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Masochismus, Ursachen

Im Dokument Vertiefte Schizophrenie (Seite 59-88)

In einem weiteren Artikel wagt sich Frank Sacco an eine Analyse des Masochismus', mit dem Fazit, die Kirchen seien schuld an der Prostitution. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe der Anzeige gegen den Pastor Traugott Giesen, den Sacco wegen Mordes an Jesus angezeigt hatte (siehe auch Mutiger Arzt klagt an: Selbstanzeige wegen Mordes). Sacco wendet sich mit Fragen und Ratschlägen an den Leser, um ihn quasi zu analysieren. (Bild oben: Albrecht Dürer, Die Apokalypse, scanned by Feldkurat Katz, Wikimedia Commons, Bild unten: Sacco).

Frank Sacco

Mitglied der Ev.-Luth. Kirche Gemeldet: Ärztekammer Niedersachsen Psychotherapeut Stand 2014

Masochismus, Ursachen

Untertitel: Analyse des Masochismus am Beispiel der Straßenprostitution

Prolog:

Behandelt unsere Psychiatrie ihre Kranken falsch, seit hundert Jahren falsch? Das fragt mich ein Internetfreund. Die Antwort ist: Ja. Freud führte auf die falsche Spur. Die elende Theorie der Kastrationsangst und des Penisneides war an den Haaren herbeigezogen. Sie war nicht einmal Freuds Angst. Wem von Ihnen, liebe Leser, hat schon ein Elternteil mit dem Abschneiden des Penis gedroht, denn das war für Freud die "Kastration"? Ja wer wurde, wer ist auf diese Weise kastriert? Keiner. Was ist nun aber die größte Angst des Menschen, die Angst jedes Kindes? Nun, was setzt diese Gesellschaft ihren Kindern für einen Gott, für ein Gottesbild vor? Hat dieser "Gott" nicht die Sintflut und damit den ersten Holocaust an Juden getan, hat er nicht alle jüdischen Kinder in Sodom und Gomorrha lebendig verbrannt und ist damit zum größten bekannten Verbrecher geworden, gemacht worden? Ist er nicht nach Rache an "Sündern" noch heute völlig verrückt? Diese Gesellschaft läßt es zu, dass der Leiter meiner Kirche, Bischof N. Schneider noch heute ungestraft den wirklichen Gott, die Liebe, missbraucht, indem er Jesus ein wirkliches und ewiges Feuer für Sünder unterstellt, ein ewiges Feuer-KZ. Das mache Kinder nicht krank, so unsere

Psychiatrie. Auch die Deutsche Bischofskonferenz schreibt mir, es sei "nirgends valide belegt", dass ein Bedrohen mit wirklichem ewigen Feuer Kinder erkranken lassen könne. Hier machen sich beide lächerlich: Die Psychiatrie und die Bischöfe. Den Begriff Kastrationsangst müssen wir ersetzen: Gottangst, und das wusste schon Karl Jaspers, ist die größte Angst des Menschen. Sie ist damit auch die Angst unserer Psychiater. Die Kirchen setzen in finanziellem Eigennutz einer ängstlich-gläubigen Bevölkerung einen nach Rache völlig verrückten Gott vor. Das kann nicht gut gehen. Die Insassen der psychiatrischen Anstalten sind nicht wegen Kastrationsängsten interniert. Sie haben, zu "Sündern" gemacht, Gottangst und damit eine leicht zu behandelnde Erkrankung. Denn Gott ist nicht, wie sie glauben gemacht wurden, ein Despot. Es ist eine Unverschämtheit des Klerus, Kindern ein solches Gottesbild vorzusetzen. Es ist ein Verbrechen. Ein Verbrechen mit allen Auswirkungen eines Verbrechens. Und um dieses Verbrechen geht es hier. Es geht um die Erkrankung, die dieses Verbrechen bewirkt:

Das Sacco-Syndrom.

