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2 FORSTLICHE STANDORTSKARTIERUNG 2.1 Gegenstand, Inhalt, Aufgabe

2.3 Forstliche Standortskartierung in Niedersachsen

2.3.1 Geschichte, Verwaltung, Prinzip des heutigen Verfahrens Geschichte der Kartierung

Bei OTTO (1989:44ff) sind von WIEDEMANN (1951) definierte Auffassungen wiedergegeben:

Ursprünglich sollte die Standortskartierung dazu dienen, Örtlichkeiten vor dem Hintergrund zu charakterisieren, dass bei gegebenen Klima und Boden Zuwachshöchstleistungen zu erreichen seien. „Die Frage: Wo, unter welchen Umweltbedingungen, auf welchem Standort erzeugt diese oder jene Baumart die größe Menge Holz, stand folglich beherrschend im Vordergrund und löste die Standortskartierung in Niedersachsen aus.“ Es fiel auf, dass diese Ausrichtung dem Nachhaltigkeitsprinzip entgegensteuerte und Labilität des Bestandes und Verschlechterung des Bodens hervorrufen konnte, was die Intention der Kartierung auf Gefährdungspotenziale ausweitete.

Interessant ist z.B. die frühzeitige (1947) Diskussion über den zu wählenden Kartenmaßstab 1:25.000 oder 1:5.000 vor dem Hintergrund der Planung von Aufforstungen. Bereits 1949 wurden „Anweisungen für die Standortskartierung“ herausgebracht. Bei KREMSER & OTTO (1973:23a-23n) ist einer der ersten

„Geländeökologischen Schätzrahmen“ sowohl für das diluviale Flachland als auch für Mittelgebirge, Bergland und Hügelland veröffentlicht. Er war wesentlich weniger differenziert als heute, beispielsweise war die Substrat / Lagerungszahl für die Lösse nur dreigeteilt (heute 5-Teilung) und für die Kalke viergeteilt (heute 8-Teilung, Tab. 3). Dass eine immer stärkere Differenzierung der Standorte im Gelände und somit in der Karte angebracht war, wurde bereits Ende der 60er Jahre erkannt, während in der Phase seit 1945 ein schnelles, großflächiges Bewerten der damaligen Blößen zwecks Planung der Wiederaufforstung das Ziel war (KREMSER & OTTO 1973:20ff). GÖRGES (1969:27) konstatiert allerdings, dass die „niedersächsischen Landesforsten ... in den beiden Nachkriegsjahrzehnten standortkundlich eingehend bearbeitet“ wurden. Beispielsweise für den Harz gilt, dass aufgrund seiner Lage in Norddeutschland als das erste Mittelgebirge, auf das die Luftmassen aus Nordwesten stoßen, und aufgrund seiner vielfältigen geologischen Verhältnisse die waldbaulichen Möglichkeiten und Probleme zahlreich sind; daher wurde seit 1985 die teilweise grobe Kartierung des Harzes „modernisiert“

(SCHWIETERT 1989:449). Im Bezugsjahr 1995 waren etwa 55 % der Landeswaldfläche von etwa 1.074.000 ha standortkartiert (WOLFF et al. 1999 und www.forstnds.de, Stand 31.08.01).

Stellung der Standortskartierung in der Verwaltung

Die Standortskartierung sowohl der Staatsforsten als auch der sog. Betreuungsforsten (z.B.

Genossenschaftsforst, Kleinprivatwald) obliegt dem Niedersächsischen Forstplanungsamt Wolfen- büttel, das zu den drei dem Ministerium zugeordneten Stabsstellen gehört. Das Forstplanungsamt (NFP) ist zur Zeit in sechs Dezernate aufgeteilt. Eines trägt den Titel „Forst-GIS / Standortskartierung“. Es steht zum Beispiel neben dem Dezernat „Forsteinrichtung“.

Abb. 2: Organisation der Niedersächsischen Landesforstverwaltung.

Aus: www.forstnds.de. Stand 25.07.01.

