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Klinik, Pathogenese und Pathologie des Spulwurmbefalls bei der Katze

Das klinische Bild des Spulwurmbefalls ist bei Katzenwelpen im allgemeinen weniger deutlich ausgeprägt als bei Hundewelpen. Dies liegt nach RIBBECK (1997) an der in der Regel geringeren Wurmbürde, jedoch sind auch die Symptome bei stärker befallenen Katzenwelpen weniger dramatisch, häufig werden sie sogar überhaupt nicht bemerkt. Nach OVERGAAUW (1994) hängt die oft unauffällige Klinik auch mit dem fortgeschrittenen Alter der Katzenwelpen zum Zeitpunkt der Erstinfektion zusammen.

Ist der Befall klinisch manifest, stehen gastrointestinale Symptome wie Appetitlosigkeit und breiiger Durchfall im Vordergrund (RIBBECK 1997). Es können verdickte Darmschlingen zu palpieren sein. Gelegentlich werden auch bei geringem Befall Spulwürmer erbrochen. Betroffene Tiere haben ein stumpfes, struppiges Fell, sind dehydriert und abgemagert. Neben der katarrhalischen Enteritis kann ein massiver Befall bei Welpen auf Grund einer Störung des Kalzium-Phosphor-Stoffwechsels und der Parathyreoideafunktion zu Rachitis führen. Behindern Wurmansammlungen die Darmpassage, kommt es zu einem Obturationsileus mit dem typischen Bild des akuten Abdomens. Sehr selten werden bei der Katze Peritonitiden nach Darmperforation beobachtet. Eine Anämie tritt gewöhnlich nicht auf. Wahrscheinlich hängt das seltene Vorkommen von pneumonischen Erscheinungen beim Welpen mit der fehlenden Körperwanderung der Larven nach galaktogener Infektion zusammen (RIBBECK 1997).

Pathologisch-anatomische und -histologische Veränderungen der inneren Organe sind bei spulwurmbefallenen Katzen meist gering. Findet eine Körperwanderung statt, treten in der Lunge innerhalb von zwei Wochen p.i. petechiale Blutungen und stecknadelkopfgroße, multiple Läsionen auf, die durch im Lungenparenchym wandernde Larven verursacht werden. Obwohl durch wandernde Larven verursachte Pneumonien bei der Katze sehr selten sind, kommt es dennoch gelegentlich zu einer

irreversiblen, massiven eosinophilen End- und Periarteriitis und Hyperplasie der Media und Intima der Pulmonalarteien und -arteriolen (SWERCZEK 1969, WEATHERLEY u.

HAMILTON 1984). PARSONS et al. (1989) berichteten von multiplen granulomatösen und eosinophilen Veränderungen der Lungenarterie und der Luftwege bei Katzen, die experimentell mit T. canis infiziert worden waren. Gelegentlich treten an der Oberfläche der Nierenkapsel und in der Nierenrinde stecknadelkopfgroße, weiße Foci auf. Schon bei der Erstinfektion beobachteten HAMILTON et al. (1982) derartige glomeruläre Schäden bei infizierten Welpen.

Mikroskopisch fallen eosinophile Granulome in Lunge, Lymphknoten, Leber, Niere und der Wand des Magen-Darm-Trakts auf. Bei einigen Katzen kommt es zu einer Hyperplasie der zirkulären und longitudinalen Muskelschicht im Dünndarm ungeklärter Genese (SWERCZEK 1969).

Hämatologisch sind eine Leukozytose, Eosinophilie sowie Hypergammaglobulinämie zu beobachten (SWERCZEK 1969).

2.7 Diagnose

Oft kann die Diagnose eines Spulwurmbefalls makroskopisch anhand spontan mit dem Kot abgegangener oder erbrochener adulter Parasiten erfolgen. Werden von adulten Weibchen im Dünndarm Eier ausgeschieden, lassen sich diese koproskopisch mit Hilfe verschiedener Flotations-Verfahren nachweisen, die alle auf dem selben Prinzip basieren. Die Flotationslösung wird auf eine spezifische Dichte eingestellt, so dass schwere Kotbestandteile zu Boden sinken oder in der Schwebe bleiben, während die spezifisch leichteren Helmintheneier an die Oberfläche steigen. In der Praxis bewährt hat sich das kombinierte Sedimentations-Flotationsverfahren. Durch den der Flotation vorgeschalteten Arbeitschritt der Sedimentation können parasitäre Gebilde besser angereichert werden (ECKERT 2000).

