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Methodischer Ansatz

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Die qualitative Studie stützt sich auf eine Stichprobe von 123 Flüchtlingen aus 13 Herkunftsländern, die zwischen Mai 2013 und Dezember 2015 nach Deutschland eingereist sind. Befragt wurden Personen ab 18 Jahren. Die Befragung war von Dezember 2015 bis März 2016 im Feld. In Hinblick auf die Struktur der Herkunfts-länder, Alter und Geschlecht, rechtlichen Status und Unterbringung wurden die quantitativ bedeutsamsten Gruppen von geflüchteten Menschen in Deutschland in der Befragung berücksichtigt (Tabelle 1).

Um unterschiedlichen regionalen Bedingungen Rechnung zu tragen, wurde die Be-fragung zu etwa gleichen Teilen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen durchgeführt.

Tabelle C1

Darstellung der Stichprobe „Flüchtlinge und Migranten“

Herkunftsländer Soll

Unterkunft zum Zeitpunkt des Interviews Anzahl n = 123

Erstaufnahmereinrichtung 34

Gemeinschaftsunterkunft 47

Dezentrale Unterkunft 42

Quelle: Eigene Berechnungen

Das Verhältnis von 100 Interviews und 123 Befragten ergibt sich daraus, dass eine Reihe von Gesprächspartnern zur Teilnahme am Interview grundsätzlich bereit waren, dies aber bevorzugt mit einer weiteren Person tun wollten (z.B. Schwestern, Freunde, Ehepartner). Es wurde daher die Interviewanzahl auf 100 festgelegt bei höherer Teilnehmerzahl.

Rekrutierung, Feldorganisation und Durchführung der Interviews mit Flücht-lingen

Die Rekrutierung der Befragten erfolgte in der Regel mit Hilfe von „Multiplikatoren“

aus Bereichen, in denen mit Flüchtlingen und Migranten bzw. für deren Belange gearbeitet wird, z.B. über ehrenamtliche Helferkreise, Leiter von Deutsch- und Integ-rationskursen, Leiter von Erstaufnahmeeinrichtungen, Kontaktpersonen aus Flücht-lingstreffpunkten, Personen aus Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden, Aus-länderräten, kommunalen Einrichtungen. Dadurch ergab sich ein mehrstufiger Rek-rutierungsprozess: zunächst erfolgte ein unverbindlicher, meist telefonischer Vor-kontakt, in dem die Eckdaten der Studie vorgestellt wurden. Im zweiten Schritt er-folgte in der Regel ein persönliches, intensiveres Vorgespräch, in dem der Intervie-wer dem Multiplikator detailliert die Studienziele und –inhalte sowie die Vorgehens-weise der Datenerfassung, Auswertung und Darstellung der Studienergebnisse er-läuterte. Dabei wurde den Themenkomplexen „Datenschutz“ und „Anonymität“ eine große Rolle eingeräumt. Über diese Form von Vorkontakt wurden dann kurze Vor-besprechungen mit den potenziellen Interviewpartnern (Flüchtlinge und Migranten) organisiert bzw. konkrete Termine für die Interviewdurchführung vereinbart. Die Teilnahmebereitschaft der Flüchtlinge war hoch.

Es wurde bei der Rekrutierung darauf geachtet, dass Personen unabhängig von ihrem Bildungshintergrund oder anderen sozialen Merkmalen etwa die gleiche Wahrscheinlichkeit hatten, in die Stichprobe zu gelangen. Auch wenn versucht wur-de, mögliche Selektionseffekte weitgehend zu reduzieren, so muss bei der Interpre-tation berücksichtigt werden, dass Personengruppen, die an einer solchen Befra-gung teilnehmen, sich schon allein durch ihre Kooperationsbereitschaft von anderen Personengruppen unterscheiden können. Obwohl durch das Studiendesign die un-terschiedlichsten Lebenslagen von geflüchteten Menschen berücksichtigt werden, können aus der Befragung keine auf alle in Deutschland lebenden Flüchtlinge ver-allgemeinerbare Aussagen abgeleitet werden.

Die Gespräche wurden anhand eines zuvor mit allen am Forschungsvorhaben Be-teiligten abgestimmten detaillierten Gesprächsleitfadens geführt. Dieser methodi-sche Ansatz leitfadengestützter Interviews (vgl. Hopf 2000) bietet, gerade bei viel-schichtigen und diffizilen Themen die Möglichkeit, gezielt und moderat auf die indi-viduelle Situation und Befindlichkeit der Befragten einzugehen und auch tieferlie-gende Motive und Beweggründe zu eruieren. Ziel war es, eine Gesprächsplattform zu schaffen, die es den Befragten ermöglichte auch weniger präsente Erfahrungen und Beweggründe zu erinnern und zu verbalisieren. Diese Möglichkeit wurde von den meisten Interviewpartnern, wie sie häufig auch explizit rückmeldeten, gern an-genommen und genutzt. Die Interviews dauerten zwischen eineinhalb und zwei Stunden.

