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gewaltgeprägten Paarbeziehungen

Bei der Darstellung der Rekonstruktion der Ergebnisse gilt es, die Gesamtgestalt des Einzelfalls in seinen Besonderheiten mit der fallübergreifenden Analyse zu ver-einbaren, die zur Entwicklung einer Typik führt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, habe ich mich für ein mehrstufiges Vorgehen bei der Darstellung der Er-gebnisse entschieden, das zunächst die Darstellung von sechs ausgewählten Ein-zelfällen und daran anschließend die Generierung von Typen vorsieht. Das achte Kapitel. »Ergebnisse der empirischen Untersuchung« ist wie folgt aufgebaut:

A) Falldarstellung Zunächst wurde aus dem gesamten Material heraus der Lebens-lauf rekonstruiert und in einemFallporträtfestgehalten. Es wurde bewusst auf In-terpretationen verzichtet und eine chronologische Abfolge anhand relevanter Fak-ten und markanter biografischer Ereignisse erstellt, die den entsprechenden In-terviewpassagen entnommen wurden. Innerhalb der Fallporträts wurde außerdem der Fokus auf die Übergänge in Paarbeziehung und die dort gemachten Erfahrun-gen gerichtet.

Im KapitelAnalyse der Erzählstrukturwerden die Gesamtgestalt des Inter-views, die Art und Weise der Erzählungen sowie die jeweiligen Besonderheiten jedes einzelnen Interviews hinsichtlich der formalen Struktur analysiert. Dabei geht es darum, autobiografisches Erzählen als Herstellung und Darstellung von narrativer Identität im Interview zu rekonstruieren.1Die Perspektive auf die Ge-samtstruktur des Interviews nimmt in den Blick, wie die Erzählerin erzählt, wie 1 Ich beziehe mich hier auf ein Verständnis des narrativen Interviews als eine situierte und durch persönliche Bedürfnisse motivierte Konstruktionsleistung, wie es Lucius-Hoene und Depper-mann (2002) in ihrem Werk »Rekonstruktion narrativer Identität« entfalten. Demnach wird das narrative Interview als eine »sich vollziehende Identitätskonstruktion verstanden, in der sich die autobiografische Darstellung von Identität mit der performativen und interaktiven Herstellung von Identität verbindet« (Lucius-Hoene/Deppermann 2002, S. 10).

sie ihre Erzählungen aufbaut, welche Themen platziert werden, wie sie sich selbst präsentiert. Die Formalstruktur von Texten gibt Aufschluss über die performati-ve Kontextuierung der Orientierungsrahmen. Die Validität des Orientierungsrah-mens bzw. des Typus ist auch davon abhängig, inwieweit Homologien zwischen propositionalen und performativen Ebenen aufgezeigt werden können (vgl. Bohn-sack 2010, S. 57). Auf diese Analyse wird im theoretisierenden Teil der Arbeit unter Kapitel 9 wieder Bezug genommen. Für die Einzelfalldarstellungen wurden dies-bezüglich einzelne Aspekte ausgewählt, die mir relevant erschienen; diese erheben damit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Im anschließenden Kapitel zu Her-kunftsfamilie und Bedingungen des Aufwachsensstand die Perspektive auf so-zialisatorische Bedingungen des Heranwachsens im Vordergrund. Hierzu wurden thematisch entsprechende Passagen und deren Analyse für die Darstellung ausge-wählt.

Den Schwerpunkt der Falldarstellungen stellt das KapitelKernthemen des In-terviewsdar. Dabei wurden in Anlehnung an die Forschungsfrage zunächst Passa-gen zu den Themen »Erste Dates/der erste Freund« sowie »ErfahrunPassa-gen und Um-gang mit Gewalt« als AusUm-gangspunkt für die Generierung des Orientierungsrah-mens ausgewählt. Anschließend wurden aber auch, die Gesamtgestalt der jewei-ligen Einzelfälle berücksichtigend, die weiteren Kernthemen der jeweijewei-ligen Ein-zelfälle identifiziert. Auf Grundlage dieser ausgewählten thematischen Passagen wurde schrittweise der jeweilige Orientierungsrahmen entfaltet. Dabei habe ich bewusst aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einzelnen Stellen auf die Do-kumentation entsprechend weiterer Belegstellen verzichtet. Die Darstellung der Kernthemen erfolgte entlang der Chronologie der biografischen Erzählung und unter Hinzunahme bzw. Einbezug der thematisch passenden Passagen aus dem Nachfrageteil.

