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6. Ausgaben für die Wissenschaft und Finanzierungsquellen 1. Ausgaben für die Wissenschaft

7.2.3. Neue Formen der Forschungsfinanzierung im Wirtschaftsbereich Tschechische Republik

Um die Ziele der Transformation erfolgreich zu verwirklichen, ist es unabdingbar, daß sich die Finanzierung der Forschung vom Staat auf die Privatwirtschaft verschiebt (Filacek 1994.S.109).

Bis Ende 1994 sollen rund zwei Drittel der FuE-Kapazitäten privatisiert sein. Untersuchungen zeigen, daß mit der Privatisierung ein deutlicher Rückgang des Umfangs der For-schungstätigkeit einhergeht und daß sich wesentliche Veränderungen in der Struktur der Tä-tigkeiten vollziehen. Der Schwerpunkt der Arbeit der Forschungsinstitute hat sich von der eigentlichen Forschung auf Dienstleistungen und auf die Produktion verlagert.

In den letzten drei Jahren ist es zu markanten Veränderungen zwischen den verschiedenen Finanzierungsquellen von Forschungsinstituten gekommen. Eine herausragende Tendenz ist die Verschiebung von institutionellen zu vertragsgebundenen Formen. Seit 1993 wächst auch der Einfluß der Projektmittel; er ist aber noch unbedeutend.

Die Experten erachten es als unabdingbar, daß der Staat der Forschung im Wirtschaftssektor mehr Unterstützung zukommen läßt, insbesondere durch Kürzung der Steuern für die For-schungseinrichtungen. Bisher hat sich der Staat bei der Bildung eines innovationsfördernden Umfelds auf Impulse des Marktes verlassen und nicht effizient genug durch eigene Schritte zur Bildung eines solchen Umfelds beigetragen. Gewisse Signale für staatliche Aktivitäten in diesem Bereich sind erst in letzter Zeit zu beobachten.

Ungarn

Die wachsenden strukturellen und finanziellen Schwierigkeiten in der Wirtschaft führten zu einer radikalen Reduzierung der finanziellen Mittel für die Forschung und Entwicklung. Viele Unternehmen waren nicht in der Lage, ihre FuE zu bezahlen; sogar die Abgaben an den zen-tralen Technologischen Entwicklungsfonds sanken von 1886 bis 1990 um 26% (Darvas 1994, S.49). Die Anzahl der Wissenschaftler und Ingenieure sank um 30%. Ein Teil der FuE-Einheiten der Unternehmen wurde zu kleinen Organisationen des sog. "neuen Typs" umge-wandelt und schied bis zu einem gewissen Grad aus dem FuE-Sektor aus. Die ungarische Sta-tistik ist bemüht, die Aktivitäten dieser neuen kleinen FuE-Einrichtungen zu erfassen. 1991 wurden 146 solcher kleinen Unternehmen mit insgesamt ca. 1000 Beschäftigten gezählt.

In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den FuE-Abbau zu stoppen oder wenigstens abzumildern, dazu zählen beispielsweise:

- Appelle und Resolutionen an die Regierung und die Öffentlichkeit von Seiten der Wis-senschaftler, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen,

- die Erarbeitung von Vorschlägen und Programmen zur Umstrukturierung, - die Bildung eines Komitees durch das Ministerium für Industrie und Handel.

Desweiteren wurde eine Holding zur Verwaltung des Eigentums der Institute, die vorher den Ministerien unterstellt waren, gegründet. 32 Forschungsinstitute haben sich dieser Holding angeschlossen. Weitere Sub-Holdings fassen die Institute der einzelnen Branchen zusammen.

Bei der Privatisierung behalten die Forschungsinstitute nur so viel Vermögen, wie sie ohne Schwierigkeiten selbst erhalten können. Teure Instrumente und wissenschaftliche Geräte sind Eigentum der Sub-Holding und werden zu reduzierten Preisen an die Mitgliedsinstitute ver-liehen.

Aus ausgewählten Instituten wird ein neues Forschungsnetzwerk, ähnlich der Fraunhofer Ge-sellschft in Deutschland, gebildet. 17 Institute wurden durch internationale Ausschreibungen evaluiert.

Bulgarien

Die Veränderungen im Produktionsbereich hatten weitgehende Auswirkungen auf Funktion, Struktur und Ergebnisse der Wissenschaft im Wirtschaftssektor. Auch in Bulgarien ist der größte Rückgang bei der Industrieforschung festzustellen. Von 1990 bis 1992 betrug er 4 3 % . Die vom Staat gewährten Mittel für Industrieforschung haben sich stark verringert. Erhielten die branchenorientierten Einrichtungen im Jahre 1989 noch 67% der landesweit zu Verfügung gestellten Mittel, so betrug dieser Anteil 1991 54% und 1992 50%.

