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Faunistischer Gradient in Abhängigkeit vom Abstand zur Plattform

1 Prozesse im Nahbereich der Piles Nordsee (AWI)

2.3 Auswirkungen auf die Infaunagemeinschaft

2.3.6 Faunistischer Gradient in Abhängigkeit vom Abstand zur Plattform

Im Sommer 2005 waren die Organismendichten bedingt durch die Ansiedlung juveniler Tiere etwa doppelt so hoch wie im Jahresmittel (Abb. 2.3.17 und Abb. 2.3.4). Das Verhältnis der Großgruppen zueinander war jedoch ähnlich. Die Individuendichte im Abstand von 25 bis 200 m Entfernung liegt mit ca. 8000 Ind. m-2 zwischen den Dichten die im 5-15 m Abstand zur Plattform und im Referenzgebiete (200-400 m) ermittelt wurden. Ähnlich wie im Referenzgebiet überwiegen, mit unterschiedlichen Abundanzen, die Borstenwürmer (Polychaeta), vertreten vor allem durch die röhrenbauenden Borstenwürmer Owenia fusiformis, Bäumchenröhrenwurm Lanice conchilega und Spioniden (Spio spp., Spiophanes bombyx). Die Abundanz der Krebstiere (Crustacea) war im Übergangsgebiet fast genauso gering wie im Referenzgebiet. Die Gradienten der ausschlaggebenden Arten werden weiter unten einzeln dargestellt. Mittlere Abundanzen für einzelne Arten werden im Anhang (Tab. 9.B und 9.C) aufgelistet.

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0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000

1 m 5-15 m 25-200 m 200-400 m

Abstand

[Individuen/]

Poychaeta Crustacea Echinodermata Mollusca Nemertini Phoronida Andere

Abb. 2.3.17: Mittlere Abundanzen der Großgruppen pro m² in unterschiedlichen Abständen zur Plattform im Sommer 2005.

Auch hinsichtlich der Biomasse bildete der Bereich 25-200 m den Übergang zwischen dem Plattformbereich 5-15 m und dem Referenzgebiet (Abb. 2.3.18).

0 50 100 150 200 250 300

1 m 5-15 m 25-200 m 200-400 m

Abstand

[g/m²]

Echinodermata Cnidaria Polychaeta Crustacea Mollusca Nemertini

Abb. 2.3.18: Mittlere Biomasse (Feuchtgewicht) der Großgruppen pro m² in den unterschiedlichen Abständen zur Plattform im Sommer 2005.

Auch hier dominierte wie im Referenzgebiet der Herzseeigel Echinocardium cordatum (Echinodermata) die Gesamtbiomasse. Nemertini spielten im Übergangsbereich eine deutlich geringere Rolle als nahe der Plattform, während Polychaeten und Mollusken größere Anteile an der Biomasse ausmachten. Im 1 m-Gebiet entfiel über die Hälfte der Biomasse auf die Blumentiere (Actiniaria/Cnidaria) und auf den der relativ großen Anteil der Schwimmkrabben an den Krebstieren (Crustacea). Im Gebiet 25-200 m war der Biomasseanteil der Krebstiere vor allem wegen des relativ großen Antennenkrebses Corystes cassivelaunus und den in großen Anzahlen vertretenen Processa modica ungefähr doppelt so groß wie im Referenzgebiet. Ebenso war der Anteil der Weichtiere (Mollusca), darunter hauptsächlich die Muscheln Mactra stultorum, Tellina fabula und Thracia papyracea, von Bedeutung.

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Die mobilen Borstenwürmer Eunereis longissima und die als Portunidae zusammengefassten Schwimmkrabben wurden in größeren Anzahlen nur in Greifern im 1 m-Abstand von FINO 1 gefunden (Abb. 2.3.19). Bereits im 5-15 m-Bereich wurden nur noch wenige Exemplare gefunden. Noch deutlicher war diese Tendenz bei der Flohkrebsart Atylus swammerdami ausgeprägt.

0

Eunereis longissima

Individuen 0,1m-²

Eunereis longissima

Individuen 0,1m-²

Entfernung zur Plattform [m]

Entfernung zur Plattform [m]

Entfernung zur Plattform [m]

Abb. 2.3.19: Arten mit abnehmenden Abundanzen in zunehmendem Abstand von FINO 1. Individuendichten pro Greifer (0,1 m²) im Sommer 2005, Trendlinie durch die Mittelwerte.

