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4. Darstellung & Bewertung der Ergebnisse

4.1. Flora und Fauna Flora

Durch die Kartierung der Florenzusammensetzung in ausgewählten Teilbereichen und die anschließende Auswertung der Zeigerwerte nach Ellenberg et al. (2001) des Unter­

suchungsgebietes im Polder Schwarzer Graben II (SG II) konnten Ökoprofile der Stand­

orte ermittelt werden. Die Auswertung ergab, dass die Vegetation der westlichen Teilfläche, welche sich in der Randlage des Sülstorfer Sanders befindet, auf deutlich trockenere Standortbedingungen hinweist, als die in den Tiefenlagen kartierten Flächen. Zudem sind hier im Vergleich zu den übrigen Teilflächen die Standortbedingungen tendenziell stickstoffreicher und die Bodenreaktion zeigt ausgewogenere Säure-Basen-Verhältnisse.

Um diese Verhältnisse besser darzustellen, wurden die Mediane aller gewichteten Mittelwerte der Zeigerwerte der in den tieferen Lagen kartierten Flächen gegenüber dem gewichteten Mittelwert der westlichen Randlage (LUNG 2526) gestellt (Abb. 8).

Abbildung 8: Vergleich der Ökoprofile aus den gewichteten Mittelwerten der Zeigerwerte der Vegetation im Polder Schwarzer Graben II

Insgesamt wurden bei der Florenkartierung im Polder Schwarzer Graben II 31 Arten registriert. Von diesen Arten ist nur Silene flos-cuculi (Gefährdungskategorie 3 - gefährdet) in der Roten Liste von MVP aufgeführt. In der 1996 veröffentlichten Roten Liste des BfN

werden von den vor Ort registrierten Gefäßpflanzen Silene flos-cuculi auf der Vorwarnliste und Sagina nodosa mit der Gefährdungsstufe 2 (stark gefährdet) gelistet.

Zudem wurde festgestellt, dass die Flora der tieferen Lagen tendenziell ein höheres Arteninventar und ausgeglichenere Deckungsgrade aufwies als die westliche Teilfläche, welche zu 70 % mit Lolium perenne und zu 20 % mit Taraxacum officinale dominiert war.

Von insgesamt 31 registrierten Arten wurden 10 in der westlichen Teilfläche (LUNG 2626) registriert, von denen 6 auf den übrigen Teilflächen nicht wieder vorgefunden wurden.

Trotz der in den tieferen Lagen registrierten allgemein höheren Florendiversität, wurden bei der Begehung einige kleinräumige monodominante Reinbestände von Eleocharis palustris vorgefunden, welche mit in die Betrachtung der Florenzusammensetzung des Polders einbezogen worden sind.

Bei der Begehung des Standortes und der Begutachtung der Grabenbegleitflora wurden nitrophile Hochstaudenfluren (z.B. Phragmites austalis und Urtica dioca) in weiten Teilen des Untersuchungsgebietes festgestellt. Die den Gräben assoziierten Pleustophyten und Hydrophyten werden v.a. durch Lemna minor, Sagittaria sagittifolia und Potamogeton pectinatus dominiert. Das Auftreten dieser Pflanzen in und an den Gräben weist auf meso- bis eutrophe Standortbedingungen der aquatischen Lebensräume hin.

Abbildung 9: Ökoprofil der Standorte des Sukower Moores errechnet aus den gewichteten Mittelwerten der Zeigerwerte der Vegetation der einzelnen Teilflächen

Die Kartierung der Flora im Sukower Moor ergab trotz der ausgeprägten Höhendifferenzen ein recht einheitliches Bild. Es herrscht vor Ort ein durch Lolium perenne dominant charakterisiertes Saatgrasland vor, in welchem insgesamt nur 14 Arten registriert werden konnten. Die Ähnlichkeit der jeweiligen Teilflächen hinsichtlich ihrer Standortbedin­

gungen ist in Abbildung 9 als zusammengefasstes Ökoprofil des Sukower Moores

dargestellt. Hierbei wurde aus den gewichteten Mittelwerten der einzelnen Zeigerwerte der Medianwert berechnet und als repräsentativ für die gesamte Fläche angesetzt. Die teilweise äußerst gering ausgeprägten Schwankungen der Mittelwerte um den Median verdeutlichen die beschriebene Standorthomogenität.

