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Die L¨oslichkeit von Karbonaten bestimmt die Kalziumkonzentration der meisten Gew¨asser. W¨are die Karbonatl¨osung ein Prozess ohne organische Be-teiligung, k¨onnte man die Kalziumkonzentration aus dem L¨oslichkeitsprodukt des Kalzits berechnen.

CaCO3=Ca2++CO2−3 [Ca2+][CO32−] = 10−8.3 (10.23) Da f¨ur jedesCa2+ einCO2−3 gebildet wird, k¨onnte man schreiben

[Ca2+]2= 10−8.3und [Ca2+] = 10−4.15= 7.1×10−5M (10.24) In der Natur treten jedoch mitunter h¨ohere Ca-Konzentrationen auf. Diese werden von der Konzentration an Karbonat gesteuert, das nicht aus dem Gestein sondern aus Respirationsvorg¨angen freigesetzt wird. Die Respirationsrate der Mikroorganismen macht einen deutlichen Jahresgang (abh. von der Temperatur und der Bodenfeuchte) und ist im humosen Oberboden weitaus h¨oher als im Unterboden. Ausserdem spielt f¨ur die Konzentration an Karbonat der pH-Wert des Bodens eine wichtige Rolle, der seinerseits von vielen Prozessen gesteuert wird (Tabelle 10.4). ¨Uberlegungen dieser Art sind wichtig, wenn die Wirkung einer Kalkung auf das Bodenwasser abzusch¨atzen ist.

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 100

Tabelle 10.4: Konzentrationen der CO2−3 bei verschiedenenpH-Werten (7, 10) und einemCO2-Partialdruck von 0.01 atm.

pH = 7 pH = 10

[H2CO3] = 10−1.5×pCO2 10−3.5 10−3.5 [HCO3] = 10−6.3[H2CO3]/[H+] 10−2.8 100.2 [CO32−] = 10−10.3[HCO3]/[H+] 10−6.1 10−0.1

CO2 10−2.72 mol/L 100.38 mol/L

Unser Rezept: CaCO3,s = 10−3 M (0.1 g CaCO3,s, die sich vollst¨andig aufl¨osen) und pCO2 = 10−2.5 atm. Offenes System! . Es werden 10−3 mol/L CaCO3 gel¨ost.

CO2−3

ist vompH abh¨angig:

CO32−

= 10−10.3[HCO3]

[H+] = 10−16.6[H2CO3]

[H+]2 (10.25) Bei Kenntnis vonpCO2 :

CO32−

= 10−16.6×10−1.5×10−2.5/[H+]2= 10−20.6[H+]−2 (10.26)

WennCaCO3ausf¨allt:

[Ca2+][CO32−] =Ksp= 10−8.3 (10.27) Substitution von Gl. 10.26 in 10.27 ergibt

[Ca2+]max= 10−8.3

[CO2−3 ] =. . .= 1012.3×[H+]2 (10.28) F¨ur jeden pH kann aus dieser Beziehung errechnet werden, wieviel Kalzium gel¨ost werden kann, bevor bei einem vergegebenen Partialdruck vonCO2Kalzit ausf¨allt.

Nun werden alle Spezies errechnet um zu pr¨ufen, ob Karbonat tats¨achlich ausf¨allt. Dazu wird ein Tableau mit H+, CaCO3 und CO2 als Komponenten erstellt (Tabelle 10.6). Dieses liefert

T otH = [H+][OH][HCO3]2[CO2−3 ] + 2[Ca2+]

= 0 (10.29)

T otCaCO3 = [Ca2+] + [CaCO3,s] = 10−3M (10.30) Inspektion der Abbildung 10.3 l¨asst als einzige Vereinfachung zu:

[HCO3] = 2[Ca2+] (10.31)

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 101

Abbildung 10.3: Bjerrum Plot f¨ur Karbonat und Ca2+ im Gleichgewicht mit pCO2=3.5 atm. Die L¨osung liegt bei [HCO3] = 2[Ca2+]. Anmerkung: Die Funk-tion f¨ur Ca2+: log[Ca2+] = 8.3log[CO32−], Gleichung 10.23 (Morel & Hering, 1993).

