• Keine Ergebnisse gefunden

Fragment eines dionysischen oder eines Eroten-Weinlese-Sarkophags

Im Dokument zu den Jahresheften des (Seite 80-83)

3 Attische Sarkophage und Kastenfragmente nach Themen geordnet

3.4 Eroten-Weinlese-Sarkophage und/oder dionysische Sarkophage;

3.4.2 Fragment eines dionysischen oder eines Eroten-Weinlese-Sarkophags

Selçuk, Efes Müzesi Inv. 10/65/87.

Gefunden in Selçuk, Johannesbasilika, östliche Stützmauer (1987), Fund-Nr. 87/10.

H 51; L 14; DW 5–7; Rh 5.

Lit.: Unpubliziert.

Feinkörniger, heller Marmor. Bis auf wenige erhaltene Falten ist die Reliefoberfläche verrieben, bestoßen oder abgeplatzt. Ein kleines Stück der Oberseite scheint ebenfalls verrieben vorhan-den zu sein. In der Oberseite findet sich eine kleine, rechteckige Eintiefung, die ein Zeichen der Wiederverwendung sein kann, die auch in Form von Mörtelresten Spuren hinterlassen hat. Die Rückseite des Fragments zeigt eine regelmäßige Bearbeitung mit einem mittelgroßen Zahneisen.

Obwohl stark beschädigt, ist eine frontal stehende weibliche Figur zu erkennen, die ihren linken Arm wohl über den Kopf gelegt hatte. Auf der rechten Seite des Kopfes deuten Umriss-bohrungen und eine Punktbohrung auf eine Knotenfrisur und einen leicht nach links gewendeten Kopf. Weitere Bohrlinien, die nicht näher zu deuten sind, finden sich links des Kopfes und darü -ber. Die erhaltenen Falten belegen eine Gewandbahn, die vermutlich über den linken Arm gelegt war und über die linke Hüfte nach vorn über das linke Bein fiel. Der obere Kastenabschluss über der Figur war weder sehr hoch, noch scheint er in verschiedene Profile oder Ornamente unterteilt gewesen zu sein.

Die Haltung und die Gewandreste der Figur lassen an einen dionysischen Kontext denken.

Vergleiche bieten beispielsweise zwei Mänaden auf der linken Hälfte der Vorderseite eines

dio-377 Grundlegend zu den Begriffen »haptische – optische« Ornamentbildung, s. Wiegartz 1977, 383 f. An dem Beispiel des Erotensarkophags Athen, Nationalmuseum Inv. 4008 wird schon auf die »Grenzen einer rein stilkritischen Methode« hingewiesen.

378 Bereits Rodenwaldt 1930, 126 macht darauf aufmerksam, dass neue Stilformen oft auf Hauptseiten erscheinen und veraltete Bildungen sich auf Neben-, insbesondere Rückseiten halten. s. auch Rudolf 1989, 38–41. Zu weiteren Beispielen s. Kintrup 2016a, Kap. 3.2.1.1 Nr. 259 (Amazonomachie-Sarkophag in der Nekropole Tyros); Kap.

3.2.4 Nr. 121 (Amazonomachie-Fragment in Korinth); Kap. 4.1.1.1 Nr. 167 (Schlachtsarkophag in Ptolemais).

nysischen Sarkophags in Boston379, datiert um 220–230 n. Chr.380. Im Unterschied zu dem ephesi-schen Fragment hat eine Mänade ihren Kopf nach rechts gewendet und hält ein gefülltes Gefäß in der Linken, die zweite Mänade greift mit ihrem rechten Arm vor der Brust nach rechts oben, um eine Traube zu pflücken. Auf der linken Schmalseite des Sarkophags in Kyrene, um 250 n. Chr.381, hat die Mänade den Arm nicht ganz über den Kopf erhoben, die Gewandbahn verläuft hinter dem Rücken über die rechte Hüfte nach vorn und bedeckt die Beine. In Rom, Museo Capitolino382, um 240 n. Chr.383, erscheint eine Mänade in der linken Hälfte der Vorderseite; sie hat ihren Kopf weiter nach links geneigt und den Arm nicht bis über den Kopf erhoben, sondern greift nach einer Traube. Den über den Kopf erhobenen Arm bildet aber ein ebenfalls spätes Fragment in Athen, gleich zweimal nebeneinander, ab384.

Aufgrund der aufgezählten Vergleiche ist die Figur in Ephesos mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls als Mänade zu bezeichnen. Auch die Reste des oberen Kastenabschlusses passen zu der Thematik und bestätigen eine Datierung nicht vor dem zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts n.

