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Komplementäre und alternative Verfahren

Häufig überlegen Patientinnen, ob sie zusätzlich zu den üblichen und ärztlich empfohlenen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren etwas tun können. Zum Beispiel, ob Naturheilkunde, Nahrungsergänzungsmit-tel oder Homöopathie sinnvolle Ergänzungen wären. Gleichbedeutend werden häufig folgende Begriffe verwendet: „pflanzliche“, „sanfte“,

„natürliche“ oder „alternative“ Medizin. Eine einheitliche Definition für

diese Verfahren gibt es nicht. Gemein ist allen „Alternativen“ jedoch, dass diese häufig nicht oder nicht ausreichend in hochwertigen Studien geprüft wurden: Ein Wirksamkeitsnachweis fehlt. Gefährlich wird es dann, wenn alternative Verfahren die übliche Behandlung stören oder sogar schaden. Oder wenn sie anstelle der empfohlenen Methoden eingesetzt werden.

Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie alle Verfahren, die Sie selbst oder auf Anraten anderer anwenden oder anwenden möchten, mit Ihrem Arzt besprechen – auch auf die „Gefahr“ hin, dass er davon abrät. Er sollte Sie auch gezielt danach fragen. Denken Sie ebenfalls an nicht verordnete Mittel, die Sie einnehmen und die Sie ohne Rezept in der Apotheke oder Drogerie erhalten. Auch diese können Nebenwirkungen haben. Verschie-dene Wirkstoffe, auch Lebensmittel, können sich gegenseitig beeinflus-sen, die Wirkung von Medikamenten kann abgeschwächt oder gesteigert sein.

Vor allem: Verzichten Sie wegen einer alternativen Behandlung nicht auf die in Ihrer Situation nachgewiesen wirksamen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren. Wenn Sie Zweifel am Nutzen einer Maßnahme haben, sprechen Sie Ihre Ärztin direkt an. Nur gemeinsam können Sie eine Behandlung erfolgreich durchführen. Wichtig ist, Sie vor unseriö-sen Heilangeboten zu schützen und Nebenwirkungen durch alternative Methoden zu vermeiden.

Was ist komplementäre Krebsmedizin?

„Complementum“ ist lateinisch und bedeutet „Ergänzung“. Komplemen-täre Behandlungsverfahren entstammen zum Beispiel der Naturheil-kunde oder der traditionellen chinesischen Medizin. Sie können unter bestimmten Voraussetzungen ergänzend zur üblichen medizinischen Behandlung eingesetzt werden.

Komplementärmedizinische Verfahren geben manchen Patientinnen das gute Gefühl, dass sie selbst eine aktive Rolle spielen und so zum Hei-lungserfolg beitragen können. Das kann sich positiv auf die Lebensquali-tät und das Einhalten der Behandlungsvorgaben auswirken. Ein Beispiel hierfür ist die Meditation. Auch Entspannungsverfahren und Wirkstoffe gehören dazu. Diese Verfahren können das seelische Wohlbefinden för-dern, Stress reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

Leitlinienempfehlungen zu diagnostischen Verfahren Komplementäre und alternative Untersuchungsverfahren wie etwa Irisdiagnostik, Dunkelfeldmikroskopie oder Bioresonanz sollen nicht empfohlen werden. Für die Wirksamkeit dieser Verfahren hat die Exper-tengruppe keine wissenschaftlichen Belege finden können.

Leitlinienempfehlungen zu Nahrungsergänzungsmitteln

Wurde bei Ihnen ein bestimmter Nährstoffmangel festgestellt, so soll Ihr Behandlungsteam nach Expertenmeinung diesen mit Nahrungsergän-zungsmitteln ausgleichen.

Die Expertengruppe rät außerhalb von klinischen Studien von der künst-lichen Vitamin E-Zufuhr ab, da sie keine ausreichenden Daten zur Wirk- samkeit finden konnte. In der Regel brauchen Sie keine Nahrungsergän- zungsmittel.

Ob Sie während der Krebsbehandlung Vitamin D3 zum Vorbeugen von Osteoporose benötigen, hängt unter anderem ab von Alter, Knochen-dichte, Vorerkrankungen und den einzelnen Krebsmedikamenten, die Sie erhalten (siehe Seite 118). Fachleute für Ernährungsberatung können Ihnen hierzu viele Fragen beantworten. Mehr Informationen erhalten Sie unter anderem auch bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.

www.dge.de und beim DVO Dachverband Osteologie e. V.

www.dv-osteologie.org

Mittel mit Soja sollten nicht zum Einsatz kommen, um Hitzewallungen zu behandeln. Drei gut durchgeführte Studien mit insgesamt geringer Teil-nehmeranzahl zeigten, dass Sojamittel nicht halfen, die Beschwerden zu verringern. Zudem können diese Mittel Phytoöstrogene enthalten, was besonders bei hormonempfindlichem Brustkrebs nachteilig sein kann.

