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II. Studie I: Zur Rolle von Stimulusposition und Antwortkonflikten für

1. Methode

1.1. VERSUCHSPERSONEN

Die Teilnehmer des Experimentes waren 16 Studierende der Universität Konstanz. Die Probanden wurden zu Beginn über die experimentelle Prozedur aufgeklärt und gaben ihr schriftliches Einverständnis für die Durchführung des Versuchs. Als Gegenleistung für ihre Teilnahme erhielten sie entweder eine Entlohnung von 5 € pro Stunde oder eine Bescheinigung über die Teilnahme.

Nach einer vorläufigen Auswertung mussten vier Probanden wegen starker Arte-fakte in den EEG-Daten von der weiteren Analyse ausgeschlossen werden. Die übrigen zwölf Versuchspersonen (10 weiblich, 2 männlich, mittleres Alter 22 Jahre) waren nach

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RT + 1300 ms 300 ms

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Abbildung II-1 Schematische Darstellung eines typischen Durchgangs

eigenen Angaben rechtshändig und verfügten über ein normales oder korrigiertes Sehvermögen.

1.2. STIMULI

Die Stimuli bestanden aus 16 hierarchischen Buchstaben, die aus der paarweisen Kom-bination der Buchstaben A, S, H und E resultierten (Navon, 1977). Die Buchstaben A und S sowie H und E waren jeweils einer gemeinsamen Antworttaste zugeordnet. Ent-sprechend war eine Hälfte der 16 Stimuli inkongruent, während die andere Hälfte kon-gruent war. Die globalen Buchstaben wurden aus identischen lokalen Buchstaben in einem 5×5-Gitter zusammengesetzt, wobei die lokalen Buchstaben als weiße Umriss-linie auf einem schwarzen Hintergrund gezeichnet wurden. Die Größe der lokalen Ele-mente betrug 0.5° des Sehwinkels horizontal und 0.7° vertikal. Die Größe der globalen Form betrug 3.3° horizontal und 4.5° vertikal. Die Stimuli wurden mit einer Exzentrizi-tät von 1.65° präsentiert, gemessen vom Fixationspunkt zum Mittelpunkt des Stimulus.

Als Hinweisreize auf die globale/lokale Ebene dienten die Umrisslinien eines blauen oder roten Rechtecks. Diese waren etwa halb so groß wie die globale Form.

1.3. GERÄTE UND PROZEDUR

Nachdem die Teilnehmer die schriftlichen Instruktionen gelesen hatten, nahmen sie in einem schallgedämmten und abgedunkelten Raum vor einem Monitor Platz. Die Pro-banden wurden aufgefordert, während des Experimentes durchgängig die Mitte des Bildschirms zu fixieren. Außerdem wurden sie gebeten, die Augen so wenig wie mög-lich zu bewegen und so wenig wie mögmög-lich zu blinzeln. Während des Experimentes verhinderte eine Kinnstütze stärkere Kopfbewegungen. Sie stellte zudem sicher, dass die Blickdistanz bei allen Versuchspersonen konstant 81 cm betrug.

Die Stimuli wurden auf einem 19 Zoll-Monitor mit einer Auflösung von 1024×768 Pixeln und einer vertikalen Bildwiederholungsfrequenz von 60 Hz präsen-tiert. Die Durchgänge starteten mit der zentralen 300 ms-Präsentation eines Hinweisrei-zes, der die Zielebene für den nachfolgenden Stimulus anzeigte (siehe Abbildung II-1).

Bei der Hälfte der Probanden signalisierte ein rotes Viereck die lokale Ebene und ein blaues Viereck die globale Ebene. Bei der anderen Hälfte der Versuchpersonen war die Zuordnung der Farbe zur Ebene umgekehrt. Nach einem Intervall von 600 ms erschien der Stimulus für 100 ms im LVF oder RVF. Die Aufgabe war es, so schnell und so ge-nau wie möglich den Buchstaben auf der relevanten Ebene durch einen entsprechenden

II. Studie I: Stimulusposition und Antwortkonflikte 46 Tastendruck zu kategorisieren. Als Antwortgerät diente eine serielle Zwei-Tasten-Maus, die mit demselben PC verbunden war, der auch die Stimulus-Präsentation kontrollierte.