Ende Prolog

Prostitution ist Knochenarbeit, Ausbeutung, Zwang und Gewalt. Warum bekommt man die Mädchen aber so schlecht von der Straße? Warum protestieren Prostituierte in Frankreich gegen den neuen Gesetzentwurf, der die Sache unter Strafe stellt? Warum hängen sie an ihrem Beruf, wenn für sie selbst am Schluß nichts übrig bleibt? Es ergibt sich also für den Psychoanalytiker die Frage:

Hat Prostitution etwas mit einem Masochismus der Prostituierten zu tun?

Wir sollten dem Gedanken nachgehen. Doch vorher noch eine kleine Frage an Sie, liebe Leser: Hat Sie schon jemals jemand beschimpft, Sie hätten jemanden ermordet, und das sogar auf eine sehr unschöne Art und Weise? Sind Sie ein Mörder? Kreuzen Sie hier einfach an, in Gedanken, sozusagen:

Ja Nein

Wenn Ihnen jemand allen Ernstes diese Schuld jemals gab, und sie sind, was ich annehme, unschuldig, dann hat Ihnen jemand Gewalt angetan, z.B. als Sie ein wehrloses Kind waren. Sie haben eine posttraumatische Störung, eine PTBS entwickelt, ohne es zu wissen oder es auch nur zu ahnen.

Doch nun zum Thema Prostitution. Diese Arbeit befasst sich nicht mit dem sog. direkten Zwang zur Prostitution, bei dem sich ein rumänisches Mädchen, dem man eine Anstellung als Kindermädchen angeboten hatte, in einem Bordell in Schifferstadt wiederfindet – angeschmiedet an eine metallene oder psychische Kette. Hier geht es um indirekte unbewusste Zwänge, denen leichte Mädchen ohne es zu ahnen unterliegen. Es gibt ja in jeder größeren Stadt Organisationen wie die Mannheimer Amalie-Beratungsstelle, wo man Hilfen zum Ausstieg findet, wenn man denn will. Auch Behörden helfen. Auch hat die Streetworkerin Jana Koch- Krawczak das Buch "Du verreckst schon nicht", mvg-Verlag, geschrieben – als Ehemalige. In ihm werden Zukunftsängste besprochen und es wird Zutrauen gegeben, dass man ohne den Job nicht verhungern wird.

Aber warum kleben so viele am Milieu?

Es gehört doch schon Selbstüberwindung oder auch mehr dazu, tagtäglich die Wohnwagentür Unbekannten zu öffnen, denen die Mädchen nicht wie im Wilden Westen zuerst den Rücken und dann noch allerhand mehr abschrubbten. Ich verweise auf diverse Italowestern mit Terence Hill. Wir stellen uns vor, dass Prostituierte auf irgend eine Weise leiden, wenn der Tag und die Schwänze im Wohnwagen lang und ungewaschen waren. Also selbst ich hätte gewisse Schwierigkeiten, als Frau die Angelegenheit, ob nun oral, anal oder gar normal, auch nur eine Woche lang halbwegs durchzustehen. „Schwänze, Schwänze, Schwänze“, ruft eine Rumänin verzweifelt nach einem Tag im Bordell (Quelle „Emma“). Wirklich freiwillig macht es dort keine. Im Milieu herrscht eine Mischung aus Depression, Verzweiflung, Gewalt, Lügen um die Ware Liebe, Neid, Drogen, Zigaretten und Alkohol. "Ich ekele mich vor euch", schreibt die Dänin Tanja Rahn, Kopenhagen, in der "Die Welt" vom 13. Jan.

2014. Sie ist dem Milieu entkommen. "Mein Unterleib brannte. Von Gleitcreme und Kondomen." Benutzt und entwürdigt fühlt sie sich und irgendwelche Lust spielte sie immer nur vor. Sie schreibt ihren Freiern, für die sie nur Verachtung übrig hat, einen Brief und bietet den Männern an, sich für deren Verhalten zu entschuldigen. Heute ist sie Therapeutin in Koge und hat den Blog (tanjarahm.dk)

Früher war es vielleicht in einigen Ecken der Welt noch gemütlicher und es war irgendwie auszuhalten im Gewerbe. Heute schätzt das Bundeskriminalamt, dass 20.000 Minderjährige in der Prostitution oder bei Pornoproduzenten arbeiten müssen. Die Opfer werden immer jünger. Überhaupt liegt Porno im Trend.