Prinzip und Zweiphasigkeit der Kartierung

„Die Forstliche Standortskartierung in Niedersachsen ist als ein zweistufiges oder auch regionales Verfahren einzuordnen. Die Zweistufigkeit ergibt sich dadurch, dass der Ausscheidung lokaler ökologischer Einheiten (Standortstypen) eine regionale Untergliederung des Landes vorausgeht“ (AKS 1996:289). Es besteht eine Hierarchie, basierend auf folgenden Kriterien:

8 Wuchsgebiete ~ Großräume, geologisch, pflanzensoziologisch, „geographisch-physiologisch“

29 Wuchsbezirke ~ Haupteinheiten, landschaftsökologisch - Teilwuchsbezirke ~ (keine Angabe), klimatisch, geologisch

- Standortstypen ~ lokale ökologische Einheiten, vegetationskundlich, geologisch-bodenkundlich begrenzt (nach AKS, 1996:90) und

- Einzelstandorte (nach GÖRGES 1969:27 und KREMSER & OTTO 1973:22)

Reliefabhängige vegetationskundliche sowie geologische Befunde haben bei der Abgrenzung der Standorte des Berglandes ein „leichtes Übergewicht“, obwohl vegetationskundliche und geologisch-bodenkundliche Kriterien gleichrangig sind.

Die Wuchsbezirke werden bei GÖRGES (1969:27) „regionale Einheiten“ und die Standortstypen „lokale

Kenntnis der geologischen Einheiten beruhen konnte, als Orientierung für die Ausformung der Flächengrenzen zu verstehen. Merkmale von Wuchsbezirken sind bespielsweise:

• Bramwald-Brackenberg, BB: Unter 400 m, Regionalklima weniger humid und bedeutend wärmer als Unterer Solling; Buntsandstein, Muschelkalk, Lößüberlagerungen, Basaltdurchbrüche.

• Südwestliches Harzvorland, SW: Wald zwischen 220 und 300 m, beachtliche Reliefenergie, demnach eine Warm- und Feuchthaltung, hohe Speicherkraft für Wasser; Buntsandstein, Muschelkalk, Löß.

• Südlicher Mittelharz (SM): Wärmeeinfluß durch Lee der Hochlagen, hohe Niederschläge, stärkste Reliefenergie; Tanner Grauwacke, basische Ergußgesteine (verändert nach GÖRGES 1969:29ff).

GÖRGES (1969:40) verdeutlicht das Charakteristische der niedersächsischen Wuchsbezirke auch anhand der jährlichen Niederschläge. Sie liegen im Hohen Solling (HS, Abb. 3) bei etwa 1050 mm und im Unteren Solling bei etwa 900 mm. Das Sollingvorland (SV) hingegen liegt mit der Niederschlagsversorgung von 750 mm nah bei den Bezirken Bramwald-Brackenberg (BB, 780 mm), Südwestliches Harzvorland (SW, 780 mm) und Göttinger Wald (GW, 680 mm). Dies ist einer der Gründe dafür, den Hohen Solling (HS) entgegen den anderen Wuchsbezirken des Wuchsgebietes

„Südniedersächsisches Bergland“ in dieser Arbeit nicht dem „Bergland“ zuzuordnen. Das Validierungsgebiet (1.2.2) befindet sich hauptsächlich im östlichen Teil des Unteren Solling, der dem Bergland zugerechnet wird, es tangiert aber auch eine kleine östliche Exklave des Hohen Solling.

Insofern ist das Validierungsgebiet lagebezogen und standörtlich „am Rand“ des Berglandes plaziert.

Die Datenbasis des Gebiets „Bergland“ liegt verteilt im Südniedersächsischen Bergland und am westlichen Rand des Harzes, der wegen der Höhen- und Gesteinsverhältnisse auch dem „Bergland“

zuzurechnen ist (1.2.1). Zielgebiet ist das in der Wuchsgebietsgliederung definierte Südniedersächsische Bergland, Weserbergland (UW) ohne das Osnabrücker Hügel- und Bergland (OB), ohne den Hohen Solling (HS) und ohne Großteile des Unteren Solling (US, Nord-, West- und Südteil). Das Validierungsgebiet liegt demnach in dem schwer abgrenzbaren Saum zwischen den typischen Bergland-Wuchsbezirken wie SV und BB und dem ursprünglichen Unteren Solling (US, Ostteil, Abb. 3).