Leitlinienempfehlungen zur Misteltherapie

Vorhandene Daten deuten darauf hin, dass die Misteltherapie Ihnen keine Vorteile bringt: Einen Einfluss auf das Überleben konnten gute Studien nicht nachweisen. Ob sich die Lebensqualität durch eine Mis-teltherapie verbessert, ist unklar. Die meisten Studien dazu waren von unzureichender Qualität.

Leitlinienempfehlungen zu homöopathischen Mitteln

Die Expertengruppe konnte keine aussagekräftigen Studien zu homöo-pathischen Mitteln bei Brustkrebspatientinnen finden. Ein Wirksamkeits-nachweis fehlt.

Leitlinienempfehlungen zu Traditioneller Chinesischer Medizin Qualitativ schlechte Studien liefern erste Hinweise, dass hohe Mengen grüner Tee möglicherweise das Risiko, einen Rückfall zu bekommen, verringern können. Schwere Nebenwirkungen oder unerwünschte Re-aktionen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt. Bei hohen Mengen an grünem Tee können aber ähnliche Nebenwirkungen auftreten, wie wenn Sie viel Kaffee trinken. Da keine hochwertigen Studien zu grünem Tee gefunden wurden, liegen keine aussagekräftigen Ergebnisse vor. Die Leitlinie spricht deshalb keine Empfehlung aus.

Die Leitlinie weist darauf hin, dass einige Mittel aus China verunreinigt sein können, zum Beispiel mit Schwermetallen oder Pestiziden. Manche Mittel enthalten auch Phytoöstrogene, was besonders bei hormonemp-findlichem Brustkrebs nachteilig sein kann.

Leitlinienempfehlungen zu Entspannungsverfahren

Wenn Sie Schlafstörungen haben, können für Sie nach Expertenmeinung Stress-Management-Techniken in Betracht kommen. Studien, an denen nur wenige Menschen teilnahmen, berichteten von weniger Müdigkeit und verbessertem Schlaf. Allerdings hielt dies nur für kurze Zeit und nicht langfristig an.

Bei Fragen zu weiteren Entspannungsverfahren wie etwa Yoga oder Me-ditation verweist die Leitlinie auf die Patientenleitlinie „Psychoonkolo-gie“ (Unterkapitel „Entspannungsverfahren und imaginative Verfahren“).

www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien oder www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/infothek

Hinweis zu komplementären Verfahren

Eine ausführliche Übersicht der am häufigsten von Brustkrebspa-tientinnen eingesetzten komplementären Verfahren, zum Beispiel Homöopathie, Akupunktur, Vitamin-Zufuhr oder Omega-3-Fettsäuren, mit ihren Neben- und Wechselwirkungen finden Sie in der S3-Leitlinie (Tabelle 19). www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/

mammakarzinom

Was ist alternative Krebsmedizin?

Es gibt auch sogenannte alternative Methoden, die anstelle von wissen-schaftlich geprüften und im Nutzen belegten Methoden und Arzneimit-teln angeboten werden. Meist gehen diese Angebote mit Heilverspre-chen einher, die nicht wissenschaftlich belegt sind. Wegen des nicht erwiesenen Nutzens und teilweise erheblicher Risiken sollen Sie nach Meinung der Expertengruppe keine Behandlungen anwenden, die anstel-le der geprüften, anstel-leitliniengerechten Verfahren angeboten werden. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen jemand Heilung verspricht oder Wirkung ohne Nebenwirkung, wenn er von einer geprüften und in dieser Leitlinie

Hinweise, woran Sie unseriöse Angebote erkennen können:

• Der Anbieter verspricht Ihnen die Heilung Ihrer Krebserkrankung, auch wenn alle anderen Behandlungsformen Sie bisher nicht heilen konnten.

• Der Anbieter möchte nicht, dass Sie eine zweite Meinung zu seiner Behandlungsmethode einholen.

• Die Behandlung hat angeblich keine Risiken oder Nebenwirkungen.

• Die Behandlung des Anbieters ist angeblich nicht wirksam, wenn gleichzeitig „schulmedizinische“ Behandlungen durchgeführt werden.

• Ihnen werden Mittel, zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel, angeboten, die in Deutschland nicht zugelassen sind.

• Sie sollen hohe Summen im Voraus bezahlen oder bar ohne Rechnung.

Zum Weiterlesen: Alternative Methoden – was ist das?

Auf den Internetseiten des Deutschen Krebsinformationszentrums (DKFZ), dem Krebsinformationsdienst, finden Sie wissenschaftlich ge-prüfte Informationen zu komplementären und alternativen Methoden und auch ein Informationsblatt. www.krebsinformationsdienst.de

empfohlenen Methode aktiv abrät oder viel Geld von Ihnen verlangt.

Krankenkassen übernehmen solche Kosten nicht.

9. Verhaltensänderungen zu einer gesun-den Lebensweise

Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, die Folgen der

Erkran-kung zu lindern und den Erfolg der Behandlung zu unterstützen. Dazu

gehören: ausreichend körperlich aktiv zu sein, sich ausgewogen zu

ernähren, auf das Körpergewicht zu achten und nicht zu rauchen.