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Für diese Studie wurde eine halbländliche Khat-Anbaugegend im jemenitischen Hochland ausgewählt. Ideal geeignet war Wadi Dhahr, das 15 km nordwestlich der Hauptstadt Sana'a (Abbildung 2 und 3) gelegen ist. Das fruchtbare Tal mit verstreuten Oasen und kleinen Dörfern ist ein wichtiges Khat-Anbaugebiet. Die Testpersonen wurden getrennt an geschlechtsspezifischen sozialen Treffpunkten von Männern und Frauen von einem jemenitischen Befrager und einer jemenitischen Befragerin angesprochen. Sie wurden einzeln nacheinander über einen Zeitraum von drei Monaten im Jahr 2007 rekrutiert. Die Teilnahme war freiwillig und nicht mit einem Anreiz verbunden. Die Teilnehmer mussten mindestens vierzehn Jahre alt sein. Da der Anteil an Khatkomsumenten bei Männern und Frauen unterschiedlich hoch ist, wurde auf ein Quotenauswahlverfahren zurückgegriffen. Mit den ersten beiden Screening Fragen wurden die Teilnehmer in eine der vier gleichwertigen Gruppen von Khat-Konsumenten (aktive Khat-Konsumenten und Abstinente) beiderlei Geschlechts aufgenommen. Ehemalige Khat Konsumenten, die erst seit kurzer Zeit abstinent waren, wurden ausgeschlossen. Die Datenaufnahme für jede der vier Gruppen wurde geschlossen, nachdem 80 Personen befragt worden waren. Die Rekrutierung wurde beendet, wenn sich herausstellte, dass die entsprechende Gruppe in dieser Phase des Datensammlungsprozesses schon geschlossen war. Insgesamt wurden 320 Personen befragt.

Da ein standardisiertes Verfahren zur Durchführung von Befragungen über Khat nicht verfügbar ist, wurden die Frage-Items auf Basis von Hypothesen aus der entsprechenden Literatur und verbreiteten Ansichten erstellt. Die Befragung wurde mit 20 Personen vorgeprüft. Angaben über Häufigkeit und Dauer des Khat-Konsum wurden, so verfügbar, erfasst, ebenso Angaben darüber, wie lange der jeweilige Proband schon Khat konsumiert.

Auch Familienstand, Alter, Bildungsstand, Berufsausbildung, Berufstätigkeit und die Haupteinnahmequelle wurden erfragt. Der Hauptteil der Befragung bestand aus 57 Fragen betreffend die positiven und negativen Ansichten über Khat im allgemeinen, die physischen Auswirkungen und die Auswirkungen auf Mentalität und soziales Verhalten der Konsumenten. Die Anordnung der Fragen wurde randomisiert. Die Befragungen wurden in arabischer Sprache und unter Zuhilfenahme eines standardisierten Erhebungsbogen persönlich durchgeführt (mündlich für die Analphabeten). Eine vollständige Liste der Fragen ist in Tabelle 2 zu finden. Vier alternative Antworten waren möglich: „ja“, „teilweise“, „nein“

und „nicht sicher / keine Antwort“.

Die statistische Analyse wurde unter Anwendung des Statistical Package for the Social Sciences Version 18.0 durchgeführt. Eine Zustimmungsquote für die individuellen Befragungspunkte wurde für die betreffenden Strata berechnet. Dafür wurde angenommen, dass sich die drei möglichen Antwortalternativen auf einer linearen Skala befinden. Eine Zustimmungsquote von 100 % entsprach der Antwort „ja“ von allen Teilnehmern, die auf den entsprechenden Befragungspunkt geantwortet haben. Folglich entsprach eine Zustimmungsquote von 0 % einem „nein“ von allen Teilnehmern, die auf den entsprechenden Befragungspunkt geantwortet haben.