Kramen im Ged¨achtnis f¨ordert zutage:

[HCO3] = 10−6.3[H+]−1×[H2CO3] (10.32) F¨ur [H2CO3] wird der Partialdruck desCO2 und die Henry-Konstante sub-stituiert 3, und als linke Seite von Gleichung 10.31 eingesetzt. Als rechte Seite wird Gleichung 10.28 eingesetzt.

10−6.3×10−1.5×10−2.5

[H+] = 2×1012.3×[H+]2 (10.33) Die L¨osung f¨urH+ lautet dann

[H+]3 = 10−12.6×10−1.5×10−2.5×10−6.3 (10.34) H+

= 10−7.63 (10.35)

daraus folgend HCO3

= 10−2.66 (10.36)

CO2−3

= 10−5.33 (10.37)

Ca2+

= 10−2.97= 1.08×10−3 (10.38)

T otCaCO3= [Ca2+] + [CaCO3,s] = 10−3 (10.39) Aus der Gleichung 10.39 ergibt sich ein bedauerliches Problem:

[CaCO3,s] = 10−31.08×10−3=−8×10−5 (10.40) Die errechnete Konzentration von Kalzit ist negativ. Kalzit ist nicht ausge-fallen, die Komponenten des Tableaus waren daher falsch gew¨ahlt. – Bemerkung:

3. . . [H2CO3] =pCO2×KH×10−1.5= 10−4

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 102

Tabelle 10.5: Tableau f¨ur das offene Karbonatsystem ohne Karbonat (L¨ oslich-keitsprodukt unterschritten).

H+ Ca2+ H2CO3

H+ 1

OH -1

H2CO3 1

HCO3 -1 1

CO32− -2 1

Ca2+ 1

CaCO3,s -2 1 1 CaCO3(T) -2 1 1

Die Annahme der L¨osung der Festphase ist eigentlich eine Ungleichung. Man errechnet eine Ca-Konzentration, die in der L¨osung nicht vorhanden ist, weil das L¨oslichkeitsprodukt nicht erf¨ullt ist. – Falls hingegenCaCO3 nicht vorhanden ist (da Karbonat zur G¨anze gel¨ost), ist kein L¨oslichkeisprodukt erforderlich. Es muss ein neues Tableau (Tableau in Tabelle 10.5) mitCa2+anstelle vonCaCO3 alsPrinzipalkomponenteerstellt werden.

Dieneue Tot H Gleichunglautet

T otH = [H+][OH][HCO3]2[CO2−3 ]2[CaCO3,s] =

= −2[CaCO3,s]tot=−2×10−3=−10−2.7M (10.41) HCO3

10−2.7

[H2CO3] = 10−1.5×10−2.5= 10−4 H+

= 10−6.3×10−4 10−2.7 pH = 7.6 CO32−

= 10−5.4 Ca2+

= 10−3

Die Gleichung 10.31 kann auch aus dem Tableau in Tabelle 10.6 abgeleitet werden.

T otH: [H+] + 2[Ca2−] = [OH] + [HCO3] + 2[CO32−] (10.42) vereinfacht zu

2[Ca2−] = [HCO3] (10.43)

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Beispiel f¨ur den Fall, dass der Ligand ”Karbonat” in weitaus h¨oherer Kon-zentration als das Metall vorhanden ist:

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 103

Tabelle 10.6: Tableau f¨ur das offene Karbonatsystem mit Karbonat (L¨ oslich-keitsprodukt ¨uberschritten).

H+ CaCO3 H2CO3

H+ 1

OH -1

H2CO3 1

HCO3 -1 1

CO32− -2 1

Ca2+ 2 1 -1

CaCO3,s 1 CaCO3(T) 1

Rezept:

CaCO3,tot = 10−4M N a2CO3,tot = 10−3M N aHCO3,tot = 8.9×10−3M

⎫⎬

⎭=CO2−3,tot= 10−2M

In diesem Fall kann die Speziierung nur minimal von der Kalziumkonzentra-tion abh¨angen.

Ein Tableau wird erstellt unter der Annahme, dass Kalziumkarbonat ausf¨allt.

