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Mancher gieng drob zu Grund / wann er die Lad nit hett

Im Dokument JOSEPH FURTTENBACH (Seite 184-187)

Es will gleichwohl bey vnserer Hochteutschen Nation scheinen / daß die Ar-chitectura Navalis, oder das Schiffgebäw / dieweil wir so weit vom Meer entle-gen seynd / nur eine Curiositet, ja ein lautere Wundergernekeit seye / daß wir ohn einige nothtrungenliche Vrsachen / andere frembde / etwan in India sich auffhaltende wilde Leut / mit grosser Leibsgefahr / beneben Zusetzung vieler Vnkosten / zu suchen begehren / sintemahlen vnd bey den selbigen Völckern doch anders nichts / dann allein grobe viehische actionen gesehen / derowegen bey jhnen weder Gottesforcht / viel weniger einige Geschickligkeit / könne erlernet werden. Dannenhero es viel mehr jenen Barbarischen Völckern gezi-mete / zu vns in Europam herüber zu schiffen (welches sie aber wol vnderlas-sen / viel weniger aber jhren Fürwitz gestatten / sich auß dero Nestern zu be-geben) zuvorderst sich zu der Christlichen Religion zu bekennen / beneben gute Sitten / Kunst vnd Geschickligkeiten an sich zu bringen.

Am andern aber / vnd wie mir gleichwol etliche Exempel bewust / so mag auch gar wol zu glauben seyn / daß sich mancher Hochteutscher Mann / vmb Gelt vnd gut zu erlangen / so wol in Indiam, als auch in andere übers Meer weit entlegene Länder zu fahren waget / ja offtermahlen gar das Leben (des-sen so er an andern Gütern mit jhme hinein führt / zu geschweigen) darüber einbüsset / massen dann die tägliche Erfahrung zu erkennen gibt / derowegen so könten

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vorernannte wundergerne vnd zum theil geitzige Menschen / gar wol / vnd mit fug sich vor dieser Gefahr hüten / beneben mit jhrem so guten vesten teut-schen fruchtbaren Landboden begnügig seyn / wie deme aber allem / so will doch deß Menschen humor sich so gar nit meistern lassen / man lasse demnach

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die jenigen so Luft darzu haben immer hinfahren / vnd ihren Fürwitz büssen / trägts je das Schiff nicht mehr heim / so komme doch ein gutes Jahr hernach / darmit so wird derselben auch vergessen.

Die Architectura Navalis, oder das Wassergebäw / ist aber fürnemblich dahin angesehen / ja denen am Meerranfft wohnenden Völckern hochnötig vnd nutzlich / dann wie wolte man zu den jenigen Nationen / so etwan gar im Meer auff den Insulen wohnen gelangen / oder sie herüber kommen / wann nicht der Architectus Navalis die hierzu taugenliche Schiff auffbawete / Item wie müste man die Specerey / so wolen die so nothwendige medicamenta, auß India orientali, ingleichem das Gold / Silber / Cocenilliae den vortrefflichen Farbzeug / auß India occidentali, zu vns in Europam bringen / wir müsten die-ser Gutthaten / wo die Schiff nicht weren / gäntzlich ermanglen / ja die aller-vornembste Niderländische negotien431 gar zu Grund vnd Boden fallen / her-nach der Bettel gleichsam vor der Thür auffwarten?

Wird derowegen recht vnd wol geschlossen / daß alle Ding von GOTTdem Schöpffer löblich erschaffen vnd verordnet seyen worden / bestehe also allein in deme / daß man mit gebürender maß gebrauchen thue / derowegen allein der Mißbrauch zu tadlen were. Nun bekenne ich auch als ein Hochteutscher Mann / selber / daß ich kein Vrsachen gehabt / mich der Architectura Navalis zu beladen / sonder es gleichwol denen so mit wenigerem nit thun können vnd am Merranfft wohnen zu vberlassen / gleichwol so ist es von mir auß einigem Fürwitz / viel weniger von derm Geitz / als oben erwehnt worden keines wegs geschehen / sonder es hat mich das Glück oder fortuna, negst der Providenz GOttes / meinem neben Menschen hernach darmit zu dienen / auch in meinem ordentlichen Beruff dahin gelaitet / bißweilen zu navigieren /