Eine Darstellung der Wuchsbezirke und Höhenstufen des Westharzes gibt auch SCHWIETERT (1989:450).

Er erläutert auch die Schwierigkeit der Wuchsgebietsfestlegung anhand von Klimadaten und meint z.B., der „Südliche Mittelharz“ sei entgegen der vorherrschenden Meinung nicht wärmebegünstigt, zumindest ließe sich die Begünstigung nicht an den Meßdaten ablesen. Weitere Informationen zu den ehemals definierten Wuchsgebieten und –bezirken geben KREMSER & OTTO (1973).

Zur Bedeutung des Wuchsbezirks für den zu kartierenden Standortstyp schreibt GÖRGES (1969:28):

„Durch seine Zugehörigkeit zu einem Wuchsbezirk sind die jeweils großklimatischen Einwirkungen auf die Bodenentwicklung und das Wachstum der Baumarten berücksichtigt. Wo diese Einflüsse durch das Relief wesentlich abgewandelt werden (Bergland, Mittelgebirge) liegen Gründe vor, die Untergliederung entsprechend zu differenzieren.“

Abb. 3: Wuchsgebiete, Wuchsbezirke, Modellierungsgebiete und Validierungsgebiet im „Bergland.

Kürzel ~ Wuchsbezirke. Nach NFP (1996), ergänzt. Maßstab 1:2.100.000. (Vgl. Abb. 31).

Eine bestimmte Wasserhaushaltszahl (Abschnitt 2.3.2.2) hat, unabhängig davon an welchem Ort sie kartiert wurde, für den forstlichen Bestand die gleiche Bedeutung. Insofern ist regionale Vergleichbarkeit gegeben. Ihre Herleitung kann allerdings wegen der Vielzahl der Einflußfaktoren aus dem weiten Feld

„Boden“ und „Klima“ unterschiedlich sein (EBERL 2000, mündl.):

• hoher Niederschlag im „Hohen Solling“, also sehr humides Klima mit Feuchte und Kühle, führt auch bei geringerer Wasserspeicherfähigkeit des Bodens bedingt durch hohen Skelettgehalt und/oder geringe Mächtigkeit zu der Ausweisung von „frischen-vorratsfrischen“ Hangstandorten (23)

• geringer Niederschlag (680 mm/a) im Wuchsbezirk „Göttinger Wald“, der von Osten gut mit Warmluft versorgt wird (GÖRGES 1969:30) kann hingegen nur dann mit solch einer Klassifizierung einhergehen, wenn von der edaphischen Seite durch die nutzbare Wasserspeicherkapazität (nWSK) der Standort aufgewertet wird

Derartige Konstellationen und Wertungen führen z.B. für den Oberharz zu einer relativ seltenen Kartierung von „mäßig frischen“ im Gegensatz zu „frischen-vorratsfrischen“ Ebenen (nach dig.

frischer, vorrats- und nachhaltsfrischer Standorte ist in den hohen Niederschlägen des Harzes, die über die Geländewasserhaushaltsansprache mit einfließen, begründet.“

EBERL (1998:10-14) erläutert das Verfahren und meint, dass die „Gliederung ... in der Vergangenheit eher grobschematisch“ war, weil die „formalisierte Grenzdefinition“ fehlte. Somit beruhte die zweite Phase des Gesamtkartierungsverfahrens auf einer unscharfen primären Grundlage, die für genaue Vergleiche wenig geeignet war.

Die Zahl der in einem Wuchsbezirk kartierten Standortstypen schwankt zwischen 30 und 50 (GÖRGES

1969:44). Auf die digitalen Kartierungen blickend erscheinen diese Zahlen heute zu gering, selbst dann, wenn die in den letzten Jahrzehnten kartierten Varianten (2.3.2.4) nicht einbezogen werden.

Unterteilt man Niedersachsen in nur sechs Bodenregionen nach geologischem Ausgangsmaterial, Bodenentwicklung und Klima, so kann man in ihnen deutlich unterschiedliche Waldanteile vorfinden, die siedlungsgeschichtlich bedingt sind, und kann Bodenregionen eine forstliche Bodennutzung zuordnen (WACHTER 1999:82f). Für das durch pleistozäne Lockergesteine bestimmte Tiefland wird der Buchengrundbestand mit Beimischungen von Kiefer und Fichte sowie zu geringen Anteilen auch mit Douglasie und Lärche vorgeschlagen. Im Bergland solle auf reicheren Standorten dem Edellaubholz mehr Bedeutung zugemessen werden, auf ärmeren Standorten im Buchengrundbestand Fichte, Lärche und Douglasie gefördert werden.