Um ein vollständiges Arteninventar der Flächen zu erhalten, wäre eine gründlichere Erkundung der Flächen nötig, welche verschiedene jahreszeitliche Aspekte berücksichtigen sollte. Da diese Erkundungen so nicht durchgeführt werden konnten, wird auf eine pflanzensoziologische Einordnung der beschriebenen Flora weitestgehend verzichtet (s.u.).

Die Standorte des Sukower Moores und der westlichen Teilfläche des Polders Schwarzer Graben II (LUNG 2626) können aber nach der Auswertung durch ihr sich überschnei­

dendes Arteninventar sowie der dazugehörigen Ökoprofile als floristisch ähnlich bezeich­

net werden. Bei beiden Standorten handelt es sich um Standorte, welche unter die allgemeine Bezeichnung Fettwiese fallen. Im Allgemeinen handelt es sich bei beiden Standorten um einen durch Düngung (Gülle) hervorgerufenen Nährstoffreichtum. Dieser führt bei regelmäßiger Mahd (in beiden Fällen 3 bis 4-schürig) zu der Förderung bestimmter, den Standortbedingungen am besten angepasstesten, konkurrenzstarker Ober­

gräser. Diese sind im vorliegenden Fall v.a. Lolium perenne, Phleum pratense und Poa pratensis. Durch die regelmäßige Mahd werden zudem schnitttolerante Kräuter wie Capsella bursa-pastoris, Taraxacum off., Trifolium repens und Crepis biennis begünstigt.

Der Zentralteil des Polders Schwarzer Graben II gestaltet sich im Gegensatz dazu differenzierter. Hier sind zwar in den höheren Lagen, welche unter anderem geringere Moormächtigkeiten aufweisen, prinzipiell ähnliche Florenzusammensetzungen wie in der westlichen Randlage zu finden, sind aber in ihrer Ausdehnung aufgrund hoher Substratvariabilität weniger flächendeckend. Im Allgemeinen findet man vor Ort eine Mischung aus feuchtetoleranteren Süßgräsern (z.B. Deschampsia cespitosa, Alopecurus pratensis & Alop. geniculatus), Sauergräsern (z.B. Juncus effusus, Eleocharis palustris) sowie Kräutern (z.B. Potentilla anserina, Myosotis scorpioides). Die ursprüngliche Einsaat ist zwar in den meisten Bereichen des Polders vorzufinden, kann hier allerdings zu keiner Flächendominanz anwachsen. Nur in Teilbereichen des Polders, welche regelmäßig (2 bis 3-malig) gemäht werden, findet man trotz der tiefen Lage eine durch Süßgräser dominierte Vegetationsstruktur.

Die im Zentralteil des Polders auftretendes Reinbestände von Eleocharis palustris sind als ELEOCHARICETUM PALUSTRIS Schenn. 1919 potentiell Initialgesellschaft für die Weiterentwicklung zu Phragmition- oder Magnocaricion-Assoziationen und stellen ein Bindeglied zwischen diesen und des Lolio-Potentillion Verbandes dar (Pott 1995). Der

Verbleib der Gesellschaft innerhalb der Flächen ist allerdings fraglich, da die Existenz stark an wiederkehrende Störungen (z.B. Überflutungen, Suhlen oder Fahrspuren) gebunden ist. Da die Weiterentwicklung des Standortes zu Gesellschaften der oben genannten Assoziationen durch den bisher stattfindenden Nutzungsaspekt nicht absehbar ist, kann durch die Existenz der (Initial-)Gesellschaft, welche ja eigentlich nur ein Durchgangsstadium darstellt, nur die Häufigkeit und Intensität der auftretenden Störungen vor Ort abgeleitet werden.

Fauna

Bei der Begehung und Untersuchung des Polders Schwarzer Graben konnte durch Zufallssichtungen bestätigt werden, dass die gesamten Polderflächen als Vogelrastplatz fungieren. So konnten im Untersuchungsgebiet beispielsweise größere Vorkommen von Vanellus vanellus, Grus grus und Anser anser gesichtet werden. Die Gräben des Gebietes dienen Bufo bufo als Laichplatz. Zusätzlich wurden in den Gräben größere Populationen von Alburnus alburnus, Gerris lacustris, Sigara spec., Planorbarius corneus, Lymnaea stagnalis und Viviparus contectus beobachtet.

