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4   Eigene Untersuchungen

4.2   Untersuchungsergebnisse

4.2.3.3   KHV

Seit 2005 besteht gemäß der Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen für die KHV-Infektion der Karpfen eine Anzeigepflicht. Ab dem Jahr 2006 werden Aus-brüche der KHV-Infektion seitens der zuständigen Behörden in TSN© eingestellt, wobei aufgrund eines Erlasses des BMELV noch im Jahr 2006 die meisten KHV-Feststellungen bei Zierfischen (Koikarpfen) nicht in TSN© eingestellt wurden. Seit 2007 werden alle amtlichen Feststellungen der KHV-Infektion in der Tierseuchen-datenbank TSN© erfasst.

Zwischen 2006 und 2009 wurden für Deutschland insgesamt 559 Neuausbrüche der KHV-Infektion in der Tierseuchendatenbank TSN© erfasst, wobei zu bedenken

ist, dass die Zahl der TSN-Erfassungen für 2006 unvollständig ist. Die jährliche Inzidenz betrug zwischen 2007 und 2009 (510 KHV-Feststellungen) 170 Ausbrüche pro Jahr und ist somit im Vergleich zu VHS (41,9 Ausbrüche / Jahr) und IHN (8,5 Ausbrüche pro Jahr) deutlich höher.

Abbildung 4.19 zeigt für Deutschland die monatliche Inzidenz der KHV-Ausbrüche zwischen 2006 und 2009 und die durchschnittliche Lufttemperatur in Deutschland nach Daten des Deutschen Wetterdienstes. Es handelt sich dabei ausschließlich um amtliche Feststellungen, die von den zuständigen Behörden in die Tierseu-chendatenbank TSN© eingestellt wurden.

Abbildung 4.19: Monatliche Inzidenz des KHV in Deutschland zwischen 2006 und 2009 in Relation zur durchschnittlichen Lufttemperatur (Aus: KLEINGELD et al., 2009a; vervollständigt)

Aus der Abbildung gehen die temperaturabhängige Inzidenz des KHV und die seit 2008 rückgängige Zahl der KHV-Feststellungen deutlich hervor.

Im Jahr 2006 wurden 49 KHV-Ausbrüche im TSN© gemeldet. Im gleichen Jahr erfolgten allein im Veterinärinstitut Hannover des LAVES 103 Nachweise des KHV.

Davon waren 78 Bestände in Niedersachsen betroffen. Lediglich ein Ausbruch in

9 Bei Abfrage des Datums der Aufhebung: 129 Ausbrüche

Niedersachsen wurde im TSN© erfasst. In dem Zusammenhang kann davon aus-gegangen werden, dass die Inzidenz des KHV in Deutschland im Jahr 2006 minde-stens auf einem vergleichbaren Niveau der KHV-Inzidenz des Jahres 2007 war.

In Abbildung 4.20 ist der Verlauf der KHV-Feststellungen für Niedersachsen zwi-schen 2004 und 2009 und für Deutschland zwizwi-schen 2007 und 2009 dargestellt.

Aufgrund der unvollständigen Daten wurden TSN-Daten zu KHV-Ausbrüchen in Deutschland für das Jahr 2006 nicht berücksichtigt. Bei niedersächsischen Ausbrü-chen vor 2006 handelt es sich ausschließlich um nicht amtliche Feststellungen der KHV-Infektion.

Abbildung 4.20: Verlauf der KHV-Feststellungen in Deutschland und Niedersach-sen zwischen 2004 und 2009

Bei deutschlandweiter Betrachtung ist der rückgängige Trend der amtlichen KHV-Feststellungen bei einem hohen Korrelationskoeffizient (0,99961) unverkennbar Für Niedersachsen ist ersichtlich, dass die größte Zahl der KHV-Ausbrüche im Jahr 2006 zu verzeichnen war. Seitdem ist auch in Niedersachsen die Zahl der Feststel-lungen deutlich rückläufig.