Digitale Ansätze zur objektiveren Ausweisung von Wuchsräumen anhand von numerischen Größen auf Rasterdatenbasis wie Atlantizität (Temperaturdifferenz Januar-Juli) und Vegetationszeit werden von der Landesforstverwaltung geprüft. Sie bedürften allerdings, um Operationalität für die Forstwirtschaft zu beinhalten, einer methodisch und kartographisch generalisierenden Bearbeitung, da die ordinal skalierten Klassen zu hohen Verzahnungsgrad und Streuung in der Fläche aufweisen. HARGROVE & LUXMOORE

(1997:5) verweisen auf den Vorteil einer statistischen und damit objektivierten Ausweisung von

„ecoregions“, die mit Wuchsräumen vergleichbar sind.

2.3.2 Komponenten des Standorttyps

Der „Standort“ -verschlüsselt in der „Standortstypenkennzahl“- ergibt sich aufgrund der Definitionen in der „Forstlichen Standortsaufnahme – Geländeökologischer Schätzrahmen – Anwendungsbereich:

Mittelgebirge, Bergland und Hügelland“ des Niedersächsischen Forstplanungsamtes Wolfenbüttel (NFP).

Er wird hier kurz GÖS (2000) genannt (Anhang). Die Standortskennzahl ist zumeist wie folgt aufgebaut.

Tab. 2: Komponenten der Niedersächsischen Forstlichen Standortstypenkarte.

(vgl. Abb. 11 und Anhang). Kurzsynonym Wasserhaushaltszahl Nährstoffzahl (Substratzahl) Lagerungszahl Variante

arbeitsinternes Synonym

Wasserhaushalt Nährstoff (Substrat) Substrat / Lagerung, Lagerung

Zusammenfassend lautet die Kodierung in diesem Beispiel 26.3+.2.3t. Die Komponenten werden in einer gegenüber der Tabelle veränderten Reihenfolge, beginnend mit Substraten vorgestellt, weil Substrate die Grundlage der späteren Modelle sind. Weiteres kann WACHTER & PIEPER (1996) entnommen werden.

2.3.2.1 Substrat / Lagerung

Die Substrate separat ohne ihre Lagerungsverhältnisse zu erläutern ist wenig sinnvoll, obwohl die sieben Substratklassen der Tab. 3 bestimmte spezifische Merkmale aufweisen, ohne die sie die jeweilige Klasse nicht ausbilden könnten. Substrate haben demnach ihren eigenen „Charakter“. Das Ausschlaggebende der einzelnen durch die Kodierung implizierten Werte wird aber erst in der Gesamtschau der Lagerungsverhältnisse deutlich. Für die spätere Modellierung ist es notwendig, die Eigenheiten dieser Standortkomponente offenzulegen.

Fällt ein Standort in eine bestimmte Substratklasse wie z.B. in Klasse 3, so setzt er sich i.d.R. aus mehreren Komponenten zusammen, beispielsweise im Fall Substrat / Lagerung 35 aus überlagerndem Löß und unterlagerndem, basenarmen Silikatgestein. Beide Komponenten sind separat aber auch namengebend für eine Substratklasse, nämlich 3 oder 2. Je nach Ausprägung (Mächtigkeit, Chemismus u.a.) der einzelnen Komponente erfolgt die Zuordnung. In der folgenden Vorstellung des Wertespektrums werden aus Gründen der Vereinfachung auch die Komponenten der Substrat / Lagerungszahl als

„Substrat“ bezeichnet, obwohl dies in erster Linie der integrierende Oberbegriff ist1.

