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Konsequenzen für die Aufgabenverteilung und Rollen der Akteure

Schrankenwächter

5 Definition von Prozessen und Rollen der Akteure

5.3 Konsequenzen für die Aufgabenverteilung und Rollen der Akteure

Die vorgestellten Prozessanpassungen haben folgende wesentliche Nutzenwirkungen:

• Der marktseitige Nutzen des Konzeptes liegt in einer Maximierung des möglichen Zugriffes auf dezentrale Flexibilitäten bzw. einer Minimierung des netzseitigen Zugriffs auf das absolut notwendige Niveau. Daraus folgt eine Kostensenkung für die operativen und investiven Er-zeugungskosten.

• Der netzseitige Zugriff zur Gewährleistung der Versorgungszuverlässigkeit wird jederzeit ga-rantiert. Gleichzeitig kann eine Optimierung des Netzausbaugrades des Verteilnetzes erreicht werden (Stichwort Anwendung des Erzeugungsmanagements in der Netzplanung).

Im Folgenden werden die wesentlichen Konsequenzen der Prozessimplementierung beschrieben

5.3.1 Prozessuale Konsequenzen

Die Implementierung der in Abschnitt 5.2.4 dargestellten Ausgestaltung der Prozesse führt zu einer deutlichen Zunahme an Aufgaben insgesamt. Insbesondere im neuen Prozess DSO Congestion fore-cast fallen den Verteilnetzbetreiber neue Aufgaben zu. Der Schwerpunkt des Aufgabenzuwachses liegt jedoch in den Informationsprozessen. Die Koordination der einzelnen Teilprozesse und der Aufgaben der Akteure ist nur über einen hohen sequenziellen Austausch an Informationen zu gewährleisten.

Zudem sind die Prozesse kleinteilig, beinhalten somit eine Masse an Teilprozessen, was zu einer ho-hen IT-Intensität des Gesamtprozesses führt.

Bei der Prozessimplementierung gibt es Skalenvorteile, d.h. grössere Akteure haben gegenüber klei-neren Vorteile bei dem Implementierung. Vornehmlich kleine Verteilnetzbetreiber, die Aufgaben an andere Verteilnetzbetreiber delegieren, können sich auf Ihre Kernaufgaben beschränken, zu denen der technische Netzbetrieb, die Instandhaltung und Störungsbeseitigung des Netzes gehört. Sie über-lassen die prozessualen Abwicklungen anderen Verteilnetzbetreibern per Dienstleistungsvertrag. Sy-nergien können bei der vollständigen Strommarktöffnung mit der Implementierung sonstiger Pro-zesse gehoben werden.

5.3.2 Monetäre Konsequenzen

Die Implementierung der Prozesse bringt monetäre Konsequenzen mit sich. In der gelben Ampel-phase im Verteilnetz, die lokal vom Verteilnetzbetreiber ausgelöst wird, erhält der Verteilnetzbetrei-ber das Recht, in die lokale Produktion und die Lasten einzugreifen. Damit einher geht die Pflicht des Verteilnetzbetreibers, die eingesetzten Flexibilitäten angemessen zu entschädigen.

Der Verteilnetzbetreiber vergütet den Einsatz und gegebenenfalls auch die Bereitstellung der Leistung entweder in Form von festen Verträgen gegenüber dem Endverbraucher oder in Form von einer Ver-gütung gegenüber dem Lieferanten. Verträge gegenüber dem Endverbraucher können auch eine duzierung der Netzentgelte beinhalten. Die Vergütung gegenüber dem Lieferanten kann über eine Re-gelung im Rahmen des Abschaltvertrages erfolgen. Von den beiden Varianten ist die Vergütung ge-genüber dem Lieferanten zu bevorzugen, da hierdurch individuelle Verträge abgeschlossen werden können, die sich an den Opportunitätskosten der Flexibilitäten orientieren.

Die Mindestvergütungshöhe muss reguliert sein, um einen Missbrauch durch den Verteilnetzbetreiber auszuschliessen. Die Vergütungshöhe darf dabei nicht an den Stromliefervertrag gekoppelt sein son-dern sie muss sich an den Einsparungen beim Netzausbau oder alternativen Massnahmen orientieren.

