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Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021, (N = 2502), *sig.

in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren

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Abbildung 14: Index der generellen Gesundheitskompetenz nach soziodemografischen Variablen – Teil 2

Die stärkste Korrelation entlang der finanziellen Deprivation führt entsprechend dazu, dass Personen ohne finanzielle Deprivation zu 57 Prozent eine ausreichende oder gar ausgezeichnete Gesundheits-kompetenz aufweisen (vgl. Abbildung 13), während schon ab einer tiefen finanziellen Deprivation der Anteil an Personen mit einer geringen Gesundheitskompetenz überwiegt (52 %). Eine fast lineare Ver-schiebung zeigt sich ebenfalls entlang des sozialen Status. So weisen Personen mit einem (selbstein-geschätzten) sehr tiefen sozialen Status zu 60 Prozent eine geringe generelle Gesundheitskompetenz auf, während Personen mit einem sehr hohen sozialen Status zu 70 Prozent eine ausreichende oder gar ausgezeichnete generelle Gesundheitskompetenz zeigen. Bei einem mittleren sozialen Status fin-det sich eine mehrheitlich hohe Gesundheitskompetenz, hingegen kippt dies gleich darunter in den mehrheitlichen geringen Bereich.

Die naheliegende Vermutung, dass Gesundheitskompetenz auch mit dem individuellen Bildungsniveau zusammenhängt, bestätigt sich nur teilweise (vgl. Abbildung 13): Bis und mit Bachelor- und ähnlichen Abschlüssen weist jeweils rund die Hälfte der Befragten eine geringe Gesundheitskompetenz auf. Einzig der Anteil mit einer ausgezeichneten Gesundheitskompetenz nimmt zu. Erst ab dem Niveau eines Mas-ter- oder höheren Abschlusses ist eine deutliche Verbesserung zu sehen. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich beim Haushaltseinkommen (vgl. Abbildung 13): Bis zu einem monatlichen Haushaltseinkommen von 12'000 Franken ist kein einheitlicher Effekt auf die Gesundheitskompetenz zu erkennen. Der grösste Anteil an geringer Gesundheitskompetenz findet sich bei Einkommen zwischen 4'000 und 6'000 Fran-ken (54 %) und nicht bei den ganz tiefen Einkommensschichten (weniger als 4'000 FranFran-ken).

Index generelle GK nach Untergruppen (2/2)

in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren

11 Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021, (N = 2502), *sig.

Entlang des Beschäftigungsstatus finden sich nur geringe Unterschiede (vgl. Abbildung 14). Hervorzu-heben sind Arbeitslose, welche mit 55 Prozent eine überdurchschnittlich häufige geringe Gesundheits-kompetenz aufweisen. Das trifft auch auf die Sammelgruppe «Andere» zu, welche neben Personen im Militärdienst, Zivildienst und Zivilschutz auch Personen umfasst, die aus gesundheitlichen Gründen ar-beitsunfähig sind. Eine leicht überdurchschnittliche Gesundheitskompetenz findet sich hingegen bei der Gruppe der Studierenden, Schülerinnen und Schülern und anderen Personen in Aus- und Weiterbil-dung. Personen, welche selbst eine Ausbildung oder ein Studium im Gesundheitsbereich durchlaufen haben, haben eine bessere Gesundheitskompetenz als die restliche Bevölkerung: 59 Prozent in dieser Gruppe haben eine hohe Gesundheitskompetenz.

Gesundheitskompetenz enthält eine eindeutige soziale Komponente (vgl. Abbildung 14): Das Fehlen eines sozialen Umfelds wirkt sich negativ auf die Gesundheitskompetenz aus. Je schwieriger es für jemanden ist, praktische Hilfe von den Nachbarn zu erhalten, je weniger Personen man zur Unterstüt-zung hat und je geringer die Anteilnahme anderer Personen am eigenen Leben ist, desto grösser sind die Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen. Das erkennt man deutlich am Index zur sozialen Unterstützung: Unter Personen mit schwacher sozialer Unterstützung haben 59 Prozent eine geringe Gesundheitskompetenz. Bei moderater Unterstützung sinkt der Wert auf 51 Prozent. Bei Per-sonen mit starker sozialer Unterstützung sind nur 39 Prozent mit geringer Gesundheitskompetenz zu finden.

3.2.1 Einfluss von Migration

Der Zusammenhang zwischen Migration und genereller Gesundheitskompetenz ist vielschichtig: Per-sonen mit Migrationshintergrund26 haben in der Tendenz eine leicht höhere Gesundheitskompetenz, wenngleich die Unterschiede nicht signifikant sind. Wer jedoch selbst im Ausland geboren wurde, hat eine signifikant höhere Gesundheitskompetenz als in der Schweiz Geborene (r = .066) (vgl. Tabelle 8).

Dies trifft auch auf Personen zu, deren Muttersprache sich von der lokalen Sprache unterscheidet (.065).

