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Indikatoren zum Erziehungsverhalten der Väter

„aktiven“ Väter?

5 Vater-Kind-Beziehung: Das Erziehungsverhalten der Väter

5.2 Indikatoren zum Erziehungsverhalten der Väter

In AID:A II wurden die Väter (und Mütter) detailliert über ihre Verhal-tensweisen in der Erziehung des Zielkindes befragt.55 Diese Fragen können in vier Dimensionen eingeteilt werden:

- Emotionale Wärme (vgl. Tabelle 5.1)

- Kindzentrierte Kommunikation (vgl. Tabelle 5.2) - Strafendes Erziehungsverhalten (vgl. Tabelle 5.3) - Inkonsistenz im Erziehungsverhalten (vgl. Tabelle 5.4)

Zunächst sollen die Verteilungen der Antworten auf die einzelnen Fra-gen, welche in die jeweiligen Dimensionen eingehen, genauer betrachtet werden.

Emotionale Wärme

In Bezug auf die „emotionale Wärme“ im elterlichen Erziehungsverhalten geben die meisten Väter an, dass sie einen liebevollen, kindzentrierten, nicht strafenden und relativ konsequenten Erziehungsstil an den Tag legen (vgl.

Tabelle 5.1). So trösten fast 70 % der Väter ihr Kind immer, wenn es traurig ist, 86,5 % empfinden immer starke Liebe und Zuneigung zu ihrem Kind

55 Fragestellung: Bitte sagen Sie mir, wie häufig Folgendes vorkommt: 1. Ich lobe mein Kind. 2.

Ich tröste mein Kind, wenn es traurig ist. 3. Ich zeige meinem Kind mit Worten und Gesten, dass ich es gern habe. 4. Es kommt vor, dass ich mein Kind auf für kleine „Sünden“ bestrafe.

5. Es kommt vor, dass ich mein Kind härter bestrafe, als es das verdient hätte. 6. Ich bestrafe mein Kind hart, auch für Kleinigkeiten. 7. Ich werde schnell wütend, wenn mein Kind nicht tut, was ich sage. 8. Ich empfinde starke Liebe und Zuneigung zu meinem Kind. 9. Ich schwäche eine Bestrafung ab oder hebe sie vorzeitig auf. 10. Es gibt Tage, an denen ich strenger bin als an anderen. 11. Ich drohe meinem Kind eine Strafe an, strafe es dann aber doch nicht. 12.

Es fällt mir schwer, in meiner Erziehung konsequent zu sein. Für Eltern mit Kindern, die über 2 Jahre alt sind: 13. Ich spreche mit meinem Kind über das, was es erlebt hat. 14. Ich spreche mit meinem Kind über Dinge, die es ärgern oder belasten. 15. Ich frage mein Kind nach seiner Meinung, bevor ich etwas entscheide, was es betrifft. 16. Ich frage mein Kind nach seiner Meinung, bevor über Familienangelegenheiten entschieden wird, die auch das Kind betreffen.

und knapp über die Hälfte der Väter zeigt ihrem Kind immer mit Worten und Gesten, dass er es gern hat. Sein Kind immer zu loben, wird von 34,6 % angegeben.

Tabelle 5.1: Erziehungsverhalten der befragten Väter: Emotionale Wärme Ich tröste mein Kind,

wenn es traurig ist.

0,1 % Ich zeige meinem

Kind mit Worten und Gesten, dass ich es gern habe.

starke Liebe und Zuneigung zu

(Datenquelle: AID:A II, eigene Berechnung, n = 3.017 – 3.021)

Kindzentrierte Kommunikation

Die Dimension „kindzentrierte Kommunikation“ umfasst Items zu Gesprä-chen mit dem Kind und zu Partizipationsmöglichkeiten des Kindes in der Familie (vgl. Tabelle 5.2).56 Es zeigt sich, dass der Großteil der Väter häufig oder sogar immer mit dem Kind über positive oder belastende Erfahrungen im Alltag spricht. Knapp die Hälfte der Väter bezieht die Kinder häufig mit ein, wenn Entscheidungen anstehen, die das Kind selbst oder Familienange-legenheiten betreffen.