-24- Diese Skala wurde in drei Segmente gleicher Größe aufgeteilt. Die Befragungspunkte

wurden als zulässig akzeptiert betrachtet, wenn die Zustimmungsquote bei 66,7 % oder höher lag. Sie wurden bei Zustimmungsquoten von 33,3 % oder geringer als abgelehnt angesehen. Unter Anwendung dieser Methode musste die Zahl der Probanden, die einer Ansicht zustimmten, die der ablehnend eingestellten im Verhältnis 2:1 übertreffen (und umgekehrt). Gleichzeitig durfte die Zahl der nur teilweise zustimmenden Probanden die der vorgenannten nicht im Verhältnis 2:1 übertreffen, ansonsten waren sie unentschlossen / wurde von unklarer Akzeptanz ausgegangen. In einem zweiten Schritt wurde das Verhältnis der Bewertungen zwischen den Gruppen mit dem Mann-Whitney-U-Test auf einer ordinalen Skala getestet, um signifikant deutliche Unterschiede zwischen den Konsumenten und Abstinenzlern aufzuzeigen. Wo solche Unterschiede auftraten wurde im weiteren Verlauf von polarisierenden Ansichten gesprochen.

Die Analyse war auf vier vordefinierte Konfigurationen beschränkt: männliche Konsumenten verglichen mit männlichen Abstinenzlern, weibliche Konsumenten verglichen mit weiblichen Abstinenzlern, männliche Abstinenzler verglichen mit weiblichen Abstinenzlern, männliche Konsumenten verglichen mit weiblichen Konsumenten. Zusätzlich zu den p-Werten wurden z-Punkte bei z > 3,0 angesetzt, was einer beidseitigen statistischen Signifikanz von p <

0.0027 entspricht

In einem dritten Schritt wurde die logistische Regressionanalyse verwendet, um festzustellen, ob Befragungspunkte, die in einer univarianten Analyse eine statistische Signifikanz zeigten, geeignet waren, den Abstinenzstatus und das Geschlecht anzuzeigen.

Aus methodischen Gründen wurden nur die Befragungspunkte aufgenommen, die von mindestens 95 % der jeweiligen 160 Testpersonen beantwortet worden waren. Kovariaten wurden einbezogen mittels schrittweise fortschreitender Aufnahme gemäß Wahrscheinlichkeit (stepwise forward inclusion by likelihood ratio), um einen multivariaten Filter für die Frage-Items mit dem größten Vorhersagewert anzuwenden.

In dieser Arbeit wurde der Fragestellung nachgegangen, welche Rolle das Khat in der jemenitischen Gesellschaft spielt und wie Khatkonsumenten bzw. Nichtkonsumenten (Abstinenzlern) im Jemen ihre Situation einschätzen und die Auswirkungen des Khatkauens jeweils erleben. So wurden Fragen zu körperlichen sowie zu seelischen Auswirkungen, familiären und gesellschaftlichen Aspekten des Khatkonsums gestellt. Die Fragen waren jeweils innerhalb einer vierstufigen Skala zu beantworten, die die Möglichkeiten „Ja“,

„Teilweise“, „Nein“ und „Keine Angaben“ zuließ. Im letzteren Fall galt die Frage als nicht beantwortet und wurde aus der Auswertung ausgeschlossen. Da die Untersuchung im Jemen durchgeführt wurde, wurden die Fragen in Arabisch formuliert und von den Probanden beantwortet. Für die vorliegende Dissertation wurden sie anschließend ins Deutsche übersetzt.

Die Fragen im Fragebogen (6. Anhang ) selbst waren meist als Aussagesätze formuliert, weil sie so am besten zu den vier Antwortmöglichkeiten passten. Dabei wechselten sich Fragen zu den vier verschiedenen Themenbereichen jeweils ab. Wären die Themenbereiche jeweils nacheinander aufgeführt worden, so hätte die Gefahr bestanden, dass der Befragte das Schema „durchschaut“ hätte, nach welchem der Fragebogen aufgebaut ist, und somit eigene Schlussfolgerungen gezogen hätte, die das Ergebnis möglicherweise hätten verfälschen können.

-25- Aus diesem Grund wurden die Fragen zu den unterschiedlichen Themenbereichen

(Tabellen 4-7) gemischt dargeboten. Die Themenbereiche umfassten jeweils etwa die gleiche Anzahl an Fragen; lediglich der erste Themenbereich, der nach den körperlichen Auswirkungen des Khatkonsums (Tabelle 5) fragte, war etwas umfangreicher. Im Folgenden werden die vier Themenbereiche, auf die die Fragen sich bezogen, kurz beschrieben.