Der Verteilnetzbetreiber muss somit einen Anreiz erhalten, seine Möglichkeiten zwischen den Kosten der Abschaltverträge und den Kosten des Netzausbaus zu identifizieren und sich kostenminimal aus-zurichten.

5.3.3 IT-seitige Konsequenzen

Neben den Nutzenkategorien stellt sich die Frage nach den notwendigen Aufwendungen zur Umset-zung. Dieses Dokument soll kostenseitige Aspekte einer Umsetzung des vorgeschlagenen Modells be-leuchten, die sich auf das Konzept beziehen. Im Vordergrund stehen dabei IT-Kosten.

Die IT-Aufwendungen des vorgeschlagenen Prozesses werden von folgenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geprägt:

- Gemäss der ES2050 werden zunehmend nEE in den Verteilnetzen ausgebaut und die Last-flüsse in den Übertragungsnetzen noch stärker von EE (aus dem Ausland) geprägt

- Es findet Einspeisemanagement in der Netzplanung Berücksichtigung und folglich auch opera-tives Einspeisemanagement statt

- Ebenso werden steuerbare Lasten in der Netzplanung unterstellt und operativ eingesetzt - Der marktseitige Zugriff auf dezentrale Flexibilitäten ist garantiert und dient zur Optimierung

der Strombeschaffung und dem Angebot auf dem Regelenergiemarkt.

- Netzbetreiber und Lieferanten sind ausreichend entbündelt und agieren damit nur im Rahmen der ihnen zugewiesenen Rollen

- Alle Verbraucher können im Markt frei agieren, ebenso alle Erzeuger (inklusive nEE) ihre Er-zeugungsleistung frei vermarkten.

Zur Identifikation der zusätzlichen IT-Kosten ist es notwendig, ein Zustand der Implementierung von Funktionalitäten zu definieren, dem dieses Szenario gegenüber gestellt werden sollte. Dabei ist zu be-rücksichtigen, dass sich der Nutzen der Umsetzung der Funktionalitäten im Zeitablauf der Umsetzung der ES2050 steigert. Die Kosten dagegen sind vermutlich von grösseren Anteilen einmaligem Setup-Aufwand geprägt. Damit stellt sich die Frage nach einer abgestuften IT-Einführungsstrategie zu deren Definition im ersten Schritt eine Einführungs-Roadmap erstellt werden müsste.

Bei Erstellung der Roadmap müssten die im Zeitablauf entstehenden Nutzen mit einer gestuften Ein-führung der IT-Systeme derart synchronisiert werden, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis auch im Zeitablauf optimal bleibt. Gleichzeitig muss die Roadmap sicherstellen, dass die Systeme aufeinander aufbauen, d.h. keine „stranded investments“ generiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Umsetzung von Fernwirkkonzepten zur Steuerung dezentraler Einspeisung wenn gleich in einem späteren Schritt ein Rollout von Smart-Metering geplant ist, was ebenfalls eine Kommunikationsinfrastruktur bereit-stellt.

Die unten stehende Tabelle 8 zeigt einige Zusammenhänge zwischen Funktionalitäten von Systemen, dem Nutzen und IT-seitigem Aufwand der berücksichtigt werden müsste. Die Nummerierung der Zu-sammenhänge entspricht dabei nicht einer zeitlichen Gliederung oder Priorisierung.

Tabelle 8: Zusammenhänge zwischen Funktionalitäten und IT-Aufwendungen (nicht abschliessend)

Nr. Funktionalität Nutzen IT-seitiger Aufwand Kommentar

1 Las-ten im Verteilnetz (Day-ahead, Intraday-Markt)

4 Vermarktung dezentraler Regel-leistung aus dem Verteilnetz

Senkung von

Nr. Funktionalität Nutzen IT-seitiger Aufwand Kommentar

5 Trennung von Netz- und Lieferan-tenseitigen IT-Systemen

Unbundlingkonfor-mität

Separierung der IT-Syste-men und ImpleIT-Syste-mentie- Implementie-rung der regulatorisch festgelegten Schnittstel-len/ Datenformate