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REYNOLDS et al. (21) verglichen vier Methoden, um den Blutfluss zum Euter bei zwei bis sechs Jahren alten und pluriparen Ziegen zu messen: die Lachgas-Diffusion (N2O), die Continuous Thermodilution (CT), die Antipyrin-Absorption (AP) und die Elektromagnetische Induktion (EM).

Die N2O-Methode beruht auf dem Fick‘schen Prinzip, bei dem aus der Mengenbilanz eines Indikators, dessen Konzentrationen am arteriellen Zufluss und venösen Abfluss eines Organes gemessen werden, auf die Blutflussraten geschlossen wird, und wurde von REYNOLDS zur Messung des Euterblutflusses an anästhesierten (22) und nicht anästhesierten Ziegen (23) beschrieben. Es wird inhaliertes N2O in das Blut und das Eutergewebe aufgenommen und die Differenz zwischen den arteriovenösen Konzentrationen dieser Substanz gemessen (21). Die N2O-Methode hat den Nachteil, dass sie sehr aufwendig ist (23). Die Arteria carotis muss chirurgisch an die

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Körperoberfläche verlagert werden; ferner müssen speziell für die jeweilige Tierart geformte Masken hergestellt und die Tiere an das Atmen durch diese Masken gewöhnt werden.

Die AP-Methode zur Messung des Euterblutflusses wurde von RASSMUSSEN sowohl für Ziegen (24, 25) als auch für Kühe (26) beschrieben. Sie beruht ebenfalls auf dem Fick‘schen Prinzip. Dabei wird eine bekannte Menge Antipyrin (Pyrazolon-Derivat) in das Euter injiziert und die Differenz zwischen venösen und arteriellen Konzentrationen dieser Substanz über 30 Minuten bestimmt. Ferner wird das Ausmaß der Absorption des Antipyrins anhand der am Ende des Versuches mit der Milch ausgemolkenen Menge dieses Moleküls errechnet (21).

Die CT-Methode zur Messung des Euterblutflusses von Ziegen wurde erstmals von LINZELL (27) beschrieben. Dazu wurden bei sieben Ziegen im Alter von zwei bis acht Jahren chirurgisch die Arteria caudalis und die Vena epigastrica caudalis jeweils als neun Zentimeter lange Schleifen an die Körperoberfläche verlagert. Dies hatte den Vorteil, dass die Injektionsnadeln und Messsonden einfach platziert und wieder entfernt werden konnten. Die Infusionsnadel, über die eine Kochsalzlösung mit einer bestimmten Temperatur gegeben wurde, sowie eine Temperatursonde wurden an dem einen Ende der Venenschlaufe platziert, eine weitere Temperatursonde an dem anderen, stromabwärts gelegenen Ende der Venenschlaufe. Die kältere Lösung führte zu einer Abkühlung der Bluttemperatur um Bruchteile von Graden. Je größer die Blutmenge war, die pro Zeiteinheit durch das Gefäß floss, desto weniger wurde die Bluttemperatur durch die kältere Injektionsflüssigkeit erniedrigt.

um wachsende Gefäße nicht möglich, da sonst die Bildung eines Aneurysmas induziert werden könnte. Das umliegende Gewebe reagiere zudem auf die Sonde, so dass es zu einer Gewebezubildung zwischen Gefäßwand und Sonde kommen kann, wodurch die Messungen oder Kalibrierung der Sonde beeinflusst werden (12).

REYNOLDS et al. (21) beschrieben die EM-Methode als zuverlässig. Die Werte der CT-Methode stimmten mit denen der EM-Methode überein. In 46 Messungen wurden mit der EM- (x¯ ± Standardfehler: 0,36 ± 0,09 L/min) und CT-Methode ( x¯ ± Standard-fehler: 0,37 ± 0,09 L/min) identische (p > 0,1) Blutflüsse gemessen. Allerdings habe die CT-Methode den Nachteil, dass sie erst bei Tieren ab der zweiten Laktation angewendet werden kann, da vorher der venöse Abfluss über die Vena pudenda externa erfolgt. Erst mit zunehmendem Alter und Parität versiegt dieser Abfluss, so dass fast alles Blut über die Vena epigastrica caudalis superficialis abläuft (21).

