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Was empfiehlt die Leitlinie?

Frauen mit Brustkrebs und BRCA1- oder BRCA2-Mutation Für Sie gelten die gleichen Behandlungsempfehlungen wie für Pati-entinnen ohne erbliche Belastung. Eine Brustentfernung bringt Ihnen im Vergleich zu einer brusterhaltenden Operation mit anschließender Bestrahlung kein verbessertes Überleben (siehe Kapitel „Behandlung“

ab Seite 67).

Weniger verlässliche Studien deuten darauf hin, dass manche Chemo-therapie-Medikamente wie Taxane bei Patientinnen mit erblicher Belas-tung möglicherweise weniger wirksam sind. Es gibt Hinweise, dass hier platinhaltige Krebsmedikamente vorteilhafter sind. Dies wird derzeit in Studien überprüft.

Forschergruppen testen ebenfalls in Studien die sogenannten PARP-Hemmer, die bereits zur Behandlung von Eierstockkrebs zugelassen sind.

Frauen ohne Brustkrebs mit BRCA1- oder BRCA2-Mutation Um das Erkrankungsrisikos für erblichen Brustkrebs zu senken, ist das beidseitige Entfernen der Brüste ein sehr wirksames Vorgehen. Mehre-re hochwertige Studien bestätigten, dass dieser vorbeugende Eingriff Brustkrebs fast immer verhindert. In einer Studie zum Beispiel bekam keine der 247 Mutationsträgerinnen, die sich vorbeugend beide Brüste entfernen ließen, Brustkrebs. Im Gegensatz dazu trat bei 98 von 1372 Mutationsträgerinnen ohne vorbeugenden Eingriff Brustkrebs auf. Die Beobachtungszeit lag im Mittel bei vier Jahren. Laut Leitlinie reicht die aktuelle Datenlage aber nicht aus, um sicher sagen zu können, ob sich dadurch auch das Überleben der Betroffenen verbessert.

Bei den Mutationsträgerinnen ist auch das Risiko erhöht, an Eierstock-krebs zu erkranken: Etwa 4 von 10 Frauen mit BRCA1-Mutation und etwa 1 bis 2 von 10 Frauen mit BRCA2-Mutation erkranken im Laufe ihres Le-bens an Eierstockkrebs. Die einzige wirksame Möglichkeit, dieses Risiko zu senken, ist eine vorbeugende Operation, in der beide Eierstöcke samt Eileiter entfernt werden. Ob dieser Eingriff möglicherweise auch das Risiko senkt, an Brustkrebs zu erkranken, lässt sich nicht eindeutig be-urteilen. Es gibt auch widersprüchliche Untersuchungen dazu, ob diese Frauen insgesamt länger leben.

Bitte beachten!

Überlegen Sie sich gut, ob Sie zu einem solchen vorbeugenden Eingriff bereit wären, bevor Sie Ihre Erbanlagen untersuchen lassen. Wie jede Operation haben auch diese Eingriffe Nebenwirkungen und langfristi-ge Follangfristi-gen.

Wenn Sie sich ausführlich über die Vor- und Nachteile eines Gentests informieren möchten, finden Sie weitere Informationen unter ande-rem hier: Krebsinformationsdienst „Risiko Brustkrebs: Veranlagung, Vererbung, Genetik“: www.krebsinformationsdienst.de (siehe auch zweiseitiges Infoblatt: Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Stand:

01/2018)

Umfangreiche Informationen zur Diagnostik und Behandlung von Ei-erstockkrebs erhalten Sie in der Patientinnenleitlinie „EiEi-erstockkrebs“.

www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien

16. Brustkrebs bei älteren Frauen

Dieses Kapitel richtet sich an Frauen ab etwa 75 Jahren, die an Brust-krebs erkrankt sind. Hier erfahren Sie, ob und wie sich Ihre Behandlung durch Ihr Alter und weitere möglicherweise vorliegende Erkrankungen verändern kann.

Mit zunehmendem Lebensalter treten oft mehr gesundheitliche Proble-me auf. Möglicherweise haben Sie neben dem Brustkrebs noch weitere Erkrankungen und nehmen deshalb mehrere verschiedene Medikamente ein, zum Beispiel Blutdrucktabletten. Vielleicht sind Sie auch körperlich weniger fit und belastbar. Aus diesen Gründen ist es möglich, dass Sie beispielsweise eine Vollnarkose weniger gut vertragen oder sich Ihre üblichen Medikamente mit den Krebsmedikamenten gegenseitig beein-flussen. Ebenso arbeiten die Nieren älterer Menschen oft langsamer, so dass bestimmte Wirkstoffe länger im Körper bleiben und zu stärkeren Nebenwirkungen führen können. Es gibt auch Hinweise aus Studien, dass eine Chemotherapie, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Docetaxel, bei Frauen über 70 Jahren gehäuft zu Gedächtnisschwächen führen kann (siehe auch Seite 135).

