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Internationaler Wissenstransfer

Die Mitarbeit in internationalen Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Gelegenheit, relevante Fragestel-lungen im Bereich der Entsorgung in geologischen Tiefenlagern im Rahmen internationaler For-schungsprojekte zu verfolgen und bezüglich Stand von Wissenschaft und Technik über die aktuel-len Entwicklungen informiert zu bleiben. Die Resultate dieser Arbeiten fliessen in die Begutachtung im Rahmen des SGT ein.

Neben der Beteiligung des ENSI an der internationalen Forschung im Felslabor Mont Terri enga-giert sich das ENSI in EU-Forschungsprojekten zur Entsorgung und arbeitet in verschiedenen inter-nationalen Gremien mit. Das 2009 gestartete vierjährige EU-Forschungsprojekt FORGE (Fate of Repository Gases) dient der Erforschung der in einem geologischen Tiefenlager durch Korrosion oder Zersetzung produzierten Gase, dem damit verbundenen Gasdruckaufbau und dem Abtrans-port der Gase durch ein wenig durchlässiges Medium (z. B. ein tonreiches Gestein). Das Projekt wird im Jahr 2013 abgeschlossen.

Das Projekt SITEX (Sustainable network of Independent Technical EXpertise for radioactive waste disposal) wurde im Februar 2012 gestartet mit dem Ziel, eine Plattform für die Aufsichtsbehörden und ihre Expertinnen und Experten aufzubauen. Im Rahmen dieser Plattform soll der regulatorische Bedarf für alle Phasen der Realisierung eines geologischen Tiefenlagers diskutiert und evaluiert werden. Es soll darauf aufbauend geklärt werden, welche Schwerpunkte für die regulatorische Si-cherheitsforschung und bei der technischen Expertise für zukünftige Realisierungsschritte gesetzt werden sollen. Der Erfahrungsaustausch über verschiedene regulatorische Fachthemen wird für das ENSI bei den sicherheitstechnischen Beurteilungen der Arbeiten der Nagra im SGT-Verfahren wertvolle Impulse liefern.

Das ENSI beteiligt sich ferner an den Aktivitäten der NEA-Arbeitsgruppe «Integration Group for the Safety Case» (IGSC) der OECD sowie der Untergruppe «Working Group on Measurements and Physical Understanding of Water Flow through Argillaceous Media» (Clay Club). Spezifisches The-ma der IGSC war 2012 das Management von Ungewissheiten im Sicherheitsnachweis. Der Clay Club beschäftigt sich mit spezifischen Aspekten des Stofftransportes in Tongesteinen, dem in der Schweiz bevorzugten Wirtgestein für die geologische Tiefenlagerung. In beiden Arbeitsgruppen sind neben dem ENSI weitere Behörden und Organisationen aus Ländern vertreten, die sich mit der sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle in Tongesteinen befassen. Ziel des Clay Clubs ist es, den internationalen Stand der Wissenschaft in der Tongesteinsforschung zu verfolgen, den Kenntnis-stand der sicherheitsrelevanten Prozesse und Parameter von Tongesteinen zu diskutieren, allfällige Lücken zu erkennen und mit gemeinsamen Projekten zu schliessen. Die Arbeiten des Clay Clubs umfassten im Jahr 2012 die Veröffentlichung der Beiträge zur Fachtagung «Imaging and Nano Sca-le Characterisation of Clays» sowie das Starten eines Projekts mit dem Titel «Argillaceous Media Database Compilation». In diesem neuen Projekt sollen die in Tongesteinen massgebenden geolo-gischen, hydrogeologeolo-gischen, mineralogeolo-gischen, geophysikalischen, geochemischen und

felsmecha-Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI)

nischen Daten dargestellt werden. Die Datensammlung umfasst die vorgesehenen tonreichen Wirt-gesteine in Frankreich, Belgien, Kanada und der Schweiz sowie Tongesteinsformationen, in denen in diesen Ländern Felslabors errichtet wurden.

Die Mitarbeit im Clay Club und in der IGSC ermöglicht den Zugang zu wichtigen internationalen Informationsplattformen. Im Zentrum steht dabei der Wissenstransfer bezüglich des Sicherheits-nachweises für ein geologisches Tiefenlager und der Tongesteinsforschung. Vertretungen der Hochschulen, der Industrie, der Fachbehörden sowie der Endlagerprojektanden bringen dazu ihr Wissen ein.