Post mortem sind die adulten Spulwürmer bei der pathologischen Untersuchung makroskopisch festzustellen. Larvenstadien in der Lunge können mittels des

Auswanderverfahrens nach BAERMANN (1917) diagnostiziert werden.

Differentialdiagnostisch muß dabei an den Befall mit dem Lungenwurm der Katze, Aelurostrongylus abstrusus, gedacht werden.

Die Immundiagnostik, zum Beispiel zur Diagnose somatischer T. cati-Larven bei weiblichen Katzen, hat derzeit in der Praxis noch keine Bedeutung (RIBBECK 1997).

Untersuchungen von Kotproben sind häufig falsch negativ und erst bei einer Sektion wird der Befall mit Spulwürmern diagnostiziert. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Geschlechtsprodukte nur temporär ausgeschieden werden oder sich die Infektion in der Präpatenz befindet. In den Untersuchungen von DUBEY (1966) wurden außerdem gehäuft Infektionen mit ausschließlich männlichen bzw. weiblichen Spulwürmern nachgewiesen, ebenso kamen Infektionen mit nur einem Spulwurm pro Katze und einem starken Befall mit unfruchtbaren Weibchen vor. In einer Studie von RASCHKA et al. (1994) waren 45,6 % der infizierten Katzen in den Kotproben falsch negativ. In einer Untersuchung von NICHOL (1981b) in England waren sogar 69,3 % der untersuchten Kotproben falsch negativ. Auch VANPARIJS und THIENPONT (1973) und FOK et al. (1988) berichteten von einer deutlich höheren Prävalenz für Helminthen nach einer postmortalen Untersuchung im Vergleich zur Kotuntersuchung.

2.8 Therapie

Für die medikamentelle Bekämpfung des Spulwurmbefalls bei der Katze steht in Deutschland zur Zeit eine Reihe gut wirksamer und verträglicher Anthelmintika aus den Wirkstoffgruppen der Benzimidazole, Pyrimidine und Makrozyklischen Laktone zur Verfügung.

Benzimidazole

Die Wirkung der Benzimidazole beruht auf der Bindung zum Tubulin der Parasitenzelle (LACEY 1990). Das Tubulin ist eine Proteinuntereinheit der zytoplasmatischen Mikrotubuli und besteht aus alpha- und beta-Tubulin. Die Mikrotubuli sind an wichtigen Funktionen und Strukturen der Helminthenzelle maßgeblich beteiligt. Dazu

gehören z.B. das Zytoskelett und der mitotische Spindelapparat, sowie der Nährstofftransport innerhalb der Zellen. Die Bindung der Benzimidazole zum Tubulin hat eine Beeinträchtigung lebenswichtiger struktureller und funktioneller Vorgänge innerhalb der Parasitenzelle zur Folge. Insbesondere die verminderte Glukoseaufnahme führt zu einem gesteigerten Verbrauch und/oder einer verminderten Synthese endogenen Glykogens. Nach Ausschöpfung seiner Reserven stirbt der Parasit ab und wird nach etwa zwei bis drei Tagen ausgeschieden (UNGEMACH 1997).

Benzimidazole sind wirksam gegen adulte und intestinale larvale Stadien zahlreicher Magen-Darm-Nematoden der Haustiere, Mebendazol und Fenbendazol besitzen darüber hinaus eine zuverlässige Wirkung gegen verschiedene inhibierte und histotrope Larvenstadien (UNGEMACH 1997).

