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5.3 Gebäude

5.3.1 Gebäudebestandsentwicklung

Die Entwicklung des aktuellen Gebäudebestands lässt sich in drei Kategorien aufteilen, den Abriss von Bestandsgebäuden, die Sanierung von Bestandsgebäuden und den Neubau.

Zur besseren Unterscheidung wird nachfolgend zunächst auf den Wohngebäudebestand eingegangen und anschließend auf den Nichtwohngebäudebestand. Die Angaben bezie-hen sich dabei immer auf den Referenzgebäudebestand des Jahres 2015.

- Wohngebäude

Anhand der Entwicklungen in Szenario 80 und Szenario 95 aus Abbildung 5.40 zeigt sich, dass die Sanierung von Bestandswohngebäuden sowie die Einhaltung effizienter Gebäu-destandards beim Neubau eine entscheidende Rolle bei der Transformation des Energie-systems spielen.

Abbildung 5.40: Vergleich der Entwicklung des Wohngebäudebestands anhand der Wohnflä-che nach energetisWohnflä-chem Sanierungsstand in Szenario 80 und Szenario 95 2000

400600 1000800 12001400 1600

2020 2030 2040 2050 Wärmeerzeugung in TWh

Jahr

2020 2030 2040 2050 Jahr

Wohnfläche in Mrd. m2

Jahr

Im direkten Vergleich der getroffenen Maßnahmen in Szenario 95 gegenüber Szenario 80 ist ein Anstieg des Sanierungsbedarfs zu erkennen (Abbildung 5.41). Entsprechend steigt der Anteil der energetisch sanierten Bestandswohngebäude von 55 % auf 61 % im Jahr 2050 an. Hierbei ist anzumerken, dass 7 % des Gebäudebestands als nicht-sanierbar an-genommen sind und weitere 12,5 % des Bestands im betrachteten Zeitraum nicht im Sa-nierungszyklus liegen. Bei der zusätzlichen Sanierung zeigt sich außerdem ein direkter Umstieg auf das energieeffizientere Sanierungspaket 2 (vergleiche Kapitel A.2, Tabelle A.7). Ein ähnlicher Effekt ist ebenfalls beim Neubau zu beobachten. Hier erfolgt eine Um-stellung vom Standard (EnEV 2016) auf den Standard KfW 40.

Abbildung 5.41: Veränderung des Wohngebäudebestands anhand der Wohnfläche nach energetischem Sanierungsstand in Szenario 95 gegenüber Szenario 80 Basierend auf der dargestellten Bestandsentwicklung lässt sich die jährliche energetische Sanierungsrate bestimmen. Bedingt durch den unterstellten Sanierungszyklus stehen in je-dem Jahr Sanierungsmaßnahmen für ca. 2,5% des Gebäudebestands an. Für diese Ge-bäude fallen folglich nur die energiebedingten Mehrkosten bei der energetischen Sanierung an. Über alle Gebäudetypen liegt die durchschnittliche jährliche Sanierungsrate bei 1,3% in Szenario 80. Diese steigt in Szenario 95 auf 1,5% pro Jahr an.

Wie am Beispiel des Szenario 95 (Abbildung 5.42) deutlich wird, kann der verbleibende Zeitraum bis zum Jahr 2050 in zwei Handlungsphasen unterteilt werden. In der ersten Phase bis zum Jahr 2035 wird verstärkt auf die Umsetzung gebäudeseitiger Effizienzmaß-nahmen gesetzt, während die Phase danach durch den verstärkten Einsatz strombasierter Heizungstechniken und einen zunehmenden Biomasseeinsatz charakterisiert ist. In der ers-ten Phase ist eine energetische Sanierungsrate von zeitweise mehr als 2% notwendig, die in der zweiten Phase wieder abnimmt. Der Grund ist die starke Kopplung von Stromerzeu-gung und GebäudewärmeversorStromerzeu-gung (Sektorkopplung). Da die StromerzeuStromerzeu-gung bis zum Jahr 2035 in beiden Reduktionsszenarien noch einen signifikanten CO2-Fußabdruck auf-weist, ist der Einsatz von gebäudeseitigen Effizienzmaßnahmen effektiver, um die CO2 -Emissionen zu mindern. Erst mit der signifikanten Zunahme von regenerativer Stromerzeu-gung, die mit geringeren spezifischen CO2–Emissionen korreliert, wird der Einsatz von strombasierten Wärmeerzeugungstechniken attraktiv und bringt deren emissionsseitigen Vorteile voll zur Entfaltung. So steigt die Anzahl der installierten Wärmepumpen im Jahr 2050 im Szenario 95 auf ca. 14 Mio. Anlagen an. Die Wärmepumpe ist damit die dominie-rende Heizungstechnik.

