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Dionysische Sarkophage

Im Dokument zu den Jahresheften des (Seite 73-76)

3 Attische Sarkophage und Kastenfragmente nach Themen geordnet

3.3 Dionysische Sarkophage

3.3.1 Fragment eines dionysischen Sarkophags (Kat. 8 Taf. 45 Abb. 180) Selçuk, Efes Müzesi Inv. 1/23/84.

Fundort: Umgebung von Ephesos; gekauft 1984 (nach Inventarbuch Museum Selçuk).

H 25; L 34; D 12,5; Rh 5.

Lit.: Unpubliziert.

326 s. Chéhab 1968, 36–40; 81 f. Taf. 18. 21 a; Kintrup 1998, 207–210 Taf. 92, 2; Kintrup 2016a, Kap. 3.2.1.2 Nr.

259.

327 Archäologisches Museum Inv. 283: Giuliano – Palma 1978, 36 Nr. 4 Taf. 37, 92–93; 39, 96; Stefanidou-Tiveriou 1997, 166–169 Nr. 134; 380–383 Abb. 336. 338; Kintrup 1998, 209 f. 214 f. Taf. 93, 4. 95, 2; Kintrup 2016a, Kap.

3.2.3 Nr. 245.

328 Scrinari 1972, 145 Nr. 415 Abb. 415; 146 Nr. 417 Abb. 417; 147 Nr. 424 Abb. 421; Ciliberto 1996, 30 f. 82 Nr. 27 Taf. 5 e; 31 f. 82 f. Nr. 28 Taf. 5 f.; 33 f. 84 Nr. 33; Kintrup 2016a, Kap. 4.2.4 Nr. 17. 19 und Kap. 4.2.18 Nr. 30.

3.3 Dionysische Sarkophage

Feinkristalliner, heller Marmor. Allseitig gebrochenes Fragment; Rückseite mit grober Zahnei-senbearbeitung. Oberfläche und Faltengrate sind verrieben und teilweise bestoßen. Mehrere Punktbohrungen sind auf dem Fragment oben links angebracht.

Eine Mänade ist mit leicht angewinkeltem rechten Bein in einer Profilansicht nach rechts dar-gestellt. Ihr Gewand ist nach unten gerutscht. Es entblößt ihr Gesäß zu einem großen Teil, bedeckt aber die Beine, die bis knapp unterhalb der Waden erhalten sind. Links neben der Mänade sind die beschädigten Reste einer Figur zu erkennen, die einen Korb wohl mit Weintrauben auf ihrer linken Schulter trägt; rechts einige Federn eines Flügels.

Vergleiche mit der Mänade bieten die dionysischen Sarkophagen in Boston und Rom, wobei auf dem Bostoner Sarkophag329, um 220–230 n. Chr. zu datieren330, eine Mänade rechts der Mitte der Vorderseite in einer aufrechteren Haltung abgebildet ist, als es wohl hier der Fall ist. Das Gewand ist noch weiter nach unten geglitten bzw. wird von einem Satyr rechts neben ihr nach unten geschoben. Auch im Museo Capitolino, Rom331, um 240 n. Chr.332, ist eine Mänade – links der Mitte der Vorderseite – in aufrechter Haltung abgebildet, deren Gewand weiter nach unten gerutscht ist.

Eine interessante Parallele bietet die rechte Schmalseite in Thessaloniki333, um 260 n. Chr.334, mit der Mänade in einer spiegelbildlichen Version nach links gewandt und einem Eros vor ihr.

Diese Parallele macht wahrscheinlich, dass es sich auch bei dem Fragment in Selçuk um Reste eines Erosflügels rechts neben der Mänade handelt.