Genaue Definitionen der Substrate und deren Lagerung enthält die Tabelle im Anhang. Die Definitionen nach GÖS wurden zwecks Übersichtlichkeit in zweierlei Weise gegliedert:

1 Textlich nach den Begriffen Hauptbestandteil, Überlagerung und Unterlagerung.

2 Graphisch-tabellarisch (Tab. 3) nach der Schichtabfolge.

Um die graphisch-tabellarische Übersicht erstellen zu können, wurden einige Formulierungen des GÖS gekürzt und so eine Verallgemeinerung durchgeführt. Für die Substrate sind folgende Kriterien, die bereits hier kurz genannt werden, entscheidend:

• Vorkommen bestimmter Locker- oder Festgesteinsmaterialien

• Mächtigkeiten der Lockermaterialien

• Fein- und Grobbodenanteil, ~Bodenart

• Basengehalt / Kalkgehalt

Beispielsweise ist für die Einstufung in die Klasse 6 „basenreiches Silikatgestein“ der Karbonatgehalt des Grundgesteins bzw. der Decke maßgebend: Bis zu dem Wert c3 (Karbonatgehalt des Feinbodens bis 10 m%, AKS 1996:81) ist Substrat 6 adäquat, danach bei stärkeren Karbonatgehalten bis c6 (>50 m%) sind

„Kalke“ (4) auszuweisen.

Die bis dato kartierten Kombinationen dieser Merkmale bzw. Kriterien finden sich in Tab. 3 in Form von vierzig Substrat / Lagerungszahlen (11 bis 74). Durch farbige Zeilen wird die Schichtfolge verdeutlicht.

Farben korrespondieren mit der übergeordneten Substratklasse der linken Spalte. Die obere „Schicht“

wird in dieser Arbeit zumeist „Decke“ genannt, die untere „Schicht“ ist das „Unterlagernde“. Dies ist nicht mit der z.B. in VÖLKEL (1995:26f) vorgestellten Terminologie gleichzusetzen. Das „Unterlagernde“

soll in dieser Arbeit so verstanden werden, dass es eine ggf. vorkommende Basislage und das Anstehende, was in den standörtlich bedeutsamen Bereich hineinragt, umfasst.

Kurztexte zeigen z.B. graduelle Unterschiede in Substraten zwischen Lagerungsklassen auf (schwach verlehmt, verlehmt) oder geben die geforderten Mächtigkeiten an. Weitere Merkmale hätten aufgenommen werden können; aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden nur einige angeführt.

Regelhaftigkeiten sind bei vertikaler und horizontaler Betrachtung der Tab. 3 zu erkennen:

• Es gibt ein- und mehrschichtige Böden.

• Basenarme, basenreiche, kalkhaltige oder tonige Materialien über-/unterlagern sich gegenseitig oder unterlagern die drei anderen Materialien des Substrats 1, 3 oder 7.

• Bei den Lössen und Kolluvien/Alluvien (3 und 7) liegt das bestimmende Material oben.

Deckenmächtigkeit u. Chemismus des Unterlagernden ergeben gewisse Parallelität zwischen 3 und 7.

• Bei den Tonen (5) liegt das bestimmende Material fast immer unten.

• Je nach Mächtigkeit bzw. Zusammensetzung einer Schicht fällt die Kombination in eine bestimmte Substratklasse: Z.B. Löß über Kalk kann in 3 (33) oder 4 (44) eingeordnet werden (vgl. Abb. 48).

• Innerhalb einer Substratklasse gibt es tendenziell eine Unterscheidung von gröber/skelettreicher hin zu feiner/skelettärmer, so bei SUBLAG 11, 12, 21, 22, 23, 31, 32, 41, 42, 43 und 61, 62, 63.

• Innerhalb Substrat 1, 2, 3 und 7 ergeben die Unterlagerung durch Kalk oder basenreichere Silikatgesteine dieselben Substrat / Lagerungsklassen: 15, 25, 33 bzw. 73. Beide unterlagernden Substrate können auf Grund der Mächtigkeit des andersartigen, auflagernden Materials nur eine geringe, vergleichbare Verbesserung hinsichtlich der Nährstoffversorgung des gesamten Standorts hervorbringen, was eine Zusammenfassung erlaubt.

• Das überdeckende Material ist bei geringer Mächtigkeit nicht näher spezifiziert (grau):

Lagerung 12, 16, (47), 52, 55, 56, 62.