Bei einer detaillierten Betrachtung wäre es aber falsch zu sagen, dass sich Fremdsprachigkeit positiv auf die Gesundheitskompetenz auswirkt, denn wie die Resultate zeigen, hängt die generelle Gesund-heitskompetenz davon ab, wie gut man die lokale Sprache beherrscht: Mit zunehmenden Schwierigkei-ten in der lokalen Sprache sinkt die GesundheitskompeSchwierigkei-tenz (−.084).

Auch bei der Betrachtung der Kategorien der generellen Gesundheitskompetenz gibt es bivariat einen signifikanten, aber eher geringen Unterschied zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund, wobei jene mit Migrationshintergrund (53 %) eine leicht höhere Gesundheitskompetenz aufweisen als jene ohne (50 %) (vgl. Abbildung 15).

Auch auf Ebene der Sub-Indices zeigen Personen mit Migrationshintergrund in der Tendenz eine hö-here Gesundheitskompetenz (vgl. Tabelle 9). Einzig bei der Gesundheitsförderung und beim Finden von Informationen sind die Mittelwerte tiefer als bei den anderen Gruppen; diese Unterschiede sind jedoch nicht signifikant. Bei der Krankheitsbewältigung (Mittelwert 82.0) respektive beim Beurteilen von Informationen (Mittelwert 74.6) weisen sie höhere Werte auf.

Auch bei einer Änderung des Fokus ergibt sich ein ähnliches Bild: Personen, welche nicht in der Schweiz geboren wurden, haben zu 56 Prozent eine hohe Gesundheitskompetenz (gegenüber 49 % in der Schweiz Geborene). Es macht dabei auch keinen Unterschied, wie lange die Person sich bereits in der Schweiz aufhält: Die Unterschiede zwischen den Untergruppen sind knapp nicht statistisch signifi-kant. Eine andere Muttersprache als die lokale Landessprache hat per se keinen negativen Effekt auf die Gesundheitskompetenz. Hingegen hat eine mangelnde Sprachkompetenz in der lokalen Landes-sprache einen Einfluss auf die Gesundheitskompetenz: Personen, welche sich nur (sehr) schwierig ver-ständigen können, weisen zu 61 Prozent eine geringe Gesundheitskompetenz auf und 21 Prozent sogar eine mangelhafte. Hier gilt es festzuhalten, dass die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund, ob mit oder ohne eigene Migrationserfahrung, sehr heterogen ist. Deshalb lassen sich oberflächlich auch nur geringe bivariate Zusammenhänge zwischen Migration und Gesundheitskompetenz feststel-len.

26 Wie 2015 wurde die Definition des BAG verwendet, wonach mindestens ein Elternteil im Ausland geboren sein muss, damit jemand einen «Migrationshintergrund» hat.

Abbildung 15: Index der generellen Gesundheitskompetenz nach Migration

Tabelle 9: Mittelwerte der (Sub-)Indices der Gesundheitskompetenz nach Migrationshintergrund (EinwohnerIn-nen ab 18 Jahren)

ohne Migrations-hintergrund

mit

Migrations-hintergrund Sig.

Index generelle Gesundheitskompetenz (Generelle GK) 76.9 77.8 0.301

Index Krankheitsbewältigung (KB) 79.6 82.0 0.007**

Index Krankheitsprävention (KP) 69.8 70.6 0.465

Index Gesundheitsförderung (GF) 80.9 80.3 0.537

Index Informationen finden (IF) 81.2 79.8 0.138

Index Informationen verstehen (IV) 80.5 81.4 0.385

Index Informationen beurteilen (IB) 71.7 74.6 0.010**

Index Informationen anwenden (IA) 73.8 75.0 0.284

Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021 (N = 2505). **Korrelation ist auf dem 0.01-Level (zweiseitig) signifikant.

*Korrelation ist auf dem 0.05-Level (zweiseitig) signifikant. Indices von 0=minimale bis 100=maximale Gesundheitskompetenz

Die Heterogenität der Personen mit Migrationshintergrund lässt sich durch die Korrelationen mit ande-ren ausgewählten Variablen verdeutlichen (vgl. Tabelle 10). Erwartungsgemäss fallen unter diese Ka-tegorie sehr häufig Personen, die selbst im Ausland geboren sind (r = .670) und eine Fremdsprache als Muttersprache haben (.542). Sie haben auch häufiger Probleme mit der Landessprache27 (.145). Per-sonen mit Migrationshintergrund sind stärker von finanzieller Deprivation betroffen (.193), können we-niger mit Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld rechnen (−.190), sind häufiger jünger (−.153) und haben ein etwas tieferes Bildungsniveau (−.056) als die Vergleichsgruppe. Ausserdem haben sie selte-ner eine Ausbildung im Gesundheitsbereich abgeschlossen (−.046). Sie tendieren dazu ihren eigenen sozialen Status leicht tiefer einzuschätzen und sind häufiger männlich, jedoch sind diese Unterschiede nicht signifikant. Beim Haushaltseinkommen gibt es ebenso keinen erkennbaren Unterschied.

27 Im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund, welche aber in einem anderssprachigen Landesteil leben.

Index generelle GK