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3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.4 Kalk-Magerrasen [6210]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Kalk-Magerrasen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Bewertung auf Gebietsebene A

Beschreibung

Der Lebensraumtyp ist im Gebiet sowohl als primärer Trockenrasen an edaphischen Ex-tremstandorten (Subtyp 6213) als auch als sekundärer, durch Beweidung oder Mahd ent-standener Halbtrockenrasen (Subtyp 6212) ausgebildet. Der erstgenannte wird dem Verband Xerobromion (Trespen-Volltrockenrasen), der zweitgenannte dem Verband Mesobromion (Trespen-Halbtrockenrasen) zugeordnet. Die Halbtrockenrasen, als Ersatzgesellschaften von Wäldern, werden bei zu geringer oder fehlender Bewirtschaftung und Pflege vielfach rasch von Sträuchern und letztlich von Bäumen überwachsen.

Gut ausgebildete Halbtrockenrasen findet man im Naturschutzgebiet Kapfhalde. Der südliche Teil des Naturschutzgebiets beinhaltet einen Enzian-Halbtrockenrasen (Gentiano-Koelerietum), der ehemals mit Schafen beweidet wurde und eine dementsprechende Arten-kombination entwickelt hat. Nach BIERKAMP et al. (1985, S. 189) zeugen Wacholder und andere Weideunkräuter von unregelmäßiger Beweidung durch Wanderschafherden. Aktuell wird dieser Halbtrockenrasen durch Mahd gepflegt. In diesen Halbtrockenrasen sind niedrige

und kleinflächige Felsen eingebettet, auf deren Köpfen sich kleinflächig Felsbandgesellschaf-ten ausgebildet haben.

Im Übergang von den Felsen zu den Halbtrockenrasen findet man auf sehr flachgründigen Standorten Trockenrasen. Ein Trockenrasen mit einer Fläche von ca. 350 m2 findet sich unmittelbar neben dem Kapffelsen auf einem steilen, nach Süden exponierten Hang. B IER-KAMP et al. (1985, S. 186) beschreiben diesen Hang, der sich heute noch so wiederfindet, als eine durch die Erd-Segge (Carex humilis, RL V) gekennzeichnete Ausbildung der Trockenra-sen des Gebiets.

Sehr komplex ist die Situation im nördlichen Teil des Naturschutzgebiets Kapfhalde. Umge-ben von Wald befindet sich an einem etwa 80 m hohen Prallhang der Starzel ein Komplex aus offenen Felsbildungen mit Felsköpfen, Felsbändern und Trockenrasen. Zusammen mit den angrenzenden Säumen, Gebüschen und Trockenwäldern werden diese Bestände von BIERKAMP et al. (1985) als Steppenheide-Komplex beschrieben. Die in diesem Komplex enthaltenen Trockenrasen treten hier sehr kleinflächig (in der Regeln nur wenige Quadratme-ter groß) auf Felsbändern, Simsen sowie an den sonnenbeschienenen Flanken der Felsen auf.

Neben den Beständen im Naturschutzgebiet wurden einige weitere Halbtrockenrasen er-fasst: zwei Flächen oberhalb eines Prallhangs der Starzel südlich des Naturschutzgebiets, ein Bestand auf einem steilen Hang nördlich des Sportplatzes von Rangendingen und eine Fläche am Napoleonskopf nördlich der Katzenbacher Ziegelhütte. Bei der letztgenannten Fläche handelt es sich um gut ausgebildete Trockenrasen auf den Felsköpfen und an den Rändern des Napoleonskopfes mit reichlich Echter Kugelblume (Globularia punctata, RL 2) auf dem oberen Felskopf.