2020 2030 2040 2050

Wohnfläche in Mio. m2

Jahr

$EELOGXQJ(QHUJHWLVFKH6DQLHUXQJVUDWHYRQSULYDWHQ:RKQJHElXGHQVRZLH6WURPEH GDUIGHUSULYDWHQ+DXVKDOWHLP6]HQDULR

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Anteil der energetisch sanierten Bestandsgebäude liegt hier bei 36 % im Jahr 2050 in Sze-nario 80 und bei 50 % in SzeSze-nario 95. Aufgrund der hohen angenommenen Effizienzstan-dards beim Neubau von Nichtwohngebäuden und den vergleichsweise geringen Kosten werden hierbei die als Standard definierten Maßnahmen (vergleiche Kapitel A.2) umge-setzt.

Abbildung 5.43: Vergleich der Entwicklung des Nichtwohngebäudebestands anhand der Nutzfläche nach energetischem Sanierungsstand in Szenario 80 und Szena-rio 95

5.3.2 Wärmebereitstellung für den Gebäudesektor

Im Nachfolgenden wird auf die Wärmeerzeugung bzw. die Wärmebereitstellung für den Ge-bäudesektor (Wohn- und Nichtwohngebäude) eingegangen. Unterschieden wird zwischen den Kategorien dezentrale Wärmeerzeugung sowie leitungsgebundene Wärmebereitstel-lung. Letztere teilt sich wiederum in Fernwärme und Nahwärme8 auf. Wie Abbildung 5.44 verdeutlicht, spielt in beiden Szenarien auch im Jahr 2050 die dezentrale Wärmeversorgung die wichtigste Rolle. Trotz des technologischen Wandels im Gebäudesektor sind struktu-relle Veränderungen hinsichtlich des Anteils der dezentralen Wärmeversorgung vergleichs-weise gering. Dieser steigt in Szenario 80 von 70 % auf 75 % an bzw. sinkt in Szenario 95 auf 66 % ab. Die größten Veränderungen sind bei der Fernwärmeversorgung festzustellen.

Deren Anteil an der Gebäudewärmeversorgung sinkt in beiden Szenarien bis 2050 auf 1 bis 2%. Dieser Effekt beruht auf den geringeren Skaleneffekten beim Ausbau strom- oder biomassebasierter Heiztechnologien. Folglich reichen die Kosteneinsparungen beim Bau eines großen, zentralen Heizwerks nicht aus, um die Kosten für den Ausbau eines Fern-wärmenetzes zu kompensieren. Jedoch profitieren Nahwärmelösungen von diesem Effekt.

Ihr Anteil steigt bis 2050 auf 23 % in Szenario 80 bzw. auf 33 % in Szenario 95 an. Bis zu dieser Größenordnung reichen die Kosteneinsparungen beim Ausbau größer skalierter Wärmepumpen und Biomasseheizanlagen zur Kompensation der zusätzlichen Wärmenetz-kosten aus.

8 Leitungslängen bis 15m 0,0

Nutzfläche (NWG) in Mrd. m2

Jahr

Abbildung 5.44: Vergleich der Entwicklung des Anteils der Fern- und Nahwärme sowie der dezentralen Erzeugung an der Raumwärme- und Warmwasserversorgung in Szenario 80 und Szenario 95

Bei der in Abbildung 5.45 dargestellten Entwicklung der Raumwärme- und Warmwasserbe-reitstellung ist eine deutliche Elektrifizierung des Sektors zu erkennen. Der Anteil von Wär-mepumpen an der Gebäudewärmeversorgung erhöht sich in Szenario 80 auf bis zu 68 % und in Szenario 95 auf bis zu 83 %. Während in Szenario 80 in 2050 noch ein Anteil von 17% der Wärmeversorgung über fossiles Erdgas abgedeckt wird, erfolgt in Szenario 95 eine fast vollständige Verdrängung fossiler Energieträger. Auch der Einsatz von Heizöl er-folgt noch bis zum Jahr 2030 und spielt danach keine Rolle mehr. Die Substitution der fos-silen Energieträger wird durch den weiteren Ausbau von Wärmepumpen und in einem kleinen Ausmaß durch den Einsatz von wasserstoffbasierten Technologien (z.B. SOFC) ersetzt. Der Einsatz von Biomasse zur Raumwärmeerzeugung nimmt insbesondere im Sze-nario 95 deutlich ab, da Biomasse in anderen Bereichen (z.B. Industrie) deutlich effektiver eingesetzt werden kann.

Abbildung 5.45: Vergleich der Entwicklung der Raumwärme- und Warmwasserversorgung nach Energieträger in Szenario 80 und Szenario 95

0%

Wärmeerzeugung in TWh

Jahr

2020 2030 2040 2050 Energieträger in TWh

Jahr

2020 2030 2040 2050 Jahr