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Durch die Lage im Relief und die Lawinentätigkeit stellen die Hangrunsen Spe-zialstandorte dar. In der Versuchsfläche werden diese Standorte beinahe ausnahms-los von Reitgrasrasen (Calamagrostietum villosae) besiedelt. Mikroklimatisch unter-scheiden sich die Geländerinnen von allen andern Standorten der Versuchsfläche be-sonders dadurch, daß kaum Bodenfrost auftritt und daß die Monatsmittel der täg-lichen Temperatur-Minima an der Bodenoberfläche nur in den Monaten Oktober bis Dezember leicht unter dem Gefrierpunkt liegen (vgl. Abb. 15).

In den Tabellen 7 bis 10 sind die Analysenresultate von vier Profilen aus Hang-runsen zusammengestellt. Sie repräsentieren vier Standorte aus verschiedenen Ab-schnitten der Geländerinnen.

Profil] liegt im obersten, ausgefächerten Teil einer Runse in einer Fläche mit Em-petro-Vaccinietum. Die Böden in diesem Bereich sind relativ flachgründig, besitzen im allgemeinen eine schwache Rohhumusauflage und sind unterschiedlich stark podsoliert.

Profil 2 liegt etwas tiefer, im Areal des Calamagrostietum villosae. Diese noch nicht sehr tiefgründigen Böden besitzen die charakteristische Humusform der Reitgras-Ra-sengesellschaften und die Horizontausbildung der typischen Runsenböden.

Profil 7 ist repräsentativ für die reifsten Glieder dieser Serie und liegt im untersten Drittel einer Runse. Die Böden in diesen Abschnitten zeigen die tiefste Auswa-schung.

Profil 11 wurde im untersten, weniger steilen und überschütteten Teil der Runse auf-genommen. Diese Böden besitzen meistens beachtliche Rohhumusauflagen und weisen die Horizontierung eines hochentwickelten Eisenhumus-Podsols auf.

Allgemein sind die Böden in den Geländerinnen im Verbreitungsgebiet des Ca-lamagrostietum villosae durch eine spezielle Humusform und durch stark gebleichte, je nach Lage in der Hangrunse bis zu 70 cm mächtige Eluvialhorizonte gekennzeich-net. Unter der abgestorbenen Rasenstreu, die meistens einen 1-2 cm dicken F-Ho-rizont bildet, folgt ein wenig mächtiger, dunkelgrauer, schwachhumoser A-HoF-Ho-rizont, der durch das Wurzelwerk der Grasvegetation stark verfilzt ist. Feinhumus und mi-neralisches Material sind innig miteinander vermischt, bilden aber keine Krümel.

Vermutlich handelt es sich bei dieser Humusform um einen oligotrophen Mull im Sinne DucHAUFOURS (1970). Die Übergänge zwischen allen Horizonten sind fließend.

Im Gegensatz zu den untersuchten Eisenhumus-Podsolen der Zwergstrauchgesell-schaften nehmen im Bs-Horizont Rotverfärbung und Gehalt an freiem Eisen nach unten zu. Ein Bh-Horizont fehlt oft, doch liegt er, sofern vorhanden, unter dem Bs-Horizont. Der mineralische Aufbau dieser Böden besteht überwiegend aus gro-bem Sand und großen Mengen von Hangschutt unterschiedlicher Größe. Die Böden sind sehr durchlässig. Es konnten nirgends Anzeichen von Vernässung festgestellt werden. «Hangrunsenböden» sind streng auf die Sohlen der Geländerinnen be-schränkt, sie deckten sich weitgehend mit den Beständen des Calamagrostietum vil-losae.

Tabelle 6 Analysen von Profil Nr. 4 Lage:

Vegetation:

K.rete einer Geländerippe, NE-Exposition, 2165 m ü. M.

Cetrario-Loiseleurietum

Bodentyp: flachgründiger Eisenhumus-Podsol mit Rohhumusauflage

Horizonte, Tiefe (cm)

Extrahierbarkeit % 27,27 44,08 100,00

Huminsäure in% des extrahierbaren C 66,67 69,89 39,46 Extinktionskoeffizient Ec der Huminsäuren 12,90 11,16 12,45

· Fe0 %0 der mineralischen Feinerde 3,48 0,62 19,31 Fed %0 der mineralischen Feinerde 4,35 1,26 20,11

Fe0/Fed 0,80 0,49 0,96

Fe0rg %0 der Feinerde 0,99 0,32 7,35

"Freies" Al, o/oo mineralische Feinerde 0,50 0,33 1,11

Verlagerungsindices

0 10 20

F 0

H .i--•

(A)E

., <

Bh,s 85/C

-~·

*

---

EC(HS)

---

'*

50 cm

0 5 10%0 Al

Fe org.

