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EinwohnerInnen ab 18 Jahren Mittelwerte

Multilevel Regression and Poststratification Kreuzvalidierung: Mean Absolute Error (EinwohnerIn) = 16.0

Regression basierend auf Alter, quadriertem Alter, Geschlecht, Bildung, Siedlungsart und Kanton

Poststratifizierung auf Zensusdaten

3.4 Bevölkerungsgruppen mit häufigen Schwierigkeiten

Die folgenden soziodemografischen Untergruppen erfüllen mindestens eine der drei Kriterien, welche zur Definition der Bevölkerungsgruppen mit häufigen Schwierigkeiten herangezogen wurden (vgl. Kapi-tel 2.3.2). Eine der am stärksten von geringer Gesundheitskompetenz betroffenen Gruppe sind Perso-nen, welche Schwierigkeiten mit der lokalen Landessprache haben (vgl. Tabelle 12). Bei allen drei Kri-terien sind sie überdurchschnittlich stark betroffen. Wiederum zeigt sich auch hier die Wichtigkeit des sozialen Netzwerkes: Personen, die wenig nachbarschaftliche Hilfe, wenig Anteilnahme und wenig Un-terstützung erhalten, haben eine geringere Gesundheitskompetenz.

Tabelle 12: Bevölkerungsgruppen mit häufigen Schwierigkeiten (in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren, Anteil geringe (= mangelhafte + problematische) bzw. Anteil mangelhafte generelle Gesundheitskompetenz bzw.

Mittelwert Indexwert generelle Gesundheitskompetenz)

Indikator Kategorie gering mangelhaft MW

EinwohnerInnen ab 18 Jahren 49% 11% 77.3

Schwierigkeit mit Landessprache (sehr) schwierig 61% 21% 70.6

soziale Unterstützung schwach 59% 20% 71.0

finanzielle Deprivation hohe finanzielle Deprivation 59% 21% 70.1 mittlere finanzielle Deprivation 57% 13% 75.4

Selbsteinschätzung sozialer Status sehr tief 60% 16% 72.5

tief 55% 14% 73.7

untere Mitte 54% 10% 76.5

Beschäftigungsstatus arbeitslos 56% 16% 74.9

Andere 54% 18% 73.3

Sprachregion ICH 57% 15% 74.0

monatliches Haushaltseinkommen 4000 bis 6000 CHF 54% 15% 75.2 Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021 (N = 2505)

fett = Kriterium erfüllt

Ebenso führt die finanzielle Deprivation häufiger zu geringerer Gesundheitskompetenz. Insbesondere Personen mit hoher finanzieller Deprivation sind häufiger von geringer Gesundheitskompetenz betrof-fen. Dies geht nicht ausschliesslich, aber zumindest teilweise mit einem tiefen Haushaltseinkommen einher: So sind tiefere (allerdings nicht die ganz tiefen) Einkommensschichten in der Tabelle ebenfalls vertreten. Allerdings hängt finanzielle Deprivation auch mit dem sozialen Status zusammen, so dass mit tieferem selbstgeäusserten sozialen Status die Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformati-onen zunehmen. Weiter sind auch Arbeitslose sowie die sehr heterogene, relativ kleine Gruppe mit einem anderem Beschäftigungsstatus häufiger von geringer Gesundheitskompetenz betroffen. Relativ knapp werden anhand der gesetzten Grenzen auch Personen aus der italienischen Schweiz als eine der zentralen Bevölkerungsgruppen ausgemacht. Wie im vorhergehenden Kapitel (vgl. Kapitel 3.3) be-leuchtet, ist diese Zuordnung mit einem Fragezeichen zu versehen.

3.5 Konsequenzen der Gesundheitskompetenz

Gesundheitskompetenz erfüllt keinen Selbstzweck, sondern steht in direktem Zusammenhang mit dem gesundheitlichen Verhalten respektive der Risikoabwägung gegenüber ungesundem Verhalten eines Individuums. Im folgenden Kapitel wird dieser Zusammenhang schrittweise erarbeitet. Zuerst wird ein Einblick in die zentralen gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen gegeben und der Zusammenhang zur Gesundheitskompetenz festgehalten. In einem zweiten Schritt wird der Zusammenhang mit der Ge-sundheit des betreffenden Individuums dargelegt.

3.5.1 Gesundheitsrelevantes Verhalten und Gesundheitsrisiken

Die Mehrheit der Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner halten sich gemäss ihrer Selbstäusserung mehr oder weniger an die gängige Empfehlung, mehrfach pro Woche Sport zu treiben: Rund ein Viertel macht fast jeden Tag Sport (23 %), weitere 42 Prozent an 3 bis 5 Tagen pro Woche und weitere 23 Prozent sind mindestens einmal pro Woche sportlich tätig. 7 Prozent treiben weniger als an einem Tag pro Woche und 5 Prozent nie Sport. Das Bundesamt für Sport und das BAG definieren als ausreichende sportliche Aktivität mindesten zwei sportliche Aktivitäten wöchentlich und halten in einer Untersuchung fest (Bundesamt für Statistik, 2019), dass dies auf rund 75 Prozent der Schweizer Einwohnerinnen und Einwohnern zutrifft. Insgesamt scheinen die hier und in der BFS-Studie gemessenen Werte durchaus vergleichbar.