Während die N2O-Methode den Blutfluss unterschätze, würde dieser durch die AP-Methode überschätzt (21). Der Unterschied zwischen der CT- und N2O-Methode lag bei 19 Messungen bei 0,006 L/min per 100 g Gewebe bzw. 18 % (p < 0,05) und der Unterschied zwischen der CT- und AP-Methode bei 0,011 L/min per 100g Gewebe bzw. 30 % (p < 0,01). Der Grund für die Unterschätzung sei, dass das leicht diffusionsfähige N2O durch den ganzen Organismus geht und an der Oberfläche des Euters entweicht. Die Überschätzung komme durch eine schlechte Verteilung von AP innerhalb des Euters und die unvollständige Rückgewinnung des nicht-absorbierten Antipyrins mit der Residualmilch zustande. Da die N2O- und AP-Methoden von Diffusions- bzw. Absorptionsvorgängen abhängen, liefern diese beiden Methoden nach REYNOLDS et al. (21) ferner nur bei gesunden Eutern valide Ergebnisse.

REYNOLDS et al. (21) folgerten, dass keine der vier genannten Methoden ideal sei und es einen Bedarf an einfacheren (nicht-invasiven) und zuverlässigeren Methoden gebe, um den mammären Blutfluss an nicht anästhesierten Tieren zu messen.

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Eine neuere Methode, um den mammären Blutfluss zu bestimmen, ist die Dopplersonographie. Allerdings wurden mit dieser Methode bislang nur wenige Studien an Ziegen (10, 28, 29) und Kühen (14, 16, 30, 31) durchgeführt.

CHRISTENSEN et al. (28) maßen den mammären Blutfluss von laktierenden Ziegen in der Vena egigastrica superficialis caudalis mittels nicht-invasiver Doppler-sonographie. Sie bestimmten die Blutflussgeschwindigkeit, welche zwischen 7 und 34 cm/s betrug. Das Blutflussvolumen differierte zwischen 0,09 L/min bei einer trocken gestellten und 0,68 L/min bei einer hochleistenden (3,41 L Milch/Tag) Ziege.

NIELSEN et al. (10) untersuchten die Änderungen des Euterblutflusses in der Milchvene während der Laktation an vier Ziegen mittels continous-wave Dopplersonographie. Die Tiere befanden sich in der ersten oder zweiten Laktation und wurden in der 5., 8., 10., 12., 15., 20., 25., 30. und 37. Woche post partum (pp) jeweils zweimal täglich (9 und 14 Uhr) beidseits untersucht. Die Blutfluss-geschwindigkeit lag zwischen 4,4 und 34,7 cm/s und war unabhängig von der Tageszeit und der Körperseite. Die Querschnittsfläche des Gefäßes blieb im Laufe der Laktation konstant. Sie betrug 0,11 bis 0,38 cm2. Der totale mammäre Blutfluss, der mit Hilfe der Parameter Blutflussgeschwindigkeit und Durchmesser der Milchvenen bestimmt wurde, differierte zwischen 0,12 L/min und 1,02 L/min. Folglich seien nach Ansicht der Autoren die Blutflussänderungen während der Laktation in diesen Gefäßen ausschließlich auf Änderungen in der Blutflussgeschwindigkeit zurückzuführen. Des Weiteren zeigten NIELSEN et al. (10) in ihrer Studie, dass das Verhältnis zwischen Blutfluss und Milchleistung (BFV:ML) zwischen 680:1 und 123:1 lag, wobei die höheren Verhältnisse bei den niedrig-leistenden Ziegen beobachtet

größeren Anstieg der Milchleistung reagieren als Ziegen mit einer niedrigen Milchleistung. Während bei den zwei niedrig leistenden Ziegen eine positiv-lineare Beziehung (y = 858 + 20,4 x; R2 = 0,20) zwischen Blutflussgeschwindigkeit und Milchleistung zu beobachten war, konnte bei den beiden Ziegen mit der höheren Milchleistung eine exponentielle Verbindung (y = 3088 - 121 x 103; R2 = 0,97) dargestellt werden.