0 50 100% 0 10 20%oFed

o'~ o ~

-50 cm

0

50 cm

0 10 20 30

T-Wert

-~~

40 50 50 cm

0

50 cm

j//• ... ==-...

Feorg .

0 0,5

-~·

Abbildung 7 Profil Nr. 4.

1,0

_:;;;,·

Fe0/Fed

Tabelle 7 Analysen von Profil Nr. 1

Lage: oberster Teil einer Lawinenrunse, NE-Exposition, 2200 m ü. M.

Vegetation: Empetro-Vaccinietum hylocomietosum Bodentyp: schwach entwickelter Eisenhumus-Podsol

Horizonte, Tiefe (cm)

AE Bh,s Bs

10-45 45-55 55-100

pH CaC12 3,12 3,56 3,83

Glühverlust % 7,60 11,69 3,37

Organisches C % 2,73 4,47 1,28

N in % der Feinerde 0,22 0,20 0,08

C/N 12,52 22,13 16,00

Extrahierbarkeit % 48,72 63,53 69,53

Huminsäure in % des extrahierbaren C 54,14 63,03 39,33 Extinktionskoeffizient Ec der Huminsäuren 12,27 13,42 11,56

Fe0 %0 der mineralischen Feinerde 0,30 3,85 1,55

Fect %0 der mineralischen Feinerde 3,06 6,12 4,11

Fe0/Fect 0,10 0,63 0,38

Fe0rg %0 der Feinerde 0,17 1,84 0,12

"Freies" Al, o/co mineralische Feinerde 0,40 1,22 1,23

Verlagerungsindices

FS 1,72 0,89

Fe0 12,83 5,17

Fect 2,00 1,34

T -Wert, mäq/ 100 g Feinerde 13,18 20,87 10,82

H-Wert, mäq/100 g Feinerde 11,75 19,44 10,08

S- Wert, mäq/ 100 g Feinerde 1,43 0,93 0,74

V-Wert in% 10,85 4,57 6,84

Tauschbare Nährstoffe (mg/ 1000 ccm Feinerde)

K 91,60 32,40 25,20

Ca 134,80 52,00 33,50

Mg 45,60 17,80 13,70

Mn 12,50 0,30 0,40

P04 0,80 1,30 0,60

6 10 20

VI ~

Huminsäure in % des extrahierbaren C

Tabelle 8 Analysen von Profil Nr. 2

oberer Teil einer Lawinenrunse, NE-Exposition, 2165 m ü. M.

Calamagrostietum vil/osae

Extinktionskoeffizient Ec der Huminsäuren 5,75 6,64 7,62 9,68

Fe0 %0 der mineralischen Feinerde 1,37 0,82 1,85 2,16

0 50

0 5 10

o _________ ._ ____ ...,

50

100 cm

0 1,0 2,0%oAI

Fe org.

100% 0 5 10%oFed

o---'.._ _____

0-+---'---50

100 cm

0

50

100 cm 6

100 cm

·10 20 0

• -* 0

/

--• *--

--\

\ \ \ \

I

* \ \

·,.

* \

*

\ \C/N

T-Wert\\

.

\.

50

100 cm

Abbildung 9 Profil Nr. 2.

0,5 1,0

VI O'\ O'\

Tabelle 9 Analysen von Profil Nr. 7 Lage:

Vegetation:

Mittelabschnitt einer Lawinenrunse, NE-Exposition, 2135 m ü. M.

Ca/amagrostietum villosae

Bodentyp: Eisenpodsol mit oligotrophem Mull

Horizonte, Tiefe (cm)

Huminsäure in% des extrahierbaren C 42,42 48,54 53,33 50,94 54,55 Extinktionskoeffizient Ec der Huminsäuren 6,36 6,35 6,33 7,03 6,94 Fe0 %.o der mineralischen Feinerde 0,74 0,55 0,50 0,38 0,59

(F) A AE

(A)E

0 5 10 13

0 - + - - - ' ~ - - - ' - - - J

50

100

cm

140 o 0,5 1,0%aAI

~ - - - ' - - - ' Fe arg.

0 50 100% 0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0%0 Fed

0 - + - - - ' L - - - ~ 0-+--__._ _ __._ _ _ ,...._ _ _.__~

50 50

100 100

cm

140 140

0 10 20 0

.. ..

.. ..

0,5 1,0

o-+---'---~ o---''---~

50

100 cm

Abbildung 10 Profil Nr. 7.

Tabelle 10 Analysen von Profil Nr. 11

Lage: Lawinenrunse am Hangfuß, NE-Exposition, 2060 m ü. M.