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beneben viel Jahr lang / in denen am Meer ligenden Stätten / mein Wohnung zu haben / in wehrender Zeit aber / hatte ich gute Gelegenheit / die Galeen, vnd Schiff in grosser Anzahl sehen zu erbawen / hierdurch Naigung die Ar-chitecturam Navalem zu begreiffen / bekommen mit denen Gedancken / daß man an vielem erlernen doch nit schwer trage / sintemahlen vnd wann

gleich-431 Lat. negotium: Geschäft, Handel. Vgl. ZUL Bd. 23, Sp. 1573.

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wol alle drey Geschwistern / die Architectura Militaris, Civilis vnd Navalis, ne-ben jhren hievornen ne-benambseten vnd beschrine-benen Mitglidern (worinnen da mans anders recht contemplieren will / der Wolstand deß Regiments / vnd also die höchste zeitliche Wolfahrt deß Menschens / bestehet) vnder einen Hütt / nach gemeinem Sprichwort / bedeckt werden / daß hierdurch allgemei-nem Wesen viel ersprießlichs darmit zu willfahren seye / dannenhero mich darmit zu recreieren, es habe geschehen lassen / wer nun das Geleen, vnd Schiff-gebäw / auff dem so wilden Meer / Stand zu halten / zu erbawen vermögt ist / der wird zweiffels frey / die gemeine auff den suessen Wassern schwim-mende Multtern / nicht weniger auch zu passierlicher Form vnd Tragbarkeit halber / zu fabrichieren wissen.

Ich will derowegen kein Vmbgang nemmen / hernach folgende Machinas, so wol auff dem Meer / als auch auff den suessen Wassern / dem jungen Archi-tecto Navali zu beschreiben vnd vorzustellen.

Erstlich so thut mein Anno .1627. in den Truck gegebenes Itinerarium Italiae an folio .212. biß folio .213. sampt denen daselbst stehenden drey Kupfferblatten Andeutung / wie dann ein Barchetlin432 / oder kleines Schifflin / auf dem Meer zu gebrauchen / zu erbawen seye.

Ferner / vnd vermög mein in Anno .1628.433 in den Truck verfertigte Architec-tura Navalis an folio .10. biß an folio .77. sampt darzu gehörigen Kupfferblatten / daselbsten so wird ein Galeen, gar vmbständlich beschriben / vnd vor Augen gestellt.

Ingleichen / auch in obberürter meiner getruckten Architectura Navali an folio .89.

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biß an folio .102. so wird ein Navem, das ist ein groß Niderländisches Schiff / neben noch .6. darzu434 gehörigen Kupfferstucken / gar klärlich vorgebildet.

432 Barke, mastloses Boot.

433 Handschriftliche Korrektur in Tinte: „8 9“.

434 Handschriftliche Korrektur in Tinte: „d“.

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Ebenmessig in vorgedachter Architectura Navali an folio .197.435 ein Türckisches Caramuzal436, vnd wie sie sich dorob zur Wehr stellen / gesehen / sonsten aber so thut dieses gantze tractat, von allerhand ob dem Meer zu gebrauchenden Schiffen / wie auch der in Anno .1571 im Golfo di lepanto, gethone jmmer denck-würdigen Schlacht437 / von folio .115. biß an folio .134 vmbständlich tractieren.

Was dann die auff den süssen Wassern auch nothwendige Schiff zu erbawen / anbelangt / hiervon so wird in meiner gedruckten Architectura Vniversali, an folio .84. 85. Item daselbsten an folio .81. von den wehrhafften Flössen / vnd an folio .83. von kleinen Schiffbrucken / wie dieselbe mit hierzu dienlichen Schif-fen zu erbawen seyen / discurriert.

Eben in obigem Tractat an folio .88. wie ein wolverwahrter Einlaß zu Wasser zu erbawen / Item an folio .94. wie man mit .2. Schiffen in die Vorwerck zu gelangen. Ferner an folio .93. was gestalt die Vorwerck können defendirt wer-den / gehandelt.

Volgt nun die Operation.

So wird nunmehr die Mechanische Reißladen zum letstern mahl

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