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Ergebnisse der Untersuchungen an den Universitätsbiblio- Universitätsbiblio-theken in Rochester und Oldenburg – Versuch eines

4 Auswertung und Analyse .1 Library Design Workshops

4.4 Ergebnisse der Untersuchungen an den Universitätsbiblio- Universitätsbiblio-theken in Rochester und Oldenburg – Versuch eines

Ver-gleichs

Ein Vergleich der Ergebnisse meiner Arbeit und den Studien des „Studying Students“-Projekts ist aufgrund der Unterschiede in Umfang und Methodenvielzahl nur in Ansätzen möglich. Zudem steht die Frage der Vereinbarkeit von individuellem und kooperativem Lernen in Bibliotheken im „Studying Students“-Projekt nicht im Zentrum der Erhebung.

Ich möchte trotzdem auf einige Parallelen oder auch Widersprüche hinweisen, die zwi-schen dem Lern- und Arbeitsverhalten der befragten Studierenden an der University of Rochester und der Universität Oldenburg festgestellt werden können.

Viele der räumlichen Gestaltungswünsche der Studierenden, die in den Library Design Workshops des „Studying Students“-Projekts ermittelt wurden, stimmen mit den Vorlieben der Oldenburger Workshop-Teilnehmer überein. So bevorzugen beide Teilnehmergruppen Arbeitsplätze an Fensterfronten mit natürlichem Licht, und die Versorgung mit Essen und Getränken spielt in den Entwürfen einer „idealen Bibliothek“ ebenso eine wichtige Rolle wie die Ausstattung mit PC-Plätzen, Stromanschlüssen für Laptops und WLAN. Obwohl in Rochester und in Oldenburg gleichermaßen Wert auf „’comfy’ areas with such elements as fireplaces, sofas, beanbags, and ottomans“ (Gibbons/Foster 2007: 22) gelegt wird, scheinen auch die US-amerikanischen Studierenden der Funktionalität der Bibliothek als Arbeits-platz im Zweifelsfall den Vorrang zu geben. Während Architekten und Bibliothekare in der Planung eines Neubaus der Universitätsbibliothek an den Fensterfronten zunächst „gemüt-liche“ Zonen vorgesehen hatten, platzierten die Studierenden dort ausnahmslos große Ar-beitstische:

„Because students imagined that they would spend most of their time writing, researching, and study-ing at these tables, they wanted them in the prime location – in front of the large windows” (Gib-bons/Foster 2007: 28).

Im Gegensatz zu den Oldenburger Studierenden stellen sie insgesamt höhere Ansprüche an die Ausstattung mit technologischen Hilfsmitteln:

„The third finding is the importance of technology and tools and their intuitive integration into the space. This includes high-end technology such as media players, Smart Boards, and plasma screens“

(Gibbons/Foster 2007: 22).

Dieses Bedürfnis wurde von den Teilnehmern meiner Untersuchung weniger klar formu-liert und insbesondere bezüglich der Ausstattung von Gruppenräumen als eher nachrangig bewertet. Die Möglichkeit der Unterteilung von Gruppenbereichen zum ungestörten Ler-nen und der Geräuschdämmung hingegen wird in beiden Untersuchungen eingefordert:

„Fourteen drawings had group study areas that incorporated whiteboards, conference tables, and parti-tions or other structures to provide some level of privacy or sound dampening“ (Gibbons/Foster 2007:

22).

Das Bedürfnis nach ruhigen Einzelplätzen äußern ebenfalls beide Teilnehmergruppen:

„The student design made it clear that in addition to group study spaces they felt the library needed additional quiet study areas. … The students added notions to the designs including ‘really quiet study room’, ‘area w/least lighting, most conducive to individual study & quietest area’” (Gibbons/Foster 2007: 29).

Der Wunsch nach einer klaren Zonierung des Bibliotheksraums findet sich daher auch im

“Studying Students“-Projekt, wenn auch in weniger expliziter Form als in den Workshops und Interviews der Oldenburger Studierenden. Insgesamt wird das Problem der Lärmre-duktion in Foster/Gibbons’ Publikation jedoch in vergleichsweise geringem Umfang the-matisiert und scheint für die Studierenden in Rochester eine weniger herausgehobene Rolle zu spielen. Möglicherweise ist dies auf sehr unterschiedliche Gebäudekonstruktionen zu-rückzuführen, durch die in Rochester eine übermäßige Schallentwicklung besser verhindert werden kann als im offenen Bau der Oldenburger Zentralbibliothek. Das Forscherteam um Foster und Gibbons betont jedoch ebenfalls die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer als ein wichtiges Ergebnis ihrer Studie:

„Students are expressing very different needs. One wants a quiet place to study, and the other cannot study if it is too quiet. The entire project reinforced for us the importance of understanding and ac-commodating the diverse needs of our students” (Briden 2007: 43-44).

Weiterhin befasst sich die Studie zudem intensiv mit der Theorie der „Net Generation“

oder der „Millennials“ und den Eigenschaften, die der heutigen Studierendenschaft zuge-sprochen werden. Während die Autoren klar eine größere Technikaffinität ihrer Nutzer feststellen, die mit einer permanenten Vernetzung über Internet, Instant Messenging, Han-dys etc. einhergeht, konstatieren sie ebenfalls ein Bedürfnis der Studierenden, technologi-schen Reizen und sozialer Einbindung zeitweise zu entfliehen. Multitasking und gemein-schaftliches Arbeiten in Gruppen, die in der Literatur oftmals als Selbstverständlichkeit im Verhalten der „Millennials“ postuliert werden, können laut der Studie auch in Überforde-rung umschlagen:

„Not all Millennials are comfortable multitasking in every aspect of their work. Attempting to perform several tasks simultaneously may sometimes distract them from academic work. … Perhaps Millen-nials are not as universally different from earlier students as some current research suggests“ (George 2007: 68).

Die Funktion der Bibliothek als Refugium vor den allgegenwärtigen Ablenkungen durch Freunde und Unterhaltungselektronik spielt daher auch in den Ergebnissen des „Studying Students“-Projekts eine wichtige Rolle:

„When we combined our data from visiting the dorms with the photo surveys, it became easier to un-derstand why our library buildings were so popular with our students for working for long periods on assignments. Friends going in and out of rooms, impromptu activities down the hall, games, music, and phone calls – these were just some of the distractions working against getting assignments done.

The library provided a refuge when students just had to work“ (Briden 2007: 47).

Ein interessanter Unterschied scheint in der Zeitplanung der Studierenden in Rochester und Oldenburg zu bestehen. So geben die Oldenburger Teilnehmer an, ihr Arbeitspensum in der Bibliothek weitgehend an Wochentagen tagsüber bis etwa 20 Uhr zu erledigen und in der Regel nur in besonders intensiven Lernzeiten auf die ausgedehnten Abendöffnungszeiten und die Wochenendöffnung zurück zu greifen. Die Studierenden in Rochester hingegen beginnen laut Foster/Gibbons’ Studie erst nach einem Tag voller Aktivitäten mit der Bear-beitung ihrer Studienaufgaben in der Bibliothek, was bereits zur verlängerten Besetzung der Fachauskunftstheken bis 23 Uhr durch „Night Owl Librarians“ (Bell/Unsworth 2007:

16) geführt hat.