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Litzendorf: Neue Ortsmitte für ein lebendiges Litzendorf

Litzendorf (Bayern)

• Kleine Kleinstadt mit 6.089 Einwohnern1

• Durchschnittliche jährliche Bevölkerungsentwicklung 2009-2014 +0,22 Prozent1 Fördergebiet „Ortskern“

• Circa 1.300 Einwohner2

• Aufnahme in das Zentrenprogramm 20092 Baustein im Überblick

• Stärkung des Ortskern auf der Grundlage eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts

• Schaffung einer neuen Ortsmitte als Ausgangspunkt für intensive Beteiligung und stadtbaukulturelle Diskussionen

• Gestaltung eines stadtbildprägenden Gebäudeensembles im Ortskern (Neu-bau/Umbau)

• Neugestaltung des öffentlichen Raumes im Ortskern

Datengrundlagen: (1) BBSR 2014; (2) BBSR 2015

Ausgangslage und Handlungsansatz

Litzendorf liegt östlich der Stadt Bamberg in Bay-ern. Das Fördergebiet befindet sich im Ortskern von Litzendorf, dem Kernort der acht Ortsteile umfassenden Gemeinde. Nachdem Siedlungs-flächen an den Ortsrändern erweitert worden waren und die Konkurrenz durch neue Einzel-handelsstandorte zunahm, verlor der Ortskern in den vergangenen Jahren an funktionaler Bedeu-tung. Zunehmender Leerstand (sowohl Wohnen als auch Handel und Gewerbe), mehrere unbe-baute Grundstücke und eine geringe Aufenthalts-qualität waren die Auslöser für einen umfassen-den Gemeindeentwicklungsprozess.

Es wurden kommunale Leitlinien für die zukünf-tige Entwicklung erarbeitet. Dabei wurden

Bür-ger intensiv einbezogen. Die Leitlinien umfas-sen unter anderem, dass der dörfliche Charak-ter erhalten sowie ortsbildprägende und typi-sche bauliche Besonderheiten betont werden sollen. Auch wurde ein Beschluss zur Innenent-wicklung gefasst. Darauf aufbauend wurde nach Aufnahme in das Zentrenprogramm ein integrier-tes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet.

Vorgehen und Umsetzungsschritte

Im Mittelpunkt des Gemeindeentwicklungsprozes-ses stehen bauliche Leuchtturmprojekte mit einer Impulswirkung für die Entwicklung des Ortskerns.

Grundlage für die neue Ortsmitte war ein Architek-turwettbewerb. Die Wettbewerbsbeiträge wurden öffentlich diskutiert und durch eine Jury bewertet, in die auch Bürger eingebunden waren.

Für den Beteiligungsprozess wurden vorhande-ne Strukturen aus eivorhande-nem Agenda-21-Prozess ge-nutzt. Im Rahmen des Zentrenprogramms wur-den ergänzend eine Lenkungsgruppe und ein Projektmanagement eingerichtet. Zudem ist die Öffentlichkeit in verschiedene Arbeitsgruppen eingebunden, die entstanden, als das integrier-te städintegrier-tebauliche Entwicklungskonzept erarbei-tet wurde.

Für die neue Ortsmitte wurde ein leerstehen-des ortsbildprägenleerstehen-des Bauernhaus umfassend saniert und zu einem Bürgerhaus umgebaut.

Gegenüber entstand ein architektonisch quali-tätvoll gestalteter Neubau für eine Bücherei. Der öffentliche Raum ist neu gestaltet und hat eine hohe Aufenthaltsqualität. Unter anderem

wur-Foto: Gemeinde Litzendorf

Bürgerhaus Litzendorf vor der Sanierung Bürgerhaus Litzendorf nach der Sanierung Foto: Plan und Praxis

de der Ellernbach, der an der Bücherei entlang-fließt, durch eine Brücke, Sitzstufen und Wiesen-flächen zugänglich und bietet insbesondere für Kinder einen naturnahen Spielbereich. Entstan-den ist auch eine neue Wegeverbindung zu Entstan-den

„Tanzwiesen“. Sie wurde zu einer generationen-gerecht gestalteten Grünfläche für Spiel, Sport, Erholung und Begegnung weiterentwickelt. Hier wurden auch der Brunnen der Generationen und ein Seniorenheim errichtet.

Bürgerhaus, Bücherei und Tanzwiesen bilden die

„Neue Mitte Litzendorf“. Alle drei Projekte wur-den 2012 abgeschlossen. Zusätzlich wurde ein von Studenten erarbeitetes Beleuchtungskonzept für diesen Bereich sukzessive umgesetzt. Es trägt dazu bei, die Aufenthaltsqualität des Ortskerns zu erhöhen und wertet das Ortsbild auf. Dies wird auch dadurch unterstützt, indem zentrale Stra-ßenzüge im Ortskern umgestaltet wurden, so dass Bürgersteige verbreitert, neue Querungsmöglich-keiten angelegt und zusätzliche Bäume gepflanzt werden konnten.

Quelle: Gemeinde Litzendorf, eigene Bearbeitung

Impulse für die Zentrenentwicklung

Der Beschluss zur Innenentwicklung und der damit verbundene Fokus auf die Entwicklungs-potenziale im Ortskern führten dazu, dass in räum-licher Nähe drei Leuchtturmprojekte entstanden.