Zusammenfassend werden einzelne Aspekte bezüglich des zu rekonstruieren-den Orientierungsrahmens oder auch rekonstruieren-den rekonstruierten Orientierungsrahmen2 hervorgehoben. Dabei werden sowohl Elemente des Orientierungsrahmens im en-geren Sinne, also im Hinblick auf konjunktives Erfahrungswissen, als auch Ele-mente von Orientierungsschemata, in denen sich kommunikatives Wissen reprä-sentiert, aufgezeigt. Außerdem werden vereinzelt Hinweise auf intergenerationale Transmissionsprozesse aufgezeigt.

Obwohl bereits bei der Interpretation der Kernthemen eigentheoretische Äu-ßerungen nicht vollständig außen vorgelassen wurden, aber entsprechend der me-thodischen Anforderungen vor allem Erzählungen und Beschreibungen in den Fo-kus der Analyse rückten, wurden für das anschließende KapitelArgumentationen 2 Der Begriff des Orientierungsrahmens wird hier im weiteren Sinne, als übergeordneter Begriff zu demjenigen der Orientierungsschemata verstanden (vgl. dazu Abbildung 1 und Erläuterungen in Kap. 7.1.2).

zentrale argumentative Stellungnahmen der Erzählerinnen ausgewählt und analy-siert. Meines Erachtens ist es essenziell, auch theoretische Textsorten in die Aus-wertung miteinzubeziehen, da diese Aufschluss darüber geben,wie jemand sei-ne Handlungsweisen rechtfertigt oder bewertet und zwar nicht nur zum heuti-gen Zeitpunkt, sondern auch zu einem damaliheuti-gen, zurücklieheuti-genden Zeitpunkt in der Lebensgeschichte (vgl. Schütze 1987, S. 128). Nach Nohl (2009) kann der Mo-dus Operandi des Theoretisierens auch Aufschluss über den Orientierungsgehalt geben, innerhalb dessen die Erzählerin ihre Themen bearbeitet (vgl. ebd., S. 50).

Nicht zuletzt sind Aussagen hinsichtlich der Orientierung zu Normen und Werten aus heutiger Sicht auch deshalb zentral, um Aussagen darüber machen zu können, wie die Erzählerinnen in der Gegenwart gegenüber Gewalt in Beziehungen einge-stellt sind. Auch hier wurden einzelne relevante eigentheoretische Äußerungen für die Analyse ausgewählt.

In den Zusammenfassungen wurden nun hinsichtlich vergleichbarer The-men (Erleben von Gewalt in Paarbeziehungen; Umgang mit erlebter Gewalt, Bewältigungsstrategien und Ressourcen; Beziehungsmuster und Beziehungs-gestaltung sowie Gewalt(-Beziehungen) und Sozialisation) die wesentlichen Ergebnisse gebündelt. Traten in einzelnen Interviews Themen auf, die bezüglich der Forschungsfrage zentral waren, sich jedoch nicht in den anderen Interviews wiederholten, habe ich dieses unter der zusätzlichen Überschrift »Weitere The-men« resümiert. Diese Zusammenfassungen bildeten die inhaltlich‐thematische Grundlage für das folgende Kapitel Typenbildung.

B) Typengenese Auch die Darstellung der sinngenetischen Typenbildung erfolgt in der genannten expliziten und impliziten Form. In Kap. 8.2 werden die Ergebnisse der komparativen Analyse und der Typenbildung zusammenfassend dargestellt.

In den folgenden Falldarstellungen sind die privaten Daten, Jahreszahlen und Orte codiert. Dabei habe ich, um die Anonymisierung zu gewährleisten, bestimmte Daten oder Ereignisse, die auf konkrete Personen verweisen oder deren Anonymi-tät gefährden würden, verändert oder weggelassen, bspw. habe ich tatsächliche Berufe durch vergleichbare ersetzt.3

3 Um die Anonymität der Interviewpartnerinnen zu gewährleisten, wurden für die Veröffentli-chung der Arbeit zudem Dialekte geglättet und einzelne Passagen, die Rückschlüsse auf Per-sonen ermöglicht hätten, gelöscht.

8.1 Falldarstellungen

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8.1.1 Anna – »immer wieder die gleichen Männer immer wieder […]

das gleiche Schema« (169f.)