300.000 Kliks im Jahr gibt es im britischen Parlament. Der häusliche Sex hingegen unterbleibt. Viel zu schwierig, zu langweilig und immer der gleiche Film. Man schaut lieber Pornos, als sich selbst hinzulegen.

Masochismus, um dies hier kurz anzusprechen, ist analytisch eine der vielen Möglichkeiten, sich seelisch Erleichterung zu verschaffen.

Unbewusst quält man die eigene Person, um eine oft verdrängte Schuld, oder religiös gesprochen, eine verdrängte „Sünde“ abzutragen. Steckt aber Masochismus in der Angelegenheit käuflicher Liebe, so ist fundiertes Wissen um diesen Zusammenhang therapeutisch wichtig. Man bekommt entsprechende M ä d c h e n n u r v o n d e r S t r a ß e , w e n n m a n i h n e n i h r e A r b e i t a l s unbewusst selbstauferlegte Qual erklärt und einen Weg aufzeigt, sich von der Krankheit Masochismus zu lösen. Im Fokus Nr. 50/13 steht, es sei unglaublich: Ehemalige Sex-Sklavinnen würden später "freiwillig" im Rotlicht-Milieu arbeiten. Hinter dieser "Freiwilligkeit" steckt jedoch oft ein selbst auferlegter unbewusster Zwang, verursacht durch eine von außen eingeredete

"Schuld" bzw. durch eine "Sünde". Die klerikal erfundene Sünde ist eine transzendentale Überhöhung der Schuld ins Unermessliche. Aus winziger Schuld (einen Biss in Gottes Apfel) macht der Klerus höllenwürdige Sünde. Sie werde oft unermesslich hart bestraft, so die Geistlichkeit – zur Not sogar mit ewiger Pein oder Qual. Pfui! Bewusst meidet man als Geistlicher das Wort Folter.

Was ist denn nun, nach Aussage meiner Kirche, die größte Sünde jeder

Prostituierten? Wer kommt drauf? Überlegen Sie bitte, lieber Leser. Die Frage wird später hier beantwortet. Je mehr man sich selbst an Leid zufügt, umso mehr reduziert sich, so vermutet der Masochist, die jenseitige Strafe des jeweiligen

„Gottes“ wegen dieser Sünden. Einfacher gesagt: Je mehr man leidet, umso milder wird ein Zeus oder ein Jesus am Tag eines Jüngsten Gerichtes sein. Bei etwas Glück, und wenn dieser „Bibel-Jesus“, der mit dem wirklichen Jesus übrigens nichts gemein hat, einen guten Tag hat, kommt man nicht in seine Feuer-Hölle, in das "höllische Feuer", dessen Existenz er und sein Kollege, Bischof N. Schneider, in der Bergpredigt schon mal allen kommentarlos ankündigen. Zum Glück ist dieser Jesus natürlich eine Erfindung der ersten Christen, die nicht wirklich Christen oder gar christlich eingestellt waren. Je größer die Sünde ist, ob sie nun wirklich stattfand oder nur eingeredet wurde, sei dahingestellt, je härter fällt die Selbstbestrafung aus, je unerbittlicher erscheint uns, von außen betrachtet, der Masochismus. Das alles passiert natürlich unbewusst. Wir sind in der Tiefenpsychologie. Tanja Rahm beschreibt das so: "Ja, ich habe es freiwillig getan. Aber verschiedene Umstände in meinem Leben haben bewirkt, dass ich gar keine Alternative sah, es war, als ob andere für mich entschieden hätten." Diese "Anderen", das sind vielleicht unbewusste Zwänge – und um die geht es hier.

Ödipus war ein solcher „religiöser Masochist“. Um nicht in den Hades zu müssen (er hatte ja seine Mutter geschwängert, was seinem Gott nicht gefiel), bot er Zeus im Austausch zu ewiger Qual selbstzugefügtes irdisches Leid an und brannte sich beide Augen aus. Das tat weh, war aber völlig unnötig. Zeus, das wissen wir heute, gab es ja gar nicht und den Hades somit auch nicht. Der ganze schöne griechische Götterhimmel war eine Erfindung oft böser Geistlicher.

