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Leistungen von Kindern mit ADHS im Stroop-Test

2.4 DER STROOP-TEST (Stroop, 1935)

2.4.1 Leistungen von Kindern mit ADHS im Stroop-Test

Der Stroop-Test (1935) wurde in einigen Studien eingesetzt, um dessen Empfindlichkeit und Spezifität für die Identifikation von Defiziten in den exekutiven Funktionen bei Kinder und Jugendlichen nachzuweisen. Homach und Riccio (2004) führten eine Meta-Analyse durch, um die Defizite in den exekutiven Funktionen, die mit einer ADHS in Verbindung gebracht werden, zu identifizieren.

Einige Studien verglichen die Leistungen von Gruppen von Kindern mit ADHS und Gruppen von gesunden Kontrollkindern im Stroop-Test miteinander. Die Mehrheit der Studien ergaben negative Effektstärken und wiesen darauf hin, dass die ADHS-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe schlechtere Leistungen zeigte (z.B. August & Garfinkel, 1989;

Barkley, Grodzinsky & DuPaul, 1992; Grodzinsky & Daimond, 1992; Houghton et al., 1999;

zitiert nach Homack & Riccio, 2004). Andere Studien stellten Gruppen von Kindern mit ADHS anderen klinischen Gruppen gegenüber. Lufi, Cohen und Parisch-Plass (1990) verglichen in ihrer Studie Jungen mit ADHS und Jungen mit einer emotionalen Störung miteinander und fanden hohe negative Effektstärken. Dies deutete darauf hin, dass Kinder mit einer emotionalen Störung bessere Testleistungen zeigten als Kinder mit ADHS. Das gleiche

Ergebnis ergab die Studie von Lavoie und Charlebois (1994). MacLoad und Prior (1996) fanden heraus, dass der Interferenzwert im Stroop-Test zwischen Jugendlichen mit ADHS und mit einer Verhaltensstörung mit moderatem Erfolg unterscheiden kann. Die Stroop-Aufgabe kann auch zwischen Jugendlichen mit ADHS und Jugendlichen mit einer anderen psychiatrischen Gruppe mit moderatem Erfolg unterscheiden (MacLoad & Prior, 1996).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Studienergebnisse darauf hinweisen, dass der Stroop-Test die Spezifität besitzt, zwischen Kindern mit ADHS und anderen klinischen Gruppen (z.B. emotionale Störungen, Verhaltensstörungen, psychiatrische Störungen) zu unterscheiden. Die ADHS-Gruppe zeigte eine schlechtere Leistung als die Kinder der anderen klinischen Gruppen. Eine schlechtere Leistung im Stroop-Test kann auf eine zugrunde

liegende neurologische Störung hinweisen, am ehesten in Verbindung mit Funktionen des Frontallappens. Der Stroop-Test erwies sich also als empfindlich für Defizite in den exekutiven Funktionen (Homack & Riccio, 2004). Eine beeinträchtigte Leistung ist jedoch nicht ausreichend für das Stellen einer ADHS-Diagnose. Der Test war auch in der Lage zwischen Probanden mit Lernstörungen und Probanden der Kontrollgruppe zu unterscheiden (Sensibilität). Die Leistung der Versuchsteilnehmer mit einer Lernstörung war deutlich beeinträchtigt, wenn es um das Benennen der Farbe ging.

Eine Studie von Golden und Golden (2002) verglich die Leistungen von Kindern mit einer Lernstörung, einer Aufmerksamkeitsstörung, einer psychiatrischen Störung und

Kontrollkinder im Stroop-Test miteinander. Alle Kinder erhielten als erstes eine Liste mit schwarz geschriebenen Wörtern und sollten diese so schnell wie möglich lesen. Der „Wort-Score“ war die Anzahl der Wörter, die innerhalb von 45 Sekunden gelesen wurden. Das zweite Arbeitsblatt bestand aus bunten „X“-Formen und die Kinder sollten so schnell wie möglich die Farbe dieser Formen benennen. Als „Farb-Score“ galt die Anzahl der

bearbeiteten Items innerhalb von 45 Sekunden. Als letztes wurde den Versuchsteilnehmern ein drittes Blatt mit Farbwörtern, die in einer vom Farbwort verschiedenen Farbe geschrieben waren, vorgelegt. Die Probanden sollten die Farbe benennen. Die Anzahl der genannten Farben innerhalb von 45 Sekunden bildete den „Farb-Wort-Score“. Der Interferenzwert wurde berechnet, indem man den „Farb-Wort-Score“ vom „Farb-Score“ subtrahierte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kontrollgruppe besser abschnitt als die Kinder mit Lernstörungen und zwar im „Wort-“, im „Farb-“ und im „Farb-Wort-Test“. Die Lernstörungsgruppe zeigte jedoch bezüglich der Interferenzmessung eine bessere Leistung, sie erlebte also weniger Interferenz.

Die psychiatrische Gruppe zeigte die gleichen Leistungen, wie die Kinder der Kontrollgruppe.