Die Interviews wurden in der überwiegenden Zahl der Fälle mit Unterstützung von konsekutiv übersetzenden Sprachmittlern in der Muttersprache der Befragten ge-führt. Einigen Befragten mit bereits fortgeschrittenen deutschen Sprachkenntnissen war es ein Anliegen, das Gespräch auf Deutsch zu führen. Bis auf zwei Ausnahmen waren auch in diesen Fällen Dolmetscher anwesend, um dem Befragten das Ange-bot zu offerieren, bei diffizileren Fragestellungen in die Muttersprache zu wechseln.

In zwei Fällen war kein Sprachmittler erforderlich.

Das Interviewer-Team bestand aus sieben Forschern, die seit vielen Jahren in der Qualitativen Forschung tätig sind und über akademische Abschlüsse (Diplom, Pro-motion, Master) in Psychologie, Soziologie, Kommunikations-Wissenschaften und Wirtschaftswissenschaften verfügen. Während der gesamten Durchführungszeit nahmen die an der Feldarbeit Beteiligten an ausführlichen Briefings durch die Stu-dienleitung und an kontinuierlich angebotener Supervision teil.

Die anschließende Analyse erfolgte anhand der ins Deutsche übersetzten Tran-skripte, die nach Abschluss der Studie auch für Re-Analysen archiviert werden.

Mündliche Zitate wurden zur besseren Lesbarkeit der Schriftsprache angeglichen, Angaben zu Personen und Orten anonymisiert. Die Transkripte wurden inhaltsanaly-tisch ausgewertet (vgl. Mayring 2015) unter Zuhilfenahme einer Software zur quali-tativen Datenanalyse (MAXQDA).

Die aufbereiteten Ergebnisse basieren auf der dargestellten Quotenstichprobe. Wir weisen explizit darauf hin, dass die Ergebnisse kein repräsentatives oder quantifi-zierbares Abbild der Einstellungen und Meinungen in der Grundgesamtheit der in Deutschland lebenden Flüchtlinge und Migranten darstellt. Sie geben aber Hinweise darauf, welche Aspekte und Themen in der Zielgruppe vorhanden und bedeutsam sind und ermöglichen so Ableitungen auf die Situation der Flüchtlinge in Deutsch-land.

Interviews mit Experten

Neben den geflohenen Menschen wurden zusätzlich 26 Experten aus dem Bereich der Flüchtlingsarbeit – Integrationsbeauftragte, Landtagsabgeordnete,

Einrichtungs-leitungen, Kulturvermittler, Verfahrensberater, Volkshochschulleiter, Wissenschaftler und Spezialisten für auf Flüchtlinge zugeschnittene Arbeitsmarktprogramme – inter-viewt (Tabelle 2).

Ziel war e einerseits, die Gesprächsbeiträge der Flüchtlinge und Migranten um die Expertensicht zu ergänzen und zum Teil gegenüberzustellen, andererseits über diese Personen Kontakte zu Flüchtlingen und Migranten herzustellen, um sie für die Interviewteilnahme zu gewinnen. Vertreter aus folgenden Bereichen wurden im Rahmen der Expertenbefragung interviewt.

Tabelle C2

Darstellung der Stichprobe „Experten“

Vertreter aus den Bereichen Anzahl Arbeitsmarkt/Qualifizierung 4 Erstaufnahmeeinrichtungen 4

Politik 4

Wohlfahrtsverbände 3

Asylberatung 2

Ausländerrat 2

Ehrenamt 2

BMF 2

Journalismus 1

Forschung 1

Sprachschule 1

Quelle: Eigene Berechnungen

Auch diese Interviews, die durchschnittlich eine bis eineinhalb Stunden dauerten, wurden leitfadenunterstützt durchgeführt, anschließend verschriftlicht und inhalts-analytisch mithilfe der Datenanalyse-Software MAXQDA ausgewertet.

Literatur:

Hopf, Christel (2000): Qualitative Interviews – ein Überblick. In: Flick, Uwe, Ernst v.

Kardoff und Ines Steinke (Hrsg.); Qualitative Sozialforschung, Reinbek: Rowohlt.

Lamnek, Siegfried ; Krell, Claudia (2010): Qualitative Sozialforschung, 5., überarb.

Aufl. , Weinheim ; Basel : Beltz, S.

Mayring, Phillip (2015): Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (Beltz Pädagogik) Taschenbuch.

In dieser Reihe sind zuletzt erschienen

Interven-tion – Frühzeitige ArbeitsmarktintegraInterven-tion von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen:

Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt:

Substituierbarkeitspotenziale von Berufen in Dienst: Entwicklung, Motive und rechtliche Umsetzung Ein-führung des Mindestlohns (Ausgabe 1)

1/16 Ziel-system der Bundesagentur für Arbeit: Zum Forschungsdesign einer 5/2016 Zabel, C. Erwerbseintritte im Zeitverlauf bei Müttern

junger Kinder im SGB II

3/16 6/2016 Szameitat, J. Diversity Management und soziale Schließung

in Betrieben in Deutschland: Ergebnisse aus Experteninterviews

Ergebnisse der Evaluation der Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung in

Eine vollständige Liste aller erschienenen IAB-Forschungsberichte finden Sie unter http://www.iab.de/de/publikationen/forschungsbericht.aspx

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IAB-Forschungsbericht 9/2016 20. Juli 2016

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