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3 ERGEBNISSE

3.2 U NTERSUCHTE K ONZEPTE UND VERWENDETE M ETHODEN

3.2.2 S CHEMAFRAGEBOGEN YSQ-S2

3.2.2.5 Interkorrelation der Schemata

Bei einer faktorenanalytisch gewonnenen Skala wäre es wünschenswert, möglichst unkorrelierte Skalen zu erhalten. Betrachtet man die Interkorrelationen der Skalen, ergibt sich ein anderes Bild. Für die Skalen der Domäne I „Das Gefühl abgetrennt zu sein und Zurückweisung“ fanden sich durchschnittlich hohe Interkorrelationen um r = .50 (vergleiche hierzu Tabelle 38 ).

Betrachtet man die Skalen genauer, ergeben diese Interkorrelationen einen Sinn.

Gerade „Emotionale Vernachlässigung“, „Missbrauch“ und „Scham“ sind in der ent-wicklungspsychologischen Realität häufig miteinander assoziiert bzw. begünstigen sich gegenseitig (Egle, Hoffmann & Joraschky, 1997).

Ergebnisse

Für „Im Stich gelassen“ gilt beides, wer im Stich gelassen wurde, ist potenziell stärker gefährdet, und Missbrauch geht häufig mit einem im Stich lassen durch das zweite Elternteil einher, welches den Missbrauch nicht bemerkt oder bemerken will. Dabei hat sich gerade die Unterstützung des sexuell missbrauchten Kindes innerhalb der Familie, insbesondere durch die Mutter, als wichtigster protektiver Faktor im Erho-lungsprozess erwiesen. Hierzu gehörte, dass den kindlichen Darstellungen Glauben geschenkt und es gegen weitere Übergriffe geschützt wurde (Bender & Lösel, 1997).

Tabelle 38: Interkorrelation der Schemata – Domäne I

1 2 3 4 5

EmVer Stich Misstr Iso Scham 1 EmVer 1

2 Stich .30** 1 3 Misstr .56** .54** 1

4 Iso .50** .43** .60** 1 5 Scham .47** .57** .67** .64** 1

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant.

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.

319≤N≤339

Auch für die zweite Domäne „Eingeschränkte Autonomie und Leistung“, dargestellt in Tabelle 39, zeigten sich hohe Interkorrelationen zwischen den einzelnen Skalen. Auf-fallend waren die zwei Korrelationen des Schemas „Erfolglosigkeit/Versagen“: Auf der einen Seite die Korrelation zu „Unattraktivität“ (r = .67), wobei offen blieb, ob „Er-folglosigkeit/Versagen“ als Ursache von Unattraktivität zu sehen ist oder „Unattraktivi-tät“ eher zu einem Gefühl von „Erfolglosigkeit/Versagen“ führt. Beide Wirkrichtungen wären mit einer Korrelation grundsätzlich vereinbar. Interessant war auf der anderen Seite die niedrigste Korrelation in diesem Tableau von r = .43 zwischen „Erfolglosig-keit/Versagen“ und „Verstrickung“. Aus diesem Blickwinkel betrachtet gehört Verstri-ckung doch stärker in den emotionalen Bereich, während sich Erfolglosig-keit/Versagen mehr auf klassische Leistungsbereiche bezieht.

Tabelle 39: Interkorrelation der Schemata – Domäne II

6 7 8 9 10

Unattr Versg Abhg Verlz Verstr 6 Unattr 1

7 Versg .67** 1

8 Abhg .54** .60** 1

9 Verlz .50** .50** .59** 1 10 Verstr .46** .43** .51** .52** 1

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant.

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.

312≤N≤337

Ergebnisse

Für die Domäne III „Fremdbezogenheit und eingeschränkter Selbstausdruck“, siehe Tabelle 40 ergab sich ein anderes Bild: hier fand sich nur eine hohe Korrelation, und zwar zwischen „Unterordnung“ und „Beachtung suchen“ mit r = .61. Man könnte die-ses Ergebnis psychologisch als ein „Beachtung suchen“ um den Preis der „Unterord-nung“ interpretieren.

Tabelle 40: Interkorrelation der Schemata – Domäne III 11 12 Beacht

Unter Aufop Beacht 11 Unter rxy 1

12 Aufop rxy .38** 1

17 Beacht rxy .61** .26** 1

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant.

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.