Überhaupt sind von allen über 8 Millionen Göttern, die es bisher gibt (allein in Indien gibt es 8 Millionen von ihnen), rund 7.999.999 Erfindungen. Nur der Christengott der Bibel und sein Sohn sollen keine sein. Das predigt meine EKD.

Ödipus’ Ehefrau Iokaste bot Zeus sogar ihr Leben im Austausch zum Hades an und erhängte sich ebenso folgerichtig wie überflüssig in einem „ekklesiogenen“

Suizid. Hätte sie keinen Strick gefunden, hätte sie ihre "Schuld", die gar keine war, auch in einem Bordell abarbeiten könne. Das wäre, analytisch betrachtet, auch gegangen.

Solche Suizide gibt es heute übrigens unverändert und unverändert oft, ohne dass die Psychiatrie die Zusammenhänge wissen oder erkennen will.

Man will dort nicht „transzendental“ denken oder es gar von mir lernen. Die Protagonisten Kafkas bringen sich oft selbst um und erfüllen in masochistischer Weise so das Urteil. Georg springt von der Brücke in den Tod (siehe unter Psychoanalyse Kafkas). Ich habe dem Sigmund Freud Institut in Frankfurt, dem die Professorin Leuzinger-Bohleber als Präsidentin und Freudnachfolgerin vorsteht, wiederholt Fortbildungen angeboten – und nicht einmal eine Antwort erhalten. Kastrationsangst habe Ödipus gehabt, hatte Freud konstruiert, das sei die größte Angst "jedes Knabens". Dabei kommt das Wort Kastration in der griechischen Sage gar nicht vor. Wegen eigener Jahwe-Angst hatte Freud die Kastrationsangst erfunden, um sich vor der schwarzen Schlammflut seiner überstrengen jüdischen Religion zur retten, die 600 statt der christlichen Zehn Gebote vorhält. Freuds "Sünde": Er hatte seinen Jahwe mit den drei Worten getötet: „Religion ist Wahn“, was meint: Jahwe ist Wahn (siehe u n t e r P s y c h o a n a l y s e F r e u d s) . F r e u d r a u c h t e s i c h , n u r i m Oberflächenbewusstsein Atheist, wegen seiner aus der Gott-tötung resultierenden Gottangst, der Angst vor der jüdischen Hölle Gehinom, zu Tode. Er verdrängte das Religiöse noch mehr als das Sexuelle. Das wusste sein Arzt und Analytiker C.G. Jung. Die Angst vor seinem Gott war Freud als Kind eingeredet worden. Verrückt vor Wut hatte sein Jahwe die Sintflut und zwei Feuersbrünste angeordnet: Sodom und Gomorrha. Damit schießt Jahwe in der bisherigen Geschichte der Grausamkeiten eindeutig den Vogel ab. So grausam wie er, wenn es ihn denn so gibt, war bisher niemand auf dieser Erde.

Trotzdem soll es noch menschliche Exemplare geben, die ihn fleißig anbeten und lieben, statt beides umgehend zu unterlassen. Juden und Christen sollten sich umgehend ein neues Gottesbild zulegen, und sich z. B sich einer Religion nach Auschwitz (nach Sacco) zuwenden.

"Aber Herr Sacco, meint die heutige Psychiatrie, im Versuch, mich zu belehren,

„Religion spielt doch heute gar keine Rolle mehr, höchstens noch in der Kita. Sie hat doch ausgespielt. Kein gesunder Erwachsener glaubt doch heute noch, und wer sich mit Glauben oder gar Hölle beschäftigt, der ist wahnkrank, den weisen wir ein und dem geben wir Neuroleptika“. So in etwa. Und alles dies ist falsch.

Wer glaubt, was ihm ab dem 2. Lebensjahr über beinahe 2 Jahrzehnte in der

Suggestivsituation "Gottesdienst" gelehrt wurde, soll nun plötzlich nicht gläubig (gemacht), sondern genbedingt wahnsinnig („paranoid“) sein? Damit ist die

"moderne Psychiatrie" völlig neben der Spur. Glaubt ein Patient an den Himmel, lächelt der Nervenarzt in seinem Sprechzimmer. Er bleibt gelassen. Glaubt indes jemand an Hölle und äußert gar Angst davor, weist er ihn ein. Das ist unglaublich. Unsere Psychiatrie hat die Gott-Angst Freuds übertragen bekommen und sträubt sich gegen eine kausale Therapie der ihr nun eigenen Gottangst.