Das Arteninventar der meisten Bestände ist in einem hervorragenden Zustand – A. Ein Be-stand nördlich des Sportplatzes von Rangendingen konnte allerdings nur mit B – gut – be-wertet werden. Die Habitatstrukturen werden mit A – hervorragend – bebe-wertet, da die Stand-ortbedingungen gute Voraussetzungen für die Entwicklung entsprechender Vegetationsein-heiten bieten. Die Fläche nördlich des Sportplatzes wurde als durchschnittlich oder be-schränkt – C – bewertet, da bereits randliche Verbuschung auftritt. Hinsichtlich vorhandener Beeinträchtigungen ergibt sich ein differenziertes Bild. Die Kalk-Magerrasen im Bereich des Kapffelsen weisen Beeinträchtigungen durch Tritt auf. Dies betrifft vor allem den Felskopf, darüber hinaus geht auch ein Trampelpfad durch den Trockenrasen auf dem unmittelbar neben dem Kapffelsen gelegenen steilen, nach Süden exponierten Hang. Das Eindringen von Gehölzen – insbesondere der Schlehe – von den angrenzenden Gebüsch- und Waldbe-ständen in die Kalk-Magerrasen ist im südlichen Teil des Naturschutzgebiets sowie in dem Kalk-Magerrasen unmittelbar südlich des Kapffelsens in sehr geringem Maße zu beobach-ten, stellt jedoch zumindest gegenwärtig noch keine Beeinträchtigung dar. Die Halbtrocken-rasen südöstlich des Naturschutzgebiets Kapfhalde (östlich von Bietenhausen) oberhalb eines sehr steilen, südexponierten Prallhanges der Starzel weisen in den Randbereichen eine Tendenz zur Verbuschung durch das Eindringen der Schlehe, auf der westlich gelege-nen Fläche auch der Waldkiefer auf. Vor allem in den Randbereichen werden hier bereits Kalk-Magerrasen überwachsen. Die Fläche mit Kalk-Magerrasen auf einer Straßenböschung südöstlich des Naturschutzgebiets Kapfhalde ist im Übergang zum angrenzenden Feldge-hölz stark verbuscht. Hinsichtlich vorhandener Beeinträchtigungen werden die erfassten Bestände vorwiegend mit A – hervorragend – bewertet. Für einen Teil der Bestände wird die Bewertung B – gut – vergeben.

Verbreitung im Gebiet

Die Schwerpunkte der Verbreitung des Lebensraumtyps liegen im Naturschutzgebiet Kapf-halde. Zwei weitere Kalk-Magerrasen befinden sich südöstlich des Naturschutzgebiets (öst-lich von Bietenhausen) oberhalb eines sehr steilen, südexponierten Prallhanges der Starzel.

Ein weiterer Kalk-Magerrasen wurde auf einem markanten Muschelkalk-Felskopf am süd-westlich exponierten Unterhang des Katzenbachtals erfasst.

Kennzeichnende Pflanzenarten Arten der Roten Liste: RL

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Kalk-Magerrasen [6210]: Hügel-Meister (Asperula cynanchica), Fieder-Zwenke (Bra-chypodium pinnatum), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Echter Schafschwingel (Festuca ovina agg.), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Echtes Labkraut (Galium verum), Gewöhnliches Sonnen-röschen (Helianthemum nummularium), Echter Wiesenhafer (Helictotrichon praten-se), Gewöhnlicher Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Schopfige Kreuzblume (Poly-gala comosa), Rötliches Fingerkraut (Potentilla heptaphylla), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), Tauben-Scabiose (Scabiosa columbaria), Aufrechter Ziest (Stachys recta) und Echter Ga-mander (Teucrium chamaedrys).

Submediterranen Halbtrockenrasen [6212]: Gewöhnlicher Wundklee (Anthyllis vulne-raria), Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata), Hochstengelige Eberwurz (Carlina acaulis), Gewöhnliche Eberwurz (Carlina vulgaris), Stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Frühlings-Enzian (Gentiana verna), Fransen-Enzian (Gentianella ciliata), Deutscher Enzian (Gentianel-la germanica), Pyramiden-Kammschmiele (Koeleria pyramidata), Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Dornige Hauhechel (Ononis spinosa), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Große Brunelle (Prunella gran-diflora), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium).

Trockenrasen [6213]: Gold-Aster (Aster linosyris), Erd-Segge (Carex humilis), Echte Kugelblume (Globularia punctata).

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Schlehe (Prunus spinosa), Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Gewöhnlicher Wundklee (Anthyllis vulneraria), Gold-Aster (Aster linosyris, RL 3), Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata, RL V), Erd-Segge (Carex humilis, RL V), Hochsten-gelige Eberwurz (Carlina acaulis, RL V), Stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule, RL V), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum, RL V), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum, RL V), Frühlings-Enzian (Gentiana verna, RL 2), Fransen-Enzian (Gentianella ciliata, RL V), Deutscher Enzian (Gentianella germanica, RL V), Echte Kugelblume (Globularia punctata, RL 2), Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Echter Wiesenhafer (Helictotrichon pratense, RL V), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera, RL V), Große Brunelle (Prunella grandiflora, RL V), Rötliches Fingerkraut (Potentilla heptaphylla, RL V) und Ge-wöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris, RL 3).

Tierarten s. Kap. 3.5.2, Tabelle 17 Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps wird auf Gebietsebene mit hervorragend – A – bewertet.