PICCIONE et al. (29) untersuchten den Euterblutfluss von 15 Comisana Mutterscha-fen mittels gepulster Dopplersonographie. Die Tiere wurden dabei in drei Gruppen mit je 5 Schafen eingeteilt: Tiere der Gruppe „Ga“ wurden zweimal täglich gemolken, Schafe der Gruppe „Gb“ säugten ihre Lämmer und Schafe der Gruppe „Gc“ waren trocken gestellt. Die Tiere der Gruppen Ga und Gb waren 2 Jahre alt, wurden am 45. Tag der ersten Laktation untersucht und gaben im Mittel 0,50 L Milch am Tag. Die Schafe der Gruppe Gc waren drei Jahre alt und hatten einmal abgelammt. Die Autoren zeigten, dass in der Gruppe Ga die systolischen und diastolischen Geschwindigkeiten der Euterarterien und -venen nach dem Melken höher sind als vor dem Melken. Sie begründeten den signifikanten Anstieg mit einem Abfall im intramammären Druck. Die systolischen und diastolischen Geschwindigkeiten unterschieden sich bei den Messungen morgens und abends in den Gruppen Gb und Gc nicht. Bei allen drei Gruppen waren keine Unterschiede in den Geschwindigkeiten zwischen den linken und rechten Euterarterien bzw. -venen zu verzeichnen. Die niedrigsten Blutflussgeschwindigkeiten zeigten die Tiere der Gruppe Gc, wobei die Autoren allerdings nicht angaben, ob der Unterschied im Vergleich zu den Gruppen Ga und Gb signifikant war, da die Gruppen untereinander nicht verglichen wurden.

Die Autoren führten die niedrigen Geschwindigkeiten in der Gruppe Gc auf die Inaktivität des Euters zurück.

PICCIONE et al. (14) beschrieben erstmals den Einsatz der nicht-invasiven Dopplersonographie zur Messung des mammären Blutflusses beim Rind. Sie bestimmten an sieben Bruna Italiana Kühen mit einem durchschnittlichen Alter von fünf Jahren die maximale systolische und die diastolische Blutflussgeschwindigkeit in

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der Arteria pudenda externa während drei verschiedener Laktationsphasen an den Tagen 40, 100 und 210 nach der Geburt sowie in der Trockenstehphase an Tag 290 pp. Die Milchleistung der Kühe lag bei durchschnittlich 25 L an Tag 40 pp, 22 L an Tag 100 pp und 15 L an Tag 210 pp. Während des gesamten Untersuchungs-zeitraums waren keine Unterschiede zwischen den Gefäßen beider Seiten sowie in Abhängigkeit von der Tageszeit festzustellen. Die einzige zu beobachtende signifikante Änderung war der Abfall der systolischen und diastolischen Blutflussgeschwindigkeit in der Trockenstehperiode im Vergleich zur Laktation. Die Autoren machten jedoch keine Angaben darüber, ob es individuelle Unterschiede gab bzw. ob Zusammenhänge zwischen den Blutgeschwindigkeiten und den Milch-leistungen der Tiere bestanden.

BRAUN und HOEGGER (31) bestimmten die Morphologie und den Durchmesser der Milchvene und die Blutflussgeschwindigkeit mittels Farbdopplersonographie an 29 gesunden Schweizer Braunvieh Kühen. Die Tiere waren im Mittel 4,6 Jahre alt und wurden unsediert und sediert (0,3 mg/kg Xylazin) mit einer 5.0 MHz Linearsonde jeweils zur selben Tageszeit untersucht. Der Gefäßdurchmesser bei den sedierten und unsedierten Tieren betrug 1,3 ± 0,3 cm (x ± Standardabweiung) und die maximalen Blutflussgeschwindigkeiten während des Herzzyklus lagen bei 45,4 ± 12,5 cm/s bei den Kühen ohne bzw. 50,4 ± 12,5 cm/s bei den Kühen mit Sedierung (p > 0,05).

POTAPOW et al. (16) bestimmten in fünf primiparen Holstein Kühen mittels transrektaler farb-Dopplersonographie den Blutfluss im Truncus pudendo-epigastricus. Bei einer Tagesmilchleistung von 28,6 ± 3,5 kg lag das

Blutfluss-2 · f0 · v · cosα c 2.3 Dopplersonographie

BAUMGARTNER (32) und MEYER (33) haben in ihren Dissertationen bereits die Grundlagen der Dopplersonographie ausführlich beschrieben. Aus diesem Grund werden in dem folgenden Kapital nur die Aspekte dargestellt, die für das Verständnis dieser Arbeit nötig sind.

