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Nachbehandlung und Prognose

1.4 Suprakondyläre, epi- und transkondyläre Humerusfrakturen

1.4.6 Nachbehandlung und Prognose

Die suprakondylären Humerusfrakturen werden bei konservativer Therapie für drei bis vier Wochen, bei operativer Versorgung für zwei Wochen ruhiggestellt (von Laer et al. 2007). Allgemein werden die Konsolidationskontrollen vier bis fünf Wochen, die Funktionskontrollen zwei bis drei Wochen nach Freigabe der Bewegung empfohlen (von Laer et al. 2012). Die Bohrdrähte können bei knöcherner Konsolidierung nach drei bis sechs Wochen postoperativ entfernt werden (Fernandez et al. 2016). Bei der Typ-I-Fraktur sind prinzipiell keine radiologischen Stellungs- oder Konsolidationskontrollen notwendig. Empfohlen werden klinische Verlaufskontrollen zur primären Gipskontrolle, bei Gipsabnahme mit Konsolidationskontrolle und der Frage nach periostaler Kallus-bildung, sowie ein bis zwei Funktionskontrollen. Bei der konservativen Versorgung der Typ-II-Fraktur sind nach der radiologischen Stellungskontrolle im Gips, zum Ausschluss eines Rotationsfehlers (ca. am vierten Tag), keine weiteren Stellungs-kontrollen notwendig. KonsolidationsStellungs-kontrollen können fakultativ durchgeführt werden.

Es genügen drei bis vier weitere Funktionskontrollen bis zum Therapieabschluss. Bei den Typ-III- und-IV-Frakturen liegt die stationäre Aufenthaltsdauer zwischen ein bis drei Tagen. Nach der radiologischen Kontrolle des Repositionsergebnisses sind keine weiteren Stellungskontrollen nötig. Vor der Materialentfernung sollte unbedingt eine radiologische Konsolidationskontrolle durchgeführt werden. Klinische Verlaufs-kontrollen sind bei diesen Frakturtypen häufiger erforderlich. Zwischen sechs und zwölf Kontrollen werden für regelmäßige Wundinspektionen, Osteosynthesekontrollen sowie Funktionskontrollen vorgenommen (von Laer et al. 2002). Die Nachkontrollen können in drei bis vier wöchigen Abständen bis zum Therapieabschluss, mit dem Ziel der freien

Funktion mit symmetrischer Ellenbogenachse, erfolgen. Nach Konsolidierung der suprakondylären Humerusfraktur und Gipsabnahme erfolgt die Mobilisation spontan (von Laer et al. 2007). In der Regel wird die freie Beweglichkeit/Funktion nach sechs bis zwölf Wochen erreicht (Wessel et al. 2003; Fernandez et al. 2016). Nach geschlossener Reposition und operativer Versorgung mittels K-Draht-Osteosynthese ist nach sechs Wochen ein Bewegungsverlust von ca. 45 ° und nach zwölf Wochen von ca. 22 ° zu erwarten. Eine normale Beweglichkeit im Ellenbogengelenk soll in 94 % nach sechs Monaten erreicht werden (Zionts et al. 2009). Nach offener Reposition und operativer Versorgung mittels K-Draht-Osteosynthese ist nach sechs bis sieben Wochen ein Bewegungsverlust von ca. 72 %, nach zwölf bis dreizehn Wochen von ca.

35 ° zu erwarten. Nach ca. einem Jahr liegt lediglich ein Bewegungsdefizit von ca. 5 ° vor (Keppler et al. 2005). Verbesserungen der Beweglichkeit können bis zu einem Jahr postoperativ eintreten (Zionts et al. 2009; Keppler et al. 2005). Bei älteren Patienten mit konstant schlechter Funktion, kann nach acht bis zehn Wochen eine physio-therapeutische Behandlung hilfreich sein. Die Sportfähigkeit ist bei Schmerzfreiheit und Konsolidierung nach ca. vier bis fünf Wochen gegeben (von Laer et al. 2007).

