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3 Material und Methoden

3.4 Methodenkritik

Verschiedene Autoren verwenden bei Untersuchungen der Makrozoobenthosfauna unterschiedliche Beprobungsmethoden. Im Hinblick auf einen Datenvergleich ist deshalb eine kritische Betrachtung der verwendeten Methoden wichtig, um so zu einer Qualitäts-abschätzung der Ergebnisse zu kommen. Da aufgrund der technischen Eigenschaften des Van-Veen-Greifers sowie durch das Sieben der Proben Benthosorganismen bei der Probennahme verloren gehen können (BREY 1984), kann dies zu einer Unterschätzung der Artenzahl und der Abundanz führen, die nicht genau zu quantifizieren ist.

Im einzelnen sind diese Fehlerquellen folgende:

1) Beim Fieren des Bodengreifers entsteht eine Frontwelle. Kleinere epibenthisch lebende Arten können dadurch weggespült und unter Umständen nicht quantitativ erfaßt werden. Um diesen Effekt zu minimieren, wurde ein modifizierter Van-Veen-Greifer verwendet mit Netzen in den Inspektionsklappen (DYBERN et al. 1976), und der Winschmann wurde angewiesen, den Boden mit 0,5 m/sec. zu treffen.

2) Da der Bodengreifer eine von der Sedimenttextur abhängige durchschnittliche Eindring-tiefe von 4 bis 12 cm hat, werden Organismen, die Eindring-tiefer im Sediment leben, nicht oder nur teilweise erfaßt. Dies trifft besonders für folgende Arten zu:

Polychaeta

Arenicola marina lebt in einer U-förmigen Röhre bis etwa 28 cm tief im Sediment. Bei der Probennahme wurden lediglich 4 juvenile Individuen gefangen, so daß zu vermuten ist, daß keine adulten Tiere mit dem Bodengreifer erfaßt werden können. Videoaufnahmen lassen allerdings anhand der Haufen und Löcher, die den Ein- und Ausgang der Wohnröhren anzeigen, den Schluß auf eine weit höhere Besiedlungsdichte zu.

Scoloplos armiger gehört zu den Polychaeten, die am tiefsten in das Sediment eindringen.

HARTMANN-SCHRÖDER (1996) gibt an, daß die Art in den oberen 10 bis 15 cm des Sediments lebt. Die Tiere verlassen ihre Grabgänge nicht und kommen nicht an die Oberfläche. ROMERO

(1983) fand die Art auf zwei Stationen in der Kieler Bucht in bis zu 7 cm Tiefe. Der Großteil der Individuen hielt sich aber immer im obersten Zentimeter des Sediments auf. Es ist also davon auszugehen, daß es nur zu einer geringfügigen Unterschätzung der Abundanz kommt.

Pygospio elegans kommt regelmäßig in Tiefen bis zu 4 cm vor, wird aber vereinzelt auch in Schichten bis 9 cm Tiefe gefunden, so daß es auch hier zu geringfügigen Unterschätzungen kommen kann.

Eteone longa lebt im Sediment bis in 6 cm Tiefe (ROMERO 1983). Der Großteil der Individuen wird also mit dem Backengreifer gefangen.

Nephtys caeca und N. ciliata sind die im Untersuchungsgebiet am häufigsten auftretenden Nephtys-Arten. Sie leben direkt unter der Sedimentoberfläche und dringen nur vereinzelt bis in 8 cm Tiefe vor (ROMERO 1983). Bei beiden Arten kommt es also ebenfalls nur zu geringfügigen Unterschätzungen.

Mollusca

Abra alba dringt in Einzelfällen 7 bis 8 cm in den Boden ein. Der weitaus größte Teil der Muscheln lebt jedoch in 3 cm Tiefe (ROMERO 1983), so daß die Unterschätzung der Abundanz gering ist.

Macoma balthica lebt im obersten Zentimeter des Sediments. Nur wenige Exemplare graben sich 5 bis 6 cm tief in das Sediment ein (ROMERO 1983). Auch bei dieser Art sind die Unterschätzungen der Abundanz eher gering.

Mya arenaria wird noch in mehr als 30 cm Bodentiefe angetroffen, Mya truncata lebt in Sedimenttiefen bis zum 34 cm. Von beiden Arten wurden nur wenige ausgewachsene Individuen in den Greiferfängen gefunden, so daß davon auszugehen ist, daß adulte Tiere nur unvollständig erfaßt werden. Dafür spricht auch, daß in den Greifern häufig abgeschnittene Siphone gefunden wurden.

Crustacea

Diastylis rathkei und Corophium volutator graben sich nur bis etwa 3 cm Tiefe ins Sediment ein, alle anderen Crustaceen-Arten noch weniger tief. Es ist also davon auszugehen, daß die Crustaceen mit dem Bodengreifer zum größten Teil erfaßt werden.

Crangon crangon und Carcinus maenas können dem Greifer aktiv entkommen und werden gar nicht oder nur in sehr geringen Abundanzen erbeutet.

3) Ein Sieb mit 1 x 1 mm großen Maschen hat eine diagonale Maschenweite von 1,41 mm.

Tiere mit einem geringeren Durchmesser als 1,41 mm können durch das Sieb gespült werden oder aktiv entkommen. Insbesondere weiche Polychaeten sind in der Lage, sich durch die Siebmaschen zu winden. Außerdem können die Polychaeten beim Sieben in mehrere Teile zerbrechen und so verlorengehen. Der Verlust durch das Sieben hängt sehr stark von der jeweiligen Siebtechnik ab und ist daher sehr schwer zu quantifizieren. Da die Proben im Rahmen dieser Untersuchung immer von der gleichen Person gesiebt wurden, sollte der eventuelle Fehler jedoch relativ konstant sein. Außerdem wurden die Proben nicht für längere Zeit in den Sieben stehengelassen, sondern sofort nach Probennahme weiterbehandelt.

Die Probennahme mit der 1-Meter-Dredge vom Typ „Kieler Kinderwagen“ kann durch verschiedene Faktoren zu Verlusten oder zur Nichterfassung von Tieren führen. Da die Dredge je nach Festigkeit des Sediments nur wenige Millimeter bis Zentimeter in das Sediment eindringt, werden sehr tief grabende Organismen nicht erfaßt. Durch den hohen Druck, der auf dem Innennetz lastet, können insbesondere in der Anfangsphase des Dredgens, bevor sich der Netzbeutel weitgehend mit Sediment zugesetzt hat, sehr kleine Organismen

verlorengehen, indem sie durch die Maschen gedrückt werden. Daneben ist die Bestimmung der beprobten Fläche schwierig, da der genaue Zeitpunkt des Aufsetzens der Dredge auf den Grund nicht bekannt ist. Außerdem weist die Dredge je nach Eindringtiefe und Ablenkung vom Grund durch Steine eine unterschiedliche Fängigkeit auf.

Diese Fehlerquellen machen eine quantitative Erfassung des Makrozoobenthos mit der Dredge schwierig. Die Dredge bietet aber die Möglichkeit, einen Gesamteindruck von dem beprobten Gebiet zu bekommen, da sie immer eine sehr viel größere Fläche des Meeres-bodens als der Backengreifer beprobt. Auch der sogenannte unbelebte Beifang (Schlacke, Schill) in der Dredge trägt dazu bei, ein besseres Bild vom Probengebiet zu erhalten.