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Die beiden Flohkrebse Bathyporeia guilliamsoniana und B. elegans, sowie der mobile Borstenwurm Nephtys cirrosa wurden nur im 5-15 m Abstand in größeren Individuenzahlen registriert (Abb. 2.3.20). Ab 25 m Abstand sind die Dichten bereits gering.

0

Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

Individuen 0,1m-²

Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

Individuen 0,1m-²

Abb. 2.3.20: Arten mit höheren Dichten in der Umgebung von FINO 1. Individuendichten pro Greifer (0,1 m²) im Sommer 2005, Trendlinie durch die Mittelwerte.

Mit zunehmender Nähe zur Forschungsplattform nahm die mittlere Anzahl der zehnfüßigen Krebse Processa modica zu (Abb. 2.3.20), während die Anzahl der für die Lebensgemeinschaft des Gesamtgebietes charakteristischen Flohkrebse Urothoe poseidonis zur Plattform hin abnahm (Abb. 2.3.21). Der in der Nähe der Plattform nur vereinzelt gefundene aber für die Bodenfaunagemeinschaft typische Borstenwurm Chaetozone cf. setosa wurde mit zunehmendem Abstand in größeren Dichten gefunden. Die röhrenbauenden Borstenwürmer zeigten etwas unterschiedliche Tendenzen. Owenia fusiformis und Spiophanes bombyx wurden in größeren Anzahlen erst ab 25 m Entfernung gefunden, besaßen im Zwischenbereich schwankende mittlere und im Referenzgebiet die höchsten Abundanzen. Der Bäumchenröhrenwurm Lanice conchilega wurde in 1 m Entfernung und im Referenzgebiet in größeren Dichten angetroffen als in 5-200 m Entfernung. Bei allen drei Arten wurden in den Referenzproben vom Oktober wesentlich geringere Dichten gezählt (Owenia fusiformis: 0,3 Ind./0,1m²; Lanice conchilega: 5 Ind./0,1m²; Spiophanes bombyx: 21 Ind./0,1m²). Wahrscheinlich erfolgte bei den drei Arten im Juli eine Ansiedlung juveniler Tiere, deren Dichte anschließend abnahm. Deshalb waren die Abundanzen aus dem Zwischenbereich von Ende August möglicherweise bereits geringer als im Referenzgebiet Ende Juli.

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Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-² 0

Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-²Individuen 0,1m-²

Abb. 2.3.21: Arten mit geringeren Dichten in der Umgebung von FINO 1. Individuendichten pro Greifer (0,1 m²) im Sommer 2005, Trendlinie durch die Mittelwerte.

Die im Nahbereich der Plattform selteneren Muscheln Tellina fabula und Thracia papyracea erreichten im Bereich von 25 m bis 100 m ähnliche Dichten wie im Referenzgebiet. Anders sah es bei den Borstenwürmern Poecilochaetus serpens und Spio spp. (S. decoratus und S. filicornis) aus (Abb. 2.3.22). Beide Arten zeigten eine im Zwischenbereich zunehmende und dann wieder abnehmende Individuendichte. Die Dichten im Referenzgebiet im Oktober waren jeweils ähnlich wie im Juli, so dass ein ansiedlungsbedingter Einfluss nur im August eine Rolle gespielt haben könnte.

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Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

0

Entfernung zur Plattform [m] Entfernung zur Plattform [m]

Abb. 2.3.22: Arten mit höheren Dichten in der weiteren Umgebung von FINO 1. Individuendichten pro Greifer (0,1 m²) im Sommer 2005, Trendlinie durch die Mittelwerte.

Im Nahbereich von FINO 1 betrug das mittlere Individuengewicht von P. serpens sowohl im Juni als auch im September unter 0,5 mg (Abb. 2.3.23). Im Zwischenbereich von 25 bis 200 m Entfernung nahm Ende August das Individuengewicht mit dem Abstand von 1 bis 2,5 mg zu. Im Referenzgebiet wurden sowohl Ende Juli als auch im Oktober mittlere Gewichte zwischen 1 und 6,5 mg erreicht. Dies deutet eine Ansiedlung juveniler P. serpens im weiteren Umfeld an, während ältere Tiere nur im Referenzgebiet zu finden waren.

Entfernung zur Plattform [m]

Abb. 2.3.23: Nassgewicht pro Individuum von P. serpens in verschiedenen Abständen zu FINO 1 im Sommer und im Herbst 2005.

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