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Erfahrungen mit dem Programm zur Förderung der Waldbiodiversität in Graubünden

5 Graubündens Biodiver

sitätsziele im nationalen Rahmen

5.1 Verknüpfung von regionaler und nationaler Ebene

Die regional erarbeiteten Waldent-wicklungsplanungen können natio-nale Anliegen nur soweit berücksich-tigen, als solche bei der WEP-Erar-beitung überhaupt bekannt sind bzw.

waren. Neue Ideen und Konzepte, die auf natio naler Stufe portiert wer-den, haben nach Abschluss der Wald-entwicklungsplanung nur dann Erfolg, wenn sie sich gut in die bisherigen Pla-nungsentscheide einfügen lassen. Vor der Lancierung neuer Biodiversitäts-ziele und -strategien sollten sich Insti-tutionen oder Personen deshalb einge-hend mit den besteeinge-henden Festlegun-gen in den WEPs auseinander setzen.

5.2 Was ist selten?

Ein häufiges Argument für Massnah-men zugunsten der Biodiversität ist die Seltenheit. Bei der Bezeichnung sowohl der seltenen Baumarten als auch der seltenen Waldgesellschaften hat sich beispielhaft gezeigt, wie sehr Seltenheit eine Frage der Perspektive ist. So sind Arvenwälder aus europäi-scher Sicht selten, für das Oberengadin

Abb. 5. Der Trauerschnäpper ist auf ein gutes Angebot von Höhlen angewiesen; das Scho-nen von Höhlenbäumen wie dieser Esche kostet nicht viel, verlangt aber Fingerspitzenge-fühl. Jenaz, GR. Foto: Ueli Bühler.

Forum für Wissen 2011 41

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erst recht eine wirkliche Erfolgskon-trolle unserer bisherigen Massnahmen zur Förderung der Waldbiodiversität wird erst möglich sein, wenn Forschung und Praxis zu einer wirklichen Zusam-menarbeit gefunden haben.

6 Literatur

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mit der Forschung

Der Austausch zwischen der Biodi-versitätsforschung und dem Forst-dienst, welcher Biodiversitätsförderung betreibt, war in den letzten Jahren aus Sicht des Bereichsverantwortlichen am Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) in Graubünden ungenügend.

Dies zeigte sich zum Beispiel bei der Ausarbeitung einer kantonsinter-nen Anleitung für die Förderung der seltenen Gehölzarten (Amt für Wald Graubünden 2009). Es musste festge-legt werden, für welche Gehölzarten je Region Fördermassnahmen sinnvoll sind. Dazu wurde auf eine schweizeri-sche und eine internationale Rote Lis-te, auf eine Liste der schweizerischen Verantwortungsarten, sowie auf Listen von zwei schweizerischen Projekten über seltene Baumarten zurückgegrif-fen. Die Aussagen dieser Listen wie-sen in so unterschiedliche Richtungen, dass die Frage amtsintern breit ausge-rollt werden musste. Wir erstellten eine zusätzliche Liste mit Gehölzarten, die ein kleines Verbreitungsgebiet aufwei-sen, aber einen Verbreitungsschwer-punkt in Graubünden haben. Die Auswahl der Förderarten nahmen wir schliesslich anhand eines selbst entwi-ckelten Rasters vor. Solche Entwick-lungsarbeiten müssten eigentlich durch forschungsnahe Institutionen ausge-führt werden.

Ein anderes Beispiel ist die nationale Zielsetzung über den anzustrebenden Flächenanteil von Naturwaldreserva-ten. Sie ist für die praktische Umset-zung wie gezeigt sehr wichtig. Der heute geltende Wert von fünf Prozent beruht aber offenbar mehr auf einem sachpolitischen Entscheid als auf erhärteten wissenschaftlichen Grund-lagen.

Eine wesentliche Schwierigkeit bei der Grundlagenarbeit liegt in der sach-lichen Tiefe und Breite der Biodiver-sität. Heute werden sehr oft Erkennt-nisse über ökologische Ansprüche einzelner Arten oder Artengruppen publiziert. Für die praktische Biodi-versitätsförderung sind aber Synthesen aus diesen Einzelerkenntnissen nötig.

In Deutschland sind starke Schritte in diese Richtung gemacht worden (z. B.

Moning et al. 2009 für bayerische Berg-mischwälder). Eine Verbesserung und

Abstract

Promoting biodiversity in forests in the Grisons, Switzerland: implementing the programme

During the last hundred years biodiversity has been promoted in the Grisons’

forests by integrating it in a multifunctional approach to forestry and by desig-nating particular priority areas. Nature conservation goals specified in the General Forest Management Plan, which was introduced in 1996, are today systematically weighed up against other functions the forest has to fulfil. This may reveal con-flicts, for example, between the wish for the dynamics to remain as natural and undisturbed as possible and the goal to make use of the potential timber. On many occasions, however, the goals are in accord, e.g. managing protection forests and, at the same time, providing a habitat for the capercaillie.

When setting biodiversity goals, there is a tension between regional and national interests. New goals defined on the national level cannot necessarily be adopted easily in regionally developed General Forest Management Plans. Better coopera-tion is needed between researchers and those responsible for implementing bio-diversity issues.

Keywords: forest biodiversity, multifunctional silviculture, conflict, concordance

Forum für Wissen 2011: 43–51 43

Erholung im Wald: Erwartungen und Zufriedenheit,