Chr. In dieser Zeit ist eine Verwendung fester Figuren- und Gruppentypen nicht mehr zu erwarten und damit auch nicht, dass direkte Parallelen aufzuzeigen sind. Aber eine weitere – rein zah-lenmäßig weniger wahrscheinliche – Möglichkeit einer thematischen Einordnung sei hier auch angesprochen, nämlich die Zuordnung zu einem Eroten-Weinlese-Sarkophag. Die auf attischen Sarkophagen selten erscheinende Thematik der Eroten-Vindemia greift auf das gleiche Typen-repertoire, zurück, das auch für dionysische Sarkophage verwendet wird385. Dementsprechend bietet die fragmentierte Vorderseite des Eroten-Weinlese-Sarkophags, verbaut im ›Tor der Verfol-gung‹ (Kat. 10 Taf. 46), eine weitere gute Parallele, wobei die Gewandbahn hinter dem Rücken der weiblichen Figur verläuft und über ihre rechte Hüfte nach vorn geführt ist, wo sie die Beine bedeckt. Dass das vermauerte Exemplar mit einer Datierung um 200–210 n. Chr. deutlich jünger ist, bestätigt der obere Kastenabschluss, der sich dort noch höher und mit gut abgesetzter oberer Leiste präsentiert, während sich hier trotz der Beschädigungen ein später vorherrschender flache -rer, niedrigerer oberer Kastenabschluss abzeichnet.

Datierung

Zweites Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr.

3.4.3 Fragment eines dionysischen oder eines Eroten-Weinlese-Sarkophags (Kat. 12 Taf. 47 Abb. 185)

Selçuk, Efes Müzesi, Açık Hava Deposu, Etd.Nr. L. 86.

Gefunden in Selçuk, Johannesbasilika, Torbereich386. H 39; L 71; DW 8–10; Rh 10.

Lit.: Rudolf 1989, 33 mit Anm. 172 Abb. 21; Koch 1991, 818.

Feinkörniger, weißer Marmor, von starken Glimmeradern durchzogen. Allseitig gebrochenes Fragment. Die Rückseite zeigt eine unregelmäßige grobe bis mittlere Spitzmeißelarbeit. Die

379 Matz 1968, 106–110 Nr. 9 Taf. 14; Koch – Sichtermann 1982, 419–422; 459.

380 Zu den Datierungen dionysischer Sarkophage s. Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

381 Matz 1968, 89 Nr. 1; 116–118 Nr. 11A Taf. 23, 1.

382 Matz 1968, 110–112 Nr. 10 Taf. 16, 1; Koch – Sichtermann 1982, 419–422. 459.

383 Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

384 Nationalmuseum: Matz 1968, 119 f. Nr. 18 Fragment A Taf. 25, 3.

385 Dazu ausführlicher Bielefeld 1995, 402. Zu Lit. und weiteren Ausführungen zu Eroten-Vindemia, s. hier Kat. 10.

386 Rudolf 1989, 33 Anm. 172: Das Fragment befand sich bis 1982/1983 im Steindepot bei der Johannesbasilika, danach gelangte es in das Skulpturendepot nach Ephesos.

3.4 Eroten-Weinlese-Sarkophage und/oder dionysische Sarkophage; Erotensarkophage

Oberfläche ist streifig verwittert, weist etliche Bestoßungen und Bruchflächen auf; vom Relief bleibt wenig erkennbar.

Zu identifizieren sind eine Rebe großer Trauben sowie davor ein Kopf im Profil nach rechts;

die weiter links erscheinenden Ritzungen könnten zu einem Flügel gehören, der Kopf würde demnach wohl zu einem Eros passen387. Über der Rebe erstrecken sich einige eingetiefte Linien schräg nach links oben, die von gewellten, senkrecht verlaufenden Linien überschnitten werden.

Hinter dem (Eros-)Kopf sind mehrere winkelförmige Linien gestaffelt eingetieft. Weitere Linien ziehen sich senkrecht hinter dem (Eros-)Kopf – hier ist nicht klar, ob es sich um Relieflinien han-delt: Da keine fühlbaren Vertiefungen vorhanden sind, kann es sich auch um Verwitterungsspuren handeln. Die auf dem zurückspringenden Hintergrund unten zu sehenden Linien hingegen sind eingetieft: vielleicht handelt es sich um Reste eines Gewands.

E. Rudolf schlägt dieses Fragment als Ergänzung für den Fehlbereich der Vorderseite des Eroten-Weinlese-Sarkophags im ›Tor der Verfolgung‹ (Kat. 10 Taf. 46) vor, da es auch aus dem Torbereich stammt, die »Art der Aufblätterung des Marmors an die ausgewaschenen Stellen im rechten Abschnitt des Erotensarkophages« erinnert und »die große Traube dort ihr Gegenstück findet«388.

