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Trotz der umfangreichen theoretischen Literatur sind nur wenige empirisch gesicherte Erkenntnisse vorhanden (siehe Zhao et al., 2004 und Morschett et al., 2010). Die folgenden Abschnitte subsumieren die Literatur zu den Hypothesen, welche im empirischen Teil untersucht werden. Tabelle 3.1 fasst die Hypothesen, die erwarteten Vorzeichen und die empirischen Ergebnisse zusammen.

Überwachungs- und Koordinationskosten

Der erste Erklärungsansatz bezieht sich auf das Argument, dass Überwachungs- und Koordinationskosten zentrale Determinanten eines Anstiegs des Internalisierungs-grades darstellen (siehe z.B. Padmanabhan und Cho, 1996, Chen und Hu, 2002). Der Grund dafür liegt darin, dass die Internalisierung von Aktivitäten die Effizienz der Kommunikation erhöht. Deshalb erwarten wir, dass der Internalisierungsgrad mit zunehmenden Überwachungs- und Koordinationskosten steigt.

Hypothese 1: Je höher die Überwachungs- und Koordinationskosten, desto höher ist der Internalisierungsgrad

Wir testen Hypothese 1 durch einen direkten und einen indirekten Ansatz. Der direkte Ansatz besteht darin, dass wir direkt testen, ob Koordinationskosten die Internalisierung steigern.

Im indirekten Ansatz testen wir den Effekt der Koordinationskosten anhand eines Bestimmungsfaktors der Koordinationskosten. Ein möglicher Bestimmungsfaktor von Überwachungs- und Koordinationskosten ist Distanz, wobei aus theoretischer Sicht unklar ist, ob geographische, sprachliche und kulturelle Distanz den Internalisierungsgrad erhöht oder senkt (Madhok, 1998, Tihanyi et al., 2005). Auf der einen Seite erhöht Distanz die Kosten um die Stärken des Mutterhauses in der Tochter umzusetzen und senkt die Fähigkeit der Unternehmen die Aktivitäten zu steuern, z.B. weil weniger Wissen bezüglich der Kundenstruktur existiert. Diese

Effekte reduzieren den Vorteil der Internalisierung (Hennart, 1991, Barkema und Vermeulen, 1998). Auf der anderen Seite erschwert Distanz eine erfolgreiche Koordination der Aktivitäten des Mutterhauses und der Tochter, was zu höheren Überwachungskosten führt. Da diese durch Internalisierung effizienter gesenkt werden können, deutet dieses Argument darauf hin, dass Distanz Internalisierung begünstigt (Padmanabhan und Cho, 1996, Chen und Hu, 2002). Die empirische Evidenz spricht dafür, dass kulturelle Distanz den Internalisierungsgrad senkt (Zhao et al., 2004 und Morschett et al., 2010). Arvanitis et al. (2013) unterstützen die Hypothese, dass geographische Distanz den Internalisierungsgrad senkt, während kulturelle Distanz den Internalisierungsgrad erhöht. Wir postulieren deshalb die folgende Hypothese:

Hypothese 1a: Je grösser die geographische Distanz, desto niedrige ist der Internalisierungsgrad

Eigentumsschutz

Der zweite Erklärungsansatz argumentiert, dass Transaktionskosten stark von der Ausgestaltung der Eigentumsschutzrechte und dem Grad der Rechtssicherheit abhängig sind. Ungenügend geschützte Eigentumsrechte und hohe Rechts-unsicherheit bedingen höhere Management- und Kontrollressourcen. Da inter-nalisierte Aktivitäten einfacher und effizienter kontrolliert werden können, fördert ein Mangel an Rechtsschutz den Internalisierungsgrad.