Die epikondylären Humerusfrakturen werden bei konservativer Therapie für zwei bis drei Wochen in einer Oberarmgipsschiene ruhiggestellt. Bei operativer Versorgung kann die Mobilisierung bei stabiler Osteosynthese sofort und spontan erfolgen (von Laer et al. 2007). Bei K-Draht-Osteosynthese sollte die Ruhigstellung für zwei bis vier Wochen in einer Oberarmgipsschiene erfolgen (Nuber et al. 2018). Die Nachkontrollen sollten in vier bis sechs wöchige Abstände bis zur freien Funktion und Therapie-abschluss durchgeführt werden. Eine radiologische Konsolidationskontrolle sollte nach drei Wochen erfolgen (von Laer et al. 2007). Die Schrauben können zwölf Wochen, die K-Drähte sechs Wochen postoperativ entfernt werden (Nuber et al. 2018). Die freie Beweglichkeit ist posttraumatisch nach zehn bis vierzehn Wochen zu erwarten. Falls sich bei Jugendlichen durch die Mobilisation nach ca. drei bis vier Wochen keine Verbesserung der Ellenbogenfunktion einstellt, kann eine physiotherapeutische Behandlung erwogen werden. Sportliche Aktivitäten können fünf bis sechs Wochen nach Konsolidierung freigegeben werden (von Laer et al. 2007).

Die transkondylären Humerusfrakturen werden bei konservativer Therapie für vier Wochen in einem zirkulären Oberarmgips, bei operativer Versorgung für zwei bis drei Wochen in einer Oberarmgipsschiene ruhiggestellt (von Laer et al. 2007). Die Ein-stellung erfolgt in 90 ° Flexion und NeutralEin-stellung des Unterarms (S2k-Leitlinie 2015).

Die Nachsorge sollte auf Grund der Komplikationen und möglichen Spätfolgen länger erfolgen. In drei bis vier wöchigen Abständen, bis zur freien Funktion und Therapie-abschluss, sollten Nachkontrollen durchgeführt werden. Danach wird eine jährliche Kontrolle, bis zwei Jahre nach dem Unfall, empfohlen (von Laer et al. 2007). Eine radiologische Konsolidationskontrolle sollte nach vier Wochen, sowie ggf. vor der Implantatentfernung und bei Komplikationen oder Wachstumsstörungen erfolgen (S2k-Leitlinie 2015). Die Osteosynthesematerialentfernung erfolgt bei alleiniger K-Draht-Fixation fünf bis sechs Wochen, bei Verwendung von Schrauben zwölf Wochen postoperativ (Nuber et al. 2018). Die Mobilisierung erfolgt nach der Gipsabnahme spontan, eine physiotherapeutische Behandlung ist i. d. R. nicht indiziert (von Laer et al. 2007). Liegt eine relevante Bewegungseinschränkung (> 20 °) nach drei Monaten vor kann eine Physiotherapie erfolgen. Frühe Bewegungsübungen sind wegen der Gefahr von Wachstumsstimulationen, Instabilitäten und heterotoper Ossifikationen zu vermeiden (S2k-Leitlinie 2015). Bei der Condylus-radialis-Fraktur ist innerhalb der ersten zwölf Wochen mit einer initialen Bewegungseinschränkung gefolgt von einer raschen Besserung der Beweglichkeit im Ellenbogengelenk auszugehen. Danach ist eine bis zu einem Jahr andauernde schrittweise Verbesserung zu erwarten. Dieser Prozess dauert länger je älter das Kind, je schwerer die Verletzung und je länger die Immobilisierung war. Unabhängig von der Therapie wird ein Jahr nach dem Unfall, ohne physiotherapeutischer Behandlung, in 97 % die Beweglichkeit im Vergleich zu Gegenseite wieder erreicht (Bernthal et al. 2011). Ist die Condylus-radialis-Fraktur stabil versorgt wurden, ist die Wahrscheinlichkeit für ein varsisierendes Fehlwachstum gering (von Laer et al. 2007). Die Prognose der Condylus-ulnaris-Frakturen ist auf Grund von schwereren Begleitverletzungen meistens ungünstiger. Bei jüngeren Kindern zeigen T- und Y-Frakturen bessere Behandlungsergebnisse als im Adoleszentenalter (S2k-Leitlinie 2015). Sportliche Aktivitäten können vier bis sechs Wochen nach Konsolidierung wieder aufgenommen werden (von Laer et al. 2007).

2 Material und Methoden

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Qualitätsanalyse der Diagnose- und Therapiestandards von distalen Humerusfrakturen im Kindes- und Jugendalter im Rahmen der Qualitätsoffensive der Klinik für Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie (CUNF), jetzt Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie (CUOP) der Universitätsmedizin Göttingen. Berücksichtigt wurden Patienten in dem Zeitraum von 2005 bis 2015. Klinische Nachuntersuchungen im Rahmen dieser Arbeit erfolgten nicht. Lt. Ethikkommission (Prof. Brockmüller) ist für eine Qualitätssicherungsstudie kein Votum erforderlich.