Ich hatte ihr diese Behandlung in Form von Fortbildungen angeboten. Frau Hofmann ermittelte kürzlich in ihrer Doktorarbeit, dass deutsche Psychiater sich in ihrer orthodoxen Gläubigkeit von ihren hochreligiösen amerikanischen Kollegen nicht unterscheiden (Quelle an anderer Stelle angegeben).

Dabei sind die Archetypen oder "Meme" „Religion“ und „Folter-Hölle“ nahezu unerschütterlich und so alt wie die Menschheit. Es gibt beim Menschen Schwämme in seinem Unbewussten, und die saugen alles wie eine Muttersprache auf, was sie an Infos schon im Mutterleib bekommen. So ist auch der Atheist (mit atheistischen Eltern) nach Jung tief im Inneren ein religiöser und gläubiger Mensch. Dostojewski: "Einen Gottlosen habe ich noch nie gesehen." Natürlich gibt es zu allen Thesen und Statements, besonders zu meinen, immer Ausnahmen. Doch weiter: Bekommen wir als Kind atheistischer Eltern eine Tageszeitung, so ist da zu lesen: „Vietnam war die Hölle auf Erden“, oder „Es war wie im Fegefeuer“. Schon saugen sich die Schwämme das hinein. Gerade heute, am 5.11.2013 steht in der "Die Welt" in Großbuchstaben: "Fahrt zur Hölle". Vor Weihnachten gab es sogar einen kommentarlosen Quiz in der "Bild", wie heiß es in der Hölle sei: 333, 666, oder gar 999 Grad. Busweise herangeschaffte Kinder rufen es betenden Frauen an der Klagemauer zu, dass Frauen dort nichts zu suchen hätten. Ein Bild im Museum (Jesus am Kochtopf, sich Sünder kochend) kommt sofort als dauerhaftes Engramm in den Schwamm bzw. den Archetyp Folter-Hölle. Wächst ein Kind in einer irgendwie religiösen Gesellschaft auf, wird es religiös, oft ohne es zu wissen oder es auch nur zu ahnen. Kinder lernen superschnell. Im Unbewussten religiös, sind bzw. erscheinen solche Kinder im Bewussten atheistisch. Religiöses Erleben im Bewussten und Unbewussten ist also oft diametral gegensätzlich. In gefühlt aufgeklärteren, und wissenschaftsgläubigen Epochen werden religiöse Angstgefühle oft nur stärker wegrationalisiert und wegintellektualisiert und auf

diese Art leider noch tiefer verdrängt. Das veranlasste Jung zu dem Ausspruch, je aufgeräumter es in der Oberwelt sei, desto archaischer sei es im zur Zeit geltenden kollektiven Unbewussten.

Ein simples Beispiel über kindliches Lernen: Wächst ein Kind hier bei ausländischen Eltern ohne Deutschkenntnisse auf, lernt es fließend und akzentfrei Deutsch. Es entsteht der Archetyp „Deutsch“ so ganz nebenbei. Das Deutsch-lernen läßt sich nicht wirklich verhindern, geschweige denn mit 3 Worten verlernen. Und auch die Eltern erlernen irgendwann unsere Sprache. So ist es auch mit dem Archetyp Religion. Man kann nicht mit drei Worten seinen Kindheitsglauben "verlernen" und sich davon lösen.