Expertengruppe Geologische Tiefenlagerung (EGT)

7 Expertengruppe Geologische Tiefenlagerung (EGT)

Die EGT wurde vom UVEK, ENSI und BFE 2012 ins Leben gerufen. Sie übernimmt im SGT die Rolle der vom Bundesrat aufgelösten Kommission Nukleare Entsorgung (KNE). Der Konzeptteil des SGT wurde mit Bundesratsbeschluss zu Etappe 1 am 30. November 2011 entsprechend ange-passt. Aufgabe der EGT ist es, das ENSI zu unterstützen, zu erdwissenschaftlichen und bautechni-schen Fragen Stellung zu nehmen und im Technibautechni-schen Forum Sicherheit mitzuarbeiten. Für das ENSI ist die EGT eine wichtige Wissensträgerin, da darin unabhängige Fachpersonen vertreten sind, die nicht für die Nagra arbeiten. Die EGT umfasst acht Mitglieder, vornehmlich aus dem Hoch-schulbereich des In- und Auslands, welche verschiedene in der geologischen Tiefenlagerung rele-vante Fachbereiche abdecken (s. Anhang III). Vier Mitglieder waren vorgängig in der KNE tätig und stellen sicher, dass das bisher aufgebaute Fachwissen erhalten bleibt. Das Sekretariat der EGT wird vom ENSI geführt.

In der Berichtsperiode 2012 stand im Vordergrund, die Zusammenarbeit der EGT mit den vier neu-en Mitgliedern unter dneu-en geändertneu-en Rahmneu-enbedingungneu-en zu etablierneu-en und die Beurteilungneu-en für Etappe 2 vorzubereiten. Es fanden vier ganztägige Sitzungen statt. Mitglieder der EGT nahmen ferner an den vier Sitzungen des Technischen Forums Sicherheit teil und beantworteten Fragen zur tektonischen Entwicklung und Erdbebengefährdung (TFS-Frage 70).

Die EGT und das ENSI legen jährlich gemeinsam die Schwerpunkte der Arbeiten der EGT fest. Im Berichtsjahr wurden von der EGT folgende Themen in Angriff genommen:

– Überblick der geochemischen Prozesse im Nahfeld eines HAA- und SMA-Lagers: Salinität der Porenwässer, Korrosion und Gasbildung;

– Überblick zum Thema Gastransport in den technischen und geologischen Barrieren;

– Überblick zur Bewertung der konzeptuellen Annahmen und Modellrechnungen zum Nuklid-transport in der Biosphäre;

– Übersicht der Tektonik, Neotektonik, Seismizität und geodynamischen Entwicklung in der Nord-schweiz;

– Diskussion konzeptioneller Annahmen zur Tiefenlagerauslegung;

– Prozessierung und Belastbarkeit der bisherigen seismischen Untersuchungen der Nagra in der Nordschweiz;

– Erdbeben in relevanten Zeiträumen und ihre Auswirkungen auf geologische Tiefenlager.

Weiterhin unterstützte die EGT das ENSI bei der Präzisierung der sicherheitstechnischen Methodik zur Standortauswahl, sowie seiner Anforderungen an die bautechnischen Risikoanalysen und er-gänzende Sicherheitsbetrachtungen für die Zugangsbauwerke in Etappe 2.

Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS)

8 Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS)

Als beratendes Organ des Bundesrats, des UVEK und des ENSI prüft die KNS grundsätzliche Fra-gen der nuklearen Sicherheit und kann zuhanden des Bundesrats und des UVEK Stellung zu den sicherheitstechnischen Gutachten des ENSI nehmen. Die KNS besteht aus sieben Mitgliedern (sie-he Anhang III).

8.1 Sachplan geologische Tiefenlager

8.1.1 Standortvorschläge der Nagra für Oberflächenanlagen und Erschliessungs-möglichkeiten eines Tiefenlagers

Ende Januar 2012 wurden die Vorschläge der Nagra für Standortareale für die Platzierung von Oberflächenanlagen vorgestellt. In der Folge formulierte der Beirat Entsorgung vordringlich zu klä-rende Fragen im Zusammenhang mit geologischen Tiefenlagern und deren Erschliessung von der Oberfläche. Diese waren unter anderem auch durch die KNS zu beantworten.

Die KNS legte in ihrer Antwort den Schwerpunkt auf sicherheitstechnische Aspekte der möglichen Erschliessung eines Tiefenlagers von der Oberflächenanlage her. Sie hielt fest, dass die Lage der Oberflächenanlage im Verhältnis zum Tiefenlager einen unmittelbaren Einfluss auf die mögliche Art und Anordnung der untertägigen Erschliessungsbauwerke und damit auch auf die nukleare sowie nichtnukleare Sicherheit von der Bau- bis zur Nachverschlussphase eines Tiefenlagers habe. Als Instrument für den Vergleich verschiedener Erschliessungsvarianten empfahl die KNS quantitative Risikoanalysen nach Stand von Wissenschaft und Technik. Auf Basis solcher Risikoanalysen kön-nen verschiedene Erschliessungsvarianten sicherheitstechnisch bewertet und Aussagen zu Einfluss und Auswirkungen auf die Sicherheit getroffen werden.

Die KNS erwartet bei der Erschliessung eines Tiefenlagers ausschliesslich mit Vertikalschächten Vorteile gegenüber einer Variante mit Rampe.19 Aber sie wies in der Antwort an den Beirat darauf hin, dass eine abschliessende sicherheitstechnische Bewertung möglicher Erschliessungsvarianten erst erfolgen könne, wenn entsprechende quantitative Risikoanalysen vorliegen.

8.2 Präzisierung des sicherheitstechnischen Vorgehens für die Auswahl von