Für die Figur mit dem Korb finden sich ebenfalls Vergleiche auf den genannten dionysischen Sarkophagen in Boston und Rom. Auf der Bostoner Rückseite trägt ein Knabe einen Früchtekorb auf dem Kopf 335, auf der Vorderseite in Rom, Museo Capitolino, ein Satyr einen Traubenkorb auf seiner linken Schulter336. Weitere Parallelen zu der Figur mit dem Korb bieten zudem die attisch nur seltenen belegten Sarkophage mit Eroten-Weinlese-Darstellungen337. Beispielsweise erscheint auf einem Fragment mit Eroten-Vindemia in Triest ebenfalls ein Eros mit einem Korb auf seiner linken Schulter338.

Für das Fragment in Selçuk besteht die geringe Wahrscheinlichkeit einer Zugehörigkeit zu einer Eroten-Weinlese-Darstellung. Zwar zeigt auch der Eroten-Weinlese-Sarkophag im ›Tor der Verfolgung‹339 (Kat. 10 Taf. 46 Abb. 182 f.) eine weibliche Figur sowie andere Figuren, die Satyrn und Mänaden zitieren oder abwandeln340, diese sind aber in der Größe einheitlich gestal-tet. Bei den genannten Vergleichsstücken auf den dionysischen Sarkophagen hingegen werden die Knaben und Eroten wie bei dem Fragment in Selçuk im Vergleich zu den Mänaden deutlich kleiner dargestellt.

Datierung

Da der Aspekt der Weinlese auch bei den dionysischen Sarkophagen auftritt, muss der Knabe mit dem Korb wohl voller Trauben nicht verwundern. Zumal in der späten Gruppe der dionysischen

329 Matz 1968, 106–110 Nr. 9 Taf. 14; Koch – Sichtermann 1982, 419–422. 459.

330 Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

331 Matz 1968, 110–112 Nr. 10 Taf. 16, 1; Koch – Sichtermann 1982, 419–422. 459.

332 Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

333 Matz 1968, 112–116 Nr. 11 Taf. 19, 2.

334 Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

335 s. an der rechten Ecke: Matz 1968, 106–110 Nr. 9 Taf. 13, 1.

336 Matz 1968, 110–112 Nr. 10 Taf. 16, 1.

337 Koch – Sichtermann 1982, 425 f. 432 Nr. 51–55; 459 Abb. 451–453 und s. »Zur Ikonographie attischer Sarko-phage mit Eroten-Weinlese-Darstellungen«, Bielefeld 1995, 397–404 Taf. 104–107.

338 Bielefeld 1995, 397– 400 Taf. 105, 4. s. auch Bielefeld 1995, Taf. 105, 1–2: Eros mit dem Korb auf seiner rechten Schulter (Fragment Foligno).

339 Koch – Sichtermann 1982, 425 f. 432 Nr. 52 Abb. 451; Rudolf 1989, 30–33; 46 Abb. 1. 3. 19 f.; Bielefeld 1995, Taf. 104, 2.

340 Bielefeld 1995, 400 f.

Sarkophage eine Umdeutung des Themas vom Thiasos zur Weinlese stattgefunden hat, bietet die korbtragende Figur auch einen Hinweis auf die Datierung: es kann sich nicht um ein frühes Stück handeln. Knaben und Eroten, die mit der Weinlese beschäftigt sind, begegnen erst ab dem Fragment in Amman mit einer Datierung um 210–220 n. Chr.341. Bei den späten dionysischen Sar-kophagen werden Mänaden und Satyrn gedrängt nebeneinander gestellt und erhalten eine große Relieftiefe342. Da aufgrund der verriebenen Oberfläche eine stilistische Einordnung für das Frag-ment in Selçuk erschwert und nicht klar zuzuordnen ist, ob das FragFrag-ment zu einer Vorder- oder einer Schmalseite gehörte, die nicht so dicht gedrängte Figuren auswies, ist eine Datierung nicht näher einzugrenzen, als es durch die genannten Parallelen zwischen 220 und 260 n. Chr. möglich ist. Eine Datierung im zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts ist dabei wahrscheinlich.