Nun, Prostituierte leiden also. Sie leiden sogar sehr massiv. Wie kann es auch anders sein, im Winter, im Minirock. Inwiefern ist aber dieses Leiden unbewusst gewollt, also krankhaft masochistisch? Wir haben am Ödipusbeispiel gesehen, wie eine fundamentalistische Religion in den Masochismus treibt. Wir sehen es auch bei den Märtyrern. Die bohrten sich zu Ostern die Handflächen an, Stellen aber, die für eine Kreuzigung mit Nägeln absolut nicht taugen. Da muss man schon die Nägel oberhalb (proximal) des Ligamentum carpi transversum einschlagen, sonst reißt der Körper durch sein Eigengewicht vom Kreuz, und die Orgie der Gewalt fällt ins Wasser, oder besser: auf den Boden. Dazu gibt es heute Experimente – an Leichen natürlich. Jesus hatte, wenn bei ihm Nägel benutzt wurden, sie woanders als in der Handfläche. Das wussten die Märtyrer aber nicht. Es waren ja keine Anatomen. Sie ritzten sich anatomisch verkehrt. Das ist für sie heute peinlich.

Die Verletzung des eignen (und eines fremden) Körpers spielt beim Menschen eine große und noch recht unerforschte Rolle. Nach der Verletzung geht es psychisch besser. Es kommt zur Angstabfuhr vergleichbar mit dem abschließenden Segen in der Kirche. Denken wir an das Ritzen der Borderline-Patientinnen. Es wirkt wie eine Gabe von 10 mg. Diazepam intravenös – und hat weniger Nebenwirkungen. Das Piercing, wir kennen es von den Naturvölkern, ist eine SM-Praktik. Der Gepiercte leidet beim Anbringen der Verletzung und ist sich zusätzlich in der Folgezeit ständig bewusst: Er ist verletzt.

Und die Umwelt sieht es auch – und hat irgendwie Mitleid. Das muss doch weh tun, dieser Ring durch die Zunge, durchs Augenlied, durch den Penis. Piercing ist so beruhigend, dass es zur Sucht werden kann.

Die Akupunktur ist neben weiterer Wirkungen auch eine SM-Technik. Sie wirkt umso besser, je schmerzhafter sie ist, je mehr Nadeln in möglichst schmerzhafte Stellen eingebracht werden und: Je mehr der Patient am Ende zahlen muss. Bei der Moxibustion wird die in situ liegende Nadel mit Feuer erhitzt. Jeder Zahnarzt quält seine Patienten und man meint, dass daher, weil er dieses Quälen nicht aushält, es der Beruf des Zahnarztes ist, der die höchste Suizidrate aufweist. Es mag auch anders sein: Er ergreift unbewusst diesen

"sadistischen" Beruf, weil er psychische Probleme hat und sie mit Sadismus zu bewältigen hofft – und es nicht schafft. Unerkannt durch die heutige Psychiatrie ist auch, dass die endogene Depression ein Masochismus ist. Der Erkrankte gönnt sich nicht unbeschwerte Fröhlichkeit. Warum: Er meint, er habe Schuld an irgendetwas. Und sein Unbewusstes glaubt, er habe sich versündigt. Er trägt mit seiner Krankheit Sünde oder vermeintliche Sünde ab. Geschieht auch z. B. in der Akupunktur ein Abtrag unbewusster Schuld? Zur Klärung dieser Frage sind gute Psychologen gefragt, die auch über Religion und Sünde sprechen und nachdenken können, die nicht auf diesem Gebiet autistisch stumm sind.

Ist also der Masochismus der Prostituierten, auf den wir noch kommen werden, religiös bedingt? Sind Prostituierte in ihrer tiefenanalytischen Motivation Märtyrern gleichzusetzen? Auffällig ist es beim Italowestern schon:

Wer da sonntags um 10 Uhr in der ersten Reihe sitzt, ist oft vom horizontalen Fach und damit gläubig. Masochismus ist meist ekklesiogen, also kirchenbedingt.

Warum also nicht auch der, über den wir uns jetzt unterhalten? Gehen moderne Prostituierte in die Kirche? Mehr als wir? Sind sie grundgläubig bzw. orthodox gläubig und glauben dem Geistlichen als seine Schäfchen das Vermittelte ebenso

Warum also nicht auch der, über den wir uns jetzt unterhalten? Gehen moderne Prostituierte in die Kirche? Mehr als wir? Sind sie grundgläubig bzw. orthodox gläubig und glauben dem Geistlichen als seine Schäfchen das Vermittelte ebenso

Im Dokument Vertiefte Schizophrenie (Seite 59-88)