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Kritikpunkte der Studierenden und Optimierungsvorschläge In den von mir durchgeführten Library Design Workshops und Photo-Elicitation Interviews

4 Auswertung und Analyse .1 Library Design Workshops

4.3 Kritikpunkte der Studierenden und Optimierungsvorschläge In den von mir durchgeführten Library Design Workshops und Photo-Elicitation Interviews

hat sich bestätigt, dass das kooperative Lernen in Gruppen für Bachelor-Studierende zu einem integralen Bestandteil des Studiums geworden ist. Mit dem Auslaufen der Diplom- und Magisterstudiengänge wird die Gruppenarbeit in der Universitätsbibliothek Oldenburg daher voraussichtlich weiter ansteigen, wodurch sich die von den Studierenden genannten Konfliktpunkte in der Raumnutzung, die eine gleichzeitige Nutzung der Bibliothek zur Einzel- und Gruppenarbeit aufwirft, perspektivisch ebenfalls verstärken könnten. Ich möchte daher im Folgenden einige zentrale Kritikpunkte der Teilnehmer zusammenfassen

und einige Lösungsansätze, die das Problem eines begrenzten Budgets berücksichtigen, vorstellen.

4.3.1 Lärmreduktion

Ein klares Ergebnis meiner Erhebung ist der Wunsch einer Mehrheit der Studierenden nach einer ruhigeren Arbeitsatmosphäre in der Bibliothek. Der gegenwärtig als zu hoch empfun-dene Lärmpegel wird von den Teilnehmern auch mit der zunehmenden Gruppenarbeit in Verbindung gebracht: als Lärmquellen identifizieren sie vorrangig die Konversation der Gruppen auf Ebene 1, Gespräche auf der Kaffee-Ebene und schließlich den Geräuschpegel des Foyers. Diese Wahrnehmung ist insofern interessant, als bereits stattgefundene akusti-sche Messungen in der Bibliothek weitere Lärmfaktoren, beispielsweise die Klimaanlage, feststellen konnten, die jedoch in der Wahrnehmung der Studierenden eine weitaus gerin-gere Rolle zu spielen scheinen. Möglicherweise empfinden die Teilnehmer solchen Lärm, der durch Konversation erzeugt wird, als vermeidbar und damit subjektiv als umso ärgerli-cher.

Ein Hauptproblem sehen die Befragten auch in der offenen Struktur der Bibliothek, die dazu führt, dass Geräusche über den Lichtgraben sehr weit bis in die oberen Ebenen über-tragen werden. Zugleich wird die offene Konstruktion des Raumes als sehr positiv erlebt.

Dieser Widerspruch ist nur schwer aufzulösen, denn bauliche Veränderungen zur Eindäm-mung der Lärmübertragung würden zwangsläufig zu einer weniger „luftigen“ Struktur des Gebäudes führen. Einige Studierende schlagen daher vor, den Lichtgraben zu verglasen, um den weiten Blick und das freie Raumgefühl an den hier situierten Arbeitsplätzen zu erhalten. Dies würde allerdings eine sehr kostspielige Maßnahme bedeuten - möglicher-weise könnte jedoch bereits ein großer Effekt erzielt werden, wenn nur die Grundebene und das Foyer mit Glas überdacht würden, da an diesen Orten weitaus mehr Lärm entsteht als in den höheren Fachebenen. Eine Alternative könnte die Verglasung der Kaffee-Ebene darstellen, die ebenfalls einen hohen Lautstärkepegel aufweist.

Der hohe Lautstärkepegel in der Bibliothek wird von der Benutzungsabteilung seit zwei Jahren auch in einer Kooperation mit der „AG Hörsensible Uni“8 thematisiert. In einer jährlichen „Woche der Stille“ finden Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit in der Bibliothek statt, um die Studierenden für das Lärmproblem zu sensibilisieren. Darüber hinaus wird

8 Website der AG siehe http://www.sonderpaedagogik.uni-oldenburg.de/18204.html

konkret an „Sanierungsmaßnahmen der Raumakustik“ (Schönwälder et. al. 2004: 5) gear-beitet, beispielsweise an einer besseren Schallisolierung der Gruppenräume, die durch den Einbau von Akustikdecken weniger Lautstärke an die angrenzenden Einzelarbeitsbereiche abgeben sollen. Einen weiteren Aspekt der Zusammenarbeit bilden die bereits erwähnten akustischen Messungen, auf deren Grundlage zurzeit eine Lärmkartierung sämtlicher Bi-bliotheksebenen stattfindet (siehe Abbildung 27). Den Studierenden soll hiermit ein Über-blick über die unterschiedlich verteilte Lärmbelastung im Gebäude zu unterschiedlichen Tageszeiten gegeben und Alternativen zu besonders lärmintensiven Arbeitsplätzen aufge-zeigt werden.