ROBERSON und BURKE (1980) erreichten durch die Gabe von 50 mg Fenbendazol pro kg Körpergewicht per os an drei aufeinanderfolgenden Tagen eine 100 %ige Reduktion des Spulwurmbefalls bei natürlich infizierten Katzen. 11 bis 33 mg Mebendazol pro kg Körpergewicht, an drei aufeinanderfolgenden Tagen oral verabreicht, führte sowohl bei natürlich als auch bei experimentell infizierten Katzen zu einer 100 %igen Spulwurmfreiheit (LONDON et al. 1981, BRADLEY u. PETERS 1982). VANPARIJS et al. (1985) untersuchten die Wirkung von 22 mg Flubendazol pro kg Körpergewicht per os. Nach der Behandlung an zwei bis drei aufeinanderfolgenden Tagen waren 100 % der untersuchten Katzen frei von T. cati.

Pyrimidine

Die anthelminthische Wirkung des Pyrantels, dem bisher einzigen Vertreter aus der Gruppe der Pyrimidine, beruht auf seiner neuromuskulär blockierenden Aktivität (NEU 1974). Pyrantel besetzt muskarinartige Rezeptoren an postganglionären Synapsen des parasympathischen Nervensystems sowie die nikotinartigen Rezeptoren an den vegetativen Ganglien und der motorischen Endplatte und hat eine direkte Acetylcholin-artige Wirkung, was zu einer spastischen Paralyse der Parasiten führt (ROBERTSON et al. 1994). Um die Persistenz einer wirksamen Pyrantelkonzentration im Verdauungstrakt zu erhöhen, wird bei Monogastriern das schwerlösliche Embonat

eingesetzt. Hohe Wirksamkeit wird nur gegen reife und unreife Darmstadien erreicht.

Histotrope, inhibierte und extraintestinale Larvenstadien und Parasiten werden beim Hund mit Pyrantel nicht ausreichend erfasst (NEU 1974).

REINEMEYER und DENOVO (1990) konnten nach der oralen Gabe von 20 mg Pyrantel Embonat pro kg Körpergewicht einen Rückgang der intestinalen Stadien von T. cati um 93.5 % verzeichnen.

Makrozyklische Laktone

Selamectin ist der erste beim Kleintier zugelassene Vertreter der Makrozyklischen Laktone. Es paralysiert und/oder tötet ein breites Spektrum invertebraler Parasiten, indem es eine Erhöhung der Permeabilität von Chloridkanälen bewirkt und so die Erregungsübertragung in den Neuronen unterbricht. Hierdurch wird die elektrische Aktivität erregbarer Zellen von Nematoden und Arthropoden gehemmt, so dass es zur Paralyse und/oder Tod der Parasiten kommt (DEMUTH 1999). Nach dem Auftragen auf die Haut verteilt sich der Wirkstoff innerhalb von 8 bis 24 h über das Fell. Bei Hunden wird nur ein geringer Anteil der verabreichten Dosis über die Haut resorbiert, wobei maximale Plasmaspiegel ca. 70 h nach Applikation erreicht werden. Bei der Katze wird ein erheblicher Teil der Dosis resorbiert und maximale Plasmaspiegel treten schon 15 h nach topischer Applikation auf.

Nach der topischen Anwendung von mindestens sechs mg Selamectin pro kg Körpergewicht konnten McTIER et al. (2000) eine 100 %ige Reduktion der adulten Spulwürmer in den experimentell und natürlich infizierten Katzen verzeichnen. In einer Feldstudie von SIX et al. (2000) wurden Katzen mit einer natürlichen Infektion mit mindestens sechs mg Selamectin pro kg Körpergewicht einmal im Monat topisch behandelt. Die Eizahlen pro Gramm Kot waren am Tag 30 nach Behandlung um 99,6 % und am Tag 60 nach Behandlung um 99,9 % reduziert. In einer Studie, in der die vertikale Infektion mit T.cati durch die mehrmalige topische Behandlung experimentell infizierter Muttertiere während Trächtigkeit und Laktation mit sechs mg Selamectin pro kg Körpergewicht verhindert werden sollte (Litter Protection Study), wurden in den

Welpen am Tag 49 p.p. weder vierte Larven noch adulte Spulwürmer gefunden (EVANS et al. 2001).