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Grundsätzlich gilt bei allen Therapiemethoden: Die Ausdehnung und Aggres- Aggres-sivität des Tumors, das Alter des Patienten und seine Erektionsfähigkeit vor

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der Behandlung haben einen wesentlichen Einfluss auf das Risiko für Erek-tionsstörungen nach der Therapie. Je jünger der Patient ist und je besser sei-ne Erektionsfähigkeit vor dem Eingriff war, desto günstiger ist in der Regel die Chance für einen Potenzerhalt. Eine frühzeitige Diagnose des Tumors begüns-tigt zudem die Möglichkeit einer Operation mit Nerverhalt.

8.2.3 Allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität

Sexuelle Dysfunktion und Inkontinenz sind viel diskutierte Probleme nach der Pros-tatakrebsbehandlung. Daneben berichten Patienten jedoch auch in anderen Berei-chen von signifikanten Beeinträchtigungen (Harden et al. 2008; Zenger et al. 2009).

So leiden die betroffenen Männer verstärkt unter Fatigue und Schlafstörungen. Oft zeigen sich zudem erhöhte emotionale Belastungen. Diese sind vor der Therapie be-sonders ausgeprägt.

Es ist erforderlich, all diese Probleme frühzeitig mit dem Patienten zu bespre-chen. Eine adäquate Beratung über Belastungen und Nebenwirkungen der The-rapie ist Grundlage eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes.

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8.3 Therapien zur Wiedererlangung der Erektionsfähigkeit

Kommt es nach der Therapie zu Erektionsstörungen, gibt es verschiedene Möglich-keiten zu deren Behandlung (s. Kap. II.6). So existieren potenzsteigernde Medika-mente, die sog. PDE-5-Hemmer Levitra®, Cialis® und Viagra®. Diese sind auch bei äl-teren Patienten unter Berücksichtigung der Kontraindikationen in der hohen Dosie-rung gut verschreibbar. Kontrovers wird noch diskutiert, inwieweit eine täglich Ein-nahme dieser Medikamente unmittelbar nach der Therapie hilft, um die Chance zur Wiedererlangung der Potenz zu erhöhen (Montorsi et al. 2008; Zumbé et al. 2008;

McMahon 2006).

Hilft die orale Medikation nicht, kann eine intracavernöse Injektion gute Erfolge erzie-len. Hierbei werden gefäßerweiternde Medikamente, die eine Erektion auslösen, völlig schmerzfrei vom Patienten selbst in den Schwellkörper appliziert. Bei dieser Methode ist es unerheblich, ob eine Nerverhaltung durchgeführt wurde oder nicht.

Der Erfolg beider Methoden, oral und intracavernös, kann durch die Verwendung von flexiblen Penisringen evtl. noch deutlich verbessert werden.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, eine ausreichende Erektion mit Hilfe einer Vakuumpumpe zu erzielen. Hierbei wird ebenfalls ein Penisring zur Verhinderung des Blutabstroms um den Penis gelegt.

Sollte durch die beschriebenen Verfahren keine zufriedenstellende Erektion erzielt werden können, kann die Implantation von artifiziellen Schwellkörpern (sog. Penisprothese) diskutiert werden. Bei den hydraulischen Prothesen werden mit Flüssigkeit füllbare Zylinder in die Schwellkörper eingelegt, die über ein Schlauchsystem mit einem Pumpmechanismus und einem Reservoir verbunden sind. Diese Operation stellt mit Sicherheit die invasivste Methode dar. Studien zur Lebensqualität zeigen jedoch posi-tive Ergebnisse sowohl in der Befragung der Patienten als auch ihrer Partnerinnen (Burns-Cox et al. 1997).

8.4 Entscheidungshilfen zum geeigneten Therapieverfahren

Die Entscheidung für eine bestimmte Behandlungsmethode wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu gehören die Art und Ausdehnung des Tumors, der kör-perliche Allgemeinzustand und das Alter des Patienten, das Erfahrungsprofil des be-handelnden Arztes sowie die Präferenzen des Patienten. Ob Bestrahlung, offene, en-doskopische oder roboter-assistierte Operation: Es gibt für jede Option hervorragen-de Zentren mit vergleichbar guten Ergebnissen.

Da kurative Therapien meist dann anstehen, wenn die Lebenserwartung mehr als 10 Jahre beträgt, wird die Wahl für eine der Therapieoptionen beträchtliche Folgen für das weitere Leben nach sich ziehen. Die operativen und strahlentherapeutischen Verfahren sind grundsätzlich kurativ, die Hormontherapie und die abwartenden Me-thoden hingegen nicht. Eine Tumorkontrolle kann mit dem richtigen Verfahren für viele Jahre nahezu garantiert werden.

Aufgrund der Natur des Prostatakarzinoms muss keine überhastete Therapieentschei-dung erfolgen. Vielmehr sollten sich betroffene Männer ausreichend Zeit zur mation nehmen und bei Bedarf verschiedene Meinungen einholen. Zu viele

Infor-8 Das lokalisierte Prostatakarzinom I

8 Das lokalisierte Prostatakarzinom II

gemeinsam mit dem „Urologen des Vertrauens“ und dem Lebenspartner ausreichend intensiv über alle Fragen auszutauschen.

Dabei sollten Fragen zur Lebensqualität und die Projektion der geplanten Lebensum-stände eine wichtige Rolle spielen: Wird die Sexualität nach der Therapie weiter eine wichtige Rolle spielen? Bin ich ein aktiver Mensch der wandert, reist und viele sozia-le Kontakte pfsozia-legt? Kann ich damit umgehen, infolge von Watchful Waiting oder Ac-tive Surveillance einen Tumor Jahre in mir zu tragen, ohne ihn zu behandeln? Wel-chen Stellenwert erhält die Lebensqualität im Vergleich zur onkologisWel-chen Tumor-kontrolle?

Literatur

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Harden J, Northouse L, Climprich B, Pohl JM, Liang J, Kershaw T (2008) The influence of developmental life stage on quality of life in survivors of prostate cancer and their partners. J Cancer Surviv 2, 84–94

Heidenreich A, Aus G, Bolla M, Joniau S, Matveev VB, Schmid HP, Zattoni F (2008) EAU guidelines on prostate cancer. Eur Urol 53, 68–80

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Zenger M, Hinz A, Stolzenburg J-U, Rabenalt R, Schwalenberg T, Schwarz R (2009) Health-related quality of life of prostate cancer patients compared to the general German population: Age-specific results. Urol Int 83, 166–170

Zumbé J, Porst H, Sommer F, Grohmann W, Beneke M, Ulbrich E (2008) Comparable Efficacy of Once Daily Versus On-Demand Vardenafil in Men with Mild-to-Moderate Erectile Dysfunction: Findings of the RESTORE Study.

Eur Urol 54, 204–212

In Deutschland leiden etwa 10 Prozent aller Männer unter Inkontinenzbeschwerden. Während bei den

18–40-Jährigen nur etwa vier Prozent betroffen sind, sind es bei den über 60-Jährgen immerhin knapp

18 Prozent (Beutel et al. 2005). Harninkontinenz ist somit vor allem ein Altersphänomen, von dem

Frau-en deutlich häufiger betroffFrau-en sind als Männer (Herzog u. Fultz 1990). Infolge des demographischFrau-en

Wandels ist in Zukunft mit einer steigenden Prävalenz der Harninkontinenz zu rechnen.

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