Der erste Themenbereich umfasste insgesamt 21 Fragen (Tabelle 4) zu den körperlichen Auswirkungen des Khatkonsums, z. B. danach, ob dieser süchtig macht oder zu Mangelernährung führt. Hier wurde also nach physischen Auswirkungen gefragt, die sich anhand von medizinischen Untersuchungen nachweisen und dokumentieren lassen. Solche körperlichen Folgen des Khatkonsums könnten unter Umständen zusammengenommen ein bestimmtes Krankheitsbild ergeben, anhand dessen sich leichter nachweisen lässt, ob und in welchem Ausmaß jemand Khat konsumiert. Möglicherweise lassen sich anhand eines solchen Krankheitsbildes auch bestimmte Behandlungsmethoden herausarbeiten, die gezielt auf die Symptomatik des Betroffenen einwirken können. Wenn es schließlich möglich wäre, solche Ergebnisse zu verallgemeinern, ließe sich auf diese Weise eine gezielte Therapie des Khatkonsums entwickeln.

Der zweite Themenbereich beinhaltete 13 Fragen (Tabelle 5) und erfasste die seelischen Auswirkungen des Khatkonsums auf den Betroffenen, etwa die Neigung zu Depressionen oder Angstzuständen oder auch die entspannende Wirkung. Eine der Fragen bezog sich hier auf die Auswirkungen auf andere Menschen, ob nämlich Khatkonsum der Eltern auch zu Verhaltensstörungen bei den Kindern führen kann (Frage 28). Damit sollte dem Umstand Rechnung getragen werden, dass der Khatkonsum oft nicht nur auf den Betroffenen selbst eine bestimmte Wirkung ausübt, sondern auch auf die Menschen, mit denen er eng zusammenlebt.

Schließlich wurde in diesem Themenbereich auch nach anderen negativen Auswirkungen, z.

B. mit Depressionen oder Panikattacken, gefragt, die ebenfalls in eine psychologische und oder psychiatrische Behandlung einbezogen werden müssten. Insgesamt ist es sehr wichtig, neben den körperlichen Auswirkungen des Khatkonsums auch die seelischen zu erfassen, um von jeden Betroffenen individuell ein ganzheitliches Bild zu erhalten. Gerade die seelischen Auswirkungen können sich zudem individuell stark unterscheiden und sollten deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht werden.

Der dritte Themenbereich, der insgesamt 12 Fragen (Tabelle 6) umfasst, bezieht sich auf die familiäre Situation des Betroffenen und betrachtet die möglichen Auswirkungen des Khatkonsums in diesem Bereich. Hier wird z. B. nach der Qualität der familiären Beziehungen gefragt (z. B. Frage 1, 25, 30) und insbesondere danach, ob sich der Khatkonsum auf die eheliche Beziehung auswirkt (z. B. Frage 19, 23, 26), aber auch danach, ob der Khatkonsum sich auf die finanzielle Situation der Familie (Frage 12) oder ihre Stellung auswirkt (Frage 3). Dadurch soll der Umstand mit einbezogen werden, dass der Khatkonsum sich nicht nur auf die Situation des Betroffenen selbst auswirkt, sondern auch auf diejenige Menschen, die ihm nahe stehen. Daraus können sich dann ggf. tiefer gehende Probleme entwickeln, auf die der Betroffene nur noch begrenzten Einfluss hat, wie z. B.

Verhaltensstörungen bei den Kindern oder eine Verschlechterung der gesellschaftlichen Position der Familie. Eine Behandlung des Khatkonsumenten kann unter Umständen auch diese Probleme lösen oder zumindest verbessern.

-26- Der vierte Themenbereich schließlich umfasste 12 Fragen und untersuchte die

gesellschaftlichen Aspekte des Khatkonsums im Jemen, wie z. B. seine gesellschaftliche Akzeptanz. Hier wurden Aussagen aufgegriffen, die in der jemenitischen Gesellschaft verbreitet sind, wie z. B. „Khatkonsum ist der beste Zeitvertreib“ (Frage 5) oder „Die Khatpflanze ist eine Droge“ (Frage 11).

