• Keine Ergebnisse gefunden

Die ‚Mountain Shadows MS’ ist für Kalifornien eine recht untypische MS für Schüler der sechsten bis einschließlich achten Klasse, da sie im Vergleich zum

bundesstaatlichen Durchschnitt erhebliche Unterschiede aufweist.171 Die Schule wird von 981 Schülern besucht, von denen 66% der Klassifizierung ‚White’ entsprechen. Das ist mehr als die Hälfte, den der kalifornische Durchschnitt in seiner Schülerschaft aufweist. Der Anteil an Schülern der Klassifizierung ‚Hispanic’ beträgt an der

‚Mountain Shadows MS’ nur 23% im Gegensatz zu 48% des kalifornischen Durchschnitts. Und obwohl die Schule so eher ein weißes Klientel und in diesem Sinne ein recht amerikanisches172 bedient, sind an dieser Schule vierzehn weitere Sprachen neben der englischen vertreten.173 Die spanische Sprache ist, wie auch an anderen kalifornischen Schulen, die meist vertretendste. Ca. 14% der Schülereltern sind spanischsprechend.174 Der Prozentsatz der Migrantenschüler wird jedoch nur mit 2%

ausgewiesen.175 Dies liegt zumal daran, dass viele der Eltern auch nach längerer Aufenthaltsdauer in den USA nur schlecht oder kaum Englisch sprechen und die Kinder vorwiegend in einem hispanischen Umfeld aufwachsen. Die Kinder sind somit nicht selbst zugewandert, sondern gehören der zweiten Generation der Immigranten an. In Amerika werden diese Kinder daher auch nicht als Migrantenkinder geführt, sondern als Amerikaner. Das bestehende Bodenrecht (ius soli) erklärt alle auf amerikanischem Territorium Geborenen zu deren Staatsbürgern.176 Diese nationale Verschwemmung des Migrantenstatus der Kinder ist von tragender Bedeutung, da sie die demografischen Statistiken der Schulen verfälschen kann und so die Tatsachen des erhöhten Bedarfs an Sprachförderung mildert. Beispielsweise lässt die ‚Madison Middle School’, eine andere für diese Arbeit relevante Schule in Oakland, diese Diskrepanz zwischen sprachlich-kulturellem Status und Nationalität besonders gut erkennen. An dieser Schule sind laut Schulstatistik keine Migrantenkinder vertreten.177 Laut Aussagen des Konrektors Mr. Mola sind jedoch die Hälfte der Schülereltern und die Schüler selbst spanische Muttersprachler und nur ungenügend der englischen Sprache mächtig.

Folglich ist der ausgewiesene Anteil von Migrantenkindern in den Schulstatistiken nicht gleichwertig mit dem auf dem sprachebezogenen Migrantenstatus der Schüler. Daher erscheinen die Leistungen und/oder andere Probleme an dieser Schuler nach außen hin

171 Der kalifornische Durchschnitt an Schülern der Klassifizierung ‘White’ beträgt 31%. Der Durchschnitt für ‚Hispanic’ beträgt 48%. Siehe: http://www.publicschoolreview.com/school_ov/school_id/6587 ; 15.02.2006.

nicht auf starke Kulturdifferenzen zurückzuführen zu sein. Die einzige Aussage, die sich demzufolge aus den statistischen Daten über den Migrantenanteil an dieser Schulen, wie auch an anderen Schulen, ergibt, ist der Anteil ohne die amerikanische Staatsbürgerschaft. Somit besuchen laut Statistik nur ungefähr 2% nicht-amerikanische Kinder die ‚Mountain Shadows MS’. Der Bedarf an Sprachförderung für fremdsprachige Kinder scheint somit nach außen hin auch zunächst nur bei 2% zu liegen. Unwissende dieser Tatsachen werden daher schlechte Leistungen der dortigen Schüler nicht mit einem Fehlen an Sprachförderung in Verbindung setzen, sondern eher mit anderen Faktoren.

Weitere Gründe, weshalb die ‚Mountain Shadows MS’ untypisch zu anderen Schulen in Kalifornien erscheint, ist das Gesamtbild des schulischen Klientels. Die Schule wird von Kindern der Mittelschicht, wie auch Kindern aus ärmlichen Verhältnissen besucht, bei denen es sich nicht ausschließlich um ‚nicht-weiße’ handelt.

Kinder der in den USA bezeichneten Gesellschaftsgruppe ‚white trash’ sind ebenfalls vertreten. Diese Gruppe lebt als sozialschwache, weiße Außenseiter in Wohnwagenparks (‚trailer parks’). Insgesamt vertritt der Anteil an finanziell benachteiligten Gruppen an dieser Schule mit 25% einen besseren Wert als der kalifornische Durchschnitt mit 56%.178 Zudem wird die Schule auch von Kindern mit teilweise starken Behinderungen (z.B. Gehirnschäden – kein Erinnerungsvermögen;

Rollstuhlfahrer) besucht, sowie auch von Kindern mit einem IQ unter 80.179

Der Anteil der Elternschaft über fünfundzwanzig Jahren mit einem College-Abschluss liegt mit 35% etwa 3% höher als der kalifornische Durchschnitt. Die Zuständigkeit der ortsansässigen LEA liegt mit fünf Schulen und 6232 Schülern unter dem kalifornischen Durchschnitt. Diese Zahlen lassen erkennen, dass das Einzugsgebiet der Schule kleiner ist als andere und im Gegensatz zu anderen Einzugsgebieten ein homogeneres Bild widerspiegelt. Allerdings ist dieses homogene Bild durch die steigenden Wohnkosten in diesem Bezirk begünstigt. Viele der Schülereltern sind nach Aussagen der Schule bereits abgewandert und weitere werden sicherlich folgen. Diese Abwanderung hat bereits Auswirkungen auf den schulischen Betrieb. Das fehlende

178 Siehe: http://www.publicschoolreview.com/school_ov/school_id/6587 ; 15.02.2006.

179 In den USA versucht das Gesamtschulsystem bis auf wenige Ausnahmen alle Kinder ins allgemeinen Schulwesen zu integrieren. Aus diesem Grund werden lernschwache, körperlich oder anderweitig behinderte Kinder auf den gleichen Schulen unterrichtet wie ihre Altersgenossen. Soweit es möglich ist, werden diese Schüler auch in die Regelklassen integriert. Falls dieses nicht möglich ist werden sie in den Sonderklassen (‚spezial classes’) unterrichtet. Überdies besteht für diese Kinder die Möglichkeit mit einem eigenen Betreuer am Unterricht teilzunehmen. Das amerikanische Schulsystem wirkt in Bezug auf die Integration von behinderten Kindern sehr fördernd, weil es diese nicht, wie beispielsweise das deutsche Schulsystem spezielle Schulen aussondert.

staatliche Kopfgeld je Schüler reduziert die finanziellen Mittel der Schule und bewirkt somit Einsparungen bei der Finanzierung des Betreuungsschlüssel der Lehrer zu den Schülern. Die Schüler werden von neununddreißig Lehrern unterrichtet, d.h. dass die Schule mit ihrem Betreuungsschlüssel, Lehrer zu Schüler, mit fünf Schülern mehr je Lehrer, über dem kalifornischen Durchschnitt liegt. Damit die Schule die Finanzlücke mindern kann, setzt sie neben der Spenden- und Finanzkraft der Eltern, sowie der staatlichen Lotteriezuschüsse, auf eine eigens herausgebrachte Schulzeitung.180

4.1.2 Staatliche Finanzierungshilfen zur Förderung der Integration von LEP-Schülern