Ohne die Länge der Vorderseite im ›Tor der Verfolgung‹ genau zu kennen, scheint dieses Fragment doch zu lang, um in dem fehlenden Bereich Platz zu finden. Zumindest wären dann ein direkter Anschluss an der linken Seite des Fragments, der nicht zu erkennen ist, sowie Reste einer Eckfigur an der rechten Seite, die für den Eroten-Weinlese-Sarkophag zu rekonstruieren ist, zu erwarten. Die langen, eingetieften Linien und die Größe der Bruchlinien lassen eher auf Figuren schließen, die im Verhältnis größer sind als der (Eros-)Kopf; auch erscheint der Kopf im Ver-gleich zu der Rebe relativ klein. Demnach wäre eher eine dionysische Darstellung zu vermuten, bei der die Eroten deutlich kleiner dargestellt werden als Satyrn und Mänaden389. Eine in manchen Bereichen interessante Parallele bietet eine linke Schmalseite in Jerusalem mit der Darstellung einer gelagerten Leda mit Schwan, eingebettet in ein dionysisches Treiben390. Jedoch bleibt bei dem Erhaltungszustand des Reliefs auch diese Zuordnung aber nicht ohne Zweifel.

Datierung

Auch eine Datierung scheint gewagt. Durch die Reliefhöhe, die Dichte der Bruchlinien und den nicht zu erkennenden freien Reliefgrund könnte jedoch eine Zugehörigkeit in das zweite Viertel des 3. Jahrhunderts angezeigt sein.

Zweites Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. (?)

3.4.4 Fragment eines dionysischen oder eines Eroten-Weinlese-Sarkophags (Kat. 13 Taf. 47 Abb. 186)

Selçuk, Efes Müzesi, Açık Hava Deposu, Etd.Nr. L. 21.

Gefunden in Ephesos.

H 10; L 42,5; D 23.

Lit.: Unpubliziert.

Feinkörniger, weißer Marmor mit grünlichen Glimmerschiefereinschlüssen. Allseitig gebroche-nes Fragment. Rückseite mit gleichmäßiger mittelfeiner Spitzmeißelarbeit. Die Oberfläche ist

387 So Rudolf 1989, 33.

388 Rudolf 1989, 33.

389 Vgl. die Bemerkungen zu dem Fragment hier Kat. 8 im Museum von Selçuk (Taf. 45 Abb. 180).

390 Oakley 2011, 32–34. 84 f. Nr. 43 Taf. 33, 3: 220–230 n. Chr.

leicht verrieben und teilweise bestoßen. Die Ausrichtung ist nicht gesichert, scheint aber in der hier wiedergegebenen Abbildung am wahrscheinlichsten.

Teil einer oder eher mehrerer Weinreben. Der geknickte Reliefrest in der Mitte kann als Teil einer Ranke oder des Stängels eines Weinstocks gedeutet werden391, wie dies z. B. Fragmente dionysischer Sarkophage in Athen392 und ehemals in Knin393 demonstrieren.

Abgesehen von der Zuordnung zu einem dionysischen Sarkophag kann auch die Möglichkeit einer Zugehörigkeit zu einem Eroten-Weinlese-Sarkophag in Betracht gezogen werden394, insbe-sondere, da mit dem Exemplar im ›Tor der Verfolgung‹ (Kat. 10 Taf. 46) ein prominentes Stück dieser auf attischen Sarkophagen selten belegten Thematik vor Ort existiert. Die Frage einer Zusammengehörigkeit dürfte ohne Steinanalyse aufgrund der Kleinheit des Fragments jedoch nicht zu klären sein. Auch ein Stilvergleich ist durch den Aufbewahrungsort des Eroten-Weinlese-Sarkophags, der noch im ›Tor der Verfolgung‹ verbaut und nur durch dafür unzureichende Fotos dokumentiert ist, nicht aussagekräftig.

Datierung

Die Trauben sind in unterschiedlicher Reliefhöhe angeordnet und durch sichtbare Bohrkanäle untergliedert, sodass ein plastischer Eindruck entsteht. Die Trauben sind einerseits plastischer und üppiger gestaltet als auf den Sarkophagen in Mistra (um 190–200 n. Chr.) und Sparta (ca.

200–210) mit frühen Darstellungen von Thiasoten zwischen Weinstöcken, aber andererseits nicht durch tiefe, harte Bohrungen unterteilt, wie es bei dem späten Sarkophag in Thessaloniki (um 260 n. Chr.) der Fall ist395. Stilistisch gehört das ephesische Fragment demnach am ehesten in die Zeit von 220–240 n. Chr.

Erste Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

3.4.5 Fragment mit jugendlichem Kopf (Eros [?])

Im Dokument zu den Jahresheften des (Seite 80-83)