Seit 2006 wurden für Niedersachsen insgesamt 64 Ausbrüche der KHV-Infektion in die Tierseuchendatenbank TSN© eingestellt. Abbildung 4.21 zeigt die geografische Verteilung dieser KHV-Feststellungen.

Abbildung 4.21: Geografische Verteilung der amtlichen KHV-Feststellungen in Nie-dersachsen zwischen 2006 und 2009

Die meisten KHV-Ausbrüche konnten seit 2006 in der Region Hannover beobachtet werden. Alle KHV-Feststellungen in Niedersachsen während des Zeitraums 2006 bis 2009 erfolgten in Tierhaltungen ohne direkte Verbindung zu natürlichen Gewäs-sern.

In Tabelle 4.21 werden die Auswertungsergebnisse der Tierseuchendatenbank TSN© zu den Angaben der zuständigen Behörden zum Einschleppungsweg bei Feststellungen der KHV-Infektion zwischen 2006 und 2009 (559 Ausbrüche) zu-sammengefasst aufgeführt.

Tabelle 4.21: Epidemiologische Angaben zum Einschleppungsweg bei KHV-Ausbrüchen (Daten: TSN©, 2010)

Deutschland Niedersachsen

gesichert vermutet gesichert vermutet

Zukauf von Tieren 75 133 208 9 16 25

Infektion durch

Nachbar-schaft 0 1 1 0 0 0

Wiederauftreten 0 1 1 0 0 0

Latente Infektion im Be-stand

0 10 10 0 0 0

Vögel 0 1 1 0 1 1

Sonstige 1 9 10 0 0 0

Unbekannt 8 331 339 0 39 39

Summe 84 486 570 9 56 65

Bei insgesamt 339 von 570 Datensätzen geben die zuständigen Behörden in Be-zug auf den Einschleppungsweg an, dass er unbekannt ist (59,5 %). Bei 14,7 % (84) der KHV-Ausbrüche wurde angezeigt, dass der Einschleppungsweg gesichert ist. Bei acht dieser Ausbrüche erfolgte jedoch die Angabe, dass der Ein-schleppungsweg „gesichert unbekannt“ ist. Für 13,2 % (75) respektive 23,3 % (133) der KHV-Feststellungen zwischen 2006 und 2009 wird der Einschleppungs-weg „Zukauf von Tieren“ als gesichert bzw. vermutet angegeben. Lediglich in ei-nem Fall gibt die zuständige Behörde an, dass eine Einschleppung über Vögel vermutet wurde. Bei zehn Fällen wird aber eine latente Infektion im Bestand als Ausbruchsursache vermutet. Für Niedersachsen wurden neun (13,8 %) respektive 16 (24,6 %) Ausbrüche gesichert oder vermutet mit dem Zukauf von Tieren in Ver-bindung gebracht.

Im Vergleich zu VHS (Tabelle 4.17) und IHN (Tabelle 4.18) fällt auf, dass der Anteil des gesicherten oder vermuteten Einschleppungsweges „Zukauf von Tieren“ bei KHV-Ausbrüchen mit insgesamt 36,5 % relativ hoch ist. Bei VHS-Ausbrüchen be-trägt dieser Anteil 24,4 %, während er bei IHN-Ausbrüchen mit lediglich 14,9 %

ren“ beträgt für KHV-Ausbrüche 13,2 % obwohl molekularepidemiologische Nach-weisverfahren zur Bestätigung der epidemiologischen Verwandtschaft noch nicht zur Verfügung stehen. Diese Angaben beruhen daher alleine auf der Feststellung, dass Fische aus KHV-positiven Beständen zugekauft wurden.

Wenn bei den KHV-Feststellungen jedoch ausschließlich Nutzkarpfenbefunde be-rücksichtigt werden, stellt sich heraus, dass lediglich 3,3 % bzw. 5,6 % der Ausbrü-che gesiAusbrü-chert respektive vermutet auf den Zukauf von Tieren zurückgeführt werden können. Der hohe Anteil des Faktors „Zukauf“ wird demnach durch die epidemiolo-gischen Ermittlungsergebnisse im Zuge von KHV-Ausbrüchen bei Zierfischen be-dingt. Es ist aufgrund der häufigen Lebendfischbewegungen nachvollziehbar, dass dieser Faktor in geschlossenen Anlagen des Zierfischhandels und der Gartenteich-haltung von sehr großer Bedeutung ist.