2.3.1 Grundlagen

Die Dopplersonographie basiert auf dem von Christian Doppler entdeckten Dopplereffekt (34). Die von dem Schallkopf ausgesandten Schallwellen werden von den korpuskulären Blutbestandteilen reflektiert, wodurch sich die Frequenz der ausgesandten Schallwellen verändert. Den durch die Reflexion verursachten Frequenzunterschied nennt man Doppler Shift. Dieser ist abhängig von der Blutflussgeschwindigkeit, dem Winkel zwischen Schallkopf und Blutflussrichtung und der genutzten Frequenz des Dopplers. Je höher die Blutflussgeschwindigkeit ist, desto höher ist die Frequenzverschiebung (35):

fd = f0 – fe = .

Dabei sind:

fd = Frequenzverschiebung [Hz] = Doppler Shift f0 = Sendefrequenz des Schallkopfes [Hz]

fe = Empfangsfrequenz [Hz]

v = Blutflussgeschwindigkeit [m/s]

α = Winkel zwischen der Richtung des Blutflusses und dem Ultraschallstrahl [°]

c = Schallgeschwindigkeit im Körper (ca. 1540 m/s)

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2.3.2 Quantitative Auswertung

Bei der quantitativen Auswertung wird das Blutflussvolumen bestimmt, wobei sowohl der Winkel zwischen dem Gefäßverlauf und der Richtung der ausgesandten Schallwellen als auch der Durchmesser des untersuchten Gefäßes bekannt sein müssen (35).

Durch Umstellen der Dopplergleichung lässt sich die Blutflussgeschwindigkeit (v) berechnen:

v = .

Dabei sind:

fd = Frequenzverschiebung = Dopplershift [Hz]

f0 = Sendefrequenz des Schallkopfes [Hz]

α = Winkel zwischen Ultraschall und Richtung des Blutflusses [°]

c = Ausbreitungsgeschwindigkeit des Ultraschalls im Weichteilgewebe (ca. 1540 m/s)

Sofern die Gefäßquerschnittsfläche bekannt ist, kann das Blutflussvolumen Q nach folgender Formel berechnet werden:

Q = A · v · 60 · 100 = (r² · π) · v · 60 · 100

Dabei sind:

fd · c _ 2 · f0 · cosα

2.4 Variabilität der Blutflussmessungen

Die Variabilität der Ergebnisse bei Messwiederholungen kann durch zwei Dinge bedingt sein: entweder weil ein Untersucher seine eigenen Ergebnisse nicht reproduzieren kann, oder dadurch, dass zwei verschiedene Untersucher nicht zu den gleichen Messergebnissen kommen (36). Die Hauptquellen für Messabweichungen bei der Blutflussmessung sind vorübergehende Änderungen der Herz- und Atmungsfrequenz und des arteriellen Blutdruckes sowie mangelnde Erfahrung des Untersuchers, Veränderungen in den Messbedingungen sowie Interaktionen zwischen dem Untersucher und dem Patienten (37). Außerdem sind Messungen der Blutflussgeschwindigkeiten anfällig für Fehler, da sie vom Winkel zwischen Ultraschall- und Blutflussrichtung abhängen, der vom Untersucher manuell festgelegt werden muss (37). Nach VALENTIN (38) können Untersuchermessfehler durch eine inkonsistente Winkelkorrektur oder durch Schwierigkeiten beim Finden des optimalen Messpunktes bedingt sein.

Nach CHRISTENSEN et al. (28) beträgt die Reproduzierbarkeit der mammären Blutflussmessungen mittels nicht-invasiver Dopplersonographie der Vena epigastrica superficialis caudalis bei Ziegen 12-16 %.

BURVENICH (39) untersuchten an laktierenden Ziegen die Variabilität des mammären Blutflusses (Milchleistung 0,86 ± 0,001 L Milch/Tag) nachdem er elektromagnetische Flusssonden um die Arteriae pudendae externae implantiert hatte. Es wurden die Variabilitäten zwischen den Messergebnissen vier bis fünf aufeinander folgender Tage, fünf bis acht aufeinander folgender Stunden eines Tages und von fünf bis sieben Blutflussmessungen innerhalb von 15 Minuten bestimmt. Der Variationskoeffizient bei täglichen Messungen lag bei 10,2 %, derjenige für stündliche Messungen bei 16,5% derjenige für mehrere Messungen innerhalb von 15 Minuten bei 8,6 %.