Die zugrunde liegenden differenzierteren Kriterien und Kriterienwerte sind in Tab. 4 zusammengestellt.

Fehlende „Symmetrie“ und fehlende methodische Gleichartigkeit bei der Klassenausweisung wird durch die Kriterienanwendung der zwei Beispielklassen Substrat / Lagerung 22 und 71 verdeutlicht: Nicht jedes Kriterium wird in den einzelnen Fällen herangezogen. Lagerung 71 ergibt sich beispielsweise, wenn > 7 dm mächtiges Kolluvium auftritt.

Grob- Blöcke-Steine <2 3-7 , unverlehmt 3-7 , unverlehmt 3-7 , unverlehmt 3-7 , unverlehmt 2-7, Feinb.+

boden Kiese-Schotter basenarm Ton Kalk basenreich Kiese-Schotter

2 21 24 26

basenarm <1, unverlehmt 3-7, schw. verlehmt <3, schluffig 3-7, verlehmt 3-7, schluffig >7 >7 >7 <7

Ton Kalk basenreich

3 31 32 35

Fein- >15, verunreinigt >15, typisch 7-15, a. angereichert 7-15, a. angereichert >15, stauend >7, gestaut 7-15, auch verarmt

boden Kalk basenreich stauend basenarm

4 41 42 43 44 45 46 48

Kalk <1, steinig+ <2 2-4 4-7 >3 >3 Kalksandstein <7 >3

steinig steinig - steinig - basenreich basenarm Kalksandstein (Bröckel-)Ton

5 52 55 56

Ton schwer >7 <2 2-7, verlehmt 2-7, schluffig >7 2-7 <3 3-7

Kalk Bröckelton Bröckelton

6 61 62 64 65

basenreich <1, steinig+ 2-4 4-7, verlehmt 4-7, schluffig >7 >7

steinig steinig - steinig - basenarm stauend

7 71 72 Erläuterung

Kolluvium >7 2-7 2-7 2-7 >2, stauend <7, gestaut 2er 3er 6er Decke

Alluvium basenarm Kalk basenreich alle stauend 2er 6er Unterlag.

47

74 63

73

23 25

33 34

. 2.3 Forstliche Standortskartierung in Niedersachsen

51 53 54

22

Tab. 4: Kriterien zur Herleitung der Substrat / Lagerungszahl.

Beispiel Lagerung 22 ~ kursiv, Lagerung 71 ~ Fett. (Vgl. Abb. 10 und Tab. 3).

Decke

basenreicher schwach verlehmt < bzw. > 2 nein basenreich nein nein

kalkhaltig schluffig < 3 bzw. > 3 Kalk

tonig < bzw. > 4 Ton

skelettreich < bzw. > 7

< bzw. > 15

Innerhalb der Substratklassen gibt es begründete Abweichungen von dem konzeptionellen Schema, um bestimmte ungewöhnliche Standorteigenschaften in den GÖS zu integrieren. So wurden Standorte in Klassen zusammengefasst, obwohl sie streng genommen unter Anwendung gleicher Kriterien nicht zu integrieren sind. Der Grund für solche Kompromisse ist auch ein pragmatischer: Der Kennzahlenkatalog sollte nicht ausufern. In solchen Fällen sucht man vergebens nach einer Kombination, zu der ein im Gelände vorgefundener Standort besser passen würde; es existiert gewissermaßen eine Lücke im Schema.

Lücken und Abweichungen im GÖS sind dann aber konsequent, wenn eine bestimmte Schichtkonstellation praktisch nicht auftreten kann oder wenn das entscheidende Kriterium andere Kriterien übersteuert oder impliziert:

Substrat 1, (feinbodenärmste Decke)

- Die Kombination mit Löß fehlt, weil Substrat 1 per se feinbodenarm ist und Löß dem widerspricht.

- Die Komponente „feinbodenärmste Decken“ fehlt bei den anderen sechs Substraten, weil ohnehin Substratklasse 1 resultiert, wenn derartige Decken existieren.

Substrat 2, (basenarmes Silikatgestein), - siehe unten Besprechung von 26 und 54.

