcham.de/fileadmin/user_upload/user_upload_alt/CR/CR2014/CR_Buch_2014-GIZ.pdf (letzter Zugriff: 24.7.2020).

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Frage 3: Welche konkreten inhaltlichen Lösungen – sektoral und sektorübergreifend – sind jetzt gefordert?

Erläuterung der Frage

Die Corona-Krise zeigt, wie sich neue nachhaltige Handlungsmuster und Innovationen zügig und in der Breite ausbilden könn(t)en, aber auch wie schnell sie wieder durch andere, einseitige und nicht nachhaltig angelegte Priorisierungen verdrängt werden könn(t)en. Derweil liegen zahlreiche Ansätze aus der Forschung vor, um nachhaltige Handlungsmuster und Synergien weiter zu fördern und Rückschläge zu verhindern – auch und gerade durch eine Analyse von Herausforderungen und Zielkonflikten, die sich aus der (mangelnden) Kohärenz sektoraler Politik für Transformationsprozesse ergeben. Die Corona-Krise bietet ein Möglichkeitsfenster, die Ergebnisse dieser Analysen einzubringen.

Es stellt sich also die Frage: Welche konkreten inhaltlichen Lösungen – sektoral und sektorübergreifend – sind jetzt gefordert?

Beiträge zu Frage 3 und zusammenfassende Betrachtungen

Mehrere Beitragende nehmen Bezug auf das von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturprogramm und regen eine stärkere Ausrichtung an den UN-Nachhaltigkeitszielen und den Zielen des Pariser Klimaabkommens an.

Investitionen der öffentlichen Hand sollen sich grundsätzlich an einer ökologisch und sozial verträglichen Wertschöpfung orientieren. Insbesondere verweisen viele Beitragende auf den notwendigen Aufbau einer ressourcen- und klimaschonenden Kreislaufwirtschaft, den Ausbau einer gesundheitsfördernden Mobilität und genereller auf die Förderung gemeinwohlorientierter Geschäftsmodelle.

Lehren, die aus der Corona-Pandemie gezogen werden könnten, beziehen sich laut vielen Beitragenden insbesondere auf die fragilen/unterbrochenen Lieferketten im Ernährungs- und Gesundheitssektor, die durch eine gegenwärtig nicht nachhaltige Verfassung mit bedingt seien, neue Arbeits- und Lernkonzepte im Alltag sowie ein verändertes Mobilitätsverhalten, das Potenzial für mehr Nachhaltigkeit birgt. Diese stellen gegenwärtig die wesentlichen Transformations- und Handlungsfelder dar, die durch Corona nochmals unterstrichen werden.

Nachhaltigkeit sollte vielen der Beitragenden zufolge konsequenter als bisher bei Produktion und Konsum von Waren und Dienstleistungen sichergestellt und umgesetzt werden, insbesondere entlang globaler Wertschöpfungs- bzw.

Lieferketten. In einigen Beiträgen wird darauf verwiesen, dass entsprechende konzeptionelle Grundlagen fehlten. Die UN-Leitlinie Wirtschaft und Menschenrechte beispielsweise würde dafür einen internationalen Rahmen für die Umsetzung bieten, er sollte durch die Bundesregierung schnell in nationales Recht umgesetzt werden.

Mehrere Beitragende verweisen auf die Einsicht aus der Krise, dass die Arbeitswelt im Hinblick auf das Wohl der Gesellschaft und Nachhaltigkeit insgesamt anders gestaltet werden müsste. Insbesondere genderbezogene Fragen und die häufig diskutierten „systemrelevanten“ Tätigkeiten werden oftmals als Bereiche angeführt, die in der Nachhaltigkeitspolitik aufgegriffen werden sollen.

Es besteht Einigkeit darüber, dass eine Mobilitätswende notwendig sei, und die Beitragenden sehen konkrete Lösungen dafür beispielsweise in grundlegend verändertem Mobilitätsverhalten, das auf Effizienz und Suffizienz setzt.

Insbesondere Stadtentwicklung und Mobilität sollten integriert gedacht werden und sich in politischem Handeln wiederfinden. Mehrere Beitragende fordern die Stärkung der Kommunen als Orte der Umsetzung einer nachhaltigen Mobilitäts- und Verkehrspolitik durch entsprechende Rahmenbedingungen.

Für alle obigen Handlungsfelder wird zudem Digitalisierung von einigen Beitragenden als Querschnittsthema in den Fokus gerückt. Die Digitalisierung von Lieferketten, der Arbeitswelt und Mobilität sei ein wichtiger Schritt Richtung Nachhaltigkeit, gleichzeitig wird auf eine entsprechend nachhaltige Ausgestaltung der Digitalisierung hingewiesen, die systematisch im Hinblick auf Zugang und Verfügbarkeit für breite Bevölkerungsschichten reflektiert werden müsse.

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Autor*in Titel des Beitrags

Marie-Luise Abshagen Keine Erkenntnislücke, sondern Handlungslücke

Grischa Beier Die Digitalisierung der Industrie sozial-ökologisch

gestalten

Jens S. Dangschat Mobilität in die richtigen Bahnen lenken

Busso Grabow, Elke Bojarra-Becker, Jens Hasse, Jasmin Jossin, Jens Libbe, Anne Roth, Stefan Schneider, Sandra Wagner-Endres

Chancen für innovative, transformative Wissenschaft und Politik nutzen

Kathrin Herrmann Weg von der Intensivtierhaltung hin zu einer

pflanzenbasierten Ernährung

Burkhard Horn Nix Neues: Stadtentwicklung, Städtebau und Mobilität

integriert denken und in politisches Handeln umsetzen

Gabriele Köhler Corona-Krise als Möglichkeitsfenster für eine

transformative DNS

Jürgen Kruse Aufklärungskampagnen und Bildungsinitiative

Jens Loschwitz Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Die öffentliche Hand hat den Schlüssel zur Rohstoffwende

Kathleen Mar, Erika von Schneidemesser Krisenfester mit sauberer Luft: Wie die Pandemie ein vernachlässigtes Thema in den Fokus rückt

Kai Neumann Von der Zukunft her denken

Benjamin Nölting Lern- und Entwicklungsforen als „Corona-Reallabor“

Klaus Reuter Nachhaltig aus der Corona-Krise

Norbert Rost Transformationsstipendium, Beteiligung zur

Zukunftsstadtgestaltung und Regiogeld für regionale Wirtschaftsstrukturen

Philipp Thomas Konkrete Lösungen

Christine Volkmann Corona-Krise als Chance für nachhaltige

Unternehmensgründungen und eine wirtschaftliche Neuausrichtung

Rudolf Voller Nachhaltigkeit im Bekleidungssektor

Tabelle 3: Beiträge zu Frage 3

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Keine Erkenntnislücke, sondern Handlungslücke

Im Dokument Nachhaltig aus der Corona-Krise (Seite 39-42)