Hypothese 2: Mangel an Rechtsschutz erhöht den Internalisierungsgrad

Wir erwarten deshalb, dass schlechter Eigentumsschutz und tiefe Rechtssicherheit die Internalisierung fördern. Dies wird empirisch in Nunn und Trefler (2008) gezeigt, welche finden, dass die Vertragstauglichkeit, eine wichtige Determinante der Unsicherheit in Bezug auf die Leistungserstellung, die Internalisierung fördert.

Corcos et al. (2013) zeigen, dass Internalisierung in Ländern mit schlecht funktionierenden Justizinstitutionen wahrscheinlicher ist. Arvanitis et al. (2013) finden keine Effekte für die Wirksamkeit des Eigentumsschutzes bzw. für politische Stabilität. Allerdings zeigen sie auch, dass Marken- und Patentschutz zu nalisierung führt. Ausserdem senkt Zwang zu Technologietransfer die Inter-nalisierung.

Hypothese 2a: Mangel an Eigentumsschutz erhöht den Internalisierungsgrad Hypothese 2b: Mangel an Rechtssicherheit senkt den Internalisierungsgrad Leistungsspezifizität

Ein wichtiger Aspekt des Transaktionskostenmodels postuliert, dass Leistungs-spezifizität die Internalisierung fördert. Mit LeistungsLeistungs-spezifizität ist gemeint, dass Produkte und Produktionsprozesse unterschiedlich viel firmenspezifisches Wissen

beinhalten. Das firmenspezifische Wissen, welches in Produkten und Produktionsprozessen enthalten ist, kann in einer internalisierten Aktivität besser geschützt werden. Folglich erhöht Leistungsspezifizität den Internalisierungsgrad.

Hypothese 3: Höhere Leistungsspezifizität erhöht die Internalisierung

Die Literatur postuliert verschiedene Masse für die Leistungsspezifizität von Produkten und Produktionsprozessen. Kohler und Smolka (2011a, b) argumentieren, dass sich das Internalisierungsverhalten von Hauptsitzen und deren Tochterfirmen hinsichtlich ihrer Leistungsströme für vor- und nachgelagerte Teile der Produktionskette unterscheiden. Dies wird mit den Hauptsitzcharakteristika und der damit einhergehenden Weisungsbefugnis, Ressourcenflexibilität und Leistungs-spezifität begründet. Folglich nehmen wir an, dass Hauptsitzfirmen einen höheren Internalisierungsgrad aufweisen als Unternehmen, welche bloss Töchter von anderen Unternehmen sind.

Hypothese 3a: Hauptsitzfirmen weisen einen höheren Internalisierungsgrad auf als Unternehmen, die Tochtergesellschaften von anderen Unternehmen sind.

Neben dem Hauptsitz werden in der Literatur vor allem die Forschungs- und Entwicklungsintensität (F&E), sowie die Intensitäten von Human- und Sachkapital als Masse für die die Leistungsspezifität verwendet.

Der positive Einfluss der F&E-Intensität auf den Internalisierungsgrad wird empirisch z.B. in Cho (1990), Andersson und Fredriksson (2000), Zhao et al. (2004), Yeaple (2006) und Arvanitis et al. (2013) bestätigt. Costinot et al. (2011) zeigen, dass Routinesektoren einen tieferen Internalisierungsgrad als Nichtroutinesektoren haben.

Wolter und Veloso (2008) argumentieren zudem, dass innovationsintensive Umgebungen von höherer Unsicherheit gekennzeichnet sind und deshalb Innovation und besonders radikale Innovation den Internalisierungsgrad erhöht.

Hypothese 3b: Höhere F&E-Intensität erhöht den Internalisierungsgrad

Der Anteil der tertiär ausgebildeten Mitarbeiter stellt ein alternatives Mass für die Leistungsspezifizität dar. Die empirischen Ergebnisse von Nunn und Trefler (2008), Corcos et al. (2013) und Arvanitis et al. (2013) stützen die Hypothese, dass ein höherer Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Ausbildung den Internalisierungsgrad einer Unternehmung steigert, während Antràs (2003) und Yeaple (2006) keinen solchen Effekt finden.

