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Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.1 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Fließgewässer mit flutender Wasservegetation

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der Neckar weist im FFH-Gebiet eine unterschiedliche Gewässermorphologie auf. Neben Abschnitten mit nicht befestigten bzw. verbauten Uferstrukturen sind größere Abschnitte vorhanden, deren Ufer mit Wasserbausteinen und Betonmauern befestigt sind. Abstürze und Stauhaltungen führen zusätzlich zu einer deutlichen Veränderung der gewässerökologischen Bedingungen. Solche veränderten Fließgewässerbereiche werden nicht als Lebensraumtyp erfasst.

Die als Lebensraumtyp erfassten Abschnitte im Neckar sind entweder durchgehend rhithral geprägt oder weisen wenigstens eine Folge von Schwallbildungen auf. Starke Strömung bei ausreichend stabilem Sediment (Größenklasse Steine/Blöcke) und mittlerer Tiefe (0,3-1 m Tiefe) ist im Neckar Voraussetzung für die Artengemeinschaft des Flutenden Wasserhahnen-fußes. Nur in diesen Bereichen kommen höhere Wasserpflanzen vor. Rhithrale Wassermoo-se sind hier ebenfalls gut ausgeprägt. Größere WasWassermoo-sertiefen stehen immer in Verbindung mit

Stauhaltung. Durch die zunehmende Lichtknappheit bei zunehmender Tiefe verschwindet die höhere Wasserpflanzenvegetation, was durch die hier stärkere Konkurrenz von Fadenalgen (v.a. Cladophora glomerata) noch verstärkt wird. In Abhängigkeit von der Gewässertiefe und der Strömung ergeben sich daher Deckungsgrade der submersen Vegetation von bis zu 35 %. Die biologische Gewässergüte (Gewässergütekarte 2004) wird über die als Lebens-raumtyp erfassten Abschnitte durchgehend als mäßig (Gewässergüteklasse II) angegeben.

Die sechs als Lebensraumtyp erfassten Abschnitte des Neckars wurden hinsichtlich des Kriteriums Arteninventar mit gut – B – eingestuft. Ausschlaggebend ist die sehr hohe Algen-deckung mit Cladophora glomerata, Vaucheria spec. von mindestens 40 %. Die Habitatstruk-tur wird durch Uferbefestigungen, bestehend aus Steinwurf bzw. Steinschüttungen beein-flusst und daher mit B – gut – bewertet. Mittlere Beeinträchtigungen entstehen durch die Freizeitnutzung des Neckars und seiner Ufer – B.

Die Seitengewässer des Neckars sind durchweg von geringen Deckungen lebensraumtypi-scher Vegetation gekennzeichnet. Gewässertypische Moose sind nur mit einem einge-schränkten Artenspektrum vorhanden. Größere Abschnitte der Seitengewässer sind stark von Algen bewachsen, insbesondere unterhalb von Stellen, an denen Einleitungen erkenn-bar sind. Die Gewässermorphologie ist abwechslungsreich. Die überwiegend gestreckten Bachläufe wechseln sich mit deutlich mäandrierenden Bereichen ab. Während die Starzel und der Katzenbach in den Oberläufen mit einer Breite von ca. 3 m relativ schmal sind, erreichen sie in den Unterläufen Breiten von bis zu 6 m. Der Seltenbach hingegen ist mit einer Breite von ca. 1 bis 2,5 m auf seiner ganzen Länge deutlich schmäler ausgebildet. Die Bachsohle ist steinig bis sandig, abschnittweise auch schlammig-lehmig (z. B. im Katzen-bach östlich und westlich Dettingen sowie im SeltenKatzen-bach).