56 Da diese Items erst relevant werden, wenn das Kind sich auch selbst ausdrücken kann, wur-den Väter erst befragt, wenn das Zielkind der Familie zwei Jahre und älter war. Daher auch die etwas reduzierte Fallzahl.

Tabelle 5.2: Erziehungsverhalten der befragten Väter: Kindzentrierte Kommunikation

Nie Selten Häufig Immer Gesamt Ich spreche mit meinem

Kind über das, was es erlebt hat.

0,4 % (37)

4,4 % (115)

57,2 % (1.478)

37,0 % (956)

100,0 % (2.586) Ich spreche mit meinem

Kind über Dinge, die es ärgern oder belasten.

5,8 % (150)

15,0 % (386)

50,0 % (1.289)

29,2 % (754)

100,0 % (2.579) Ich frage mein Kind nach

seiner Meinung, bevor ich etwas entscheide, was es betrifft.

4,7 % (120)

19,1 % (490)

61,4 % (1.578)

14,9 % (382)

100,0 % (2.570) Ich frage mein Kind nach

seiner Meinung, bevor über Familienangelegen-heit entschieden wird, die auch das Kind betreffen.

9,5 % (242)

27,5 % (702)

49,3 % (1.260)

13,8 % (352)

100,0 % (2.556)

(Datenquelle: AID:A II, eigene Berechnung, n = 2.556-2.586)

Strafendes Erziehungsverhalten

Einen „strafenden Erziehungsstil“ lehnt die überwiegende Mehrheit der befragten Väter ab, wie deutlich aus Tabelle 5.3 hervorgeht. Nur selten werden Kinder „auch für kleine Sünden bestraft“ oder „härter bestraft, als es das verdient hat“. Der Großteil der Väter bestraft das Kind nie „hart für Kleinigkeiten“. 13,3 % der Väter werden jedoch häufig wütend, wenn das Kind nicht das macht, was man sagt.

Tabelle 5.3: Erziehungsverhalten der befragten Väter: Strafendes Erzie-hungsverhalten

Nie Selten Häufig Immer Gesamt Es kommt vor, dass ich

mein Kind auch für kleine Sünden bestrafe.

42,7 %

ich mein Kind härter bestrafe, als es das verdient hätte. Ich bestrafe mein

Kind hart, auch für Ich werde schnell

wütend, wenn mein Kind nicht tut, was ich sage.

(Datenquelle: AID:A II, eigene Berechnung, n = 3.011 – 3.014)

Inkonsistenz im Erziehungsverhalten

„Inkonsistentes Erziehungsverhalten“ drückt sich dadurch aus, dass Eltern schwankend in ihren Entscheidungen sind und sich letztlich keine einheitli-che Linie im Erziehungsverhalten setzen. Soleinheitli-che Inkonsistenzen in der Er-ziehung stellen jedoch neben einem strafenden ErEr-ziehungsverhalten einen Risikofaktor für die kindliche Entwicklung dar, daher werden sie in der psy-chologisch orientierten Väterforschung häufig analysiert (vgl. Kog-lin/Petermann 2008). In den AID:A II-Daten berichtet die Mehrheit der Väter nur von wenig Inkonsistenzen im Erziehungsverhalten, allerdings fällt auf, dass immerhin 27,6 % häufig „Bestrafungen abschwächen oder vorzei-tig aufheben“ und 20,2 % angeben, dass sie häufig „an manchen Tagen strenger sind als an anderen“ (vgl. Tabelle 5.4). 18,4 % der Väter geben auch an, dass es ihnen häufig „schwer fällt, in der Erziehung konsequent zu sein“.