Substrat 3, (Löß oder ähnliche feinkörnige Sedimente)

- Dreimal bzw. zweimal ist das Lockersubstrat so mächtig, dass die Unterlagerung ignoriert wird:

31, 32, (34). Die drei Fälle unterscheiden sich aber in der Bodenart bzw. der Hydromorphie.

Substrat 4, (Kalk)

Wegen den besonderen Verwitterungsbedingungen auf Kalkstein (Lösung, Skelettreichtum), der Bedeutung des Kalkes hinsichtlich des Chemismus und der Verwandschaft zu Substrat 6 ergeben sich besonders viele Konstellationen (SUBLAG 41 - 48).

Substrat 5, (Ton)

- Überlagerung des Tons durch basenreiches Silikatgestein oder die Unterlagerung des Tons durch Kalk in größerer Tiefe ergeben dieselbe Substrat / Lagerungsklasse 54.

- Die Bröckeltone stellen eine Besonderheit dar; sie bilden keine Stauschichten.

- siehe unten Besprechung von 26 und 54.

Substrat 6, (basenreiches Silikatgestein)

- die Kombination mit Kalk ist wegen der übergeordneten Bedeutung des Kalks bei seinem Vorkommen überflüssig; es ergibt sich 45.

Substrat 7, (Kolluvium/Alluvium)

Lockersubstrat ist in einem Fall so mächtig, dass die Unterlagerung ignoriert wird: 71.

Eine Parallele in der Klassendefinition gibt es bei der Gruppe 4 „Kalke“ und 6 „basenreiche Silikatgesteine“ zwischen 41, 42, 43 einerseits und 61, 62, 63 andererseits. Dies ist eine Abweichung gegenüber den anderen Substratklassen. In beiden Definitionen wird auf den Skelettgehalt abgehoben. Er variiert von „sehr stark skeletthaltig“ (.1) zu „schwach skeletthaltig“ (.3). Die Überlagerungsbedingungen sind vergleichbar. Der Unterschied zwischen den Substratklassen 4 und 6 liegt aber in dem bereits erwähnten Karbonatgehalt (4 > c3 >= 6). Die Betonung des Skelettgehaltes z.B. im Gegensatz zu der Umschreibung bei der Substratklasse 2 (sandig - lehmig) ist deshalb eingeführt worden, weil die Substrate 4 und 6 ohnehin „reich“ im Sinn von „basisch“ sind und die Lagerungszahlen nunmehr in Hinblick auf den Wasserhaushalt (viel Skelett ~ wenig Speicherkapazität) differenzieren sollen.

Die Kombination 26, „basenreich“ über „basenarm“, erscheint bei erster Betrachtung ebenso als eine Ausnahme vom Gesamtkonzept. Ähnliches gilt für 54, „basenreich“ über Ton. Bei näherer Betrachtung ist die Vergabe dieser Klassen aber konsequent. „Basenreich“ über Substrat 1, 3 und 7 zu vergeben ist nicht angebracht, weil der Charakter von 1, 3 und 7 durch Lockermaterial, Bodenart und/oder Mächtigkeit bestimmt ist. Die Kombination mit Kalk (4) ist in das Schema nicht explizit eingebaut, da derartige Standorte bis dato nicht vorkommen. Durchgängiger hoher Basengehalt ist bereits integriert (62 und 63). Somit bleiben nur die beiden explizit definierten Kombinationen 26 und 54 für den Fall einer Überlagerung eines liegenden Materials durch Deckschichten, die „basenreicher“ sind. Durch die verschieden gewichteten Kriterien, die dem gesamten Konzept zugrunde liegen und die Deckengenese, die nicht alle Kombinationen erlaubt, sind also nicht alle bei sieben Ausgangsmaterialien theoretisch möglichen Klassen vorhanden.

Bei einer Formulierung wie „bis 2 dm mächtig“ kann die Deckschicht gänzlich fehlen: Wenn bei einem Standort wie 42 (stark skeletthaltige Kalkverwitterungsböden, auch mit Lößbeteiligung) die Deckschicht, die bis 2 dm mächtig sein kann, fehlt, aber der Standort nicht in eine verwandte Klasse wie 41 einzuordnen ist, weil dort „sehr stark skeletthaltig“ gefordert wird, ist in 42 einzuordnen gerechtfertigt.

