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Stadt: Halle (Saale) Bundesland: ST Stadttyp: Großstadt
Einwohner 1992: 299.884 Einwohner 2007: 234.295 Lage: Stadtrand Konzept: teilräumlich Projektfläche: 61,2 ha Umsetzungsstand: in Umsetzung
Ziele und Maßnahmen
Langfristige Stabilisierung des
Woh-•
nungsmarktes
Verbindung des Stadtteils und des
•
Landschaftsraumes der Saale und Wei-ßen Elster
Aufwertung des gesamtstädtischen
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Naherholungsgebietes
Aufwertung des Stadtteils und
Image-•
verbesserung
Stärkung des zentralen Grünzuges und
•
Hereinziehen von Wald in den Stadtteil ggf. Neubebauung in den
Randberei-• chen
Die Umsetzung des Leitbildes „Waldstadt“
wurde 2003 mit der Aufforstung in einem ehemaligen Wohnkomplex am Landschafts-raum der Saaleaue begonnen. Die Auffors-tungsflächen wurden zur Vermeidung von Wildschäden und Vandalismus eingezäunt.
Ergänzend zu den Baumpflanzungen erfolgt am Saaleufer eine Aufwertung mit Bootsan-leger, Rast- und Grillplatz.
Abrissmaßnahmen, notwendiger Rückbau der technischen Infrastruktur und die Ge-staltung des zentralen Grünzuges sind mitt-lerweile größtenteils abgeschlossen. Dazu gehörten der Auftrag von Oberboden, die Pflanzung von 8000 Laubbäumen, die Pflan-zung von 265 Starkbäumen als lichter Baum-hain sowie die Anlage von Baumblöcken. Bis 2015 ist der vollständige Abschluss des bis-her vorgesehenen Abbruchs von Wohnun-gen und sozialer Infrastruktur geplant.
Akteurskonstellation und neue Träger-schaften
Ein langfristiger Umbauprozess kann nur gemeinsam mit allen wichtigen wirtschaftli-chen und gesellschaftliwirtschaftli-chen Gruppen orga-nisiert und umgesetzt werden. Insbesondere die Stadt und die Wohnungseigentümer
ha-ben sich frühzeitig in Gremien zusammen-geschlossen, Strategien erörtert und vorbe-reitet. Großen Raum nahm dabei auch die Einbeziehung der lokalen Akteure von der Informationsphase über die Planung bis zur Umsetzung ein. Im Rahmen des bundes-weiten Wettbewerbs „Stadtumbau - nur mit uns!“ wurden beispielsweise Kinder aktiv in die Planung der Stadtteilerneuerung einbe-zogen. Die Ergebnisse sind in die konkreten Objektplanungen integriert.
Der Bau des Bootsanleger, Rast- und Grill-platzes als ergänzende Aufwertung des Saa-leufers soll über eine Beschäftigungs- und Ausbildungsmaßnahme im Rahmen eines LOS-Projektes erfolgen.
Flächeneigentümer bleiben mittelfristig die Stadt bzw. die Wohnungsunternehmen.
Die stadteigenen Forstflächen werden nach Ablauf der Pflegefrist dem Forstamt zur Be-wirtschaftung übergeben. Für die geplanten temporär genutzten Flächen sind noch kei-ne konkreten Betreiber in Aussicht.
Zentraler Grünzug in der Waldstadt-Silberhöhe (Fotomontage: bgmr Landschaftsarchitekten)
Stadtumbaukonzept Silberhöhe, Entwicklungskonzeption, ISEK Teil, 2007 (Plan: Stadt Halle (Saale) FB Stadtentwicklung und -planung)
Planungs- und Rechtsinstrumente
Zusammen mit sechs weiteren Stadtumbau-gebieten ist Halle-Silberhöhe mit dem Integ-rierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) in die gesamtstädtische Entwicklungsplanung eingebunden. Das 2001 vom Stadtrat be-schlossene Neuordnungskonzept (NOK) für den Stadtteil Silberhöhe war eine wirksame Grundlage der räumlichen Steuerung der Förder- und Investitionstätigkeit in diesem Stadtgebiet. Die Konzeption umfasst auch einen Rahmenplan, in dem Leitlinien und Entwicklungsziele für die Bereiche Städ-tebau, Infrastruktur und Reduzierung der Wohnungsüberschüsse festgelegt wurden.
