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Körperliche und geistige Fähigkeiten durch Parameter der Nortonskala

8.2 B ESCHREIBUNG DER H EIMPOPULATION

8.2.6 Körperliche und geistige Fähigkeiten durch Parameter der Nortonskala

Die Nortonskala beschreibt zur Einschätzung des Dekubitusrisikos neben der Inkontinenz auch weitere Parameter, wie den allgemeinen körperlichen Zustand, die Beweglichkeit und Aktivität des Bewohners, seinen geistigen Zustand sowie die Bereitschaft zur Kooperation, das Alter, den Hautzustand und Zusatzerkrankungen (vgl. Abschnitt 7.1.7). Für diese Studie waren die Parameter Alter, Hautzustand und Zusatzerkrankungen entweder unbedeutend oder bereits in einer anderen Variablen abgebildet, sodass hier auf eine Beschreibung dieser drei Bereiche verzichtet werden konnte. Wie die Bewohner in den für diese Arbeit relevanten Bereichen der Nortonskala zu den Zeitpunkten t0, t1, t2 und t3 durch das Pflegepersonal eingestuft wurden, wird im Folgenden dargestellt.

8.2.6.1 Körperlicher Zustand

In der Nortonskala wird unter anderem die körperliche Konstitution der Bewohner beurteilt. Die Abbildung 18 stellt die jeweilige Verteilung der Ausprägungen zu allen vier Ermittlungszeitpunkten dar. Am häufigsten wurde zu allen Zeitpunkten der körperliche Zustand der Bewohner als „leidlich“ eingeschätzt, danach folgten die Ausprägungen in der Reihenfolge

„gut“, „schlecht“ und „sehr schlecht“. Obwohl die Größe der Teilstichprobe stark variiert, fällt eine Verschiebung der Ausprägungen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten auf: Im Zeitraum zwischen t0 und t1 zeigte sich eine Zunahme für die Ausprägung „leidlich“ um fast 5 Prozentpunkte, die über den weiteren Untersuchungszeitraum gehalten wurde. Gleichzeitig nahm die Häufigkeit in den Ausprägungen „sehr schlecht“ und „schlecht“ ab. Die Anzahl der Bewohner, deren körperlicher Zustand mit „gut“ eingeschätzt wurde, nahm zwischen t0 und t1 um vier Prozentpunkte ab, stieg aber zum Zeitpunkt t3 wieder auf 35,0 % an (siehe Abbildung 18). Für die weiteren Berechnungen wurden die Ausprägungen „sehr schlecht“ und „schlecht“

zusammengefasst.

Ergebnisse 88

0%

20%

40%

60%

80%

100%

t0 (n = 2118) t1 (n = 1292) t2 (n = 1633) t3 (n = 1505) Ermittlungszeitpunkte

Prozent

sehr schlecht schlecht leidlich gut

Abbildung 18: Körperlicher Zustand des Bewohners zu allen Zeitpunkten

Um etwaige Veränderungen der Bewohner im Laufe des Untersuchungszeitraumes darzustellen, wurde eine Variable gebildet, die Bewohner nach Verbesserungen und Verschlechterungen ihrer körperlichen Konstitution und unverändertem körperlichem Gesamtzustand differenziert (siehe Abschnitt 7.2.2). Es konnte konstatiert werden, dass sich der körperliche Zustand der Bewohner im ersten halben Jahr nach der Aufnahme bei 15,6 % der Bewohner verbesserte, bei 22,0 % der Bewohner verschlechterte, und bei 62,5 % wurden keine Veränderungen des körperlichen Zustands dokumentiert (siehe Abbildung 19).

