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2 Hundeverhalten

2.3 Körpersprache

Hunde kommunizieren über eine Körpersprache, also über einen großen Teil durch Mimik und Körpergesten (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989). Es gibt noch eine Vielzahl anderer Kommunikationsformen, wie z. B. akustische, chemische, thermische, elektromagnetische Kommunikation, neben der visuellen und taktilen (FEDDERSEN-PETERSEN, et al., 1995), die bei Körpersprache von Bedeutung sind.

Bei Hunden, die unter restriktiven Bedingungen aufgewachsen sind, ist die Fähigkeit zur Kommunikation in Bezug auf die belebte, wie unbelebte Umwelt stark eingeschränkt (FEDDERSEN-PETERSEN, et al., 1995).

Wichtig bei der Körpersprache sozialer Caniden sind Beschwichtigungsgesten, die den Angreifer besänftigen sollen, so dass er von weiteren Attacken absieht (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989).

Geht man von dem Vorfahren des Hundes dem Wolf aus, so wird verständlich, warum derartige Gesten so wichtig für das Überleben sind. Denn ein Rudel kann nur überleben, wenn alle Rudelmitglieder fähig sind z. B. zu jagen, um Nahrung zu beschaffen. Sollten sie sich gegenseitig Verletzungen zufügen, ist dies nicht mehr gegeben. Daher ist das Sozialverhalten von Hunden ebenfalls zum wesentlichen Teil durch Konfliktvermeidung bestimmt. (RUGAAS, 2001)

Der Einsatz von Beschwichtigungssignalen ist allen Hunden in der ganzen Welt zu eigen (RUGAAS, 2001), unabhängig von Rasse, Größe, Farbe oder Naturell. Ihr Einsatz, heißt es weiter, sei universell. Hunde auf der ganzen Welt können miteinander kommunizieren, wenn sie sich begegnen. Dabei werden von einigen Rassen einfache Signale verwendet, weil es besser zu den ihnen zur Verfügung stehenden Ausdrucksmöglichkeiten passt. Für einen Hund mit stark behaartem Gesicht ist es effektiver, sich das Maul zu lecken oder den Kopf abzuwenden, als seine Augenmimik einzusetzen.

Beschwichtigungssignale (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989) sind z. B.:

Vermeidung des direkten Blickkontaktes, der Kopf wird vom Gegner abgewendet, zudem werden die Ohren nach hinten und nach unten bewegt, außerdem wird die eigene Schnauze geleckt. Zudem werden die Stirn gestrafft und die Lippen zu einem „Unterwürfigkeitsgrinsen“ waagerecht zurückgezogen.

Rangniedere Tiere suchen den Schnauzenkontakt zum Übergeordneten.

Dies soll die Integration in den Sozialverband sichern und entspricht dem

„sozialen Grüßen“. Dabei nimmt der Grüßende eine hohe Bewegungsaktivität mit niedriger, geduckter Körperhaltung ein. Hierbei wird mit übertriebenen Gebärden, die spielerisch wirken, mit der Schnauze gegen die Mundwinkel des dominanten Tieres gestupst, teilweise noch die Mundwinkel geleckt.

Zitat FEDDERSEN-PETERSEN, (1989): „Das Anspringen des Menschen zur Begrüßung, das Um – den – Menschen – Herumhopsen, die ständigen Versuche, die Hand oder, wenn möglich, das Gesicht und hier am besten gezielt die Mundwinkel des Menschen zu lecken – alle diese Ausdrucksstrukturen freundlicher Annäherung, die häufig aufdringlich erscheinen, gehören zum Ausdrucksbild der aktiven Unterwerfung. Sie bitten um freundliche Aufnahme in den Sozialverband und werden insbesondere dem zurückkehrenden Sozialpartner Mensch gegenüber gezeigt, als Begrüßung mit freundlich – demütigem Charakter.“

Drohmimiken (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989) sind z. B.:

Beim Angriffsdrohen werden die Lippen hoch- bzw. heruntergezogen und die Zähne im vorderen Schnauzenbereich gebleckt, wodurch die Mundwinkel kurz und rund sind. Bereits bei leichter Unsicherheit wird der Lippenspalt sichtbar länger. Bei der Angriffsvorbereitung behält man den Gegner im Auge. Ein direkter Blickkontakt, also ein Fixieren, wird von Hunden als Drohung empfunden.

Beim Defensivdrohen zeigen die Hunde einen langen Lippenspalt durch lange, spitzwinklige Mundwinkel. Auch hier werden die Zähne gebleckt.

Durch den langen Lippenspalt sind nicht nur die Backenzähne, sondern teilweise sogar das Zahnfleisch sichtbar.

Das Abwehrdrohen deutet soziale Unsicherheit an und den beginnenden Rückzug – allerdings noch bei voller Verteidigungsbereitschaft.

Zitat FEDDERSEN-PETERSEN (1989): „Sehr oft beißt von zwei drohenden Hunden der defensive zuerst zu.“

Spielverhalten der Hunde:

Das Spielverhalten des Hundes umfasst so viele Variationen der Körpersprache wie sonst keine Verhaltensweise. Außerdem kann es Elemente aus allen übrigen Verhaltensbereichen enthalten (HASSENSTEIN, 1980).

Beispiele (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989):

Zur Spielaufforderung, die auch dem Menschen gegenüber gerne ausgeführt wird, wird häufig die Vorderkörper – Tief – Stellung gezeigt. Dabei senkt der Hund den Vorderkörper, und die im Ellenbogengelenk stark gewinkelten Vorderbeine werden seitlich gespreizt. Der Schwanz wedelt, und der Kopf wird eventuell schief gehalten oder ruckartig hin und her bewegt. Dazu kommt teils ein aufforderndes Bellen.

Als Spielaufforderung kann auch das Spielbeißen gelten, bei dem Bisse gegen Artgenossen oder Menschen gerichtet sind, die aber meist ins Leere gehen. Hierbei knurrt und bellt der Hund eindrucksvoller, also stärker und lauter.

Beim Beißschütteln packt der Hund einen Gegenstand mit den Zähnen und bewegt den Kopf mit Schüttelbewegungen übertrieben weit und schnell nach rechts und links.

Ebenso als Spielaufforderung zu sehen ist das Mit – der - Schnauze – Anstoßen.

Um einem Welpen die Möglichkeit zu geben, soziale Beziehungen zu seinen neuen Sozialpartner Mensch aufzubauen, ist das Spiel ausgesprochen wichtig und dies bereits sobald er vom Wurf getrennt und in seine neue Familie integriert wird.

Geruchliche Kommunikation (FEDDERSEN-PETERSEN, 1989):

Es ist wenig bekannt, in welchem Umfang die Hunde olfaktorisch durch Aufnahme von bestimmten Geruchsstoffen unserer Körperausdünstungen bei Angst, Aufregung, Schreck z.B. auf unsere Gemütslage schließen können.

Zitat FEDDERSEN-PETERSEN, (1989): „Hunde reagieren bereits auf weniger als 10.000 Moleküle Buttersäure pro cm3 Luft, während Menschen erst eine millionenfach stärkere Konzentration, etwa 7 109 Moleküle pro cm3 Luft wahrnehmen.“

Hier ist nur ein kleiner Teil der Kommunikationsmöglichkeiten sozial verträglicher Hunde aufgezeigt. Daran wird deutlich, dass Hunde nur in Ausnahmefällen von Natur aus bösartig oder aggressiv, sondern im Gegenteil große Meister darin sind, einem direkten Angriff aus dem Wege zu gehen.