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4.2 Ergebnisse der Histologischen Untersuchungen

4.2.1 Ligamentisation des Transplantats im Bohrkanal

Das Transplantat bestand zum Zeitpunkt der Operation aus zwei miteinander vernähten Seh-nenstreifen des M. gastrocnemius und des M. flexor digitalis superficialis. Aufgrund seines Durchmessers von 4,5 mm lag das Transplantat der knöchernen Tunnelwand direkt an und war so platziert worden, dass es sowohl durch die distale femorale als auch durch die proxi-male tibiale Wachstumsfuge führte.

In der histologischen Untersuchung zeigte sich, dass drei Wochen nach der Operation im Transplantat nur vereinzelt Zellen vorhanden waren. Auch das typische Wellenmuster sehni-ger Strukturen war nur selten zu erkennen (Abb. 18A). Die zellarmen und unstrukturierten Bereiche befanden sich vor allem im Zentrum und wurden Richtung Tunnelwand häufig von Anteilen des nicht resorbierbaren Fadens begrenzt. Das Transplantat lag der knöchernen Tun-nelwand nicht direkt an, sondern es befand sich ein zellreiches Granulationsgewebe zwischen Wand und Transplantat, welches von anderen Autoren auch als fibrovaskuläre Zone bezeich-net wurde (WEILER et al. 2002a). Hier waren sehr viele Fibroblasten mit großen rundlichen Zellkernen zu finden, deren Anzahl am gelenknahen Tunneleingang und auch am -ausgang besonders hoch war. An diesen Stellen erfolgte ein fließender Übergang der Zwischenzone ins Periost. Das Granulationsgewebe war sehr gefäßreich, wobei die Neubildung der Kapillaren aber meistens noch nicht abgeschlossen war. Die Endothelzellen der Gefäße waren rundlich und nicht abgeflacht. Die Abgrenzung dieser fibrovaskulären Zone zum Transplantat war an einigen Stellen sehr deutlich. Teilweise stießen aber auch Ansammlungen von Fibroblasten

„straßenähnlich“ in das Transplantatgewebe vor. Dieses waren manchmal nur schmale Strei-fen; es zeigten sich aber auch breite, eher fließende Übergänge. Diese „straßenähnlichen“

Bereiche sowie das gesamte Granulationsgewebe enthielten keine Kollagenfasern, wie im polarisierten Licht festgestellt werden konnte.

Das Transplantat zeigte sechs Wochen post op. ein inhomogenes Bild. Vor allem zentral fan-den sich noch azelluläre, unstrukturierte Bereiche, die besonders am gelenknahen Tunnelein-gang breiter erschienen. An diesem TunneleinTunnelein-gang war außerdem die Bildung von kartilagi-nären Strukturen im Transplantat zu beobachten. Kleine rundliche, knorpelähnliche

Abb. 18: Sehnentransplantat im femoralen Bohrkanal nach drei (A), sechs (B), zwölf (C) und 24 Wochen (D). Färbung: Toluidinblau (10x); A azelluläres unstrukturiertes Gewebe, B zu-nehmende Zelldichte im peripheren Transplantatbereich, C Gefäß- und Zelldichte vermehrt, Bindegewebsstraßen in Zugrichtung, D strukturiertes, bandartiges Gewebe

Zellen lagen in Clustern zusammen oder formierten sich in Säulen, die entlang der Zugrich-tung ausgerichtet waren. Die Matrix war in diesen Bereichen dezent rosa angefärbt, was auf vermehrte Produktion von Knorpelgrundsubstanz hinweist. Weiterhin waren auch Stellen mit länglichen Zellen und geringerer Zelldichte vorhanden, an welchen die Kollagenfasern einen leicht welligen Verlauf zeigten. In den Randbereichen des Transplantats fanden sich vermehrt Fibroblasten, die sich an der Verlaufsrichtung des ehemaligen Sehnengewebes orientierten (Abb. 18B). Aus dieser Peripherie stieß oft „straßenähnlich“ fibroblasten- und kapillarreiches Gewebe Richtung Zentrum vor. Insgesamt war die Abgrenzung des Transplantats zum

Granu-A B

C D

webe allerdings durch seine gut erkennbaren Kollagenfasern besser von anderen Strukturen zu unterscheiden.