DieKomponentensindH+,CaCO3,N a+undHCO3. Merke: Karbonat kommt 2 mal im Tableau vor!! Dabei wird gegen keine Regel bei der Wahl der Komponenten verstossen.

Als Tot H Gleichung ergibt sich

T otH= [H+][OH] + [H2CO3][CO2−3 ] + [Ca2+] =−N a2CO3,tot=−10−3 (10.44) Da im Rezept eine Menge basischer Verbindungen vorliegt, wird angenom-men, dass

[CO32−] = 10−3M . . . (10.45) Es ergibt sich ein pH von 9.3 .

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Strategie f¨ur Ligand Metall:

1. Spezies, welche im ¨Uberschuss vorhanden ist, nach Bjerrum plotten 2. Spezies mit geringerer Konzentration aufzeichnen unter der Annahme mit

/ ohne Festphase

3. Die niedrigste der Linien bestimmt die Konzentration

4. KritischerpH Wert f¨ur Ausf¨allung am Kreuzungspunkt der beiden Linien f¨ur Metallkonzentrationen.

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 104

Abbildung 10.4: Bjerrum Plot f¨ur [Ca2+] und Karbonat mit [CO3,tot] = 10−2 M und [Catot] = 10−4M. Zwei Graphen f¨ur [Ca2+]: Annahme, dass Karbonat ausf¨allt/nicht ausf¨allt. Der kritische pH-Wert f¨ur die Ausf¨allung von Karbo-nat ist beim Schnittpunkt der beiden [Ca2+]-Graphen. Die Konzentration an [Ca2+] als Funktion despH-Wertes ist die jeweils niedrigere der beiden [Ca2+ ]-Konzentrationen.

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 105

Diese Situation ist in Abbildung 10.4 graphisch dargestellt.

Zu beachten: Der Graphik werden 2 Informationen entnommen: (i) Konzen-tration an freiem Kalzium aus L¨osung der Aufgabe (Pkt a), (ii) pH Wert, ab dem Karbonat ausf¨allt.

Geschlossenes System: [Ca2+]T = 10−4M,[CO3]T = 10−2M falls Karbonat ausf¨allt: [Ca2+] = [COKs2−

3 ] = [10CO−8.32−

3 ]

falls Karbonat nicht ausf¨allt: [Ca2+] = [Ca]T = 10−4M kritischerpH bei [CO2−3 ] = 10−4.3

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Strategie f¨ur Ligand Metall:

[Ca]tot= 10−3.2M, [CO2−3 ]tot= 10−3.3M.

1. Freies Kalzium auftragen (Annahme: kein Niederschlag) [Ca2+] = 10−3.2M

2. KarbonatCO32− auftragen, als ob kein Niederschlag

[CO2−3 ] = 10−10.3[HCO3][H+]−1= 10−13.6[H+]−1 3. KarbonatCO32− Festphase annehmen

[CO32−] = 10−8.3[Ca2+]−1= 10−5.1M 4. KritischenpH-Wert ableiten:

10−13.6[H+]−1= 10−8.3/[Ca2+]

10−5.1

[H+] = 10−8.5 pH= 8.5

5. ¨Uber pH 8.5 f¨allt Karbonat aus, die Komponenten des Tableaus sind daher H+,CaCO3und ausserdemH2CO3. ¨Uber dem kritischen pH m¨ussen die Konzentrationen der Spezies deutlich sinken, da die Ausf¨allung Material anzieht.

T otCa = [Ca2+][CO2−3 ][HCO3][H2CO3]

= [Ca2+]tot[CO32−]tot= 10−3.89 (10.46) Alle Konzentrationen der Gleichung 10.46 k¨onnen als Funktion von [CO2−3 ] und [H+] ausgedr¨uckt werden:

10−8.3[CO2−3 ]−1[CO2−3 ]1010.3[H+][CO32−]

10−16.6[H+]2

klein!

[CO2−3 ] = 10−3.89

(10.47)

KAPITEL 10. L ¨OSUNG DER FESTPHASE 106

Tabelle 10.7: Tableau f¨ur Dolomit H+ CaM g(CO3)2 H2CO3