Anfängliche Strategie der Stadt war es, durch eine aktive Bodenneuordnung (Flächen-tausch), zusammenhängende Flächen zur Umsetzung des Leitbildes Waldstadt bereit-zustellen.
Finanzierung und Inwertsetzung
Im Laufe der Rückbautätigkeit in Halle-Sil-berhöhe veränderte die Stadt ihre Flächen-politik. Zu Beginn des Umbauprozesses tauschte sie mit den Wohnungsunterneh-men Abrissflächen gegen städtische Flächen in innerstädtischen, konsolidierten Wohnla-gen. Mit dem Wechsel der Nutzungskategorie zu Wald, sanken die Bodenwerte allerdings erheblich und aus der Win-Win-Situation entstanden finanzielle Nachteile für die Stadt (Bodenwert für Wald: 10 Cent/qm).
Um Verluste für die Stadt zu vermeiden wer-den Begrünungsmaßnahmen mittlerweile nur noch über Gestattungsverträge geregelt bzw. über den Erwerb der Flächen durch die Stadt zu einem reduzierten Bodenpreis.
Die Finanzierung der Umsetzung des
Leit-bildes „Waldstadt“ erfolgte durch die Stadt unter Inanspruchnahme und Überlagerung von Fördermitteln der Programme „Städte-bauliche Weiterentwicklung großer Wohn-gebiete“ und der Bund-Länderprogramme
„Soziale Stadt“ und „Stadtumbau Ost“ sowie Ausgleichsmitteln nach Naturschutzrecht.
Bei Gestattungsverträgen übernimmt die Stadt die Anlage und die Pflege der Flächen, im Gegenzug entfallen für die Wohnungs-unternehmen Betriebs- und Unterhaltskos-ten, die Grundsteuer sowie die Verkehrssi-cherungspflicht. Die Pflichten gehen nach 5 Jahren wieder an die Wohnungsunterneh-men zurück.
Pflege und Unterhaltung
Durch den Zuwach der öffentlichen Grünflä-chen von 140 ha in Halle, sind die Pflege und Unterhaltungskosten der Rückbauflächen ein erheblicher Faktor für den nachhaltigen Bestand des Waldstadt-Konzepts. Selbst bei einfacher Raseneinsaat schlagen die jähr-lichen Kosten laut Beispielrechnung mit 50 Cent/qm zu Buche.
Die Kosten der Pflege und Unterhaltung der Renaturierungsflächen in Halle-Silberhöhe – auch auf den über Gestattungsverträge übertragenen Flächen und auf den Flächen, die dem städtischen Forstamt zur Bewirt-schaftung und Pflege übergeben werden – trägt anfangs die Stadt.
Bisher erfolgt die Nutzung für Kurzum-triebsplantagen und zur Saatgutgewinnung kostenlos. Eine Verpachtung rechnet sich für den Nutzer wegen der schwierigen Bo-denverhältnisse nicht. Der Effekt für den Eigentümer ist der Wegfall der Pflegekosten für die Fläche.
Kommunikationsstrategien
Ein wesentlicher Schritt für die Kommu-nikation und Koordination im Umstruktu-rierungsprozess war die Einrichtung eines zentralen Stadtteilbüros im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“. Es stellte ein wichtiges Bindeglied bei der Vernetzung der verschiedenen Projekte und Initiativen dar.