Die Hälfte der Probanden antwortete mit einem Tastendruck links, wenn die Buchsta-ben A oder S auf der relevanten EBuchsta-bene erschienen, und mit einem Tastendruck rechts für die Buchstaben H oder E. Bei der anderen Hälfte war die Zuordnung der Buchstaben zu den Antworttasten vertauscht. Auch die Hand, mit der die Probanden antworten sollten, wurde über die Versuchspersonen balanciert. Fehlerhafte Antworten wurden durch ei-nen Warnton zurückgemeldet. Nach erfolgter Antwort wurde für 1300 ms ein schwarzer Bildschirm gezeigt. Anschließend begann ein neuer Durchgang.

Drei Faktoren wurden in dem Experiment variiert: Zielebene (mit den Faktorstu-fen global und lokal), Visuelles Feld (LVF und RVF) und Kongruenz (kongruent und inkongruent). Alle Faktoren waren randomisiert. Zusätzlich zu den experimentellen Faktoren wurde der Faktor Hemisphäre der Ableitung (LH und RH) in die Auswertung der EKP-Daten mit aufgenommen. Die Probanden absolvierten 16 Blöcke mit jeweils 64 Durchgängen innerhalb einer einzigen experimentellen Sitzung von 1-2 Stunden Dauer. Entsprechend war jede der acht Versuchsbedingungen durch 128 Beobachtungen je Teilnehmer abgedeckt.

EKP-Ableitung

Das kontinuierliche EEG wurde mit einem 128 Kanal EGI Sensor Net (Electrical Geodesics Inc., Eugene, OR) abgeleitet und während der Ableitung zur Vertex-Elektrode referenziert. Die Widerstände der Vertex-Elektroden wurden unterhalb von 50 kΩ gehalten. Das EEG-Signal wurde in einer Bandbreite von 0.1-100 Hz verstärkt und mit einer Rate von 250 Hz digitalisiert. Nach der Ableitung wurde ein digitaler Tiefpass-Filter (Butterworth) mit 40 Hz angewendet. Für die Korrektur der EEG-Artefakte wurde die SCADS-Prozedur (Statistical Correction of Artifacts in Dense Array Studies) ver-wendet (Junghöfer, Elbert, Tucker, & Rockstroh, 2000). Zu diesem Zweck wurden die Daten arithmetisch neu referenziert zu einem durchschnittlichen Spannungswert über alle Elektroden.

Durchgänge mit korrekten Antworten wurden zu Epochen von 900 ms Länge segmentiert, welche die Zeitspanne von 200 ms vor bis 700 ms nach Einsetzen des Sti-mulus umfassten. Die mittlere Aktivität innerhalb der ersten 200 ms wurde als Bezugs-wert für die spätere Quantifizierung der EKPs verwendet. Benachbarte Kanäle wurden zu sieben homologen links- und rechtshemisphärischen Elektrodenpaaren gruppiert

(siehe Abbildung II-2): frontal lateral (FL), frontal medial (FM), zentral (C), temporal (T), zentro-parietal (CP), parietal (P) und okzipital (O). Die Analyse der EKP-Daten fokussierte ausschließlich auf die N2- und P3-Komponenten, die im Zeitbereich von 240-340 ms bzw. 340-480 ms nach Einsetzen des Stimulus gemessen wurden. Die Aus-wahl wurde getroffen, da globale und lokale Aufmerksamkeit in früheren Untersuchun-gen vor allem die N2- (Heinze & Münte, 1993) und P3-Aktivität (Malinowski et al., 2002) in den Hemisphären modulierte. Die EKPs wurden quantifiziert durch die mittle-re Amplitude innerhalb des untersuchten Zeitfensters.