15,6

22

62,5

0 20 40 60 80 100

verbessert verschlechtert unverändert

Prozent

Abbildung 19: Veränderungen des körperlichen Zustands (N = 2000)

8.2.6.2 Beweglichkeit

Unter dem Parameter Beweglichkeit erfasst die Nortonskala die Fähigkeit eines Bewohners, selbstständig Bewegungen auszuführen. In der untersuchten Stichprobe lag der Anteil der Bewohner mit einer uneingeschränkten Bewegungsfähigkeit - dargestellt in Abbildung 20) zwischen 12,2 % und 13,4 % und wies nur geringfügige Schwankungen auf. Für die Ausprägung „kaum eingeschränkt“ war im zeitlichen Verlauf ein leichter Zuwachs um 2,9 Prozentpunkte zu erkennen. Zum Zeitpunkt t0 waren 39,8 % der Bewohner in ihrer Bewegungsfähigkeit kaum eingeschränkt, zu den Zeitpunkten t1 und t2 waren es jeweils 40,7 % und zum Zeitpunkt t3 42,7 %. Die Häufigkeit der Ausprägung „sehr eingeschränkt“ war wiederum stabil und nahm zu allen Zeitpunkten einen Anteil um 40 % ein. Die Anzahl der Bewohner, deren Bewegungsfähigkeit als „vollständig eingeschränkt“ eingestuft wurde, war insgesamt am geringsten und nahm im ersten halben Jahr nach der Aufnahme um 2 Prozentpunkte ab. Insgesamt war ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewohnern mit eher geringfügigen Bewegungseinschränkungen und erheblichen erkennbar. Für die weiteren Analysen (siehe Abschnitt 7.2.2) wurden die Ausprägungen „voll eingeschränkt“ und „sehr eingeschränkt“ zusammengefasst, um die statistischen Berechnungen zu ermöglichen.

6,5 5,3 5,1 4,5

39,8 40,7 40,7 42,7

12,7 12,2 13,4 12,8

40,9 41,9 40,8 40,1

0%

20%

40%

60%

80%

100%

t0 ( n = 2118) t1 (n = 1292) t2 (n = 1633) t3 (n = 1505) Ermittlungszeitpunkte

Prozent

voll eingeschränkt sehr eingeschränkt kaum eingeschränkt voll

Abbildung 20: Beweglichkeit der Bewohner zu allen Zeitpunkten

Da die Betrachtung der einzelnen Ermittlungszeitpunkte keine Hinweise auf Zustandsveränderungen im Bereich der Beweglichkeit lieferte, wurde eine Verlaufsvariable gebildet (siehe Abschnitt 7.2.2) mit der die Anzahl der Bewohner mit einer Verbesserung, Verschlechterung und keiner Veränderung aufgezeigt wird (siehe Abbildung 21):

Ein Großteil der Bewohner (67,0 %) blieb über den Untersuchungszeitraum hinweg in seiner Bewegungsfähigkeit stabil. Bewohner mit einer Verschlechterung der Beweglichkeit traten

Ergebnisse 90 insgesamt geringfügig häufiger auf als Bewohner, die sich insgesamt verbesserten (17,2 % zu 15,9 %).

15,9 17,2

67

0 20 40 60 80 100

verbessert verschlechtert unverändert

Prozent

Abbildung 21: Veränderungen der Beweglichkeit (N = 2466)

8.2.6.3 Aktivität

In der Nortonskala wird die Mobilität der Bewohner unter dem Parameter „Aktivität“

beschrieben. Mit den Ausprägungen „geht ohne Hilfe“, „geht mit Hilfe“, Rollstuhl“ und

„bettlägerig“ wird die körperliche Fähigkeit des selbstständigen Fortbewegens beschrieben. In der untersuchten Stichprobe waren ca. ¾ der Bewohner in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkt, und nur ¼ konnte sich uneingeschränkt fortbewegen (vgl. Abbildung 22). Über die vier Erhebungszeitpunkte zeigte sich, dass es eine leichte Zunahme der Bewohner gab, die ohne Hilfe gehen konnten (zwischen t0 und t3 um knapp 3 Prozentpunkte), und ein leichter Anstieg in der Rollstuhlgruppe (um 2,5 Prozentpunkte zwischen t0 und t3, wobei ein höherer Anstieg zwischen t0 und t1 zu beobachten war). Entsprechend verringerten sich die Häufigkeiten in den Ausprägungen „geht mit Hilfe“ und „bettlägerig“. Für die weitere Analyse wurden die Bewohnergruppen „Rollstuhl“ und „bettlägerig“ zusammengeführt.