Bei der Untersuchung der Flächen des Sukower Moores wurde festgestellt, dass das Areal Brutgebiet für Alauda arvensis ist.

Bewertung

Im historischen Vergleich lässt sich feststellen, dass die durch Succow (1988) beschriebene floristische Ausprägung eines ubiquitären Queckensaatgraslandes im Polder SGII nicht mehr vorgefunden werden konnte. Dies betrifft sowohl die Flächen in Mahdnutzung als auch die Weideflächen des Polders. Ein erstes Auftreten von Silene flos-cuculi, Potentilla anserina und Ranunculus repens wurde bereits im Rahmen einer Effizienzkontrolle in den Jahren 1993 bis 1995 festgestellt (Succow 2001c). Dieser Zustand ist bis zum Aufnahmezeitpunkt 2011 erhalten geblieben. Die in Succow (ebenda) erwähnte flächenhafte Ausprägung eines Knickfuchsschwanz-Flutrasens in den tiefer gelegenen Arealen des Polders konnte zum Aufnahmezeitpunkt nicht beobachtet werden, da sich die Flächen offenbar in einem durch wiederkehrende Störungen verursachten Aufbaustadium befindet. Das Fehlen von Capsella bursa-pastoris in den meisten Teilflächen des Polders sowie das Auftreten bestimmter Arten (z.B. Eleocharis palustris oder Deschampsia cespitosa) bestätigt die durch Succow (ebenda) beschriebene Ausprägungen einer verbreiteten Wechselfeuchte. Da für den Bereich des Sukower Moores historische floristische Auswertungen fehlen, können nur allgemeine Zuordnungen getätigt werden.

Der aktuelle Zustand ist begründet durch eine intensive Nutzung, die sich äquivalent zu den höheren Teilflächen des Polders Schwarzer Graben II entwickelt hat. So sind die historischen Zustände (1983 bis 1993) einer reduzierten Wechselfeuchte im Polder SGII, identifiziert durch massives Auftreten von Capsella bursa-pastoris, im Standort Sukower Moor noch vorhanden.

Die einzelne Bewirtschaftungsform schlägt sich unmittelbar auf die Florenzusammen­

setzung nieder – eine dominierende Beweidung führt zu höherer Diversität, da diese auch deutlich selektiver wirkt – und kann im Zusammenwirken mit anderen Faktoren, v.a. durch Störungen und Wasserstände, Pionier- und/oder Ersatzgesellschaften hervorbringen. Im Umkehrschluss lässt sich feststellen, dass höhere Nutzungsfrequenzen und -intensitäten das Arteninventar verringern und zu einer Homogenisierung der Florenzusammensetzung führen, wie Anhand des Beispiels des Sukower Moores gezeigt werden konnte.

Die Existenz großer zusammenhängender Offenlandflächen bietet bestimmter Avifauna Lebensraum und ist u.a. Grund für die Ausweisung der Lewitz als europäisches Vogel­

schutzgebiet (SPA). Die Existenz der landwirtschaftlichen Nutzung führt allerdings zu einer immer wiederkehrenden Störung, was v.a. in den Sommermonaten die Artenabundanz der Avifauna reduziert.

Der aktuelle Zustand der aquatischen Lebensräume scheint sich im Vergleich zum Aufnahmezeitpunkt 2006 nicht wesentlich verschlechtert zu haben. Die durch eigene Untersuchungen identifizierten Mollusken, Pleustophyten sowie Insekten konnten in der Artenliste der 2006 stattgefundenen Gütekartierung nach WRRL des Banzkower Kanals zum großen Teil auch vorgefunden werden. Da eine systematische Untersuchung nicht durchgeführt wurde, ist mit dem Vorkommen weiterer Spezies zu rechnen. Von vorhandenen Grabstrukturen profitierend, ist hier mit v.a. mit weiteren Libellen- und Amphibienarten zu rechnen.