Tabelle 5.4: Erziehungsverhalten der befragten Väter: Inkonsistentes Erziehungsverhalten

Nie Selten Häufig Immer Gesamt Ich schwäche eine

Bestrafung ab oder hebe sie vorzeitig auf.

16,6 %

denen ich strenger bin als an anderen. Ich drohe meinem Kind

eine Strafe an, strafe es dann aber doch nicht.

26,6 %

in meiner Erziehung konsequent zu sein.

19,1 %

(Datenquelle: AID:A II, eigene Berechnung, n = 2.968 - 3.009)

Zwei Indikatoren: „Positiv-kindzentriertes“ und „strafend-inkon-sistentes“ Erziehungsverhalten

Für die nachfolgenden Berechnungen werden die vier Dimensionen zu zwei Indikatoren zusammen gefasst. So umfasst das „positiv-kindzentrierte Er-ziehungsverhalten“ die beiden Dimensionen emotionale Wärme und kind-zentrierte Kommunikation, die sich durch einen sehr zugewandtes und vertrau-tes Verhältnis zum Kind charakterisieren lassen. Das „strafend-inkonsistente Erziehungsverhalten“ hingegen beinhaltet die Dimensionen Bestrafungen als Erziehungsmittel sowie die Wahrnehmung eigener Inkonsistenzen im Erziehungsverhalten. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden diese Indikatoren für Väter und Mütter berechnet (vgl. Tabelle 5.5). Da die befragten Väter und Mütter ihr Erziehungsverhalten generell als sehr positiv einschätzen, wurden die Zustimmungen zum jeweiligen Erziehungsverhalten hier in die oberen 25 % (hoch), die mittleren 50 % (durchschnittlich) und die unteren 25 % (niedrig) unterteilt.57 Dabei zeigen sich im direkten Geschlechterver-gleich Unterschiede in Bezug auf das positiv-kindzentrierte Erziehungsver-halten:58 23,6 % der Väter und 34,4 % der Mütter berichten ein stark (hoch) positiv-kindzentriertes Erziehungsverhalten. In Bezug auf das strafend-inkonsistente Erziehungsverhalten zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Dieser Befund bestätigt bereits vorliegende Studien, die zei-gen, dass sich der Erziehungsstil der Väter in einigen Punkten wesentlich von dem der Mütter unterscheidet (vgl. Lamb/Lewis 2003; Seiffge-Krenke 2001). So verbringen Väter zwar mehr Zeit mit gemeinsamem Spielen,

al-57 Aufgrund dieser methodischen Unterteilung in die oberen 25 %, die mittleren 50 % und die unteren 25 % sind hier die Effekte auf andere Variablen, und damit ihre merkmalspezifischen Unterschiede zu interpretieren, also wie hier die Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Dass etwa ein Viertel der Männer und Frauen über ein stark ausgeprägtes „strafend-inkonsistentes Erziehungsverhalten“ aufweist ist hingegen dieser Definition geschuldet und keine Beobachtung in der Gesamtbevölkerung.

58 Der Unterschied ist hier signifikant: (t (3.017) = 20,837, p < 0,01))

lerdings verhalten sich Väter in Bezug auf das Kind teilweise weniger fein-fühlig und stimulierend als Mütter und agieren in der Erziehung entweder stärker kontrollierend (autoritär) oder sind insgesamt weniger in die Erzie-hung involviert (vgl. Bornstein u. a. 2011; Paquette 2004). Mütter hingegen streben häufiger einen sogenannten autoritativen Erziehungsstil an, der sich sowohl durch emotionale Wärme und Zuneigung als auch durch elterliche Kontrolle auszeichnet (vgl. Jaursch u. a. 2009).

Tabelle 5.5: Erziehungsverhalten der Väter und Mütter59 Positiv-kindzentriertes (Datenquelle: AID:A II, eigene Berechnung, n = 3.002 – 3.020)

5.3 Einflussfaktoren auf das väterliche