Auch die gesellschaftliche Einstellung kann Einfluss darauf haben, ob jemand Khat konsumiert oder nicht. So wird jemand eher Khat kauen, wenn er die Erfahrung macht, dass dies gesellschaftlich akzeptiert ist und positiv bewertet wird, und er wird eher abstinent bleiben, wenn er die Erfahrung macht, dass die Gesellschaft das Khatkauen negativ bewertet. Generell könnte es dabei sogar zu einer Art „Gruppenzwang“ kommen. Wenn jemand sich z. B. im Freundeskreis befindet und alle Anwesenden Khat kauen, so könnte er sich leicht als Außenstehender fühlen, wenn er selbst darauf verzichtet. Auch die anderen Anwesenden könnten ggf. Druck auf ihn ausüben, sich dem Khatkonsum anzuschließen.

Den Probanden wurden in diesem Themenbereich sowohl positive als auch negative Aussagen zur Bewertung vorgelegt, um die gesellschaftliche Sichtweise des Khatkauens näher zu beleuchten.

Insgesamt umfassen die vier Bereiche somit ein breites Spektrum an unterschiedlichen Aspekten des täglichen Lebens, das eine ganzheitliche Betrachtung ermöglicht. Der Betroffene wird nicht nur unter einem einzigen Gesichtspunkt gesehen, z. B. als Patient, der bestimmte Medikamente braucht, sondern als Teil eines umfassenden Gefüges, das alle Bereiche umfasst, die für sein Leben von Bedeutung sind. Auf diese Weise gewinnt der Untersucher ein ganzheitliches Bild vom Khatkonsum, der es ermöglicht, alle relevanten Bereiche in eine mögliche Behandlung mit einzubeziehen.

Anzumerken ist schließlich noch, dass sich einige der Fragen generell mehreren Themenbereichen zuordnen lassen. So kann z. B. Frage 15 („Khatkonsum von Frauen bringt mehr Elend in die Familie und die Gesellschaft“) dem Bereich „familiäre Aspekte“ zugeordnet werden, ebenso aber auch dem Bereich „gesellschaftliche Aspekte“. In solchen Fällen wurde die Frage jeweils so zugeordnet, dass alle vier Themenbereiche etwa die gleiche Anzahl an Fragen hatten. Dass einige der Fragen zu mehreren Bereichen passen macht deutlich, wie eng die einzelnen Aspekte oft miteinander verflochten sind und wie wichtig es deshalb ist, die Zusammenhänge zwischen ihnen zu erkennen. Wird einer der vier Bereiche bei der Therapie außeracht gelassen, so kann dies dazu führen, dass wesentliche Hintergründe des Problems nicht erkannt werden, umso mehr, als jeder Mensch ein Individuum mit ganz besonderen, einzigartigen Lebensumständen ist. Für eine erfolgreiche Therapie sollten deshalb so viele Aspekte wie möglich erfasst werden, um möglichst viele Facetten des jeweiligen individuellen Problems zu erkennen und behandeln zu können.

Ein Teil der Fragen war eher negativ formuliert, wie z. B. „Khatkonsum löst Panikattacken aus“ (Frage 55), der andere eher positiv, z. B. „Beim Khatkonsum fühlt man sich wohl und entspannt“ (Frage 50). Auf diese Weise sollte dem Umstand Rechnung getragen werden, dass der Khatkonsum nicht ausschließlich negative Auswirkungen auf den Betroffenen hat, sondern oft auch positive, die für ihn den Anreiz zum Khatkonsum bieten. Um ein umfassendes Bild von den Hintergründen und Auswirkungen des Khatkonsums zu gewinnen, müssen auch diese positiven Auswirkungen mit berücksichtigt werden.

-27- Oft können sie Anhaltspunkte dazu geben, was genau jemanden dazu veranlasst, Khat zu

kauen, und bei der Suche nach Alternativen helfen, die das gleiche positive Resultat erzielen wie der Khatkonsum. Wenn z. B. jemand Khat kaut, weil er sich danach entspannt oder auch angeregt fühlt, könnte gezielt nach anderen Mitteln und Wegen gesucht werden, um die gleiche Entspannung bzw. Anregung zu erreichen, so dass der Khatkonsum mit seinen möglichen negativen Folgen nicht mehr nötig ist und auf diese Weise der Betroffene allmählich vom Khatkauen abgebracht werden.