Eine wichtige Form des Technologietransfers ist die Bildung wissenschaftlicher Parks. 1987 wurden 20 "technologische Zentren für Technologietransfer" gegründet, von denen einige Elemente eines wissenschaftlichen Parks aufweisen. Leider gelang mit diesen Zentren kein flexibler Technologietransfer, wie er aus den Erfahrungen der Industrieländer bekannt ist. Im Bericht wird erwähnt, daß gegenwärtig einige, wenn auch schüchterne Versuche zur Grün-dung sog. "Technologischer Geschäftszentren" unternommen werden. Diese Zentren sollen Dienstleistungen im Bereich der Innovation, der Entwicklung wirtschaftlicher Strukturen für KMU und des beschleunigten Technologietransfers bieten. Der neu gegründete Verband von

10 Technologiezentren stellt einen ersten Versuch zur Errichtung eines bulgarischen Netzwer-kes dar.

Schlußfolgernd wird festgestellt, daß ohne die Unterstützung des Staates und ohne Ver-ständnis der Gesellschaft der Einfluß dieser Formierungen auf die Entwicklung von KMU sehr begrenzt ist.

Resümee

Die Ausgewertung der 11 Forschungsberichte zeigt, daß bereits die empirische Erfassung der Finanzierungsströme methodisch außerordentlich schwierig ist. Die meisten Länderberichte enthalten kaum Daten zur Finanzierung der Wissenschaft, die vorhandenen sind lückenhaft und nicht vergleichbar. Für die Entscheidungsfindung hinsichtlich zukünftiger Wissenschafts-politk und um Zutritt zu den internationalen Organisationen zu erhalten, erfolgt in allen Län-dern eine Umstellung der Wissenschaftsstatistik, der Methodik ihrer Erfassung und der Analy-se. Dabei sind hinsichtlich der Finanzierung der Wissenschaft noch mehr Fragen ungeklärt als bei der statistischen Erfassung des wissenschaftlichen Personals.

Aus den Veränderungen in der Statistik und deren Methodik resultiert eine Reihe von Fragen für weitere systematische Analysen:

• Welche Daten über die Finanzierung der Wissenschaft gibt es, inwiefern bringen sie deren Struktur und Dynamik nach Finanzierungsquellen, Einsatzbereichen der Mittel und Ausga-bearten zum Ausdruck; welche Lücken gibt es dabei?

• Welche Probleme gibt es bei der Datenerfassung sowie bei der Analyse und Wertung der verfügbaren Datenmassive ?

• Welche Schwierigkeiten gilt es bei der Umgestaltung der Wissenschaftsstatistik auf in-ternational vergleichbares Niveau zu lösen ?

Es kristallisieren sich darüber hinaus grundlegende Fragen im Zusammenhang mit der Fi-nanzierung der Forschung heraus, die einen entscheidenden Einfluß auf die Dynamik und die Erfolge bei der Umgestaltung der Wissenschaft in den ost- und mitteleuropäischen Ländern ausüben. So wird der Rückgang der FuE-Aufwendungen als das zentrale Problem für die un-befriedigende Entwicklung der Wissenschaft gesehen, was sogar zu ihrer teilweisen Zerstö-rung führte bzw. führen kann. Andererseits ist den vorliegenden Berichten zu entnehmen, daß oft erst die Ressourcenverknappung zu Veränderungen in der Struktur und Organisation der Wissenschaftsysteme und die Einführung neuer Finanzierungsformen veranlaßte. Gegenwärtig werden verschiedene Maßnahmen erprobt. In einem diesbezüglichen Forschungsprojekt wären folgende Fragen zu untersuchen:

• Welche Veränderungen in den Finanzierungsformen gibt es ? Wie wirken die einzelnen Finanzierungssysteme, welche Vor- und Nachteile haben sie?

• Welche Ziele werden mit den neuen Finanzierungsformen verfolgt, insbesondere hin-sichtlich ihrer Wirkung auf die Transformation, auf eine starke Ausdifferenzierung und neue Profilierung der Wissenschaft (Prioritätensetzung für die Wissenschaft durch und mit Hilfe finanzieller Mittel)?

• Durch welche Finanzierungsmaßnahmen kann man die Zusammenarbeit und die Ver-flechtung der einzelnen Wissenschaftssektoren verbessern?

• Welche Rolle spielen ausländische Finanzierungsquellen? Wie können Anteil und Effi-zienz der Unterstützung sowie die Kooperation mit dem Ausland erhöht werden?

In allen Ländern ist FuE im Wirtschaftsbereich besonders stark zurückgegangen. Dieser Pro-zeß konnte in der Regel auch noch nicht aufgehalten werden. Gleichzeitig ist die Zu-sammenarbeit der Akademien und Hochschulen mit den Unternehmen und Einrichtungen der Wirtschaft auf ein Minimum geschrumpft. Erste Erfahrungen werden mit der Aus- und Neu-gründung kommerzieller Einrichtungen aus dem Wissenschaftsbereich gesammelt. Wichtig für den Erfolg der Transformation der Gesellschaft insgesamt, aber auch der Wissenschaft, ist deshalb die Beantwortung folgender Fragen:

• Kann der Fortschritt bei der Transformation der Wissenschaftssektoren auch dann noch als positiv bewertet werden, wenn die AdW und die Hochschulen kaum noch Verbindungen zum Unternehmenssektor haben? Kann diese Verbindung durch die wissenschaftlichen Einrichtungen aktiviert werden und wenn ja, wie?