12,5 10,2 10,1 9,3

25,9 30,7 28,3 28,4

39,1 36,1 36,3 36,6

22,5 23 25,4 25,6

0%

20%

40%

60%

80%

100%

t0 (n = 2118) t1 ( n = 1292) t2 (n = 1633) t3 (n = 1505) Ermittlungszeitpunkte

Prozent

bettlägerig Rollstuhl geht mit Hilfe geht ohne Hilfe

Abbildung 22 Aktivität der Bewohner zu allen Zeitpunkten

Da sich bei der Querschnittsbetrachtung leichte Verschiebungen zwischen den Ausprägungen der Aktivität abzeichneten, war von Interesse, wie sich die Aktivität der Bewohner bei einer längsschnittlichen Betrachtung veränderte. Fast ¾ der Bewohner wiesen keine Veränderung in ihrer Gehfähigkeit auf. Bei den Bewohnern, bei denen sich eine Veränderung zeigte, kann konstatiert werden, dass sich deutlich mehr Bewohner in den ersten sechs Monaten nach der Heimaufnahme in ihrer Gehfähigkeit verschlechtert als verbessert haben. Die Differenz beträgt 4,4 Prozentpunkte (siehe Abbildung 23).

11,8 16,2

72,1

0 20 40 60 80 100

verbessert verschlechtert unverändert

Prozent

Abbildung 23: Veränderungen der Aktivität der Bewohner (N = 2000)

Ergebnisse 92

8.2.6.4 Geistiger Zustand

Bei Betrachtung des geistigen Zustands der Bewohner zeigte sich, dass der größte Anteil der Bewohner als verwirrt eingeschätzt wurde. Am zweithäufigsten war der geistige Zustand „klar“

vertreten. Ungefähr 10 % der Bewohner erschienen dem Pflegepersonal als apathisch/teilnahmslos, und ein geringer Anteil der Bewohner war stuporös. Für die weitere Analyse wurde die Kategorie „stuporös“ der Kategorie „apathisch/teilnahmslos“ zugeordnet, um kleine Teilstichproben zu vermeiden.

Betrachtete man die vier Erhebungszeitpunkte (siehe Abbildung 24), zeigte sich eine geringe Verschiebung der Häufigkeiten in den einzelnen Ausprägungen. Es war ein Zuwachs an verwirrten Bewohnern zwischen t0 und t1 um 3 Prozentpunkte zu erkennen. Gleichzeitig zeigt sich eine Abnahme der Bewohner, deren Zustand als „klar“ eingeschätzt wurde, um 1,8 Prozentpunkte und eine Abnahme in der Häufigkeit der apathischen und teilnahmslosen Bewohner.

1,8 1,9 2,3 2,1

47,2 48,8 49 50,2

11,3 11,3 10,5 9,9

39,6 38 38,3 37,8

0%

20%

40%

60%

80%

100%

t0 ( n = 2118) t1 (n = 1292) t2 ( n = 1633) t3 ( n = 1505) Ermittlungszeitpunkte

Prozent

stupurös verwirrt apathisch teilnahmslos klar

Abbildung 24: Geistiger Zustand der Bewohner zu allen Zeitpunkten

Wie viele Bewohner sich in ihrem geistigen Zustand verbesserten oder verschlechterten, wird in Abbildung 25 dargestellt: Wie bei den vorherigen Parametern der Nortonskala auch schon beobachtet werden konnte, ist der Anteil der Bewohner mit einer Verschlechterung größer als der Anteil der Verbesserungen. Im Falle der geistigen Fähigkeiten beträgt die Differenz 2,9 Prozentpunkte. Der größte Teil der Bewohner wies in seinen geistigen Fähigkeiten jedoch keine Veränderungen auf.

Im Gegensatz zu den körperlichen Fähigkeiten der Bewohner ist an dieser Stelle festzustellen, dass sich im Bereich der geistigen Fähigkeiten weniger Veränderungen zeigten.

