• Keine Ergebnisse gefunden

II. Studie I: Zur Rolle von Stimulusposition und Antwortkonflikten für

2. Ergebnisse

2.2. EKP-Daten

Die mittleren EKP-Amplituden wurden in eine vierfaktorielle ANOVA mit

Messwie-Abbildung II-3 Differenzwellen der lokalen minus globalen Bedingung in der LH (durchgezogene Linie) und der RH (gepunktete Linie). Die grauen Flächen markieren Zeitbereiche, in denen Gehirnasymmetrien beobachtet wurden. Die Daten zeigen eine zweifache Interaktion zwischen der Zielebene und der Hemi-sphäre der Ableitung an frontal medialen (FM) und frontal lateralen (FL) Elektroden, und eine dreifache Interaktion zwischen der Zielebene, Hemisphäre der Ableitung und Kongruenz an parietalen (P) und okzipitalen (O) Elektroden

Kongruent Inkongruent

FM

FL -1

-200 700 ms

+1 µVolt

P

O

LH (lokal – global) RH (lokal – global)

II. Studie I: Stimulusposition und Antwortkonflikte 50 derholung auf allen Faktoren eingegeben. Die Faktoren waren Zielebene (global und lokal), Visuelles Feld (LVF und RVF), Kongruenz (kongruent und inkongruent) und Hemisphäre der Ableitung (LH und RH). Für jedes Elektrodenpaar wurden separate Analysen gerechnet. Die Daten von vier repräsentativen Elektroden sind in Abbildung II-2 dargestellt. Jedes Diagramm zeigt die Gehirnantwort auf die globale und lokale Ebene von LVF- und RVF-Stimuli.

N2 Komponente

Die Daten zeigten Haupteffekte für den Faktor Hemisphäre der Ableitung an frontal medialen [F(1,11) = 26.55, p < .001], frontal lateralen [F(1,11) = 12.57, p < .01]

und temporalen [F(1,11) = 7.41, p < .05] Elektroden. An diesen Elektroden waren die Amplituden in der RH größer als diejenigen in der LH.

Weiterhin zeigte sich an allen Elektroden eine Interaktion zwischen den Fakto-ren Visuelles Feld und Hemisphäre der Ableitung [F(1,11) = 17.40 bis 27.23, alle p <

.01]. An beiden frontalen Elektroden waren die Amplituden stärker in der Hemisphäre ipsilateral zum stimulierten Halbfeld. An den anderen Elektroden zeigte sich der umge-kehrte Effekt, d. h., die Aktivität war stärker in der Hemisphäre kontralateral zum sti-mulierten Halbfeld im Vergleich zur ipsilateralen Hemisphäre.

Im Bezug auf Gehirnasymmetrien zeigte sich an beiden frontalen Elektroden ei-ne Interaktion zwischen den Faktoren Zielebeei-ne und Hemisphäre der Ableitung [FM:

F(1,11) = 12.74, p < .01; FL: F(1,11) = 10.60, p < .01]. Die Daten zeigen, dass die LH-Amplituden in der lokalen Bedingung größer waren als diejenigen in der globalen Be-dingung, und die Amplituden in der RH waren größer in der globalen im Vergleich zur lokalen Bedingung (siehe Abbildung II-2). Interaktionen mit dem Faktor Kongruenz wurden nicht signifikant. Bei einem Vergleich der Differenzwellen für kongruente und inkongruente Stimuli fällt jedoch auf, dass die Effekte in der letzteren Bedingung größer waren (Abbildung II-3). Der Unterschied ist am größten an frontal lateralen Elektroden, an denen auch die statistische Analyse eine leichte Tendenz in diese Richtung zeigte [Zielebene × Hemisphäre der Ableitung × Kongruenz, F(1,11) = 1.26, p = .29].

P3 Komponente

Die statistische Analyse ergab einen Haupteffekt für den Faktor Zielebene an parietalen Elektroden [F(1,11) = 5.06, p < .05], der eine stärkere Gehirnantwort in der globalen im Vergleich zur lokalen Bedingung anzeigte. Ein weiterer Haupteffekt zeigte

sich für den Faktor Hemisphäre der Ableitung. Er war reliabel an frontal medialen [F(1,11) = 52.63, p < .001], frontal lateralen [F(1,11) = 16.31, p < .01] und temporalen Elektroden [F(1,11) = 9.13, p < .05]. Die Daten zeigen, dass die Amplituden über der rechten Hemisphäre positiver waren als über der linken Hemisphäre. Schließlich gab es einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor Kongruenz an frontal lateralen [F(1,11)

= 8.09, p < .05] und zentro-parietalen Elektroden [F(1,11) = 19.81, p < .001]. In diesen Regionen war die Aktivität in der kongruenten Bedingung stärker als in der inkongruenten Bedingung.