Zu Anfang der Befragung (6.Anhang) wurden zusätzlich eine Reihe soziodemographischer Merkmale erhoben, um herauszufinden, ob dieser Aspekt möglicherweise Auswirkungen auf den Khatkonsum oder Nichtkonsum der Befragten hat.

Um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben, wurden sowohl Khatkonsumenten als auch Nichtkonsumenten befragt, und in beiden Gruppen wurde darauf geachtet, dass die Anzahl der befragten Männer und Frauen jeweils identisch war.

Durch diese Vorgehensweise ließen sich Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen für jede Frage genau erfassen, was es ermöglichte, verallgemeinernde Schlussfolgerungen zu ziehen. Herrscht z. B. bei den Antworten auf eine bestimmte Frage große Übereinstimmung zwischen den einzelnen Gruppen, so ist dies ein Zeichen dafür, dass diese Ansicht in der jemenitischen Gesellschaft stark verfestigt ist. Ein solcher Aspekt könnte sich ggf. später auch für eine Therapie nutzen lassen. Gibt es dagegen größere Abweichungen zwischen den Gruppen, so könnte dies darauf hindeuten, dass es gruppenspezifische Faktoren gibt, die bei der Beurteilung der Frage und ggf. auch für die Neigung zum Khatkonsum oder zur Abstinenz eine Rolle spielen.

In diesem Zusammenhang war zunächst zu überprüfen, welche signifikanten Gruppenunterschiede vorlagen. Dazu wurden die vier Gruppen folgendermaßen gegeneinander gerechnet:

Stichprobe 1 vs. Stichprobe 2

männliche Konsumenten vs. männliche Abstinente

weibliche Konsumenten vs. weibliche Abstinente

männliche Konsumenten vs. weibliche Konsumenten

männliche Abstinente vs. weibliche Abstinente

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in deskriptiver Form, da auf diese Weise die bestehenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Gruppen besonders detailliert erfasst werden können. So ist es z. B. denkbar, dass bestimmte Fragen von den einzelnen Gruppen besonders einheitlich beantwortet werden oder es andererseits besonders große Unterschiede zwischen ihnen gibt, was dann von besonderem Interesse für die vorliegende Untersuchung wäre. Zudem lassen sich in deskriptiver Form die wesentlichen Ergebnisse besonders gut zusammenfassen.

-28- Allein schon aus Platzgründen wäre es nicht möglich, alle Fragen und die von den

Probanden gegebenen Antworten detailliert in Tabellenform darzustellen. Deshalb sollen die Ergebnisse im Folgenden beschrieben werden, wobei der Schwerpunkt auf solchen Fragen liegt, bei denen es zwischen den Gruppen jeweils die größte Übereinstimmung bzw. die größten Abweichungen gab, da gerade sie besonders aufschlussreich für die Hintergründe des Khatkonsums sind. Um die Ergebnisse zu illustrieren, werden zusätzlich besonders markante Tabellen herausgegriffen und dargestellt. Zudem werden in der Arbeit die Ergebnisse der Untersuchung noch einmal in Tabellenform (Tabelle 1-3) dargestellt, um einen abschließenden Gesamtüberblick über sie zu geben.

3. Ergebnisse

Ungefähr 500 Testpersonen wurden während der Rekrutierung kontaktiert, wobei eine Ausschöpfungsquote von 64% erreicht wurde. Abstinente Frauen waren etwas jünger als der Rest der Auswahl. Davon abgesehen waren die Teilproben von vergleichbarer Struktur. Fast alle Testpersonen hatten eine gewisse Schulbildung (95%) und diejenigen, die eine Berufsausbildung oder eine Universitätsausbildung (Tabelle 1) erhalten hatten, waren vorwiegend männlich (unter Konsumenten: 51% zu 33%; Abstinenzler: 62% zu 34%). Die Testpersonen zeigten sich abgeneigt, Angaben über ihre berufliche Tätigkeit machen, wobei die höchste Rate an Antwortverweigerern mit 53% bei den abstinenten Frauen lag. Dennoch schienen die meisten Testpersonen regelmäßiger Arbeit oder einem geregelten Tagesablauf nachzugehen. Die Mehrheit der männlichen Testpersonen verdient ihren Lebensunterhalt mit eigener Arbeit (70% der Konsumenten, 60% der Abstinenten), während die meisten Frauen von ihren Verwandten unterstützt/unterhalten werden (50% unter Konsumenten, 69% unter Abstinenzlern).