KENSINGER et al. (13) untersuchten die Variabilität des mammären Blutflusses, indem sie vier trockenstehenden Kühen elektromagnetische Blutflusssonden um die

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rechte Arteria pudenda externa implantierten. Der Variationskoeffizient in dieser Studie lag bei 17 Messungen zwischen 0,63 und 1,15 %, die gemittelte Varianz bei 36,5%. Die Varianz von fünfzehn wiederholten Messungen in einem Abstand von einer Minute betrug 36,5% bei einem mittleren Blutfluss von 0,67 L/min.

3 MATERIAL UND METHODEN

3.1 Kühe

Die Untersuchungen wurden im Winter 2005 an 40 Kühen der Rasse Holstein Friesian des Instituts für Tierernährung der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Braunschweig durchgeführt. Während der Laktation wurden die Kühe in einer Boxenlaufstallhaltung mit Tiefliegeboxen, welche mit Gummimatten ausgestattet und mit gehexeltem Stroh eingestreut waren, gehalten. Gemolken wurden die Kühe morgens zwischen 5 bis 8 Uhr und nachmittags zwischen 15 bis 18 Uhr in einem Achter-Tandemmelkstand.

Das Grundfutter der Tiere bestand aus einer Mais- und Grassilage und war für eine Leistung von 10 kg Milch veranschlagt. Pro 2 kg mehr Milchleistung bekamen die Tiere über Transponderfütterung zusätzlich 1 kg Kraftfutter. Das Kraftfutter wurde wöchentlich der Leistung angepasst.

3.2 Studiendesign

Die Kühe wurden klinisch und mittels Farbdopplersonographie an den Tagen 1, 7, 14, 28, 56 ± 3 und 84 ± 3 post patum (pp; Tag der Abkalbung = Tag 0; Abbildung 2) untersucht. Die Messung der Milchleistung erfolgte an den Tagen 7, 14, 28, 56 ± 3 und 84 ± 3.

Abbildung 2: Skizzierte Darstellung der Untersuchungszeitpunkte an den Tagen 1, 7, 14, 28, 56 und 84 post partum (pp)

Abkalbung

1pp 7pp 14pp 28pp 56pp 84pp

Material und Methoden

Für die Untersuchungen wurden die Kühe zwischen den Melkzeiten (8 bis 12 Uhr) in einen ruhigen Raum verbracht, der an den Boxenlaufstall angrenzte und für die Ultraschalluntersuchungen abgedunkelt werden konnte. In diesem Raum befanden sich zwei Untersuchungsstände, so dass jeweils zwei Kühe gleichzeitig in den Raum verbracht werden konnten. Dies diente unter anderem auch der Beruhigung der Tiere.

3.3 Klinische Untersuchung

Zu Beginn jeder Untersuchung wurden die Tiere einer allgemeinen Untersuchung nach dem Untersuchungsschema von STÖBER (40) unterzogen. Haltung, Verhalten, Ernährungszustand, Pflegezustand und Habitus wurden beurteilt. Des Weiteren wurden Atem- und Pulsfrequenz, Frequenz der Pansenmotorik sowie die innere Körpertemperatur ermittelt.

Nach der allgemeinen Untersuchung erfolgte eine spezielle Untersuchung des Euters nach dem Schema von GRUNERT (41) mit adspektorischer und palpatorischer Untersuchung des Euters, sowie einer Sekretuntersuchung. Für letztere wurde die Milch jedes Euterviertels in eine Vierfelderschale gemolken und grobsinnlich auf pathologische Veränderungen (Beimengungen, farbliche und geruchliche Abweichungen, siehe Tabelle 1) hin beurteilt. Im Anschluss daran wurde mittels Indikatorpapier der pH-Wert und mittels California-Mastitis-Test (CMT) die Zellzahl in der Milch bestimmt.