310≤N≤338

Auch innerhalb der Domäne IV „Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit“ fan-den sich wiederum hohe Interkorrelationen (vergleiche hierzu Tabelle 41). Die höchs-te Korrelation fand sich mit r = .69 zwischen „Negatives hervorheben“ und „Strafnei-gung“. Aus den Schemabeschreibungen geht der Zusammenhang nicht direkt her-vor. Zur Strafneigung gehört jedoch auch das Hervorheben und Anprangern eigener und fremder Fehler. Aus dieser Perspektive wird die hohe Korrelation verständlich.

Vor diesem Hintergrund ergeben auch die hohen Korrelationen zu den „Unerbittli-chen Ansprü„Unerbittli-chen“ einen Sinn. Im Wissen um die eigene „Strafneigung“ und die Ten-denz „Negatives hervorzuheben“, könnten die „Unerbittlichen Ansprüche“ als eine Kompensationsstrategie verstanden werden.

Tabelle 41: Interkorrelation der Schemata – Domäne IV

13 14 NEG STRAF

EmGeh Unerb Neg Straf 13 EmGeh rxy 1

14 Unerb rxy .40** 1

18 Neg rxy .44** .60** 1 19 Straf rxy .49** .57** .69** 1

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant.

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.

306≤N≤331

Zwischen den beiden Schemata der Domäne V „Beeinträchtigte Grenzen“ (siehe Tabelle 42) gab es wider erwarten nur eine schwache Korrelation. Zum Schema „Be-sonders sein“ gehört die Überzeugung, besondere Rechte oder Privilegien zu genie-ßen. Werden diese Ansprüche nicht erfüllt, schließt das Schema die Durchsetzung der eigenen Wünsche ohne die Berücksichtigung der Bedürfnisse oder Gefühle Drit-ter ein.

Ergebnisse

Tabelle 42: Interkorrelation der Schemata – Domäne V

15 16

Besond UDisz 15 Besond rxy 1

16 UDisz rxy .27** 1

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant.

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.

323≤N≤332

Aufgrund der hohen Interkorrelationen innerhalb der Domänen werden in den beiden folgenden Tabellen die Interkorrelationen aller Schemata betrachtet. In Tabelle 43, der Darstellung der Zusammenhänge für die männlichen Patienten fiel auf, dass die Schemata überwiegend hohe Interkorrelationen aufweisen. Von der Konstellation her fielen drei Schemata auf: „Emotionale Vernachlässigung“ zeigte eine mittlere Korrela-tionen mit „Unattraktivität“(r = .43), sowie „Erfolglosigkeit/Versagen“ (r = .29) und

„Emotionale Gehemmtheit“ (r = .29), ansonsten ergaben sich außerhalb der eigenen Domäne nur niedrige Korrelationen. Für das Schema „Besonders sein“ fanden sich nur niedrige bis mittlere Korrelationen (.09 ≤ r ≤ .36) , diese lagen jedoch höher als die entsprechenden Korrelationen für die Patientinnen (-.01 ≤ r ≤ .28). Dies verwun-dert insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich in den Mittelwerten mit MM = 2.73 und MF = 2.78 keine signifikanten Unterschiede finden ließen. Auch für das Schema

„Aufopferung“ fanden sich nur niedrige bis mittlere Korrelationen (.10 ≤ r ≤ .42). Bei Schemata wie „Unterordnung“, die über mehrere Domänen hinweg hohe Korrelatio-nen aufwiesen, z. B. r = .70 zu „Beachtung suchend“, r = .68 zu „Abhängigkeit“ und r = .66 zu „Isolation“ stellt sich die Frage, ob „Unterordnung“ im Sinne eines Coping verstanden werden kann, um mit den anderen Schemata zurechtzukommen, bzw. sie erträglicher zu gestalten.

Die Betrachtung der Interkorrelationen bei den Patientinnen in Tabelle 44 ergab ein ähnliches Bild. Auch hier fiel sofort die hohe Zahl der signifikanten Interkorrelationen ins Auge.

Einzig das Schema „Besonders sein“ zeigte ein anderes Muster, es traten nur sehr schwache Korrelationen auf. Lediglich die Korrelation zu Isolation wurde mit r = .23 auf dem 1 % Niveau signifikant. Für das Schema „Aufopferung“ zeigten sich fast nur Korrelationen im mittleren Bereich (.12 ≤ r ≤ .43). Im Gegensatz zu den Ergebnissen bei den Patienten blieben die Korrelationen des Schemas „Emotionale Vernachlässi-gung“ bei den Patientinnen überwiegend im mittleren Bereich, nur für „Besonders sein“ fand sich mit r = .02 eine Ausnahme.