• Welche Fördermaßnahmen von Seiten des Staates sind erforderlich, um eine Kommer-zialisierung der Wissenschaft und die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Produktion voranzutreiben?

• Welche Erfahrungen wurden bei der Gründung technologischer Parks, Technologie- und Innovationszentren sowie innovativer KMU gesammelt; wie werden diese Strukturen des Technologietransfers gefördert, und wie ist ihre Wirksamkeit einzuschätzen?

Literaturverzeichnis

Die folgenden 11 Forschungsberichte, die als Arbeitsmaterial in der Forschungsgruppe Wissenschaftsstatistik, am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung vorliegen, wurden für die Analyse ausgewertet:

Dachin, A.; Ionescu-Sisesti, I.; Sandu.S.u.a.: Transformation Process of the science system in Romania Dagyte, I.: Transformationsprozesse in der Wissenschaft Litauens, Vilnius 1994

Darvas, G.: Transformation of the science and technological development system in Hungary, Budapest 1994 Filacek.A.; Krizova-Frydova,E.;Loudin,J.: Transformation des Wissenschaftssystems in der Tschechischen Re-publik, Praha 1994

Gaponenko, N.;Gokhberg, L.; Mindeli, L.:Transformation Wissenschaftssysteme in Rußland, Moskau 1994 Kristapsons,J.; Tjunina, E. Kalinina, G.: Transformation des Wissenschaftssystems Lettlands (1989-93), Riga 1994

Laas, J.: Über die Transformation des estnischen Wissehschaftsspäre im Zeitraum von 1988 bis 1994 Malachowski, W.: Network on the Transformation of Central and Eastern European science System: Poland Warsaw 1994

Malitzkij, B.; Nadiraschwili, A.: Transformation des Wissenschaftssystems der Ukraine, 1994 Nesswetailow, G^.rTnm¥fönmtiöh der Wissenschaft in der Republik Belarus, Minsk 1994

Simeonova, K: Netzwerk Transformation Mittel- und Osteuropäischer Wissenschaftssysteme, Phase 1, Bulgarien, 1994

Gegenwärtig wird die Herausgabe eines Buches mit überarbeiteten Fassungen dieser Länderberichte vorbereitet:

Mayntz, R.; Schimank, U.; Weingart, P, (Hg.): Transformation mittel- und osteuropäischer Wissen-schaftssysteme: Länderberichte zu den intitutionellen, personellen und finanziellen Veränderungen der For-schung. Verlag Leske & Budrich, Opladen 1995

Weitere Literatur:

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Kinelev,V.: Proschedschij god. Cto on prines? (Das vergangene Jahr. Was hat es ge-bracht?) in: Poisk, Nr. 16, 28.04.1994, S.4

Konschenko, A.I.: Finansirovanie Rossijskoj Akademii Nauk v pervom kvartale 1992 goda. (Die Finanzierung der Russischen Akademie der Wissenschaften im ersten Quartal 1992) in: Vestnik RAN, Moskau, Nr. 6, 1992 Meske, Werner (Hg.): Wissenschaft der RGW-Länder. Länderberichte zur Situation am Ende der 80er Jahre asus der DDR, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, der Sowjetunion, der Mongolischen VR, Vietnam und Kuba. Akademie der Wissenschaften der DDR, Institut für Theorie, Geschichte und Organisation der Wis-senschaft - Studien und Forschungsberichte Heft 30, Berlin 1990

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Tambovzev.V.: K rynku gotovy?, ( Zur Marktwirtschaft bereit?) in Poisk, Nr.31, 2.09.1994, S. 4

Zaltykow, B.: Mectat' ne grech, no lucsche ostat'cja realistom, (Träumen ist keine Sünde, aber besser man bleibt Realist) in: Poisk, Nr.30, 18.8.1994, S.3

Bisher erschienene Hefte der Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe Wissenschaftsstatistik:

P 93-401 Werner Meske

Die Umgestaltung des ostdeutschen Forschungssystems -eine Zwischenbilanz

P 93-402

Hansgünter Meyer

Neugestaltung der Hochschulen in Ostdeutschland -Szenarien - Friktionen - Optionen - Statistik P 93-403

Werner Meske und Werner Rammert (Hg.) Ein Blick auf die neue Wissenschaftslandschaft

Zur Lage der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung in Ostdeutschland

P 94-401

Alexander Nadiraschwili

Die Transformation der Wissenschaft in den Ländern der ehemaligen UdSSR - Angaben zum Ressourceneinsatz als eine Ausgangsbedingung für die Transformation

P 94-402 , Wener Meske

Veränderungen in den Verbindungen zwischen Wissenschaft und Produktion in Ostdeutschland P 94-403

Marion Höppner

Problems of Integration of Newly Established Research Institutes in East Germany P 94-404

Werner Meske

Science in East and West: Transformation and Integration of the East German Science System

P 95-401

Hansgünter Meyer

Die Paradoxien der Hochschulforschung und das Neugestaltungs-Syndrom