Vegetation: Calamagrostis-reiches Rhododendro-Vaccinietum Bodentyp: Eisenhumus-Podsol

Horizonte, Tiefe (cm)

A (A)E Bh,s Bs

0-10 10-55 55-85 85-110

pH CaC12 3,11 3,44 3,73 4,00

Glühverlust % 25,19 4,81 18,82 7,38

Organisches C % 9,15 1,87 6,96 2,88

N in % der Feinerde 0,51 0,12 0,39 0,10

C/N 17,94 15,85 18,08 30,00

Extrahierbarkeit % 33,66 64,17 73,56 83,33

Huminsäure in % des extrahierbaren C 50,97 60,00 42,38 20,00 Extinktionskoeffizient Ec der Huminsäuren 13,26 12,11 11,42 9,33 Fe0 o/oo der mineralischen Feinerde 0,50 0,45 4,31 5,93 Fect o/oo der mineralischen Feinerde 1,92 2,79 8,28 9,95

Feo/Fect 0,26 0,16 0,52 0,60

Fe0zg %0 der Feinerde 0,25 0,49 1,93 0,28

"Freies" Al, o/oo mineralische Feinerde 0,32 0,44 0,78 0,86

Verlagerungsindices

FS 6,15 4,00

Fe0 9,18 13,18

Fect 2,97 3,57

T-Wert, mäq/100 g Feinerde 20,90 11,80 33,81 24,09

H-Wert, mäq/100 g Feinerde 19,08 11,22 32,94 23,40

S-Wert, mäq/100 g Feinerde 1,82 0,58 0,87 0,69

V-Wert in% 8,71 4,92 2,57 2,86

Tauschbare Nährstoffe (mg/1000 ccm Feinerde)

K 100,50 31,30 27,90 17,90

Ca 127,30 53,00 58,60 45,50

Mg 47,80 14,50 15,60 7,80

Mn 9,40 0,50 0,30 0,40

P04 7,40 0,80 1,10 0,60

F

Der oberste Teil der meist ausgefächerten Hangrinnen mit weniger ausgeprägtem Runsenrelief ist großenteils vom Empetro-Vaccinietum besiedelt. Die Böden sind mehr oder minder podsoliert und weisen zum Teil geringmächtige Rohhumusdecken auf. Meistens handelt es sich um mäßig ausgeprägte, flachgründige Eisenhumus-Podsole (Profil 1). Sobald sich in den Runsen der Reitgrasrasen zu etablieren vermag, findet man Böden mit den für diesen Rasen typischen Humusformen und Profilaus-bildungen. Im oberen Teil der Runsen sind diese jedoch noch flachgründig (Profil 2).

Mit zunehmendem, reliefbedingtem Hangwassereinfluß nehmen Profiltiefe, Mäch-tigkeit der gebleichten Eluvialhorizonte und Verlagerungsintensität zu. Im unteren Mittelabschnitt der Geländerinnen finden sich ausgeprägte Formen dieser «Runsen-böden» (Profil 7). Im untersten, auslaufenden Teil der Hangrunsen sind die Rinnen weniger markant ausgebildet, und die kanalisierende Wirkung auf die Lawinen ist ge-ringer. Hier wird der Reitgrasrasen vielfach durch eine reitgrasreiche Variante der Al-penrosen-Vaccinienheide (Rhododendro-Vaccinietum) abgelöst. Mit zunehmendem Anteil von Vaccinien und Moosen in der Vegetation treten Eisenhumus-Podsole mit ausgeprägten Rohhumusauflagen und mächtigen, gebleichten Eluvialhorizonten auf. Trotz der offensichtlichen Verwandtschaft dieser Böden mit den übrigen Eisen-humus-Podsolen der Versuchsfläche lassen die unproportional-mächtigen Bleichho-rizonte vermuten, daß die «Runsenböden» am Hangfuß unter ähnlichen Bedingun-gen wie die der extremen Geländerinnen entstanden sind. Es ist denkbar, daß die Bo-denbildung einer regressiven Entwicklung unterlag. Mit zunehmender Aufschüt-tung der Geländerinnen änderten sich auch die spezifischen Standortsverhältnisse der ausgeprägten Runsenlagen. Das Calamagrostietum villosae wurde durch Zwerg-strauchgesellschaften verdrängt, deren Rohhumus nicht allein für die extreme Blei-chung des Mineralbodens verantwortlich sein kann. Diese BleiBlei-chung dürfte früher unter extremeren «Runsenbedingungen» entstanden sein, wogegen Rohhumusbil-dung und Humusanreicherung im Bh-Horizont aus jüngerer Zeit datieren.