Sie werten die Ortsmitte strukturell, funktional, städtebaulich und landschaftsplanerisch auf und liefern einen Beitrag zur Stadtbaukultur. Litzen-dorf wurde im Jahr 2014 im bayerischen Landes-wettbewerb „Modellhafte Stadt- und Ortssanie-rung“ ausgezeichnet. Die Architekturqualität des Neubaus für die Bücherei und die Entscheidung,

die Bücherei mit dem umgebauten Bürgerhaus als Ensemble zu gestalten, geben dem Ortskern hohe Aufenthaltsqualitäten. Hierzu tragen auch der umgestaltete Bachlauf mit Sitzstufen und die Verbindung zum südlich gelegenen Grünbereich mit den „Tanzwiesen“ und einem Sportplatz bei.

Der Ortskern hat an Anziehungskraft gewonnen und wurde als Begegnungsort für unterschiedli-che Generationen gestärkt.

Der Architekturwettbewerb hat das qualitativ hochwertige Ergebnis entscheidend unterstützt.

Von Beginn an wurde die Öffentlichkeit umfas-send beteiligt. Dies hat wesentlich dazu beige-tragen, dass der Diskurs über stadtbaukulturel-le Themen gestärkt wurde und der Ortskernent-wicklungsprozess erfolgreich verlief.

Abbildung 37: Fördergebiet Ortskern Litzendorf

Ansprechpartner Gemeinde Litzendorf Bürgermeister Wolfgang Möhrlein Telefon: 09505 / 9440-15 moehrlein@litzendorf.de

Foto: Plan und Praxis

Neue Ortsmitte Litzendorf mit Neubau der Bücherei und Bürgerhaus Tanzwiesen Litzendorf

Foto: Dana Klaumünzer, Architekturbüro Obrusnik Bücherei und Bürgerhaus

Brunnenstraße Bad Wildungen Foto: Rainer Rüsch

Programmziele

Im Bereich stadtverträgliche Mobilität benennt die Programmstrategie folgende Ziele (BMUB 2017: 13):

• Integration und Optimierung von Bahn-, Bus-, Kraftfahrzeug-, Rad- und Fußverkehr

• Barrierefreie und qualitätvolle Gestaltung der Verkehrsräume

Für die Lebendigkeit von Innenstädten und Stadt-teilzentren ist es von Bedeutung, Mobilität stadt-verträglich zu gestalten. Anliegen ist es, die Mo-bilität zielgerichtet zu steuern und vorhandene Verkehrsinfrastruktur sinnvoll anzupassen und weiterzuentwickeln. Maßnahmen, mit denen die stadtverträgliche Mobilität (insbesondere auch der Fuß- und Radverkehr) gestärkt wird, haben bei der Zentrenentwicklung eine wichtige Funk-tion, da vielfach andere Aufgaben, beispielswei-se im öffentlichen Raum, erst dann abschließend umgesetzt werden können, wenn verkehrliche Probleme gelöst wurden.

Die Förderung der stadtverträglichen Mobilität ist eine Querschnittsaufgabe. Bei Vorhaben aus diesem Zielbereich werden oftmals ergänzend zum Zentrenprogramm andere Finanzierungs-quellen genutzt (beispielsweise Mittel des Ge-meindeverkehrsfinanzierungsgesetzes – GVFG).

Viele Akteure mit wechselseitigen Abhängigkei-ten sind beteiligt. Daraus resultieren lange Pla-nungs- und Umsetzungszeiträume. Wie das Bei-spiel der Friedrich-Ebert-Straße in Kassel zeigt, können aber – wenn diese Herausforderungen überwunden sind – starke Entwicklungsimpulse für ein ganzes Stadtquartier ausgelöst werden, indem Verkehrsräume umfangreich neu gestal-tet und der Fuß- und Radverkehr gestärkt

wer-den. Als Erfolgsfaktor hat sich dabei erwiesen, lokale Akteure und die Bewohner frühzeitig und intensiv einzubeziehen.

Anderenorts werden eher kleinteilige Projekte im Straßenraum umgesetzt (insbesondere Ver-kehrsberuhigung und Stellplätze), die meist in einem engen Zusammenhang mit anderen Auf-wertungsmaßnahmen im öffentlichen Raum ste-hen. Wenn es nicht möglich ist, den Straßenum-bau als komplexe Gesamtmaßnahme umzuset-zen, kann – wie das Beispiel der Leipziger Georg-Schumann-Straße zeigt – auch ein mehrstufiges Verfahren angebracht sein. Dadurch können in kleinen Schritten unter anderem die Fußgänger-freundlichkeit und die Barrierefreiheit verbessert und die Verkehrsbelastung in den Zentren redu-ziert werden.

Um die Mobilität stadtverträglicher zu gestalten, werden auch innovative Ansätze verfolgt. Hier-zu zählen Hier-zum Beispiel Begegnungszonen, die es ermöglichen, dass unterschiedliche Verkehrsteil-nehmer den Straßenraum gleichberechtigt nut-zen (siehe Beispiel Bad Wildungen). Impulse für die Zentrenentwicklung erwachsen auch aus An-sätzen, die alternative Mobilitätskonzepte einbe-ziehen, beispielsweise indem unterschiedliche Verkehrsträger vernetzt werden und dabei die Elektromobilität berücksichtigt wird. Das Beispiel Emmendingen zeigt hier Ansätze auf, die auch auf andere Fördergebiete und Kommunen über-tragbar sind.

Bausteine der Zentrenentwicklung im Zielbereich

„Stadtverträgliche Mobilität“

Kassel

Aus Hauptverkehrsstraßen werden Promenaden Leipzig

Umgestaltung einer Magistrale

Bad Wildungen Durchgangsstraße wird Flaniermeile

Emmendingen

Mobilität und Lebensqualität im Zentrum

Quelle: Eigene Darstellung. Kartengrundlage: BKG, Gemeinden, 31.12.2013

Neue zentrale Busstation in Neuwied Foto: Plan und Praxis

Abbildung 38: Bausteine „Stadtverträgliche Mobilität“