72,8

12,2 15,1 0

20 40 60 80 100

verbessert verschlechtert unverändert

Prozent

Abbildung 25: Veränderung des geistigen Zustands (N = 2000)

8.2.6.5 Bereitschaft zur Kooperation

Bei allen Ermittlungszeitpunkten war der Anteil der Bewohner ohne Kooperationsbereitschaft am geringsten. So zeigten 15 % der Bewohner zum Zeitpunkt t0 keine Bereitschaft zur Kooperation, zu t1 waren es 15,4 %, zu t2 14,4 %, zum Zeitpunkt t3 lag der Anteil bei 13,6 %.

Am zweitgeringsten war der Anteil der Bewohner, die eine volle Kooperationsbereitschaft aufwiesen. Auch hier waren zwischen den Erhebungszeitpunkten t0 bis t3 kaum Schwankungen erkennbar (t0 27,6 %, t1 25,3 %, t2 25,5 % und t3 26,5 %). Am zweithäufigsten wurde die Kooperationsbereitschaft der Bewohner mit „teilweise“ eingestuft, wobei „teilweise“ eine niedrigere Bereitschaft meint als „wenig“ (t0 28,1 %, t1 28,3 %, t2 26,6 % und t3 26,5 %). Die Ausprägung „wenig Kooperationsbereitschaft“ wurde zu allen Erhebungszeitpunkten am häufigsten angegeben. Im Gegensatz zu den drei anderen Ausprägungen war hier ein leichter Anstieg um ca. 3 Prozentpunkte über den Zeitverlauf erkennbar (von 29,6 % zu t0 über 31,0 % zu t1 auf 33,5 % zu t2 und lag bei t3 bei 33,2 %). Abbildung 26 stellt die Kooperationsbereitschaft der Bewohner zu allen Zeitpunkten grafisch dar.

Ergebnisse 94

14,7 15,4 14,4 13,6

28,1 28,3 26,6 26,7

29,6 31 33,5 33,2

27,6 25,3 25,5 26,5

0%

20%

40%

60%

80%

100%

t0 (n = 2118) t1 (n = 1292) t2 (n = 1633) t3 (n = 1505) Ermittlungszeitpunkte

Prozent

keine teilweise wenig volle

Abbildung 26: Bereitschaft zur Kooperation zu allen Zeitpunkten

Im Bereich der Kooperationsbereitschaft hatten im Vergleich zu den anderen Items der Nortonskala deutlich weniger Bewohner einen unveränderten Zustand. Während bisher ungefähr drei Viertel der Bewohner keine Veränderungen aufwiesen, waren es im Bereich der Kooperation ca. zwei Drittel. Der Anteil an Bewohnern, deren Kooperationsbereitschaft sich in den ersten sechs Monaten nach der Aufnahme in ein Pflegeheim verschlechtert hat, ist um 7,7 Prozentpunkte größer als der Anteil, der Verbesserungen aufwies (vgl. Abbildung 27).

19

26,7

54,3

0 20 40 60 80 100

verbessert verschlechtert unverändert

Prozent

Abbildung 27: Veränderungen der Kooperationsbereitschaft (N = 2000)

Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Zustandsveränderungen (positive und negative) im ersten halben Jahr nach der Heimaufnahme für ein Viertel bis ein Drittel der Bewohner auftreten. Der größte Anteil der Bewohner (77,9 % bis 62,9 %) blieb in den einzelnen Bereichen der Nortonskala unverändert. Bei den Veränderungen überwog eine Verschlechterung des

Zustandes. Die Spannweite der Verschlechterung unterschied sich je nach Item und war im Bereich der geistigen Fähigkeiten mit 12,2 % am geringsten, im Bereich der Kooperation mit 21,7 % am größten. Nur wenige Bewohner konnten ihren Zustand verbessern. Die meisten Verbesserungen waren ebenfalls in der Kooperationsbereitschaft mit 15,4 % erkennbar. Die wenigsten Verbesserungen traten im Bereich der Gehfähigkeit der Bewohner auf.