Das Granulationsgewebe war auch sechs Wochen post op. sehr zell- und gefäßreich, beson-ders zur knöchernen Tunnelwand hin. Die vorhandenen Fibroblasten lagen weiterhin ohne erkennbares Muster im Gewebeverbund. Es gab aber auch Bereiche, in denen die Zellen eine bestimmte Ausrichtung hatten, die entweder der Verlaufsrichtung des Tunnels folgte oder schräg zwischen Wand und Transplantat verlief. Zwischen den Fibroblasten waren im Durch-licht dünne, helle Fasern zu erkennen, die sich im polarisierten Licht jedoch nicht darstellten.

Neben neu entstehenden Kapillaren waren auch solche mit komplett intakter Wand und abge-flachten Endothelzellen zu finden. Nahe der knöchernen Wand lagen die Fibroblasten sehr dicht nebeneinander und die Matrix war leicht rosa gefärbt.

Zwölf Wochen post op. war eine differenzierende Beschreibung des Transplantats und der fibrovaskulären Zone kaum noch möglich, da eine exakte Abgrenzung beider im Durchlicht sehr schwierig war. Nur im polarisierten Licht oder durch die Position vorhandener Fadenan-teile, mit denen die ehemaligen Sehnensplits vernäht worden waren, konnte teilweise noch eine Eingrenzung des Transplantats vorgenommen werden. Aus diesem Grund erfolgt nun eine einheitliche Beschreibung des Gewebes, das den Bohrkanal ausfüllt. Das Gewebe zeigte insgesamt ein heterogenes Bild. Es bestand allgemein eine hohe Zell- und Gefäßdichte, wobei letztere sich vor allem in den in Tunnellängsrichtung verlaufenden „Bindegewebsstraßen“

befanden (Abb. 18C). Die Zellkerne der Bindegewebszellen waren oval bis schlank oval und in Zugrichtung ausgerichtet, was vor allem zentral deutlich auffiel. Eine wellige Struktur der Kollagenfasern war zu erkennen und stellte sich besonders gut am Tunneleingang dar. Wie schon erwähnt war in einigen Arealen die Matrix rosa bis pink gefärbt, was besonders am zentralen Tunneleingang oder an dessen knöcherner Kante zu beobachten war. In diesen Be-reichen mit vermehrter Knorpelgrundsubstanz waren kaum Kapillaren vorhanden und auch kein welliger Faserverlauf. Die Fibroblasten erschienen hier kleiner und rundlicher. Außer-dem waren vermehrt knorpelartige Zellen zu finden, die sich in Clustern oder Säulen anordne-ten. Im Wandbereich waren die zahlreichen Zellkerne eher rundlich und die Zellen lagen un-geordnet in einer leicht rosa gefärbten Matrix. Die wenigen, in diesem schmalen, kollagenfa-serarmen Bereich vorhandenen Gefäße befanden sich unmittelbar vor dem Knochen.

24 Wochen nach der Operation wurde der knöcherne Tunnel von einem zellreichen bandarti-gen Gewebe ausgefüllt (Abb. 18D). Die in Zugrichtung ausgerichteten Zellkerne waren oval oder teilweise auch länglich und abgeflacht. Die Kollagenfasern wiesen eine wellige Struktur auf, die sich besonders im Zentrum sehr gut darstellte. Das Gewebe war immer noch gefäß-reich, allerdings weniger als in der Zwölf-Wochen-Gruppe. Die Kapillaren verliefen in den parallel zur Zugrichtung vorhandenen „Bindegewebsstraßen“. In Bereichen, in denen die Ma-trix leicht rosa gefärbt war, waren keine Gefäße vorhanden. Ein schmaler Bereich direkt vor der Tunnelwand war etwas zellreicher als das Transplantat. Die hier vorhandenen Fibrobla-sten mit ihren runden Zellkernen lagen ungeordnet in einer leicht rosa gefärbten Matrix.