Nur im „Farb-Wort- Test“ unterschieden sich die zwei Gruppen voneinander. Die Leistung der

ADHS-Gruppe war statistisch gesehen identisch mit der der psychiatrisch auffälligen Gruppe in allen Tests. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ADHS-Gruppe ein

charakteristisches Muster zeigte: Die „Wort-“ und „Farb-Scores“ lagen im normalen Bereich, der „Farb-Wort-Score“ war jedoch beeinträchtigt. Der Interferenzwert war jedoch nicht - wie erwartet - signifikant verringert. Dies lag an dem „Farb-Score“, der niedriger war als erwartet, jedoch immer noch im normalen Bereich lag. Die ADHS-Gruppe zeigte ähnliche Leistungen wie die psychiatrisch auffällige Gruppe, was darauf hinweist, dass beide Gruppen Defizite in den Aufmerksamkeits- und in den exekutiven Funktionen zeigen. Die Ergebnisse des Stroop-Tests alleine sagen nichts darüber aus, ob die Probleme der beiden Gruppen identisch sind.

Sie zeigen nur, dass das Muster der Werte dasselbe ist.

In einer weiteren Studie setzten Shallice, Marzocchi, Coser, Del Savio, Meuter und Rumiati (2002) den Stroop-Test und weitere Testverfahren, wie z.B. den Wisconsin Card Sorting Test, revised (WISC-R), den Token Test, die N-Back- Arbeitsgedächtnisaufgabe und viele mehr, ein und verglichen Kinder mit ADHS und Kontrollkinder miteinander. Es sollten die neurologischen Profile der exekutiven Funktionen von Kindern mit ADHS untersucht werden. Dies geschah mit dem Ziel, festzustellen, ob die Probleme, die mit den zwei am meisten zitierten relevanten Prozessen, die da wären die Hemmung (Inhibition) und die Aufmerksamkeitsprobleme, assoziiert werden, den Kern jeder Schwierigkeit der exekutiven Funktionen bilden. Der Stroop-Test, der für Inhibition empfindlich ist, zeigte in mehreren Studien eine schlechtere Leistung bei Kindern mit ADHS (Boucugnani & Jones, 1989;

Cohne, Weiss & Minde, 1972; Gorenstein, Mammato & Sandy, 1989; Grodzinsky &

Diamond, 1992; Hopkins, Perlam, Hetchman & Weiss, 1979). Um den strengen Aspekt der Reaktionszeit zu reduzieren, wurde eine langsamere Testversion verwendet. Die Kinder, die zwischen 7 und 12 Jahre alt waren, sollten entweder Zahlen benennen oder zählen. Diese Version des Stroop-Tests wurde verwendet, damit die hä ufig komorbid auftretenden Lese-Rechtschreibschwächen bei Kindern mit ADHS nicht mit den reinen Leistungen

konfundierten. Es gab zwei Durchgänge mit je 48 Zahlenreihen. Der Test bestand also aus insgesamt 96 Zahlenreihen. Die Zahlenreihen bestanden aus zwei bis sieben gleichen Zahlen und wurden am Computer dargeboten. Im ersten Durchgang bestand die Aufgabe darin, die Zahl, aus der die Zahlenreihe bestand, zu benennen. Im zweiten Durchgang sollten die Kinder die Zahlen auf dem Bildschirm zählen. Als abhängige Variablen wurden die Anzahl der Benenn-Fehler (Kind benennt die Zahl, anstatt die Zahlen zu zählen) und die Anzahl der Zähl-Fehler (Zähl-Fehler beim Zählen) gemessen. Die Reaktionszeiten für das Benennen und das Zählen wurden gemessen. In der Benennaufgabe machten die Kinder mit ADHS signifikant mehr

Fehler als die Kontrollkinder. Was die Reaktionszeiten in der Benennaufgabe betrifft, waren sowohl die Effekte der klinischen Gruppe als auch die des Alters signifikant, d.h. dass die Kinder mit ADHS signifikant langsamer waren als die Kontrollkinder. Ebenfalls waren die älteren Kinder (9-12 Jahre) signifikant schneller als die jüngeren Kinder (7-8 Jahre). In der Zählaufgabe ergaben sich ebenfalls signifikante Effekte für die klinische Gruppe und das Alter. Die Kinder mit ADHS und die jüngeren Kinder machten mehr Zähl-Fehler als die Kinder der Kontrollgruppe und die älteren Kinder. Das gleiche Ergebnis fand sich auch bezüglich der Reaktionszeiten für die Zählaufgabe. Die Reaktionszeiten der Kinder der Kontrollgruppe und der älteren Kinder war kürzer als die der Kinder der ADHS-Gruppe und der jüngeren Kinder.

Die Befunde aus den eben beschriebenen Studien zeigen, dass Kinder mit ADHS eine beeinträchtigte Leistung im Stroop-Test zeigen und zwar sowohl was die Reaktionszeiten als auch die Fehleranzahl betrifft. Diese Ergebnisse ließen sich sowohl in Studien mit gesunden Kontrollgruppenkindern (Shallice et al., 2002), als auch mit klinischen Stichproben (Golden und Golden, 2002; Homack & Riccio, 2004) nachweisen.

3 FRAGESTELLUNG UND HYPOTHESEN

Im folgenden Abschnitt wird auf die genaue Fragestellung der vorliegenden Studie eingegangen. Abschließend werden die Hypothesen berichtet.