Tabelle 1: Befundschlüssel zur Sekretuntersuchung – mod. nach GRUNERT (41)

oB = ohne besonderen Befund, sinnfällig unverändert A = Milchcharakter erhalten, wässrig ohne Flocken B = Milchcharakter erhalten, wässrig mit kleinen Flocken C = Milchcharakter erhalten, einige grobe Flocken D = Milchcharakter erhalten, viele grobe Flocken

E = Milchcharakter weitgehend verloren, vorwiegend Flocken California-Mastitis-

Test

0 = ohne besonderen Befund: < 150.000 Zellen

1 = leichte Schlierenbildung: = 100.000 - 700.000 Zellen 2 = leichte Gelbildung: = 500.000 - 1.500.000 Zellen 3 = starke Gelbildung: > 1.000.000 Zellen

3.4 Farbdopplersonographie

Der mammäre Blutfluss wurde bestimmt, indem das Blutflussvolumen in dem rechten und linken Truncus pudendoepigastricus mittels transrektaler Dopplersonographie gemessen wurde. Der Truncus pudendoepigastricus teilt sich weiter distal in die Arteria epigastrica caudalis und die Arteria pudenda externa auf (20). Letztgenanntes Gefäß zweigt sich wiederum an der Euterbasis in die Arteria mammaria caudalis und die Arteria mammaria cranialis auf (19). Da der Blutfluss in der Arteria pudenda externa nicht mittels transrektaler Dopplersonographie gemessen werden konnte und unter der Annahme, dass die Blutversorgung der Bauchdecke bei Fehlen entzündlicher Prozesse und Erkrankungen konstant bleibt, wurden Änderungen des Blutflusses im Truncus pudendoepigastricus als repräsentativ für Schwankungen in der Euterdurchblutung angesehen.

Der Truncus pudendoepigastricus wurde transrektal auf folgende Weise aufgefunden: mit der Ultraschallsonde wurde zunächst die dorsal liegende und leicht zu findende Aorta abdominalis aufgesucht. Aus dieser entspringt etwa in Höhe des

Material und Methoden

6. Lendenwirbels die Arteria iliaca externa, welche zunächst nach ventral über die innere Lendenmuskulatur und dann entlang der Darmbeinsäule nach kraniomedial zieht. Die Arteria iliaca externa wurde entlang der Darmbeinsäule nach ventral bis zu der Aufgabelung verfolgt, an der die Arteria iliaca externa in die Arteria femoralis übergeht und die Arteria profunda femoris abgibt. Diese Aufgabelung befindet sich im unteren Drittel der Darmbeinsäule, etwa 3 bis 6 cm über dem Beckenboden.

Während sich die Arteria femoralis in der Beinmuskulatur verlor, konnte die Arteria profunda femoris weiter nach ventral verfolgt werden. Wenige cm nach der ersten Aufteilung folgt in etwa auf Höhe des Beckenbodens eine weitere Gabelung. Diesmal teilt sich die Arteria profunda femoris in die Arteria circumflexa femoralis medialis und den Truncus pudendoepigastricus auf. Etwa 2 cm nach dieser zweiten Aufgabelung wurde versucht, den Truncus pudendoepigastricus in einem für die Blutflussmessung geeigneten Winkel darzustellen. Diese Stelle lag kranioventral des Beckenbodens.

Die transrektalen sonographischen Untersuchungen erfolgten mit dem Farbdoppler-sonographen SSA 370 A Version K der Firma Toshiba (Toshiba Co., Tokyo, Japan) je-weils zwischen 8 und 12 Uhr. Alle Blutflussmessungen wurden mit einer 7,0 MHz Mikrokonvexsonde (PVF-738 F; Toshiba Co., Tokyo, Japan) im pulsed-wave Modus durchgeführt (Abbildung 3). Bei allen Messungen wurde auf einen Winkel von 20° bis 60° zwischen den Richtungen des Blutflusses und des Ultraschallstrahls geachtet.

Während der Untersuchung wurden die Farbdoppleraufnahmen mit einem analogen Videorekorder (Funai 29A-650; Funai Europe GmbH, Deutschland) aufgezeichnet.

Pro Untersuchungsgang wurden circa 20 Minuten benötigt.

Abbildung 3: Farbdopplersonographische Aufnahme des rechten Truncus pudendoepigastricus einer 5-jährigen Kuh am 84. Tag post partum im pulsed-wave Modus. Die Dopplerwelle des Truncus pudendoepigastricus ist auf der linken, der farbig kodierte Blutfluss im Truncus pudendoepigastricus auf der rechten Hälfte des Bildes dargestellt.

Die Auswertung der Dopplersonographie erfolgte off-line an den analogen Videoaufnahmen und mit Hilfe des Programmes Scion Image (U.S. National Institutes of Health und Scion Corporation, Maryland/USA). Pro Untersuchung und Seite wurden jeweils drei Bilder (Abbildung 3) mit je zwei aufeinander folgenden Dopplerwellen in einem Abstand von mindestens einer Minute von den analogen Videoaufnahmen ausgewählt und digitalisiert. Folglich wurden pro Untersuchung und Gefäß sechs Dopplerwellen ausgewertet und die Ergebnisse gemittelt.