Ein Blick auf den Alkoholkonsum zeigt im Vergleich zu anderen Studien, insbesondere auch im Zeitver-gleich, weitgehende Stabilität: 8 Prozent konsumieren (fast) täglich Alkohol, 16 Prozent drei- bis fünfmal und 26 Prozent ein- bis zweimal pro Woche. 27 Prozent konsumieren weniger als einmal pro Woche Alkohol, 23 Prozent nie. Der tägliche Alkoholkonsum ist absolut vergleichbar mit anderen Studienserien, wie zum Beispiel dem schweizerischen Suchtmonitoring29. Ebenfalls keine Veränderung zeigt sich in Bezug auf den Tabakkonsum in der Schweiz. Wie schon die Erhebung zur Gesundheitskompetenz 2015 sowie das Suchtmonitoring Schweiz festhält, sind rund drei Viertel (74 %) der Schweizer Einwohnerin-nen und Einwohner ab 18 Jahren Nichtrauchende. Unter den Rauchenden machen täglich Rauchende mit 15 Prozent den grössten Anteil aus, was das Suchtpotenzial von Tabak unterstreicht.

Von den Befragten geben 63 Prozent an, täglich Obst oder Gemüse zu konsumieren. Auch wenn es in den offiziellen Empfehlungen länderspezifische Unterschiede gibt (in der Schweiz empfiehlt man eher fünf Portionen pro Tag), kann aufgrund der hier vorliegenden Datenlage zumindest festgehalten werden, dass die restlichen 37 Prozent ohne täglichen Konsum zu wenig Obst oder Gemüse konsumieren. Ob der tägliche Konsum unter den 63 Prozent die täglich notwendige Menge abdeckt, kann hier nicht be-antwortet werden. 30 Prozent konsumieren an drei bis fünf Tagen Früchte und Gemüse, 5 Prozent an einem bis zwei Tagen und nur je 1 Prozent gibt an, an weniger als an einem Tag pro Woche oder nie Früchte und Gemüse zu verzehren.

In Bezug auf den Body-Mass-Index (BMI)30 spiegelt die hier vorliegende Studie exakt die Verhältnisse, wie sie auch die offizielle Gesundheitsstatistik festhält (Bundesamt für Statistik, 2019). So sind aufgrund des selbstgeäusserten Gewichts und der Grösse 12 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz als adi-pös und weitere 29 Prozent als übergewichtig zu bezeichnen. Das stimmt sehr genau mit den 42 Prozent der Stimmberechtigten mit Übergewicht oder Adipositas überein, welche die Gesundheitsstatistik 2019 berechnete. Das Untergewicht spielt mit 3 Prozent nur am Rande eine Rolle. 56 Prozent liegen im nor-malgewichtigen Bereich.

Diese Elemente von gesundheitlich idealerem oder weniger idealem Verhalten haben einen nachweis-baren Zusammenhang zur generellen Gesundheitskompetenz. Dabei zeigt sich, dass die generelle Ge-sundheitskompetenz sichtbar mit der Häufigkeit von Verzehr von Obst und Gemüse korreliert, wie auch mit der Häufigkeit der sportlichen Aktivitäten und dem BMI (vgl. Tabelle 13). Der starke Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst oder Gemüse und der generellen Gesundheitskompetenz zeigt sich relativ linear entlang der verschiedenen Ausprägungen von Gesundheitskompetenz (vgl. Abbildung 23).

So findet sich unter den Personen mit einer mangelhaften Gesundheitskompetenz ein tieferer Gemüse- und Früchtekonsum, auch wenn hier eine knappe Mehrheit von 51 Prozent angibt, täglich Früchte und Gemüse zu konsumieren. Dieser Anteil steigt mit zunehmender Gesundheitskompetenz bis hin zu 69 Prozent bei Personen mit einer ausgezeichneten generellen Gesundheitskompetenz.

29 www.suchtmonitoring.ch, Ergebnisse basieren auf der fortlaufenden, telefonischen Befragung CoRolAR (Continuous Rolling Survey of Addictive Behaviours and Related Risks).

30 BMI =Gewicht[kg]

Grösse[m]2; Gruppierung analog HLS-EU-Studie gemäss BMI-Klassifikation der WHO.

Tabelle 13: Rangkorrelationskoeffizient (Spearman’s Rho) zwischen genereller Gesundheitskompetenz (gene-relle GK) und Gesundheitsverhalten (EinwohnerInnen ab 18 Jahren)

Generelle GK und … r N

Tabakkonsum -.027 2499

Alkoholkonsum -.002 2497

Häufigkeit Sport .060** 2498

Häufigkeit Verzehr Gemüse/Früchte .082** 2502

Body-Mass-Index -.062** 2475

Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021 (N = 2505). **Korrelation ist auf dem 0.01-Level (zweiseitig) signifi-kant. *Korrelation ist auf dem 0.05-Level (zweiseitig) signifisignifi-kant. Generelle GK-Index von 0=minimale bis 100=ma-ximale Gesundheitskompetenz // BMI metrisch von tiefem bis hohem BMI // restliche Variablen von -1=nie bis 7=an 7 Tagen

Abbildung 23: Verzehr von Obst oder Gemüse nach genereller Gesundheitskompetenz

Eine ähnliche Verbindung zeigt sich auch zwischen sportlichen Aktivitäten und genereller Gesundheits-kompetenz (vgl. Abbildung 24). Hier nimmt sowohl der Anteil von mehrmals wöchentlichen wie auch täglichen sportlichen Aktivitäten mit zunehmender genereller Gesundheitskompetenz relativ linear zu.

Häufigkeit Verzehr