Von den zweifachen Interaktionen war diejenige zwischen den Faktoren Visuel-les Feld und Hemisphäre der Ableitung an allen untersuchten Elektroden signifikant

Kongruent Inkongruent

a) -80 -60 -40 -20 20 40 60 80

-6 -4 -2 2 4 global LVF-RVF 6 local LVF-RVF

ER (%)

RT (ms)

-80 -60 -40 -20 20 40 60 80

-6 -4 -2 2 4 6

ER (%)

RT (ms)

b)

-1.5 0 1.5

µVolt Abbildung II-4 a) Die Streudiagramme zeigen die Antworten jeder Versuchsperson auf die globale (Kreise) und lokale (Dreiecke) Ebene von LVF-Stimuli minus solchen von RVF-Stimuli. Folglich bedeu-ten negative Werte einen LVF-Vorteil, und positive Werte bedeubedeu-ten einen RVF-Vorteil. Die Unterschie-de in Unterschie-den Reaktionszeiten (∆RT) bzw. Fehlerraten (∆ER) sind auf Unterschie-der x-Achse bzw. Unterschie-der y-Achse abgetra-gen. Nur die farbigen Datenpunkte sind aussagekräftig im Bezug auf Hemisphärenunterschiede (siehe Erklärung im Text) b) Topographien (Hinterkopf) der Differenzwelle für die lokale minus globale Bedin-gung. Das Signal ist über einen Bereich von 340-480 ms nach Einsetzen des Stimulus gemittelt. Rote Farbe zeigt eine stärkere Aktivität in der lokalen im Vergleich zur globalen Bedingung an, und blaue Farbe zeigt eine stärkere globale als lokale Aktivität. Man sieht, dass die erwartete Gehirnasymmetrie nur bei inkongruenten Stimuli auftrat

II. Studie I: Stimulusposition und Antwortkonflikte 52 [F(1,11) = 16.74 bis 48.05, alle p < .01]. An beiden frontalen Elektroden war die Aktivi-tät größer in der Hemisphäre kontralateral zu dem stimulierten Halbfeld im Vergleich zur ipsilateralen Hemisphäre. An den anderen Elektroden zeigte sich der umgekehrte Effekt.

Das wichtigste Ergebnis war eine dreifache Interaktion zwischen den Faktoren Zielebene, Hemisphäre der Ableitung und Kongruenz. Der Effekt hatte eine breite posteriore Verteilung und umfasste sowohl parietale [F(1,11) = 5.93, p < .05] als auch okzipitale Elektroden [F(1,11) = 5.71, p < .05]. Für die weitere Analyse wurden die Daten aus diesen beiden Kanalgruppen daher zusammengefasst. Die dreifache Interak-tion wurde aufgelöst, indem getrennte Analysen für kongruente und inkongruente

Sti-Linkes Visuelles Feld Rechtes Visuelles Feld

kongruent inkongruent

-1.5 0 1.5

µVolt

Abbildung II-5 Topographien der Differenzwelle für die lokale minus globale Bedingung (Hinterkopf, 340-480 ms). Die Daten zeigen eine vierfache Interaktion zwischen den Faktoren Zielebene, Hemisphäre der Ableitung, Kongruenz und Visuelles Feld. Die Pfeile zeigen auf die Gehirnhälfte, in der die parie-tal/okzipitale Aktivität in der globalen Bedingung stärker war als in der lokalen Bedingung. Man sieht, dass diese in der kongruenten Situation mit dem visuellen Feld variierte, in dem der Stimulus präsentiert wurde. Im inkongruenten Fall dagegen führte globale Aufmerksamkeit unabhängig von dem stimulierten Halbfeld zu einer höheren rechtshemisphärischen Aktivität

muli gerechnet wurden mit den Faktoren Zielebene und Hemisphäre der Ableitung. Wie erwartet war das Ergebnis nur im inkongruenten Fall signifikant, t(47) = 1.84, p < .05.

Für kongruente Stimuli zeigten sich keine Gehirnasymmetrien, t(47) = 0.11, p > .40.

Dieser Unterschied ist in Abbildung II-4b dargestellt. Sie zeigt die Topographien der Differenzwellen für die lokale minus globale Bedingung. Positive Werte zeigen stärkere Amplituden in der lokalen im Vergleich zur globalen Bedingung an, und negative Werte bedeuten entsprechend den umgekehrten Effekt. Man kann sehen, dass nur in der in-kongruenten Bedingung die erwartete Spezialisierung der LH für die lokale Verarbei-tung und der RH für die globale VerarbeiVerarbei-tung auftrat. Darüber hinaus zeigt ein Ver-gleich von Abbildung II-4a und Abbildung II-4b, dass Kongruenz das Auftreten von VF-Effekten und Gehirnasymmetrien in derselben Weise moderierte. Bei inkongruenten Stimuli war die lokale Verarbeitung assoziiert mit einem RVF-Vorteil zusammen mit einer höheren LH-Aktivität. Gleichzeitig trat in der globalen Bedingung ein LVF-Vorteil zusammen mit einer höheren RH-Aktivität auf. In der kongruenten Bedingung zeigte sich ein solcher Effekt dagegen nicht.

Schließlich zeigten die Daten eine signifikante vierfache Interaktion zwischen den Faktoren Zielebene, Hemisphäre der Ableitung, Kongruenz und Visuelles Feld [F(1,11) = 10.51, p < .01]. Diese kam dadurch zustande, dass bei kongruenten Stimuli die Verarbeitung der globalen (im Vergleich zur lokalen) Information immer zu einer erhöhten Amplitude in der Hemisphäre kontralateral zum stimulierten Halbfeld führte [kongruente Stimuli: Zielebene × Hemisphäre der Ableitung × Visuelles Feld, F(1,11) = 15.09, p < .01]. Entsprechend hing in dieser Bedingung das Muster der Hemisphärenun-terschiede davon ab, in welchem VF der Stimulus präsentiert wurde. Dagegen korres-pondierten die Hemisphärenunterschiede in der inkongruenten Bedingung mit der er-warteten Spezialisierung für die globale und lokale Verarbeitung, unabhängig von der Stimulusposition [inkongruente Stimuli: Zielebene × Hemisphäre der Ableitung × Visu-elles Feld, F(1,11) = 0.17, p > .80]. Dieser Unterschied ist in Abbildung II-5 dargestellt.