Tabelle 4.22: Fischarten in und Produktionsform von Fischhaltungen, die zwi-schen 2006 und 2009 von der KHV-Infektion betroffenen waren (Daten: TSN©,

Tabelle 4.22 gibt Aufschluss über die gehaltenen Fische und die Form der Tierhal-tung zum Zeitpunkt der KHV-Feststellung. Aus der Tabelle geht deutlich hervor, dass der überwiegende Teil (65,4 %) der KHV-Ausbrüche in Privathaltungen (z. B.

Gartenteiche) ausschließlich bei Koikarpfen festgestellt wurde. In 90 (16,0 %) re-spektive 16 (2,8 %) der Fälle wurde gemeldet, dass es sich dabei um Zoohandlun-gen bzw. Einfuhrtieren gehandelt hat. Die KHV-Infektion konnte zwischen 2006 und 2009 in 76 Fischproduktionsbetrieben amtlich festgestellt werden. In fünf dieser

Betriebe wurden zum Zeitpunkt der Feststellung Koikarpfen gehalten. Im Rahmen von fünf KHV-Feststellungen wurden jeweils zwei Produktionsformen gemeldet.

Vier Haltungen gaben an, Produktionsbetrieb zu sein und über eine Privathaltung zu verfügen. Im Falle eines Ausbruches wurden die Produktionsformen „Zoohand-lung“ und „Einfuhrtiere“ angegeben.

Bei 85,1 % aller Feststellungen handelte es sich bei den gehaltenen „Fischarten“

um Koikarpfen. Es erfolgte sogar eine KHV-Feststellung bei Koikarpfen aus einem Wildbestand. Dabei hat es sich offensichtlich um ein ausgesetztes Tier gehandelt.

Ansonsten wurden zehn (1,8 %) KHV-Feststellungen bei Karpfen bzw. „Karpfen und andere Cypriniden“ aus Wildbeständen gemeldet.

Abbildung 4.22: Verlauf der KHV-Feststellungen bei Koi- und Nutzkarpfen in Deutschland zwischen 2006 und 2009

In Niedersachsen waren bei den amtlichen KHV-Feststellungen zwischen 2006 und 2009 ausschließlich Koikarpfen betroffen.

Abbildung 4.22 zeigt den Verlauf der seit 2006 in TSN© eingestellten KHV-Ausbrüche differenziert nach Koikarpfen und Nutzkarpfen. Der deutliche Abwärts-trend (Korrelationskoeffizient: 0,99908) für KHV-Feststellungen bei Koikarpfen kann für Nutzkarpfenbefunde nicht bestätigt werden.

Zwischen 2006 und 2009 gab es in Deutschland insgesamt 559 amtliche Feststel-lungen der KHV-Infektion. Gemäß Angaben in der Tierseuchendatenbank TSN©

wurden bis zum 31.12.2009 insgesamt 370 10 Ausbrüche nach Sanierung der epi-demiologischen Einheit oder des Betriebes wieder amtlich aufgehoben. Zum Ende des Jahres 2009 gab es demnach in Deutschland noch 189 KHV-Feststellungen (33,8 %) mit dem Status „nicht aufgehoben“. Dieser Anteil ist im Vergleich zu VHS- und IHN-Feststellungen sehr hoch und lässt sich durch die zurückhaltende Einstel-lung vieler Gartenteichbesitzer bei der Sanierung ihrer Zierfischbestände erklären.

Insgesamt 126 Privathaltungen waren zum 31.12.2009 noch mit dem Status „nicht aufgehoben“ erfasst.

10 Bei Abfrage des Datums der Aufhebung: 374 Ausbrüche