4 Unterirdische Nutzungskonkurrenzen
4.3 Typen der Beeinflussung nach Nutzungen
4.3.5 Gewinnung
4.3.5.1 Grundwassernutzung
Die Grundwassernutzung (inklusive Heil-, Mineral-, Thermal-, Trink und Brauchwasser) erfolgt über Bohrungen. Im Einzelfall kann hydraulische oder chemische Stimulation zum Einsatz kommen.
Beeinflussungen durch Grundwassernutzung im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Keine (Wasser wird entnommen und strömt aus dem Aquifer nach) geomechanisch Keine
geohydraulisch Geringe Druckabsenkung durch Entnahme geothermisch Keine
Beeinflussungen durch Grundwassernutzung im nichtbestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Ausbreitung von Wasser in Nebengestein Kontamination anderer Aquifere
Reaktion mit Nebengestein
geomechanisch Reaktivierung oder Entstehung von Störungen und damit Schaffung von Migrati-onswegen
Senkungen/Induzierte Seismizität möglich
Druckänderungen durch Erschließung von Hochdruckzonen geohydraulisch Schaffung hydraulischer Verbindungen
geothermisch Keine
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4.3.5.2 Offene flache Geothermie und Wärmespeicher
In der offenen flachen Geothermie und Wärmespeicher wird Wasser über Bohrungen aus Aquiferen gefördert und reinjiziert.
Beeinflussungen durch offene flache Geothermie und Wärmespeicher im bestimmungsgemä-ßen Gebrauch:
Geochemisch ggfs. Einbringen von Luft über das Arbeitsmedium geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckänderungen durch Förderung und Reinjektion von Wasser geothermisch Änderung des lokalen Temperaturfeldes bei Förderung und Reinjektion
Beeinflussungen durch offene flache Geothermie und Wärmespeicher im nichtbestimmungs-gemäßen Gebrauch:
Geochemisch Ausbreitung von Wasser in Nebengestein
geomechanisch Reaktivierung oder Entstehung von Störungen und damit Schaffung von Migrati-onswegen
Induzierte Seismizität möglich
geohydraulisch Schaffung hydraulischer Verbindungen
geothermisch Bei ungünstiger Bohrungslage Beeinflussung benachbarter Felder
4.3.5.3 Geschlossene flache Geothermie und Wärmespeicher
In der geschlossenen flachen Geothermie und Wärmespeicher zirkuliert das Arbeitsmedium innerhalb abgeschlossener Sonden innerhalb von Bohrungen.
Beeinflussungen durch geschlossene flache Geothermie und Wärmespeicher im bestimmungs-gemäßen Gebrauch:
Geochemisch reversible Effekte auf Mikrobiologie geomechanisch Keine
geohydraulisch Keine
geothermisch Änderung des lokalen Temperaturfeldes im Betrieb
Beeinflussungen durch geschlossene flache Geothermie und Wärmespeicher im nichtbestim-mungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Irreversible Schädigung der Mikrobiologie (bei gestörtem Gleichgewicht und Tem-peraturschwankungen > 6 °C)
geomechanisch Veränderung der Gesteinseigenschaften durch Vereisung geohydraulisch Veränderung der Gesteinseigenschaften durch Vereisung
geothermisch Bei ungünstiger Bohrungslage Beeinflussung benachbarter Felder
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4.3.5.4 Hydrothermale Geothermie
In der hydrothermalen Geothermie wird Wasser über Bohrungen aus Aquiferen gefördert und das abgekühlte Wasser reinjiziert.
Beeinflussungen durch hydrothermale Geothermie im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch ggfs. Einbringen von Luft über das Arbeitsmedium geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckänderungen durch Förderung und Reinjektion von Wasser geothermisch Großräumige Abkühlung des Temperaturfeldes durch Reinjektion
Beeinflussungen durch Grundwassernutzung im nichtbestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Ausbreitung von Wasser in Nebengestein
geomechanisch Reaktivierung oder Entstehung von Störungen und damit Schaffung von Migrati-onswegen
Induzierte Seismizität möglich
geohydraulisch Schaffung hydraulischer Verbindungen
Beeinflussung des Wasserspiegels benachbarter Felder
geothermisch Bei ungünstiger Bohrungslage Beeinflussung benachbarter Felder
4.3.5.5 Petrothermale Geothermie
In der petrothermalen Geothermie wird Wasser über Bohrungen in künstliche Risssysteme inji-ziert und anschließend das erwärmte Wasser gefördert. Die künstlichen Risssysteme werden mittels hydraulischer Stimulation erzeugt.