Die Seitengewässer weisen einen guten bis durchschnittlichen Zustand auf – B bis C. Die Gewässermorphologie der Bäche ist überwiegend naturnah ausgeprägt, die typische Vege-tation ist jedoch nur spärlich vorhanden. Der Gewässerlauf (Seltenbach) ist außerdem stark durch Nährstoffeinträge belastet. Das Arteninventar muss daher in den allermeisten Fällen mit durchschnittlich – C – bewertet werden. Die Habitatstruktur wird teilweise mit A – hervor-ragend –, teilweise mit B – gut– bewertet. Insgesamt ist die Morphologie der erfassten Bach-abschnitte überwiegend naturnah, in Teilbereichen sind jedoch Störungen durch Befestigun-gen der Ufer durch Steinwurf oder VerbauunBefestigun-gen durch Mauern gegeben. Beispielsweise sind kurze Abschnitte des Bachbettes der Starzel (vor allem an den Prallhängen) und des Kat-zenbachs östlich von Dettingen immer wieder mit Beton oder Steinwurf verbaut. Im Bereich angrenzender Grabelandparzellen finden sich stellenweise einzelne Zugänge mit Treppen-stufen. Die Wasserqualität des Seltenbachs wird durch Nährstoffeintrag beeintächtigt, wel-cher vermutlich im Zusammenhang mit der einleitenden Kläranlage steht. Diese wurde aller-dings 2009/2010 saniert, so dass von einer Verbesserung der Wasserqualität ausgegangen werden kann, was aber beobachtet werden sollte. An der Starzel wurden an einigen Stellen Hinweise auf eine Gewässerbelastung festgestellt: Unterhalb bzw. neben den Kläranlagen bei Rangendingen und Bietenhausen, nach dem Zufluss des Grieselbaches westlich Hirrlin-gen sowie im Katzenbach westlich von DettinHirrlin-gen. In diesen, teilweise auch in anderen Ab-schnitten, wurde ein verstärktes Algenwachstum beobachtet, verbunden mit einem verringer-ten Auftreverringer-ten von kennzeichnenden Arverringer-ten des Lebensraumtyps Fließgewässer mit fluverringer-tender Wasservegetation.

Die Nutzung bis ans Gewässer stellt eine Beeinträchtigung dar, da dies zur Eutrophierung der Gewässer führt. Hinzu kommen kleinräumige Beeinträchtigungen durch im Bach liegen-de Gegenstänliegen-de sowie Ablagerungen von Müll und Trittschäliegen-den durch weiliegen-denliegen-de Rinliegen-der im Uferbereich. Das Kriterium Beeinträchtigungen wurde für die einzelnen Erfassungseinheiten unterschiedlich bewertet (A, B, C).

Verbreitung im Gebiet

Die Vorkommen des Lebensraumtyps liegen im Neckar zwischen Rottenburg und Börstin-gen, im Seltenbach nordwestlich von Obernau, im Katzenbach zwischen Bad Niedernau und Dettingen sowie östlich von Dettingen und an der Starzel zwischen der Mündung in den Neckar bei Bieringen und Rangendingen.

Zwei weitere Fließgewässerabschnitte im Wald sind eng mit Schlucht- und Hangmischwäl-dern bzw. AuenwälHangmischwäl-dern mit Erle, Esche, Weide verzahnt und konnten flächenmäßig nicht getrennt dargestellt werden. Sie werden in jeweils einem Nebenbogen zum Lebensraumtyp Schlucht- und Hangmischwälder und Auenwälder mit Erle, Esche, Weide zusammengefasst.

Kennzeichnende Pflanzenarten Arten der Roten Liste: RL

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Starrer Stumpfdeckel (Amblystegium tenax), Großes Gitterzahnmoos (Cinclidotus fontinaloides), Zungenblättriges Gitterzahnmoos (Cinclidotus riparius), Dreistieliges Spaltzahnmoos (Fissidens crassipes), Gemeines Brunnenmoos (Fontinalis antipyreti-ca), Ufermoos (Leptodictyum riparium), Mäusedornmoos (Platyhypnidium riparioides), Flutender Hahnenfuß (Ranunculus fluitans, RL 3 – gefährdet), Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris)

Aufrechter Merk (Berula erecta), Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale), bunge (Veronica beccabunga), Ufermoos (Leptodictyum riparium),

Bach-Kurzbüchsenmoos (Brachythecium rivulare), Farnähnliches Starknervmoos (Crato-neuron filicinum), Durchsichtiges Paarzahnmoos (Dichodontium pellucidum), Dickstie-liges Spaltzahnmoos (Fissidens crassipes), Gemeines Brunnenmoos (Fontinalis anti-pyretica), Kelch-Beckenmoos (Pellia endiviifolia), Mäusedornmoos (Platyhypnidium riparioides).

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten Cladophora glomerata, Vaucheria spec.

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Als Art mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung wurde im Offenland die Ringelnatter (Natrix natrix, RL 3) festgestellt (Fische s. Kap. 3.5.2).

Im Umfeld der Fließgewässer im Wald kommen Gelber Eisenhut (Aconitum lycoctonum), Schwarzwerdender Geißklee (Cytisus nigricans, RL 3) und Blauer Lattich (Lactuca perennis, RL V – Sippe der Vorwarnliste) vor.

Bewertung auf Gebietsebene

Insgesamt ist der Erhaltungszustand auf Gebietsebene mit B – guter Erhaltungszustand – zu bewerten.