Ergebnisse

Tabelle 43: Interkorrelation der Schemata: männliche Patienten

EmVer Stich Misstr Iso Scham Unattr Versg Abhg Verlz Verstr Unter Aufop EmGeh Unerb Besond UDisz Beacht Neg 2 Stich .21*

3 Misstr .44** .54**

4 Iso .48** .36** .52**

5 Scham .34** .54** .62** .56**

6 Unattr .43** .52** .59** .63** .69**

7 Versg .29** .48** .49** .59** .66** .71**

8 Abhg .20* .37** .38** .57** .66** .55** .65**

9 Verlz .16 .48** .47** .41** .62** .61** .50** .58**

10 Verstr .09 .41** .46** .53** .56** .44** .43** .62** .54**

11 Unter .13 .48** .53** .66** .62** .64** .64** .68** .57** .70**

12 Aufop .10 .42** .29** .11 .31** .23** .19* .19* .27** .17 .27**

13 EmGeh .29** .21* .41** .44** .57** .51** .54** .45** .36** .32** .45** .10

14 Unerb .06 .29** .33** .37** .45** .36** .50** .46** .48** .49** .55** .30** .44**

15 Besond .15 .18* .33** .35** .13 .09 .09 .20* .20* .28** .32** .19* .27** .43**

16 UDisz .15 .42** .31** .54** .42** .45** .57** .61** .35** .41** .63** .08 .28** .34** .28**

17 Beacht .03 .55** .47** .50** .50** .43** .51** .52** .55** .60** .70** .22* .30** .54** .36** .60**

18 Neg .17 .50** .59** .59** .64** .63** .60** .62** .75** .58** .75** .17 .43** .55** .36** .54** .65**

19 Straf .16 .37** .52** .32** .54** .36** .39** .49** .41** .41** .50** .28** .41** .48** .35** .30** .40** .57**

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant. ** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. 115≤N≤130 Tabelle 44: Interkorrelation der Schemata: weibliche Patienten

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant. ** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. 165≤N≤190

EmVer Stich Misstr Iso Scham Unattr Versg Abhg Verlz Verstr Unter Aufop EmGeh Unerb Besond UDisz Beacht Neg 2 Stich .26**

3 Misstr .58** .49**

4 Iso .45** .44** .62**

5 Scham .46** .55** .67** .61**

6 Unattr .39** .38** .64** .65** .65**

7 Versg .36** .37** .53** .50** .59** .65**

8 Abhg .38** .44** .53** .59** .62** .54** .54**

9 Verlz .24** .44** .49** .41** .39** .41** .46** .58**

10 Verstr .17* .53** .47** .45** .46** .44** .41** .46** .48**

11 Unter .43** .58** .64** .57** .64** .61** .56** .54** .45** .65**

12 Aufop .30** .24** .43** .23** .21** .25** .30** .24** .32** .37** .43**

13 EmGeh .40* .29** .56** .48** .55** .59** .47** .45** .32** .34** .53** .24**

14 Unerb .26** .44** .37** .41** .54** .41** .35** .39** .41** .46** .58** .31** .37**

15 Besond .02 .16* -.01 .23** -.02 -.10 -.07 .19* .14 .10 .06 .12 -.10 .19*

16 UDisz .41** .35** .48** .53** .52** .49** .45** .65** .36** .34** .48** .23** .40** .35** .26**

17 Beacht .25** .54** .24** .29** .39** .29** .33** .35** .31** .34** .50** .30** .23** .50** .28** .32**

18 Neg .30** .53** .58** .50** .60** .59** .54** .59** .67** .57** .60** .29** .45** .57** .09 .48** .47**

19 Straf .38** .47** .63** .58** .68** .58** .57** .63** .60** .47** .64** .37** .53** .58** .13 .50** .37** .73**

Ergebnisse

Da „Besonders sein“ typischerweise durch ein „zu viel des Guten“, das heißt, durch ein „zu sehr verwöhnt werden“, entsteht, war diese Korrelation nahe 0 zu erwarten.

Bei der Betrachtung der Interkorrelationen zeigten sich viele hohe und mittlere Zu-sammenhänge zwischen den Schemata. Auch in der therapeutischen Praxis, also in der direkten Arbeit mit den Patienten, tritt dieses Phänomen auf, insbesondere bei Patienten mit Persönlichkeitsakzentuierungen. Sind viele Schemata gleichzeitig akti-viert stellt sich die Frage, an welchem Schema am besten bzw. zuerst angesetzt werden könnte. Aus diesem Grunde wurde der Schemaansatz mittlerweile weiter-entwickelt. Der Modiansatz bietet für diese komplexe Situation eine adäquatere He-rangehensweise (siehe 1.1.4.).