Hypothese 3c: Höherer Anteil der tertiär ausgebildeten Beschäftigten erhöht den Internalisierungsgrad

Eine weitere Dimension der Spezifizität von Leistungen bezieht sich auf die Kapital-und Investitionsintensität, welche die Internalisierung fördert (Antràs, 2003, Yeaple, 2006, Tomiura, 2007, Nunn und Trefler, 2008, Haller, 2012, Corcos et al., 2013).

Hypothese 3d: Höhere Investitionen pro Kopf erhöhen den Internalisierungsgrad Selektionsansatz

Der Selektionsansatz basiert auf Antràs und Helpman (2004), die ein theoretisches Modell entwickeln, welches darauf aufbaut, dass die Internalisierung höhere Fixkosten aufweist als der Bezug von vorgelagerten Produkten aus externen Firmen.

Daraus folgt, dass der Internalisierungsgrad mit der Produktivität steigt, da sich nur produktive Firmen die hohen Fixkosten leisten können.

Hypothese 4: Höhere Produktivität erhöht den Internalisierungsgrad

Wir testen diesen Ansatz in einem ersten Schritt direkt, indem wir testen, ob der Internalisierungsgrad mit der Produktivität steigt. Diese These wird durch die Ergebnisse in Nunn und Trefler (2008), Tomiura (2007), Federico (2010), Kohler und Smolka (2011a,b), Haller (2012) und Corcos et al. (2013) gestützt, während Defever und Toubal (2007) keine solche Evidenz finden.

Hypothese 4a: Höhere Produktivität erhöht den Internalisierungsgrad

In einem zweiten Schritt testen wir den Selektionsansatz indirekt, wobei wir die Tatsache ausnützen, dass Wettbewerb die Profitabilität senkt, weshalb es sich weniger lohnt, die Fixkosten für den Aufbau einer eigenen Tochter zu tragen (Kim und Hwang, 1992, Gomes-Casseres, 1990). Ausserdem reduziert Wettbewerb das opportunistische Verhalten von Kooperationspartnern, was die Koordinationskosten und folglich den Internalisierungsgrad senkt (Pan, 1996, Gomes-Casseres, 1990, Hennart und Larimo, 1998). Während Morschett et al. (2010) diese These stützt, finden Arvanitis et al. (2013), dass Wettbewerb die Internalisierung erhöht.

Hypothese 4b: Wettbewerb senkt den Internalisierungsgrad

Im Zusammenhang mit der Produktivität testen wir zudem eine weitere Hypothese, welche sich auf die Kosten der Auslandsaktivitäten bezieht. Da höhere Kosten die Produktivität senken, erwarten wir, dass höhere Kosten den Internalisierungsgrad senken.

Hypothese 4c: Höhere Kosten der Auslandsaktivitäten reduzieren den Inter-nalisierungsgrad

Die Grösse eines Unternehmens bietet zudem Vorteile, z.B. in Bezug auf die Verteilung von Fixkosten, besseren Zugang zu den Finanzmärkten und grössere Verhandlungsmacht (Antràs, 2003, Yeaple, 2006), Arvanitis et al., 2013). Da dies Produktivitätsgewinne ermöglicht, erwarten wir, dass grössere Firmen ihre Aktivitäten eher internalisieren

Hypothese 4d: Unternehmensgrösse erhöht den Internalisierungsgrad

Lernansatz

Aufgrund von evolutionären Lernmodellen erwarten wir, dass der Internalisierungs-grad mit steigender Auslandserfahrung zunimmt, da der Mutterkonzern Kompetenzen bezüglich der Charakteristika des Auslandes sowie des Managements von Auslandsaktivitäten aufbaut. (Johanson und Vahlne, 1977, 1990, Chang und Rosenzweig, 2001, Zhao et al. 2004, Arvanitis et al., 2013).

Hypothese 5: Auslandserfahrung erhöht den Internalisierungsgrad