Zweites Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr.

3.3.2 Fragment eines dionysischen Sarkophags (Kat. 9 Taf. 45 Abb. 181)

Selçuk, Efes Müzesi Inv. 45/57/79 (mit 45/57/79 ist das Fragment nummeriert, während 45/58/79 im Inventarbuch des Museums Selçuk vermerkt ist).

Fundort: Ephesos, Magnesisches Tor, Ausgrabung 1979, Fund-Nr. MAG 79/3343. H 41; L 21; DW 10; Rh 11.

Lit.: Rudolf 1989, 58 Taf. 32 Abb. 54; Koch 1991, 819.

Feinkristalliner, heller Marmor. Allseitig gebrochenes Fragment mit dem Torso einer weiblichen Figur; Rückseite mit grober Zahneisenbearbeitung. Die Umrisse der Figur und der Gewandfalten sind teilweise deutlich gebohrt. Der Oberkörper der Figur weist eine Bruchfläche auf; Oberfläche und Faltengrate sind teilweise bestoßen.

Eine fast rundplastisch erscheinende Mänade ist mit leicht vorgeneigtem Oberkörper in Profil-ansicht nach links gezeigt. Ihr Gewand ist nach unten gerutscht, entblößt das Gesäß und bedeckt die Beine, die bis zum Oberschenkel erhalten sind. Im Hintergrund oben flattert das Gewand nach rechts. Rechts neben dem Gesäß ist der Pferdeschwanz eines Satyrn erhalten; darunter vermutlich Reste eines Tierfells oder einer Gewandbahn, welche der Satyr trägt.

Nach E. Rudolf344 stellen die frühen dionysischen Sarkophage in Istanbul und Athen Verglei-che dar. Auf dem Sarkophag in Istanbul, ca. 160–170 n. Chr.345, erscheint die Mänade mit herab-gleitendem Gewand auf der Vorderseite rechts mit einer Kithara und auf dem Vorderseitenfrag-ment in Athen, ca. 150–160 n. Chr.346, mit einer Doppelflöte. Beide Figuren sind jedoch aufrechter dargestellt. Der vermehrt frei bleibende Reliefgrund und die stilistische Einordnung aufgrund der Faltenbildung kennzeichnen die Stücke als die im Vergleich zu dem Fragment in Selçuk älteren Exemplare.

Etwas weniger aufrecht und auch in einer Seitenansicht erscheint je eine Mänade mit herab-gleitendem Gewand auf der linken Schmalseite von Sarkophagen in Rom, ca. 240 n. Chr.347, und

341 Wiegartz 1977, 387 mit Abb. 63; 388 mit Anm. 90.

342 Koch – Sichtermann 1982, 420.

343 Zu den Grabungen G. Seiterles in den 1970er Jahren vgl. Seiterle 1982, 145–149; zu den jüngeren Untersuchungen Sokolicek 2010, 359–381.

344 Rudolf 1989, 58 mit Anm. 62.

345 Matz 1968, 100 f. Nr. 3 Taf. 4, 1; Koch – Sichtermann 1982, 419–422. 459 Abb. 449. Datierung nach Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

346 Inv. 1150 aus Patras: Matz 1968, 101 f. Nr. 4 Taf. 5, 1; Giuliano – Palma 1978, Taf. 5, 10. Datierung nach Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90.

347 Rom, Museo Capitolino: Matz 1968, 110–112 Nr. 10 Taf. 16, 2; Koch – Sichtermann 1982, 419–422. 459. Datie-rung nach Wiegartz 1977, 386–388 mit Anm. 90. Auf der Vorderseite, Matz 1968, Taf. 16, 1, ist eine ähnliche Pflückerin abgebildet, die aber – wie die zwei erstgenannten Vergleiche – aufrechter dargestellt ist.

Im Dokument zu den Jahresheften des (Seite 73-76)