Hier fanden wechselnde Ausstellungen und Aktionen statt, wie das Kunstprojekt „Spur der Steine“. Inzwischen ist die Silberhöhe durch die bewusste Verknüpfung von Kunst und Abriss überregional bekannt. Auch die Entwicklung des Maskottchens „Waldi“ und eines neuen Stadtteillogos trugen zur Mar-kenbildung der Waldstadt bei.
Kontakt:
Stadt Halle Stadtplanungsamt
Team Grünordnung und Land-schaftsplanung
Hansering 15 06100 Halle/Saale Tel. 0345 221-0
stadtplanungsamt@halle.de Weiterführende Informationen
www.sozialestadt.de
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Hainartige Starkbaumpflanzung (Foto: Stadt Halle)
2001 Beschluss des Neuordnungskonzeptes Halle-Silberhöhe
2002/2003 Abriss von 549 Wohnungen, sozialer Infrastruktur, Rückbau technischer Infrastruktur und Straßen, Aufforstung im Wohnkomplex 8
2003/2005 Abriss von 600 Wohnungen am Anhalter Platz, Pflanzung von 264 Starkbäumen als lichter Hain
2004/2006 Abriss von 1065 WE im Bereich Hanoier Straße, Pflanzung von Starkbäumen 2008 Errichtung eines Bootsanlegers, Rast-
und Grillplatz an der Saale 2009/2010 weiterer Rückbau, Fortführung der
Aufforstungsmaßnahmen Stecklinge auf Aufforstungsfflächen und erste Vandalismusschäden (Foto: bgmr Landschaftsarchitekten)
Chancen und Lösungswege
Stabilisierung des Stadtteils durch die
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Aufwertung des Wohnumfeldes und durch die Verbesserung der Naherho-lungsqualitäten
Imageverbesserung durch das
Allein-•
stellungsmerkmal „Waldstadt“
Verbesserung der gesamtstädtischen
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Naherholungssituation
Reduzierung der Grundsteuer für
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Grundstückseigentümer durch Über-nahme der Rückbauflächen in städti-schen Besitz
Probleme und Hemmnisse
Reduzierung der Bodenwerte durch
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Statuswechsel zu Wald/Grünfläche Erschwerte Neubebauung wegen
Aus-•
gleichspflicht durch das Wald- und Na-turschutzgesetz
Mittelknappheit für eine dauerhafte
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Pflege und Unterhaltung der intensiver gestalteten Bereiche
Innovation und Vorbildcharakter
Von entscheidender Bedeutung für den er-folgreichen Stadtumbauprozess in Halle-Silberhöhe war die frühzeitige Festlegung der Nachnutzung der Rückbauflächen in den Konzepten der Stadtteilentwicklung.
Dadurch konnten die erforderlichen Um-setzungsschritte gezielt erfolgen und durch eine wirksame Bewohnerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit, eine aktive Flächen-politik und eine konzentrierte Akquisition von Fördergeldern vorbereitet und beglei-tet werden. Die Rückbauaktivitäten und die Aufwertungsaktivitäten in Halle-Silberhöhe zeigen bereits Wirkung. Mit dem neuen Eti-kett „Waldstadt“ gelang eine deutliche Ver-besserung des Stadtteil-Images, die mittler-weile auch die Bevölkerung erreicht hat.
Logo Waldstadt-Silberhöhe
Kunstaktion „Spur der Steine“ Grabungsstätte von Dagmar Schmidt (Foto: Reinhard Hentze)
Kunstaktion „Spur der Steine“ Grabungsstätte von Dagmar Schmidt (Foto: Gottlieb Philipps)
>> Mittel für eine nachhaltige Pflege müssen in den Förderkatalog der Programme mit aufgenommen werden. <<
Ulrike Neubert, Stadtplanungsamt Halle, 23.04.08
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Stadt: Hoyerswerda Bundesland: SN Stadttyp: Mittelstadt
Einwohner 1992: 64.631 Einwohner 2007: 40.294 Lage: Stadtrand Konzept: gesamtstädtisch Projektfläche: k.A. Umsetzungsstand: in Umsetzung