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3.1. Judith Herrn ann

3.2.4 Die Erzählung Nichts als Gespenster

3.2.4.1 Inhalt der Erzählung:

Diese Erzählung beschreibt die Reise eines Paares nach Amerika, die schließlich ihr ganzes Leben verändert.

273 PONTZEN, Alexandra. Http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5716: Spät erst erfahren sie sich [online], Literaturkritik.de, 2006 [cit. 2009-03-05], Dostupný z www:

<http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5716 >.

274 Vgl. WERNDL,Kristina. Http://www.aurora-magazin.at/medien_kultur/werndl_hermannJrm.htm:

Kopflos ins Sekundenglück [online], Aurora Magazin, 2000 [cit. 2009-02-28], Dostupný z www:

<http://www.aurora-magazin.aťmedien_kultur/werndl_hermann_frm.htm>.

Ein junges Paar aus Berlin, Ellen und Felix, reisen für ein paar Monate mit dem Auto von der Ostküste an die Westküste Amerikas, besuchen Iowa, Illinois, Idaho, Kalifornien oder Colorado und andere Staaten, aber Ellen kann sich nur an einen einzigen Ort erinnern, wenn sie von ihrer Reise in die USA spricht. Austin in Nevada, denn hier lernt sie Buddy kennen - den Mann, der unbewusst ihrem Leben Sinn gibt.

„Aber das einzige, worüber es wirklich etwas zu sagen gäbe, wäre Austin, Nevada....Buddy ist der einzige, über den es etwas zu sagen gibt"275

Nach langer Zeit im Auto entscheidet sich Felix, wegen Müdigkeit anzuhalten und nicht mehr weiter zu fahren. Darum bezahlt Ellen das Zimmer für sich in einem typisch amerikanischen Motel, in dessen Rezeption sie einer besonders interessanten Frau begegnet - einer Geistesjägerin.

Während Felix im Zimmer schläft, geht Ellen allein in die Wüste, weil sie dort das Gefühl hat, an nichts denken zu müssen. „Ellen fiel ein, dass sie irgendwann zwischen Elli und Austin gesagt hatte, wie schön die Wüste fände, weil es ihr gelinge, an nichts mehr zu denken. "276

Am gleichen Abend wenn sie Wein und Bier in der Bar des Hotels International trinken, trifft sie wieder die Geistesjägerin, die versucht, Kontakt zu den Geistern in dem Hotel aufzunehmen und sie zu fotografieren. Auch die Geistesjägerin erkennt Ellen und später in der Nacht zeigt sie ihr und dem Rest der Gäste die Bilder, die sie schon früher gemacht hatte. Normalerweise glaubt Ellen nicht an Geister, aber als sie sich die Bilder mit den silbrigen Streifen oder einem kleinen Schimmer ansieht und den Geschichten der Geistesjägerin zuhört, ist sie überzeugt, dass es irgendwo Gespenster gibt. „Ellen hätte immer gesagt: es waren ganz einfach Entwicklungsfehler.

Doppelbelichtungen, Spiegelungen, Staub auf der Linse, mehr nicht, aber in dieser Nacht in der Bar im Hotel International glaubte sie das nicht. Sie glaubte der dicken

Geisterjägerin." 277

Außer der Geistesjägerin trifft Ellen noch einen interessanten Menschen in der Bar - einen Amerikaner mit einer unerklärlichen Ausstrahlung namens Buddy. Nach

275 Hermann, J. Nichts als Gespenster. 2. Auflage. Frankfurt am Main: S.Fischer Verlag GmbH, 2003.

318 S. Erzählung: Nichts als Gespenster. S. 195.

276 Ebd. S. 205.

277 Ebd. S. 228.

dem ersten Blick in seine Augen überfiel sie das Gefühl, ihn ihr Leben lang zu kennen.

Sie beobachtet ihn den ganzen Abend, ohne auffallig zu sein. „Er war noch jung, vielleicht dreißig, zweiunddreißig Jahre alt. Er trug eine Basecap auf dem Kopf, der Ausdruck seines Gesichtes war kindlich, simpel und klug, sein Bauch quoll über seine blauen Jeans, er sah mächtig aus auf eine kompakte Art. "27S

Ellen ist jedoch nicht die Einzige, auch Felix beobachtet ihn grundlos, aber mit Interesse. Während des Abends in der Bar spielen sie zusammen Billard, sie unterhalten sich am Tresen, sie verstehen sich.

Im Gespräch erfährt Ellen viele Dinge über Buddys Leben - von der Geburt in Austin bis zur Heirat mit einem Mädchen, mit dem er auch einen Sohn hat. Auch Buddy stellt ihnen die Frage nach Kindern und beide sind überraschend nicht fähig, ihm eine genügende Antwort zu geben. Ellen fällt kein einziger Grund ein, warum sie keine Kinder haben und doch haben sie keine.

Ellen hat schließlich keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn Buddy erzählt immer, am meisten über seinen Sohn und wie schwer es ist, die richtigen Sportschuhe für ihn zu kaufen. Ellen und Felix hören aufmerksam zu.

Nach diesem Gespräch stellt Ellen völlig überrascht fest, sie verliebte sich wahrscheinlich in Buddy: „...es ist nicht seltsam, an ihn zu denken, an jemanden zu denken, mit dem eine Nacht in einer Bar verbracht hat, mehr nicht und nicht weniger, auf eine unspektakuläre Weise scheint ihr Leben mit seinem verbunden zu sein. "279

Als alle die Bar gegen Morgen verlassen, fragt die Geistesjägerin, ob sie fotografiert werden möchten, denn ein letztes Bild war noch auf dem Film. Alle stimmen zu, Ellen ist aufgeregt. Sie wird auf einem von 36 Bildern voller Geister fotografiert. Mit Begeisterung greift sie nach Buddys Hand, der ihre Hand festhält und den Druck erwidert. Den nächsten Tag fahren Ellen und Felix zusammen wieder los und sie ist sich sicher, sie sieht Buddy nie mehr.

Seit der Zeit in Austin denkt Ellen jeden Tag an seine warme Hand, an das Gefühl beim Fotografieren und seine Frage nach den Kindern in der Bar. Jetzt weiß sie

278 Hermann, J. Nichts als Gespenster. 2. Auflage. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH, 2003.

318 S. Erzählung: Nichts als Gespenster. S. 213.

279 Ebd. S. 223.

ganz genau, ähnlich wie Felix, wie kompliziert es ist, die richtigen Schuhe für den Sohn zu besorgen. Ihr Kind sitzt neben ihnen auf dem Stuhl und isst zu Abend.