Verwechselungen zwischen ähnlichen Lagerungsverhältnissen beugt der GÖS in der Ergänzung der Grenzbereichsdefinition vor: Es gibt einen Eintrag „Nicht auszuscheiden bei“, in dem durch die Nennung jeweils anderer Substrat / Lagerungszahlen ein Hinweis auf Abgrenzung gegenüber ebendieser Klasse gegeben wird. Beispiele sind:

Lagerung Nicht auszuscheiden bei 25 47

53 24 und 74

73 45, 62 und 63

In der ersten Zeile wird auf die Zuordnung entweder zu sandig-schluffigen Bodenarten (>7 dm) über Kalk (25) oder Kalksandsteinböden mit Decken <7 dm (47) hingewiesen. Das zweite Beispiel umfasst die Überdeckung der Tone mit lößbeeinflussten und/oder basenarmen Materialien (53) gegenüber den tonunterlagerten basenarmen Silikaten (24) bzw. den tonunterlagerten Kolluvien (74). Das dritte Beispiel schließlich betont die Genese der ersten Schicht, des Kolluviums, über basenreichem oder kalkhaltigem Material (73). Dem stehen Kalke über basenreichem Material (45) und Deckschichten bis zu 4 dm bzw. 7

In Anbetracht der Konstellationen und Kriterien ist festzuhalten:

1 Substratklassen richten sich nach der Betonung einer der die Lagerung ausmachenden Schichten.

2 Substratklassen können fast immer nur durch die Kenntnis zweier Schichten in Substrat / Lagerungsklassen differenziert werden.

Wenn für Substratklassen ohnehin die Kenntnis über die Vorkommen zweier Schichten notwendig ist (1), dann ist bereits die Information vorhanden, die zur Definition von Substrat / Lagerung notwendig ist.

Demnach ist eine scharfe Trennung der scheinbar einfach herzuleitenden Information „Substrat“ von der vermeintlich komplexeren „Lagerung“ nicht generell gegeben.

Das vorgestellte Gefüge ist für die Herleitung von Substraten mit Hilfe der geologischen Information (7.1.4.1) und auch mit rein geomorphologischen Informationen (7.1.4.2) bedeutsam. Die modelltechnischen Konsequenzen werden in den vorgenannten Abschnitten ausgeführt.

Einordnung in Bodenkundliche Systematiken

„Substrate charakterisieren ... die bodenbildenden Ausgangsgesteine sowie deren Verwitterungs-, Umlagerungs- und Verlagerungszustand. Demnach werden bei der Kennzeichnung der Substrate z.T.

auch Eigenschaften erfaßt, die das Ergebnis von Bodenbildungsprozessen sind.“ (ABDBG 1998:137).

Man unterscheidet in Substratart und substratsystematische Einheiten (Substrattypen). Die Substratart richtet sich nach der Zusammensetzung und der Genese ohne Berücksichtigung der vertikalen Abfolge.

Die systematische Einheit berücksichtigt die Abfolge der Substratarten(horizonte oder -schichten) (S.

135ff). Je nach Differenzierungsgrad ergeben sich Niveaus: Hauptgruppen, Gruppen und Untergruppen.

Die o.g. Zusammensetzung beinhaltet u.a. die Bodenmerkmale Grob- und Feinbodenart, Karbonatgehalt, Kohlegehalt und für den Fall, dass Festgesteine in den Ansprachebereich gelangen, deren Bezeichnung nach dem Symbolschlüssel Geologie (SSG, S. 138, 144ff). Auf dem hohen Niveau der Substrathauptgruppe wird dabei nur zwischen karbonathaltigem und karbonatfreiem Gestein unterschieden, eine Klasse der Substratgruppe ist z.B. ^sa Sandstein, eine Gliederung in Untergruppen ist

^sar Arkose und ^s Sandstein. Für Material, das nicht dem Festgestein zugerechnet wird, ist die Verknüpfung der Fein- und Grobbodenkomponenten von großer Bedeutung. Extreme Beispiele sind

^sar Arkose und ^s Sandstein. Für Material, das nicht dem Festgestein zugerechnet wird, ist die Verknüpfung der Fein- und Grobbodenkomponenten von großer Bedeutung. Extreme Beispiele sind