Diese Umstände sollte Ihr Behandlungsteam nach Expertenmeinung berücksichtigen, wenn es für Sie eine Brustkrebsbehandlung plant. Sind Sie älter als 75 Jahre, so sollten Fachleute, die auf die Behandlung älterer Menschen spezialisiert sind, mit in die Planung einbezogen werden. Der Fachbegriff dafür lautet Geriatrisches Assessment. Wichtig ist dies vor al-lem, wenn Sie eine Operation mit Vollnarkose oder eine Chemotherapie erhalten sollen. Studien weisen darauf hin, dass eine auf diese Situation angepasste Behandlung häufiger bis zum Ende durchgeführt wird und weniger Nebenwirkungen auftreten. Ob die Betroffenen dadurch auch länger leben, weiß man aber nicht.

Was empfiehlt die Leitlinie?

Zur Operation der Brust und für die Chemotherapie gelten für Sie die gleichen Empfehlungen wie für jüngere Brustkrebspatientinnen. Siehe Kapitel „Die Operation“ ab Seite 67 und „Chemotherapie“ ab Seite 97.

Hormonempfindlicher Brustkrebs

Wie jüngeren Patientinnen empfiehlt die Expertengruppe auch Ihnen nach der Operation eine Behandlung mit Antihormonen. Wenn Ihr Risiko für einen Rückfall sehr gering ist oder Sie körperlich nicht fit sind, kann mitunter darauf verzichtet werden.

Findet keine Operation statt, zum Beispiel weil die Narkose Ihren Kör-per zu sehr belasten würde oder Sie eine OKör-peration ablehnen, sollten Sie bei hormonempfindlichem Brustkrebs als Erstbehandlung eine Antihormontherapie erhalten. Eine Auswertung mehrerer Studien hat die Operation mit dem Antihormon Tamoxifen als Erstbehandlung bei Frauen verglichen, die älter als 70 Jahre waren. Nach zwölf Jahren lebten in beiden Gruppen vergleichbar viele. Allerdings kam es unter Behand-lung mit Tamoxifen häufiger zu Rückfällen, und die Frauen berichteten gehäuft von Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, Schlafstörungen und Übelkeit. Daten zum Vergleich von Operation und Aromatasehemmer konnte die Expertengruppe nicht finden. Welchen Wirkstoff Sie zur Antihormontherapie erhalten, hängt vor allem von den möglichen Nebenwirkungen ab. Unter Aromatasehemmern erhöht sich das Risiko für Knochenbrüche (siehe auch Kapitel „Wie Sie Ihre Knochen schützen können “ auf Seite 118). Tamoxifen führt häufiger zu Gefäßverschlüssen.

Nicht hormonempfindlicher Brustkrebs

Ist bei Ihnen eine Operation mit Vollnarkose nicht möglich und ist Ihr Brustkrebs nicht hormonempfindlich, so können Sie nach Meinung der Expertengruppe eine Operation mit örtlicher Betäubung, eine Bestrah-lung als ErstbehandBestrah-lung oder eine BehandBestrah-lung erhalten, die sich nicht

HER2-positiver Brustkrebs

Bei HER2-positivem Brustkrebs gelten für Sie die gleichen Empfehlungen wie für jüngere Brustkrebspatientinnen. Siehe Kapitel „Zielgerichtete Be-handlung“ ab Seite 104. Bekommen Sie Anthrazykline und anschließend den Antikörper Trastuzumab, so sollte das Behandlungsteam beachten, dass Ihr Risiko für Herzschäden erhöht ist (siehe Seite 107).

Sie können stattdessen auch eine Chemotherapie ohne ein Anthrazyklin erhalten, zum Beispiel Carboplatin und Docetaxel oder Docetaxel und Cyclophosphamid. Studien weisen darauf hin, dass diese Wirkstoffkom-binationen zusammen mit Trastuzumab ähnlich wirksam sind.

Bei einem Tumor kleiner als 3 cm und freien Lymphknoten kann Ihnen das Behandlungsteam auch über zwölf Wochen Paclitaxel kombiniert mit einjähriger Gabe von Trastuzumab anbieten. Diese Wirkstoffkombi-nation scheint bei bestehender Herzerkrankung gut verträglich zu sein.

17. Brustkrebs bei Männern