Diagramm 1: Häufigkeit des Khatkonsums 0

10 20 30 40 50 60 70 80 90

täglich wöchentlich gelegentlich

Konsumenten in %

Frequenz des Khatkonsums

Männlich Weiblich Alle

-29- 79% der männlichen Testpersonen, die Khat konsumieren, tun dies täglich. Frauen scheinen

ein weniger intensives Konsummuster zu haben, da die Mehrheit Khat seltener als einmal die Woche konsumiert.

Diagramm 2: Durchschnittliche Khatrituale, Vergleich zwischen den Geschlechtern

Wenn Khatrituale abgehalten werden, dauern diese unter Männern länger (5,4 Stunden zu 4,0 Stunden unter Frauen) und männliche Konsumenten haben zum Zeitpunkt der Studie Khat über eine längere Zeit ihres Lebens hinweg genutzt als weibliche (10,3 zu 6,8 Jahren) (Tabelle 1).Tägliche Konsumenten verbringen durchschnittlich 5,3 Stunden (2 bis 12) mit dem Kauen von Khat. Diese starken Konsumenten kauen seit durchschnittlich 10,4 Jahren Khat (1 bis 50).

-30- In Tabelle 2 werden die akzeptierten und zurückgewiesenen Ansichten zu Khat dargestellt.

Um ein besseres Verständnis der Antwortmuster zu erhalten, sind die Frage-Items in absteigender Ordnung nach Akzeptanz unter weiblichen Abstinenzlern sortiert, da in dieser Gruppe die ausgeprägtesten Ansichten zu finden sind. Es ist unmittelbar ersichtlich, dass die Antwortmuster von männlichen Abstinenzlern und Frauen annähernd identisch sind,

während die Antworten männlicher Konsumenten von diesem Muster abweichen.

Männliche Konsumenten bestätigen die positiven physischen Effekte von Khat, während sie die negativen sozialen Effekte entschieden verneinen. Sie sind unschlüssig über die meisten negativen Ansichten. Weibliche Konsumenten waren ihrer Angewohnheit gegenüber weniger positiv eingestellt und zeigten ein Antwortmuster, das ähnlich den Abstinenzlern ist. Sie zeigten auch eine so schwach ausgeprägte Meinung zu den negativen Ansichten, dass keine uneingeschränkt abgelehnt wurde. Abgesehen von der Ansicht, dass Frauen Khat nicht zu sich nehmen sollten, die besonders von den männlichen Befragten vertreten wurde, unterschieden sich die Antwortmuster der Abstinenzler beider Geschlechter nur geringfügig in ihren stark negativen Ansicht über Khat und in ihrer strengen Zurückweisung der Behauptung, Khatkonsum führe zu einem Abbau von Stress. Der soziale Aspekt („verbessert die Beziehungen in unserer Gesellschaft“) wird etwas weniger stark / stärker von den männlichen als von den weiblichen Abstinenzlern abgelehnt. Die Testpersonen unterschieden sich signifikant in vielen ihrer Ansichten. Dies war abhängig von dem Umstand, ob sie weibliche oder männliche Abstinenzler oder weibliche oder männliche Konsumenten waren.

Tabelle 1: Deskriptive Statistik der Auswahl

Khat Konsumenten Abstinent

-31-

Tabelle 2: Vollständige Liste der zu bewertenden Aussagen, Reaktionen und Antwortquoten; sortiert nach Akzeptanz der Aussagen unter Khat-Abstinenten Frauen

wertvoller Arbeitszeit führt? >M;F;K;A ++

-32-

Khat ein Grund für die meisten

familiären Probleme ist? - - + + 33,3% 58,0% 73,9% 79,7%

-33-

-34-

Khat eine Droge ist? < - - 30,1% 44,0% 64,6% 62,0%

Khat Einsamkeit verursacht? < K 36,5% 49,3% 60,3% 61,1%

Khatkonsum die

Kriminalitätsrate ansteigen lässt?