Beeinflussungen durch petrothermale Geothermie im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch ggfs. Einbringen von Luft über das Arbeitsmedium geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckänderungen durch Injektion von Wasser
geothermisch Großräumige Abkühlung des Temperaturfeldes durch Injektion
Beeinflussungen durch petrothermale Geothermie im nichtbestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Chemische Interaktion der heißen Fluide mit technischen Anlagen Chemische Interaktion der heißen Fluide mit dem Nebengestein:
Laugungsreaktionen Fällungsreaktionen
geomechanisch Keine (nach hydraulischer Stimulation) geohydraulisch Keine (nach hydraulischer Stimulation) geothermisch Keine
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4.3.5.6 Konventionelle und unkonventionelle Öl- und Gasförderung
In der konventionelle und unkonventionelle Öl- und Gasförderung werden Öl und Gas über Bohrungen aus einem Reservoir gefördert. Da hydraulische und chemische Stimulation der Reservoire heute sowohl bei der unkonventionellen als auch bei der konventionellen Öl- und Gasförderung zu den üblichen Methoden gehören, ist eine getrennte Betrachtung nicht not-wendig.
Beeinflussungen durch Öl- und Gasförderung im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Änderung der Zusammensetzung des Porenfluids. Ggfs. Nachströmen von Wasser geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckänderungen durch Förderprozesse geothermisch Geringe Temperaturänderungen
Beeinflussungen durch Öl- und Gasförderung im nichtbestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Kontamination Nebengestein mit KW
geomechanisch Unter Umständen kann es zur Bildung bzw. Reaktivierung von Störungen kom-men
Induzierte Seismizität möglich
Setzungen durch Druckabbau im Reservoir geohydraulisch Schaffung hydraulischer Verbindungen geothermisch Keine zusätzlichen Beeinflussungen
4.3.5.7 Abbau fester Rohstoffe im Tiefbau
Der Abbau fester Rohstoffe stellt eine Sonderform der Schaffung unterirdischer Hohlräume (Ab-schnitt 4.3.2.3) dar, da während des gesamtes Betriebs eines untertägigen Abbaus Kavernen geschaffen und wieder verfüllt werden.
Für den Abbau von Salz mittels Aussolung gelten die Ausführungen in Abschnitt 4.3.2.4.
4.3.5.8 Abbau fester Rohstoffe im Fluidbergbau
Der Abbau fester Rohstoffe im Fluidbergbau meint das Verbringen eines geeigneten Lösungs-mittels (meist Säuren) durch Bohrungen in einen permeablen Gesteinsverband. Dort wird das Erzmineral gelöst und anschließend die wertstoffhaltige Lösung durch Förderbohrungen abge-pumpt.
Beeinflussungen durch Fluidbergbau im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Keine (Auflösung der Erzminerale) geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckänderungen durch Einspeisung des Lösungsmittel geothermisch Geringe Temperaturänderungen
Beeinflussungen durch Fluidbergbau im nichtbestimmungsgemäßen Gebrauch:
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Geochemisch Kontamination Nebengestein mit dem Lösungsmittel und dem Wertstoff durch unkontrollierte Migration
geomechanisch Unter Umständen kann es zur Bildung bzw. Reaktivierung von Störungen kom-men
Verbrüche/Bergschäden/Setzungen durch Volumenverlust der Erzkörper Induzierte Seismizität möglich
geohydraulisch Keine zusätzlichen Beeinflussungen geothermisch Keine zusätzlichen Beeinflussungen
4.3.5.9 Untertage-Vergasung von Kohle
Für die Untertagevergasung müssen mehrere Bohrungen abgeteuft werden in denen dann Oxidationsmittel injiziert bzw. Synthesegas gefördert werden.
Beeinflussungen durch Untertage-Vergasung von Kohle im bestimmungsgemäßen Gebrauch:
Geochemisch Keine (Gastransport in geschlossenem Kreislauf) geomechanisch Keine
geohydraulisch Druckerhöhung innerhalb des Kohleflözes geothermisch Lokale Temperaturerhöhung
Beeinflussungen durch Untertage-Vergasung von Kohle im nichtbestimmungsgemäßen Ge-brauch:
Geochemisch Unkontrollierte Migration beteiligter Gase in Nebengestein bzw. an die Oberfläche Unkontrollierte Ausbreitung des Brandes
geomechanisch Unter Umständen kann es zur Bildung bzw. Reaktivierung von Störungen kom-men
Induzierte Seismizität möglich
Setzungen durch Volumenverlust im Kohlenflöz geohydraulisch Schaffung hydraulischer Verbindungen
geothermisch Unkontrollierte starke Temperaturerhöhung