Abbildung 27: Vorläufige Lärmkartierung der Ebene 1 (AG Hörsensible Uni)

Ruhigere und oftmals freie Arbeitsplätze finden sich in der Zentralbibliothek beispielswei-se auf Ebene 4. Problematisch aus Sicht der Studierenden ist hieran allerdings die fehlende Nähe zu Beständen ihres Fachs, die in den Interviews als sehr wichtig angegeben wurde.

Grund hierfür ist die Unterbringung historischer Beständen der Naturwissenschaften auf Ebene 4, während die Hauptnutzer der Zentralbibliothek aus Geistes- oder Sozialwissen-schaftlern bestehen, da die aktuelle Literatur der Naturwissenschaften in der Bereichsbibli-othek Wechloy untergebracht ist. Langfristig könnten hier jedoch eventuell durch die

Aus-sonderung oder Magazinierung veralteter Bestände und die Verlagerung geisteswissen-schaftlicher Literatur von den unteren Fachebenen auf Ebene 4 attraktivere Einzelarbeits-plätze geschaffen werden.

4.3.2 Klarere Zonierung nach unterschiedlichen Nutzungsweisen

Der oftmals geäußerte Wunsch der Studierenden nach abgetrennten Ecken oder Räumen, die einem einzigen Nutzungszweck dienen, hat über die Lärmproblematik hinaus auch at-mosphärische Gründe. Einen abgetrennten Pausenraum mit Kaffeebar bezeichnen mehrerer Teilnehmer als einfach „gemütlicher“ und „geschützter“ als beispielsweise die offene Kaf-fee-Ebene, die aufgrund ihrer unbestimmten Nutzungsart eher zwiespältig bewertet wird.

Eine klarere Zonierung könnte in jedem Fall wesentlich zur Vereinbarkeit von Gruppen- und Einzelarbeit in der Bibliothek beitragen, indem die von den Studierenden beschriebe-nen Konflikte in der Raumnutzung stark minimiert würden. Während insbesondere die Teilnehmer der Library Design Workshops zu diesem Zweck mehrfach mobile Trennwände sowie die Einrichtung zusätzlicher Carrels und Glaskabinen für die Einzelarbeit vorschla-gen, finden sich auch im bereits erwähnten Leitfaden „Designing Spaces for Effective Learning“ des JISC (2006) zahlreiche Anregungen zur nutzungsbezogenen Aufteilung von Bibliotheksräumen. Hierzu zählen leichte, auch akustisch dämmende Stellwände und etwas futuristische anmutende, selbst aufblasbare Raumelemente ebenso wie Stühle mit integrier-tem Stromanschluss. Auch Möbelhersteller wie die Firma Vitra9 beschäftigen sich mittler-weile mit dem Design akustisch und ästhetisch optimaler Büroeinrichtungen, die für Ar-beitsplätze in Bibliotheken interessant sein können.

4.3.3 Regeln in der Bibliothek und Verhaltenskulturen

Durch die genannten räumlichen Vorkehrungen kann sicher ein Großteil möglicher Nut-zungskonflikte und Lärm in der Bibliothek vermieden werden, ohne von bibliothekarischer Seite disziplinierend auf die Nutzer einwirken zu müssen. Die Interviews mit den Studie-renden machen jedoch auch sichtbar, dass die Einigung auf bestimmte Verhaltensnormen in der Bibliothek nicht allein durch räumliche Selbstorganisation oder das Leitbild des gelöst werden kann. Ein deutliches Beispiel hierfür ist die Nutzung von Handys, die wesentlich

9 Für Produkte zur akustisch verbesserten Bürogestaltung, siehe http://www.vitra.com/de-de/office/innovation/acoustics/

auf der Akzeptanz oder Nichtakzeptanz des Telefonierens in der Bibliothek beruht. Der wiederholt geäußerte Wunsch der Teilnehmer nach einem stärkeren Eingreifen des Perso-nals zur Durchsetzung des Handyverbots könnte darauf hindeuten, dass Bibliotheken sich nicht scheuen sollten, einige Grundregeln im Hinblick auf das Interesse der Gesamtheit der Nutzer weiterhin aktiv durchzusetzen, um trotz zunehmender Offenheit gegenüber Kom-munikation als Bestandteil des Lernprozesses eine Kultur der gegenseitigen Rücksicht-nahme zu erhalten.

4.4 Ergebnisse der Untersuchungen an den