< + 35,3% 59,3% 68,6% 61,1%

Khat ständige Aggression

unter Partnern bewirkt? < - - + 18,0% 50,7% 70,6% 56,9%

Khat Merkfähigkeit und

Konzentration verbessert? F;K ++ 74,7% 63,9% 50,0% 48,6%

Khat Sie schön schlank

macht? < - - 37,1% 49,3% 27,8% 37,5%

Khatrituale viele soziale

Probleme lösen? ++ 74,0% 50,7% 45,8% 35,1%

Man sich während des Khatkonsum wohl und entspannt fühlt?

K - 55,1% 56,8% 41,2% 32,8%

Khatrituale die beste Art und Weise sind, Zeit zu

verbringen?

>M;F;K;A - - - - 57,1% 53,3% 32,0% 25,7%

Khat die körperliche

Konstitution verbessert? - - - - 52,9% 41,4% 25,0% 18,5%

Khat das sexuelle Erleben während des Verkehrs verbessert?

< - - 41,9% 44,1% 44,1% 16,4%

Khatkonsum die Beziehungen

in unserer Gesellschaft stärkt? F - - - - 39,6% 34,9% 29,4% 10,5%

Khatkonsum den Abbau sozialen und geistigen Stresses befördert?

- - - - 46,6% 55,2% 32,1% 9,9%

* '>' = mehr als 95%; '<' = weniger als 90%,

** in der logistischen Regression enthalten: M – Männer (Abstinenzler vs. Konsumenten), F – Frauen (Abstinenzler vs. Konsumenten), K – Konsumenten (Männer vs. Frauen), A – Abstinenzler (Männer vs. Frauen)

*** ++ = unter den 5 Aussagen mit der größten Akzeptanz, + = Aussagen, die Akzeptanz finden,

- - = unter den 5 Aussagen mit der geringsten Akzeptanz, - = Aussagen, die geringe Akzeptanz finden, kein Zeichen = unklar.

-35-

Diagramm 4: Verschiedene Ansichten über Khat aller Gruppen

Männliche Konsumenten verglichen mit Abstinenzlern

Die Nichtübereinstimmungen erreichten statistische Signifikanz in 52 der insgesamt 57 Punkte. Die am stärksten ausgeprägten Unterschiede fanden sich zu den folgenden Punkten: Männliche Abstinenzler waren sehr viel deutlich er als Konsumenten der Meinung, dass Khat zu andauernden Aggressionen zwischen Ehepartnern führt (+52.6 pp, z = 7.05, p

<0.001), ein Grund für die meisten Eheprobleme ist (+40.6 pp, z = 6.16, p < 0.001), zu sozialen Problemen führt (37.5 pp, z = 6.15, p<0.001), ein schlechtes physisches Erscheinungsbild verursacht (+41.7 pp, z = 5.96, p < 0.001), Partner dazu bringt, sich zu entzweien (+40.4 pp, z = 5.76, p<0.001), einen Mangel an Nahrung in der Familie verursacht (+36.4 pp, z = 5.65, p < 0.001), verboten werden sollte (+36.2 pp, z = 5.61, p < 0.001), suchterzeugend ist (+36.9 pp, z = 5.28, p<0.001) und zu einem Verlust von kostbarer Arbeitszeit führt (+24.7 pp, z = 4.94, p < 0.001), um nur die nachdrücklichsten Aussagen zu nennen.

Weibliche Konsumenten verglichen mit Abstinenzlern

Die Unterschiede zwischen weiblichen Abstinenzlern und weiblichen Konsumenten sind geringfügig weniger ausgeprägt, eine statistische Signifikanz wird in 35 der insgesamt 57 Punkte erreicht. Weibliche Abstinenzler empfinden sehr viel stärker als Konsumenten, dass

Die Unterschiede zwischen weiblichen Abstinenzlern und weiblichen Konsumenten sind geringfügig weniger ausgeprägt, eine statistische Signifikanz wird in 35 der insgesamt 57 Punkte erreicht. Weibliche Abstinenzler empfinden sehr viel stärker als Konsumenten, dass