Material und Methoden

TAMF x c 2 F x cos α

Die Blutflussgeschwindigkeit (TAMV = time-averaged maximum velocity) wurde aus der mittleren maximalen Frequenzverschiebung (TAMF = time-averaged maximum frequency; Abbildung 4) mit Hilfe folgender Formel errechnet:

TAMV [cm/s] =

Dabei sind

TAMF = time-averaged maximum frequency [Hz]

c = Ultraschallausbreitungsgeschwindigkeit [cm/s]

α = der Winkel zwischen der Ultraschallwelle und der Blutflussrichtung [°]

F = Sendefrequenz des Schallkopfes [Hz]

TAMF D

S

M Frequenzverschiebung [Hz]

TAMF D

S

M Frequenzverschiebung [Hz]

Die Gefäßquerschnittsflächen (A) beider Trunci pudendoepigastrici wurden als Mittelwerte aus Messungen an drei verschiedenen, zweidimensionalen Ultraschallbildern angegeben. Die Bestimmung der Gefäßquerschnittsflächen erfolgte mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms FixFoto® (Version 2,74, Fa.

Joachim Koopmann Software, Wrestedt- Stedersorf/ Deutschland, Abbildung 5)

Abbildung 5: Bestimmung der Gefäßquerschnittsfläche des linken Truncus pudendoepigastricus einer 5 jährigen Kuh am ersten Tag post partum mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms FixFoto®

Mit Hilfe der Parameter A und TAMV wurde das Blutflussvolumen (BFV) folgendermaßen berechnet:

BFV [mL/min] = TAMV [cm/s] x 60 x A [cm2]

Material und Methoden

3.5 Inter- und intraindividuelle Reproduzierbarkeit

Um die interindividuelle Reproduzierbarkeit zu untersuchen, haben zwei verschiedene Untersucher nacheinander bei zehn nicht laktierenden Kühen den rechten und linken Truncus pudendoepigastricus dopplersonographisch untersucht.

Während die eine Untersucherin die sonographischen Untersuchungen durchführte, war die andere Untersucherin nicht anwesend. Beide Untersucherinnen haben pro Seite bzw. Gefäß jeweils drei ihrer aufgenommenen Doppelwellen ausgewertet und die Ergebnisse gemittelt.

Zur Untersuchung der intraindividuellen Reproduzierbarkeit wurden pro Kuh und Untersuchung jeweils die Auswertungen der drei Dopplerwellen (siehe oben) für den rechten und linken Truncus pudendoepigastricus herangezogen und der Intra-Class Korrelationskoeffizient (ICC) bestimmt.

3.6 Statistische Analyse

Die statistischen Analysen wurden mit den Programmen SAS 9.1 (SAS Institute Inc., Cary/North Carolina, USA, 1988) und Stat View 5.0 (SAS Institute Inc., Cary, North Carolina, USA) durchgeführt. Mit Hilfe des Shapiro Wilk Tests wurden die Daten zur Milchleistung, TAMV, A und BFV auf Normalverteilung überprüft. Mittelwerte und Standardfehler wurden für diese Variablen berechnet. Die Blutflüsse im linken und rechten Truncus pudendoepigastricus wurden mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten nach Pearson und des gepaarten Student´s t-Test verglichen. Um die Messwerte der Kühe in der zweiten Laktation (L2) mit denjenigen der Kühe in der dritten und vierten

Die statistischen Analysen wurden mit den Programmen SAS 9.1 (SAS Institute Inc., Cary/North Carolina, USA, 1988) und Stat View 5.0 (SAS Institute Inc., Cary, North Carolina, USA) durchgeführt. Mit Hilfe des Shapiro Wilk Tests wurden die Daten zur Milchleistung, TAMV, A und BFV auf Normalverteilung überprüft. Mittelwerte und Standardfehler wurden für diese Variablen berechnet. Die Blutflüsse im linken und rechten Truncus pudendoepigastricus wurden mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten nach Pearson und des gepaarten Student´s t-Test verglichen. Um die Messwerte der Kühe in der zweiten Laktation (L2) mit denjenigen der Kühe in der dritten und vierten